ANZEIGE
Lufthansa hat heute im Rahmen der ITB in Berlin das neue Premium Economy Produkt vorgestellt. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit führt Lufthansa in den nächsten knapp zwei Jahren ein neues Produkt ein, das nicht an die Neueinführung eines neuen Fluggeräts gekoppelt ist.
Das Produkt
Die LH Premium Economy bietet im Vergleich zu einem Economy Sitz bis zu 50% mehr Raum – aus Sicht der Lufthansa wird dies als das wichtigste Kriterium für viele Reisende gesehen. Gegenüber der regulären Economy wächst dabei nicht nur der Sitzabstand um 17cm auf 95cm (38“), auch durch die breitere Sitzfläche, eigene Armlehnen und eine Mittelkonsole hat jeder Passagier zukünftig auch zur Seite ca. 10cm mehr Platz. Damit sollen selbst sehr große Menschen nicht mehr mit den Knien nach vorne anstoßen, und die Privatsphäre im Oberkörperbereich ist deutlich verbessert.
Der neue, 33kg schwere Sitz (ca. 12 kg schwerer als der „normale“ Economy Class Sitz) selbst bietet außerdem eine Fußstütze, einen deutlich größeren IFE Bildschirm (Touchscreen & Fernbedienung), mehr persönliche Ablagemöglichkeiten und einen großen, sehr stabilen Tisch. Auch eine Steckdose und USB Lademöglichkeit wird an jedem Sitz vorhanden sein.
Zusätzlich kann jeder Passagier ein zweites Freigepäckstück einchecken, die Gewichtsgrenze pro Gepäckstück orientiert sich dabei an der Economy Class und liegt somit bei 23kg Maximalgewicht pro Gepäckstück.
Alle Sitzplatzreservierungen in Premium Economy werden kostenlos sein, egal in welcher Buchungsklasse gebucht.
Der Onboard-Service wird mit Wasserflasche, Amenity Kit, Welcome Drink, Menükarte, Gläsern statt Plastikbechern und aufgewerteten Mahlzeiten auf Porzellan deutlich von der Economy Class differenziert. Die Servicegänge bleiben dabei aber identisch mit der normalen Economy Class, es wird nach jetzigem Stand keine dediziert für die Premium Economy zuständigen Flugbegleiter geben (was im Vergleich zum Mitbewerb in Hinblick auf die Geschwindigkeit des Service nicht zwingend ein Nachteil sein muss – im Gegenteil, je nach dem wie der Service an Bord gelebt wird, kann sich hier auch ein besseres Service-Niveau einstellen).
Die erste Mahlzeit dürfte sich vor allem in der Präsentation und dem Umfang spürbar von dem Angebot der regulären Economy Class unterscheiden, Das Angebot an sich soll dem der normalen Economy Class ähneln. Bei der zweiten Mahlzeit erfolgt eine deutliche Aufwertung, anstatt einem kleinen Snack z.B. aus einer Pappschachtel erwartet die Passagiere der Premium Economy hier ein vollwertiger Service mit Tablett.
Der Loungezugang zu Lufthansa Business Lounges und zur Welcome Lounge ist auf Wunsch gegen Gebühr möglich, was bisher ausschließlich Begleitpersonen von Statuskunden vorbehalten ist. Die Kosten liegen dabei identisch mit den Gebühren, die Frequent Traveller für eine Begleitperson entrichten müssen – 25 € für die Business Lounge bzw. 50 € für die Welcome Lounge. Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Loungenutzung gegen Bezahlung nur in Lufthansa-eigenen Lounges möglich ist; an einzelnen Destinationen, an denen nur Partnerlounges vorhanden sind, ist die Loungenutzung gegen Gebühr nicht möglich.
