Vielleicht hat nur jeder seine eigene Art und Weise damit um zugehen. Ich stand erst kürzlich in Kambodscha im Genozidmuseum und bin über das Gelände der Massengräber gelaufen. Unsere Führerin deutete mal beiläufig nach unten und meinte erklärend, das weiße sind keine Steine, das sind Knochen. Ein Baum ist der Kinderbaum, nicht, weil er so klein ist, nein, weil man an dem die kleinen Kinder erschlagen hat. Ich bin beileibe nicht sonderlich empfindlich und auch nicht esotherisch veranlagt, aber mir fehlte buchstäblich die Luft zum Atmen. Das Schild "Don't walk through the massgraves" an einigen Trampelpfaden zeigt, daß es andere nicht so eng sehen.
Ich hab vorgestern den Slums in Kapstadt einen Besuch abgestattet und mir unter anderem die Geschichte des District six live erzählen lassen.
Ich würde allerdings auch problemlos in das Hotel in Berchtesgaden gehen und es mir dort gut gehen lassen. Vermutlich würde ich dann in der Sauna schon über die "Ex-User" paar Gedanken machen, mehr aber auch nicht.
Ich finde es wichtig, üble Dinge in der Geschichte nicht tot zu schweigen, nicht zu ignorieren, allerdings versuchen bei Wiederholungen derselbigen nicht gerade aktiv beteiligt zu sein, sich zu informieren, ansonsten aber zu leben, dies bedeutet für mich im Zweifel dann auch ein Mittagessen im Schatten der Massengräber.
Schwieriger ist es bei Reisen in derzeit "üble" Länder, einerseits unterstützt man mit einem Besuch/Geld Dinge, die man nicht unterstützen möchte, andererseits bietet das den Leuten dort oft die einzige Möglichkeit, auf ihre Situation aufmerksam zu machen oder doch zumindest ein paar Nachrichten von der ausgesperrten Welt zu bekommen.
Da hadere ich auch oft unschlüßig mit mir.