AI171 Dreamliner Absturz in Ahmedabad | 12.06.25

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Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
1.512
700
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Noch ein zusätzlicher Hinweis zu den Schalterstellungen und der Auswertung.

Es gibt (je Triebwerk) 2 unabhängige FADEC Kanäle. Diese werden komplett unabhängig mit Daten versorgt. Die Schalter sind daher auch 4polig (wahrscheinlich wird das Signal zu jeder FADEC 2x geführt). Auch an den Schubhebeln hängen 2 unabhängige Positionsencoder. Selbst wenn ein FADEC Kanal wegen eines technischen Defekts einen Schaltvorgang erkennen würde, würde der andere Kanal das nicht tun. Was die Systeme daraus machen würden, weiß ich nicht. Es gäbe aber mit Sicherheit eine Disagree Fehlermeldung, die ebenfalls auf dem DFDR zu finden wäre.

Es müsste also 4x der exakt gleiche Fehler auftreten, um das gefundene Szenario auszulösen. Noch dazu 2x mit 1s Verzögerung zu den anderen 2x.

Ich kann mir einfach keine andere Erklärung auch nur im entferntesten vorstellen, als das die Schalter betätigt wurden. - Aus welchem Grund auch immer.
D.h. die Leitung geht direkt zur FADEC, keine Schaltung o.Ä. dazwischen? Bei Avherald las es sich so, als sei da noch ein Controller zwischen.

Bezgl der 1s - wenn die Messefrequenz 1 s ist, dann kann die Angabe 01 s auch mehr oder weniger sein, bspw. 0.5 - 1.5 s. Ändert aber vermutlich an der Interpretation nicht viel, solange wir nicht von ~0s sprechen.
 
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makrom

Erfahrenes Mitglied
05.09.2016
1.768
915
Bezgl der 1s - wenn die Messefrequenz 1 s ist, dann kann die Angabe 01 s auch mehr oder weniger sein, bspw. 0.5 - 1.5 s. Ändert aber vermutlich an der Interpretation nicht viel, solange wir nicht von ~0s sprechen.
Genau genommen kann eine Sekunde Abstand mit Sekundenpräzision jeder Wert zwischen 0 und 2 sein.
Z. B. erster Moment 12:00:00.000000, zweiter Moment 12:00:01.999999, jeweils gespeichert als 12:00:00 und 12:00:01, bei fast 2 s Abstand.
Analog dazu 12:00:00.999999 und 12:00:01.000000, ebenfalls als 12:00:00 und 12:00:01 gespeichert, realer Abstand aber nur eine Mikrosekunde.
 

Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
1.512
700
Genau genommen kann eine Sekunde Abstand mit Sekundenpräzision jeder Wert zwischen 0 und 2 sein.
Z. B. erster Moment 12:00:00.000000, zweiter Moment 12:00:01.999999, jeweils gespeichert als 12:00:00 und 12:00:01, bei fast 2 s Abstand.
Analog dazu 12:00:00.999999 und 12:00:01.000000, ebenfalls als 12:00:00 und 12:00:01 gespeichert, realer Abstand aber nur eine Mikrosekunde.
Ja ich weiß, kommt am Ende auf die Signalverarbeitung drauf an... Wollte was konservatives sagen damit mir das nicht vorgehalten wird...
 

marcus67

Erfahrenes Mitglied
17.01.2015
4.219
5.020
D.h. die Leitung geht direkt zur FADEC, keine Schaltung o.Ä. dazwischen? Bei Avherald las es sich so, als sei da noch ein Controller zwischen.

Bezgl der 1s - wenn die Messefrequenz 1 s ist, dann kann die Angabe 01 s auch mehr oder weniger sein, bspw. 0.5 - 1.5 s. Ändert aber vermutlich an der Interpretation nicht viel, solange wir nicht von ~0s sprechen.
Die Leitungen gehen direkt zur FADEC. Die FADEC ist für die gesamte Steuerung der Triebwerke zuständig.

Der MN4 Controller, der in dem Avherald Artikel genannt ist, ist ein BGA Microcontroller auf der Hauptplatine der FADEC. Allerdings würde ein entsprechender Ausfall nicht zu einem Fuel Shutoff führen sondern zu einem potentiellen "Loss of Thrust Control" - sprich die T/L würden nicht mehr richtig arbeiten.
Thermische Probleme mit BGAs sind relativ verbreitet und treten auch bei den ersten Generationen der Xbox und manchen Grafikkarten auf.