„Insgesamt wird also ein Paket geboten, das vielen Reisenden entgegen kommt: bereits deutlich mehr Komfort als in der Economy Class – aber das immer noch zu einem Preis, der im Durchschnitt näher an Economy als an Business Class liegen wird“ sagt Annette Mann, die bei Lufthansa als Projektleiterin für die Einführung der Premium Economy verantwortlich ist.
Der Komfort
Lufthansa hat bei dem zusammen mit der Firma müller/romca Industrial Design in Kiel entworfene und von der Firma ZIM Flugsitz am Bodensee produzierten Sitz bei der Entwicklung darauf geachtet, den Sitz so komfortabel zu machen wie dies eben auf der Fläche eines typischen Premium Economy Sitzes möglich ist. Dabei war Lufthansa wichtig, dass möglichst jeder Passagier, egal mit welcher körperlichen Statur, mehrere bequeme Positionen findet.
„Ein Beispiel: Bei vielen Airlines findet man in der ersten Reihe eine Beinauflage mit Fußstütze, die Beinauflage geht dabei über die volle Sitzbreite. Unsere Beinauflage ist etwas schmaler, da wir gemeinsam mit unseren Kunden herausgefunden haben, dass es für viele Reisende bequemer ist, mal einen Fuß rechts oder links abzustellen“, sagt Annette Mann.
Auch der optimale Wert für das Zurückstellen der Rückenlehne – etwa 10cm mehr als in Economy Class – wurde zusammen mit den Kunden festgelegt. Neben mehr Recline bietet der Sitz sehr bequeme Polster, eine stufenlos einstellbare Kopfstütze mit „Ohren“ zum Anlehnen, und die Sitzfläche bewegt sich beim Zurückstellen der Rückenlehne für mehr Komfort nach vorne. Technisch würde bei dem sogenannten Recline noch mehr möglich sein, aber aus Sicht der Lufthansa bringt es kaum mehr zusätzlichen Komfort - sondern deutliche Nachteile für die Reihe dahinter, z.B. in Hinblick auf das Verlassen des Sitzplatzes während des Flugs.
Auf die Frage, wie viel Schlafkomfort Lufthansa versucht den Kunden zu bieten, gibt es eine realistische und ehrliche Einschätzung: „Ob man bei einem Premium Economy Sitz bereits von «Schlafkomfort» oder eher von «Ruhekomfort» sprechen kann, muss sicherlich jeder für sich entscheiden“, so Annette Mann. Damit wird der Unterschied der Kabinenklassen deutlich – Schlafen und durchweg ausgeruht ankommen steht in der Business und First Class im Vordergrund, die Premium Economy wird kein Business-ähnliches Produkt. Wer sich als Couch Potatoe bequem in einen stark verbesserten Economy Class Sitz lümmeln möchte, dürfte sich in dem neuen Premium Economy Sitz jedoch wohlfühlen.
Auf das subjektive Komfortempfinden der Passagiere angesprochen, was in Hinblick auf den neuen Business Class Sitz stark in der Diskussion war („Füßeln“ vs. Nähe im Oberkörperbereich) zeigt sich Annette Mann vom Gesamtpaket der neuen Premium Economy durchweg überzeugt:
„Die wesentlichen Features wurden ja schon genannt. Der persönliche Komfort einer Premium Economy kommt nach unserer Einschätzung v.a. aus der - durch bis zu 50% mehr Raum - deutlich verbesserten Privatsphäre. In der Economy Class kann es passieren, dass man mit seinem Nachbarn um die Armlehne „kämpft“ oder sich – je nach Körperstatur – seitlich an Armen und Beinen berührt. Größere Menschen stoßen vielleicht mit den Knien nach vorne an. Dies wird in der Premium Economy nicht der Fall sein.
Das Gesamtpaket – Platz, Fußstützen, Ablagemöglichkeiten, großer IFE Bildschirm, aufgewerteter Service, mehr Freigepäck – macht dann den Komfortunterschied aus. Was dabei wie wichtig ist, kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.“
Die Zielgruppe
Im Vorfeld der Einführung gab es verschiedenste Meinungen, Gerüchte und Aussagen, wer in der neuen Premium Economy platznehmen wird.
