Für seinen Vielfliegerstatus muss man fliegen – eine seit Jahren etablierte Grundregel. Ein Novum gibt es nun bei Miles&More – wer sich für einen Ausgleich der CO2-Emissionen seiner Flüge mit nachhaltigem Flugkraftstoff bzw. zertifizierten Klimaschutzprojekten entscheidet, wird dieses Frühjahr erstmalig im Rahmen des Miles&More-Programms in Form eines „Nachhaltigkeits-Boosters“ dafür belohnt.
Pro kompensiertem Flugsegment aus 2021 schreibt Miles&More 2.000 Status- und HON Circle Meilen gut. Der Bonus ist auf fünf Flugsegmente und somit maximal 10.000 Status- und HON Circle Meilen gedeckelt.
Die Lufthansa Group möchte in Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiativen des Konzerns die eigenen Netto-CO2-Emissionen im Vergleich zu 2019 bis zum Jahr 2030 halbieren. Neben der Flottenmodernisierung ist dabei auch ein Baustein, dass die Kunden ihre Flugreisen CO2-neutral gestalten.
Während Air France-KLM die Kunden seit Jahresanfang mit einem Zuschlag von 1 bis 12 Euro pro Ticket an den Kosten des ersten Schritts zu klimafreundlicherem Fliegen beteiligen, nämlich der Beimischung von 0,5% – 1% nachhaltigem Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel – abgekürzt SAF), setzt die Lufthansa Group bislang auf Freiwilligkeit bei den Kunden. Dort soll dieses Angebot sicherlich auch den einen oder anderen Kunden, der bislang keinen Gebrauch von den CO2-Kompensationsmöglichkeiten gemacht hat, dazu animieren.
Wer das Angebot nutzen möchte, hat bis 06.03.2022 Zeit, seine Flüge aus 2021 über die Miles&More-App zu kompensieren. Der Weg dazu ist einfach:
Im oberen Teil unterhalb der Prämien- und Status/HON Circle Meilen werden die Challenges angezeigt – dort ist die Möglichkeit zur Kompensation zu finden.
Im Anschluss kann man entweder einzelne Flüge oder alle im Miles&More Konto aufgelaufenen Flüge kompensieren.
Man wird dann zur Plattform Compensaid weitergeleitet, über die die CO2-Kompensation abgewickelt wird. Dabei hat man die Wahl, ob man direkt nachhaltigen Flugkraftstoff für eine zeitnahe Reduktion der CO2-Emissionen „kaufen“ möchte – oder ob man langfristige Klimaschutzprojekte des gemeinnützigen Projektpartners myclimate unterstützen möchte. Über einen Schieberegler können die unterschiedlichen Kompensationsformen auch gemischt werden.
Da Compensaid aktuell kein gemeinnütziges Projekt ist, kann keine Spendenbescheinigung über den Beitrag zum nachhaltigen Flugkraftstoff ausgestellt werden. Wer sich also für die effizienteste Form der CO2-Kompensation (nämlich einer unmittelbaren Reduzierung der zukünftigen Emissionen durch den Einsatz von SAF) entscheidet, unterstützt letztlich die Lufthansa Group in Hinblick auf eine Erhöhung des SAF-Anteils im Flugbetrieb.
Wer sich für eine langfristige Form der Kompensation über die Klimaschutzprojekte entscheidet, erhält für an myclimate Projekte (z. B. Waldaufforstung) gezahlte Beiträge eine Spendenbescheinigung und kann – zumindest in Deutschland – den gezahlten Betrag von der Steuer absetzen.
Wer gerne seine Miles&More-Prämienmeilen statt Geld zur Bezahlung einsetzen möchte, hat ebenfalls die Möglichkeit dazu – man sollte dabei aber beachten, dass keine Spendenbescheinigungen für die mit Meilen bezahlten Beträge ausgestellt werden.
Wer Flüge aus 2021 bereits kompensiert hat, darf sich ebenfalls freuen – bereits kompensierte Flüge aus 2021 werden anerkannt. Wer also bereits vor der Veröffentlichung dieses Angebots seinen Beitrag zur CO2-Kompensation geleistet hat, wird nicht schlechter gestellt.
Die Gutschrift der zusätzlichen Status- und HON Circle Meilen erfolgt nach Ende des Angebotszeitraums und nicht in Echtzeit unmittelbar nach der Kompensation.
Sicherlich ist der Bonus für die CO2-Kompensation nicht uneigennützig. Dennoch ist er ein wichtiger und richtiger Schritt, um den ökologischen Aspekt in das per se nicht klimafreundliche Modell eines Vielfliegerprogramms mit einfließen zu lassen.
Qantas hatte Ende 2021 die Einführung des „Green Tier“ als zusätzlichen Baustein in deren Vielfliegerprogramm angekündigt und ist damit einer der Vorreiter bei den Loyalitätsprogrammen, um ein entsprechendes Kundenverhalten zu belohnen. Ganz soweit geht die Lufthansa Group (noch) nicht – mit dieser ersten Promotion bewegt man sich aber auch in eine ähnliche Richtung.
…und nach Corona?
Die Höhe des Bonus für den Vielfliegerstatus bei Miles&More dürfte aufgrund der fehlenden Flugaktivitäten gerade im Corporate-Bereich bewusst hoch gewählt worden sein, um hier ein Signal zu setzen und den Statuskunden im Vielfliegerprogramm den Statuserhalt mit dieser Maßnahme spürbar zu erleichtern. Auf Dauer ist ein solcher Bonus, der knapp 30% der für den Frequent Traveller erforderlichen Statusmeilen entspricht, sicherlich nicht in dieser Höhe als fester Programmbestandteil zu etablieren.
Natürlich kann man die CO2-Kompensation auch als „Greenwashing“ abtun, denn die CO2-Kompensation ist keine CO2-Vermeidung. Das Thema allerdings im Rahmen eines Vielfliegerprogramms aufzunehmen ist alleine schon deshalb sinnvoll, da die Umwelt-Thematik nicht unter den Tisch fällt und zumindest eine klimabewusstere Mobilität in unserem Bewusstsein bleibt. Gerade, wenn man Vielflieger ist.