„Im Grunde ist es ganz einfach: wir wollen damit alle Reisenden ansprechen, die sich mehr Komfort als in der Economy Class wünschen, für die aber trotzdem Business Class nicht infrage kommt – sei es aus Kostengründen oder weil es die Reiserichtlinie nicht erlaubt. Wir gehen davon aus, dass Premium Economy sowohl Privat- als auch Geschäftsreisende anspricht und wollen entsprechend auch beide Kundengruppen gewinnen“, sagt Annette Mann.
Der Preis
Das Preisniveau der neuen Lufthansa Premium Economy wird in den ganzjährig verfügbaren Strukturtarifen abhängig vom Markt auf dem Preisniveau der Economy Class Tarife in H-Klasse bzw. U-Klasse beginnen. Darüber hinaus wird es abhängig von der Auslastung und von den Zielen auch vereinzelte Promo-Tarife geben, die auch unter diesem Preisniveau liegen können.
Einen pauschalen „Aufpreis“ für die Premium Economy kann man nicht definieren, da hierfür immer der Vergleichspreis des regulären Economy Tarifs maßgeblich ist. Wer z.B. einen Tarif in Buchungsklasse S buchen würde, wird pro Richtung mit einem Aufpreis von ca. 250-350 Euro rechnen müssen – läuft die Berechnung des Aufpreises von einem Special-Tarif, können es durchaus auch 500-600 Euro pro Richtung werden.
Relevant ist insbesondere jedoch, dass Lufthansa nach derzeitigem Stand die Premium Economy im Revenue Management individuell aussteuern lässt, d.h. die Verfügbarkeiten der drei Buchungsklassen E, G und N ist derzeit nicht an die Auslastung der normalen Economy Class gekoppelt. Sofern die günstigeren Tarifklassen in der normalen Economy Class bereits geschlossen sein sollten, kann der Aufpreis teilweise auch fast nicht existent sein, sofern die N-Klasse in der Premium Economy noch geöffnet ist.
Bleibt zu hoffen, dass diese Praxis dauerhaft Bestand haben wird.
Die Tarife der Lufthansa Premium Economy sind in den Joint Venture Märkten (z.B. Japan, Atlantic ++) auf üblicher Half-Roundtrip-Basis frei kombinierbar. Mit Air Canada und ANA – die jeweils ein ähnliches Produkt anbieten – sind sie auch in der Premium Economy voll kombinierbar. Mit allen anderen Airlines ohne Premium Economy kann der Kunde für das Nicht-Lufthansa-Segment zwischen Economy oder Business Class wählen.
Die Kapazitäten
Es gab in der Vergangenheit Aussagen, dass die Einführung der Premium Economy zu Lasten der Sitzplatzkapazitäten in der Business Class gehen würde. Grundsätzlich werden in allen Teilflotten Economy Sitze ausgebaut um Premium Economy einzubauen.
Auf der 747-800 wird die Premium Economy im Unterdeck zu finden sein, und 32 Passagieren in einer 2-4-2-Konfiguration Platz bieten. Auf der A340-600 werden 28 Sitzplätze in einer 2-3-2-Konfiguration installiert, auf der A380 52 Sitzplätze im vorderen Compartment des Unterdecks in einer 2-4-2-Konfiguration.
Der Sitzplan auf der 747-800:
Damit stehen dann je nach Fluggerät 9-11% der Gesamt-Sitzplatzkapazitäten für die Premium Economy zur Verfügung.
Was die Zahl der Business Class Plätze betrifft, bleibt jedoch die auf einzelnen Mustern bestehende Variationsmöglichkeit laut Annette Mann bestehen: „Wir haben allerdings mit jeder Teilflotte die Möglichkeit, die Business Class in zwei verschiedenen Konfigurationen zu fliegen. Die Entscheidung, welche Konfiguration wann fliegt, ist u.a. von Saisonalitäten und Konjunktur abhängig. Insofern kann es z.B. im Winter – wenn wir an sich ganz regulär von großer auf kleine Business Class wechseln – so aussehen als würde es zu Lasten der Business Class gehen, was nicht der Fall ist“.
Die Verfügbarkeit
Die Premium Economy wird ab Mitte Mai 2014 buchbar sein, für Flüge voraussichtlich ab Anfang Dezember 2014. Die erste Teilflotte, die mit der Premium Economy ausgestattet wird, soll die B748-Flotte sein, entsprechend sind dann auch alle B748-Destinationen mit Premium Economy verfügbar. München wird die ersten Strecken mit der A340-600 Flotte bedienen, voraussichtlich ab Anfang 2015.
Dass die Umrüstung der Flotte besser klappt als bei der noch immer laufenden Einführung der neuen Business Class, ist klar gesetztes Ziel. „Wir rechnen mit dem Abschluss der Umrüstung bis Spätsommer 2015. Dies ist auch schnell erklärt: die Umrüstung einer Business oder First Class ist hochkomplex und benötigt im Schnitt zwischen 30 und 50 Tagen Liegezeit. Die Premium Economy Umrüstung dauert pro Flugzeug dagegen nur 2-3 Tage und kann daher in einem so kurzen Zeitraum umgesetzt werden“, so Annette Mann.
Die Umrüstung der jeweiligen Teilflotten soll erfolgen, sobald die Umrüstung der jeweiligen Teilflotte mit der neuen Business und First Class abgeschlossen ist – bei allen Flugzeugmustern außer der B748 ist also noch eine kleine Unbekannte im Zeitplan, da der Zeitplan für die Umrüstung für die neue Business und First Class auch eingehalten werden muss.
Für den während der Einführungsphase grundsätzlich möglichen Fall, dass z.B. durch einen ungeplanten Fluggerätewechsel die Premium Economy nicht zur Verfügung steht, hat Lufthansa laut Annette Mann eine möglichst kundenfreundliche Regelung vorgesehen. „Wir hoffen tatsächlich, dass das sehr selten eintritt, weil wir sauber nach Teilflotten umrüsten werden und außerdem Puffer im Verkauf einplanen. Sollte dies in Irreg-Situationen trotzdem der Fall sein, werden wir nach Möglichkeit eher upgraden. Sollte es in der Business Class nicht genug Platz geben und es zu Downgrades in die Economy Class kommen, wird es natürlich wie auch heute schon bei Downgrades eine entsprechende Entschädigung geben.“
Die Buchungsklassen und Miles&More
Flüge in der neuen Lufthansa Premium Economy werden in den Buchungsklassen E,G und N gebucht. Lufthansa Zubringer werden in Y gebucht, mit den Partnern ist Lufthansa gerade noch im Abstimmungsprozess.
Je nach Buchungsklasse wird es im Miles&More-Programm eine Gutschrift 100% oder 150% Meilen geben.
Befürchtungen, dass die Upgrades in die Business Class durch die Einführung der Premium Economy geändert werden, dürften wohl nicht Realität werden. "An den heutigen Upgrade Regeln aus der Economy in die Business Class wird sich nichts ändern. Zusätzlich sind zukünftig Upgrades aus Economy in Premium Economy, und aus Premium
Economy in Business Class möglich. Die Regeln werden entsprechend ergänzt, unsere Kunden haben also noch mehr Optionen. Leider schaffen wir es nicht direkt zur Markteinführung auch gleich Award Tickets anzubieten, dies hat technische Gründe und soll dann voraussichtlich Mitte 2015 möglich sein."
Fazit
Insgesamt ist das neue Premium Economy Produkt solide aufgestellt und im Marktvergleich durchaus sehr wettbewerbsfähig. Von den ursprünglichen Statements, dass sich die Premium Economy näher an der Business Class orientieren wird, ist allerdings nicht so viel übrig geblieben, wie man nach diesen Aussagen gehofft hätte.
Das Produkt
Die LH Premium Economy bietet im Vergleich zu einem Economy Sitz bis zu 50% mehr Raum – aus Sicht der Lufthansa wird dies als das wichtigste Kriterium für viele Reisende gesehen. Gegenüber der regulären Economy wächst dabei nicht nur der Sitzabstand um 17cm auf 95cm (38“), auch durch die breitere Sitzfläche, eigene Armlehnen und eine Mittelkonsole hat jeder Passagier zukünftig auch zur Seite ca. 10cm mehr Platz. Damit sollen selbst sehr große Menschen nicht mehr mit den Knien nach vorne anstoßen, und die Privatsphäre im Oberkörperbereich ist deutlich verbessert.
Der neue, 33kg schwere Sitz (ca. 12 kg schwerer als der „normale“ Economy Class Sitz) selbst bietet außerdem eine Fußstütze, einen deutlich größeren IFE Bildschirm (Touchscreen & Fernbedienung), mehr persönliche Ablagemöglichkeiten und einen großen, sehr stabilen Tisch. Auch eine Steckdose und USB Lademöglichkeit wird an jedem Sitz vorhanden sein.
Zusätzlich kann jeder Passagier ein zweites Freigepäckstück einchecken, die Gewichtsgrenze pro Gepäckstück orientiert sich dabei an der Economy Class und liegt somit bei 23kg Maximalgewicht pro Gepäckstück.
Alle Sitzplatzreservierungen in Premium Economy werden kostenlos sein, egal in welcher Buchungsklasse gebucht.
Der Onboard-Service wird mit Wasserflasche, Amenity Kit, Welcome Drink, Menükarte, Gläsern statt Plastikbechern und aufgewerteten Mahlzeiten auf Porzellan deutlich von der Economy Class differenziert. Die Servicegänge bleiben dabei aber identisch mit der normalen Economy Class, es wird nach jetzigem Stand keine dediziert für die Premium Economy zuständigen Flugbegleiter geben (was im Vergleich zum Mitbewerb in Hinblick auf die Geschwindigkeit des Service nicht zwingend ein Nachteil sein muss – im Gegenteil, je nach dem wie der Service an Bord gelebt wird, kann sich hier auch ein besseres Service-Niveau einstellen).
Die erste Mahlzeit dürfte sich vor allem in der Präsentation und dem Umfang spürbar von dem Angebot der regulären Economy Class unterscheiden, Das Angebot an sich soll dem der normalen Economy Class ähneln. Bei der zweiten Mahlzeit erfolgt eine deutliche Aufwertung, anstatt einem kleinen Snack z.B. aus einer Pappschachtel erwartet die Passagiere der Premium Economy hier ein vollwertiger Service mit Tablett.
Der Loungezugang zu Lufthansa Business Lounges und zur Welcome Lounge ist auf Wunsch gegen Gebühr möglich, was bisher ausschließlich Begleitpersonen von Statuskunden vorbehalten ist. Die Kosten liegen dabei identisch mit den Gebühren, die Frequent Traveller für eine Begleitperson entrichten müssen – 25 € für die Business Lounge bzw. 50 € für die Welcome Lounge. Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Loungenutzung gegen Bezahlung nur in Lufthansa-eigenen Lounges möglich ist; an einzelnen Destinationen, an denen nur Partnerlounges vorhanden sind, ist die Loungenutzung gegen Gebühr nicht möglich.
„Insgesamt wird also ein Paket geboten, das vielen Reisenden entgegen kommt: bereits deutlich mehr Komfort als in der Economy Class – aber das immer noch zu einem Preis, der im Durchschnitt näher an Economy als an Business Class liegen wird“ sagt Annette Mann, die bei Lufthansa als Projektleiterin für die Einführung der Premium Economy verantwortlich ist.
Der Komfort
Lufthansa hat bei dem zusammen mit der Firma müller/romca Industrial Design in Kiel entworfene und von der Firma ZIM Flugsitz am Bodensee produzierten Sitz bei der Entwicklung darauf geachtet, den Sitz so komfortabel zu machen wie dies eben auf der Fläche eines typischen Premium Economy Sitzes möglich ist. Dabei war Lufthansa wichtig, dass möglichst jeder Passagier, egal mit welcher körperlichen Statur, mehrere bequeme Positionen findet.
„Ein Beispiel: Bei vielen Airlines findet man in der ersten Reihe eine Beinauflage mit Fußstütze, die Beinauflage geht dabei über die volle Sitzbreite. Unsere Beinauflage ist etwas schmaler, da wir gemeinsam mit unseren Kunden herausgefunden haben, dass es für viele Reisende bequemer ist, mal einen Fuß rechts oder links abzustellen“, sagt Annette Mann.
Auch der optimale Wert für das Zurückstellen der Rückenlehne – etwa 10cm mehr als in Economy Class – wurde zusammen mit den Kunden festgelegt. Neben mehr Recline bietet der Sitz sehr bequeme Polster, eine stufenlos einstellbare Kopfstütze mit „Ohren“ zum Anlehnen, und die Sitzfläche bewegt sich beim Zurückstellen der Rückenlehne für mehr Komfort nach vorne. Technisch würde bei dem sogenannten Recline noch mehr möglich sein, aber aus Sicht der Lufthansa bringt es kaum mehr zusätzlichen Komfort - sondern deutliche Nachteile für die Reihe dahinter, z.B. in Hinblick auf das Verlassen des Sitzplatzes während des Flugs.
Auf die Frage, wie viel Schlafkomfort Lufthansa versucht den Kunden zu bieten, gibt es eine realistische und ehrliche Einschätzung: „Ob man bei einem Premium Economy Sitz bereits von «Schlafkomfort» oder eher von «Ruhekomfort» sprechen kann, muss sicherlich jeder für sich entscheiden“, so Annette Mann. Damit wird der Unterschied der Kabinenklassen deutlich – Schlafen und durchweg ausgeruht ankommen steht in der Business und First Class im Vordergrund, die Premium Economy wird kein Business-ähnliches Produkt. Wer sich als Couch Potatoe bequem in einen stark verbesserten Economy Class Sitz lümmeln möchte, dürfte sich in dem neuen Premium Economy Sitz jedoch wohlfühlen.
Auf das subjektive Komfortempfinden der Passagiere angesprochen, was in Hinblick auf den neuen Business Class Sitz stark in der Diskussion war („Füßeln“ vs. Nähe im Oberkörperbereich) zeigt sich Annette Mann vom Gesamtpaket der neuen Premium Economy durchweg überzeugt:
„Die wesentlichen Features wurden ja schon genannt. Der persönliche Komfort einer Premium Economy kommt nach unserer Einschätzung v.a. aus der - durch bis zu 50% mehr Raum - deutlich verbesserten Privatsphäre. In der Economy Class kann es passieren, dass man mit seinem Nachbarn um die Armlehne „kämpft“ oder sich – je nach Körperstatur – seitlich an Armen und Beinen berührt. Größere Menschen stoßen vielleicht mit den Knien nach vorne an. Dies wird in der Premium Economy nicht der Fall sein.
Das Gesamtpaket – Platz, Fußstützen, Ablagemöglichkeiten, großer IFE Bildschirm, aufgewerteter Service, mehr Freigepäck – macht dann den Komfortunterschied aus. Was dabei wie wichtig ist, kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.“
Die Zielgruppe
Im Vorfeld der Einführung gab es verschiedenste Meinungen, Gerüchte und Aussagen, wer in der neuen Premium Economy platznehmen wird.
„Im Grunde ist es ganz einfach: wir wollen damit alle Reisenden ansprechen, die sich mehr Komfort als in der Economy Class wünschen, für die aber trotzdem Business Class nicht infrage kommt – sei es aus Kostengründen oder weil es die Reiserichtlinie nicht erlaubt. Wir gehen davon aus, dass Premium Economy sowohl Privat- als auch Geschäftsreisende anspricht und wollen entsprechend auch beide Kundengruppen gewinnen“, sagt Annette Mann.
Der Preis
Das Preisniveau der neuen Lufthansa Premium Economy wird in den ganzjährig verfügbaren Strukturtarifen abhängig vom Markt auf dem Preisniveau der Economy Class Tarife in H-Klasse bzw. U-Klasse beginnen. Darüber hinaus wird es abhängig von der Auslastung und von den Zielen auch vereinzelte Promo-Tarife geben, die auch unter diesem Preisniveau liegen können.
Einen pauschalen „Aufpreis“ für die Premium Economy kann man nicht definieren, da hierfür immer der Vergleichspreis des regulären Economy Tarifs maßgeblich ist. Wer z.B. einen Tarif in Buchungsklasse S buchen würde, wird pro Richtung mit einem Aufpreis von ca. 250-350 Euro rechnen müssen – läuft die Berechnung des Aufpreises von einem Special-Tarif, können es durchaus auch 500-600 Euro pro Richtung werden.
Relevant ist insbesondere jedoch, dass Lufthansa nach derzeitigem Stand die Premium Economy im Revenue Management individuell aussteuern lässt, d.h. die Verfügbarkeiten der drei Buchungsklassen E, G und N ist derzeit nicht an die Auslastung der normalen Economy Class gekoppelt. Sofern die günstigeren Tarifklassen in der normalen Economy Class bereits geschlossen sein sollten, kann der Aufpreis teilweise auch fast nicht existent sein, sofern die N-Klasse in der Premium Economy noch geöffnet ist.
Bleibt zu hoffen, dass diese Praxis dauerhaft Bestand haben wird.
Die Tarife der Lufthansa Premium Economy sind in den Joint Venture Märkten (z.B. Japan, Atlantic ++) auf üblicher Half-Roundtrip-Basis frei kombinierbar. Mit Air Canada und ANA – die jeweils ein ähnliches Produkt anbieten – sind sie auch in der Premium Economy voll kombinierbar. Mit allen anderen Airlines ohne Premium Economy kann der Kunde für das Nicht-Lufthansa-Segment zwischen Economy oder Business Class wählen.
Die Kapazitäten
Es gab in der Vergangenheit Aussagen, dass die Einführung der Premium Economy zu Lasten der Sitzplatzkapazitäten in der Business Class gehen würde. Grundsätzlich werden in allen Teilflotten Economy Sitze ausgebaut um Premium Economy einzubauen.
Auf der 747-800 wird die Premium Economy im Unterdeck zu finden sein, und 32 Passagieren in einer 2-4-2-Konfiguration Platz bieten. Auf der A340-600 werden 28 Sitzplätze in einer 2-3-2-Konfiguration installiert, auf der A380 52 Sitzplätze im vorderen Compartment des Unterdecks in einer 2-4-2-Konfiguration.
Der Sitzplan auf der 747-800:
Damit stehen dann je nach Fluggerät 9-11% der Gesamt-Sitzplatzkapazitäten für die Premium Economy zur Verfügung.
Was die Zahl der Business Class Plätze betrifft, bleibt jedoch die auf einzelnen Mustern bestehende Variationsmöglichkeit laut Annette Mann bestehen: „Wir haben allerdings mit jeder Teilflotte die Möglichkeit, die Business Class in zwei verschiedenen Konfigurationen zu fliegen. Die Entscheidung, welche Konfiguration wann fliegt, ist u.a. von Saisonalitäten und Konjunktur abhängig. Insofern kann es z.B. im Winter – wenn wir an sich ganz regulär von großer auf kleine Business Class wechseln – so aussehen als würde es zu Lasten der Business Class gehen, was nicht der Fall ist“.
Die Verfügbarkeit
Die Premium Economy wird ab Mitte Mai 2014 buchbar sein, für Flüge voraussichtlich ab Anfang Dezember 2014. Die erste Teilflotte, die mit der Premium Economy ausgestattet wird, soll die B748-Flotte sein, entsprechend sind dann auch alle B748-Destinationen mit Premium Economy verfügbar. München wird die ersten Strecken mit der A340-600 Flotte bedienen, voraussichtlich ab Anfang 2015.
Dass die Umrüstung der Flotte besser klappt als bei der noch immer laufenden Einführung der neuen Business Class, ist klar gesetztes Ziel. „Wir rechnen mit dem Abschluss der Umrüstung bis Spätsommer 2015. Dies ist auch schnell erklärt: die Umrüstung einer Business oder First Class ist hochkomplex und benötigt im Schnitt zwischen 30 und 50 Tagen Liegezeit. Die Premium Economy Umrüstung dauert pro Flugzeug dagegen nur 2-3 Tage und kann daher in einem so kurzen Zeitraum umgesetzt werden“, so Annette Mann.
Die Umrüstung der jeweiligen Teilflotten soll erfolgen, sobald die Umrüstung der jeweiligen Teilflotte mit der neuen Business und First Class abgeschlossen ist – bei allen Flugzeugmustern außer der B748 ist also noch eine kleine Unbekannte im Zeitplan, da der Zeitplan für die Umrüstung für die neue Business und First Class auch eingehalten werden muss.
Für den während der Einführungsphase grundsätzlich möglichen Fall, dass z.B. durch einen ungeplanten Fluggerätewechsel die Premium Economy nicht zur Verfügung steht, hat Lufthansa laut Annette Mann eine möglichst kundenfreundliche Regelung vorgesehen. „Wir hoffen tatsächlich, dass das sehr selten eintritt, weil wir sauber nach Teilflotten umrüsten werden und außerdem Puffer im Verkauf einplanen. Sollte dies in Irreg-Situationen trotzdem der Fall sein, werden wir nach Möglichkeit eher upgraden. Sollte es in der Business Class nicht genug Platz geben und es zu Downgrades in die Economy Class kommen, wird es natürlich wie auch heute schon bei Downgrades eine entsprechende Entschädigung geben.“
Die Buchungsklassen und Miles&More
Flüge in der neuen Lufthansa Premium Economy werden in den Buchungsklassen E,G und N gebucht. Lufthansa Zubringer werden in Y gebucht, mit den Partnern ist Lufthansa gerade noch im Abstimmungsprozess.
Je nach Buchungsklasse wird es im Miles&More-Programm eine Gutschrift 100% oder 150% Meilen geben.
Befürchtungen, dass die Upgrades in die Business Class durch die Einführung der Premium Economy geändert werden, dürften wohl nicht Realität werden. "An den heutigen Upgrade Regeln aus der Economy in die Business Class wird sich nichts ändern. Zusätzlich sind zukünftig Upgrades aus Economy in Premium Economy, und aus Premium
Economy in Business Class möglich. Die Regeln werden entsprechend ergänzt, unsere Kunden haben also noch mehr Optionen. Leider schaffen wir es nicht direkt zur Markteinführung auch gleich Award Tickets anzubieten, dies hat technische Gründe und soll dann voraussichtlich Mitte 2015 möglich sein."
Fazit
Insgesamt ist das neue Premium Economy Produkt solide aufgestellt und im Marktvergleich durchaus sehr wettbewerbsfähig. Von den ursprünglichen Statements, dass sich die Premium Economy näher an der Business Class orientieren wird, ist allerdings nicht so viel übrig geblieben, wie man nach diesen Aussagen gehofft hätte.