Deine Anmerkung zur Messfrequenz ist völlig richtig. Ich kenne leider die Sampling Rate für diese Parameter nicht. Allerdings haben die modernen DFDR recht hohe Sampling Raten, da genug Speicherplatz zur Verfügung steht. Der EAFR in der B787 hat 5GB Speicher.
 
Zuletzt bearbeitet:

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
5.317
5.751
DTM
Es gibt zig Flugtauglichkeitsuntersuchungen xyz aber am ende dürfte dann jemand der nachweislich depressiv war halt doch irgendwann wieder Passagiere fliegen.
Ich bleibe dabei: einem Menschen kann man nur vor und nicht in den Kopf schauen.
Depressionen sind leider eine (schlimme) Volkskrankheit, die von Abermillionen heimgesucht wird. Nicht jeder entwickelt dabei suizidale Tendenzen und der Übergang ist sehr schmal.
Diese Krankheit und der verantwortungsvolle Beruf eines Verkehrsflugzeugführers passen aber ganz und gar nicht zusammen.
Mit einem „Mental Health Fragebogen“ (der flugmedizinischen Abteilung des Luftfahrtbundesamt) kommt man den Betroffenen aber sicher nicht auf die Schliche. Psychische Erkrankungen werden oftmals verschleiert. Niemand gibt gerne zu darunter zu leiden und deswegen ggf. seinen Beruf (zeitweise) nicht mehr ausüben zu können/dürfen.
Vielleicht handelte es sich hier aber auch um gar kein Suizid. Jeden Tag fliegen viele tausende Verkehrsflugzeuge sicher von A nach B. Ich denke, das System ist in dieser Hinsicht bereits sehr sicher. Aber vielleicht kann man über Verbesserungen nachdenken. Erstmal heißt es aber, den genauen Grund für diesen Flugzeugabsturz herauszufinden und dann daraus zu lernen.
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
12.637
10.554
Schub braucht große Drehzahlen.
Jein. Das Verhältnis zwischen Startschub und Leerlaufschub ist wesentlich größer als das Verhältnis zwischen Startderehzahl und Leerlaufdrehzahl.
Schub braucht Luftdurchsatz und Gastemperatur, der Einfluß der Temperatur ist deutlich höher als der des Luftflusses. Was auch gut ist, denn die Temperatur kannst du praktisch spontan durch die eingespritzte Spritmenge steuern.

Deshalb läuft das Triebwerk beim Start ganz langsam hoch. Die ECU spritzt genau so viel ein, dass dieser Vorgang unter allen Bedingungen stabil abläuft.
Was dann in der Praxis heisst: Die ECU spritzt weniger ein als bei Vollgas, verzögert den Hochlauf bewusst damit er stabil aubläuft.
Schon die klassischen hydromechanischen FCUs haben beim Hochlauf bewusst die Spritzufuhr reduziert um Compressor Stalls zu verhindern, beim Runterlauf bewusst die Spritzufuhr erhöht um ein Flameout zu verhindern. Würde der Schubhebel direkt die Einspritzmenge steuern, hätte man diese zwei Probleme, deshalb gibt es schon immer eine Regeleinrichtung.
Beim Hochlauf kann die Turbine (wenn man ihr hinreichen heisses Gas liefert, sprich genug Sprit einspritzt) mehr Leistung liefern, als der Verdichter aufnehmen kann ohne das einzelne Stufen "überziehen". Du kannst Luft "berghoch" also gegen einen Druckanstieg nicht beliebig zwingen, kannst nicht beliebig viel Drehmoment auf den Verdichter geben ohne dass er die Luftströmung überfordert.
Moderne FADECs machen diesen Job besser und exakter, dazu blasen moderne Triebwerke im Hochlauf noch bewusst Luft vor der Brennkammer ab um den Verdichter zu entlasten (oft gut zu hören), aber im Prinzip ist die Kunst ein Turbinentriebwerk zu beschleunigen vor allem es nicht zu stark zu beschleunigen, es nur so viel wie gerade möglich mit Sprit zu versorgen.

NSelbst wenn ein FADEC Kanal wegen eines technischen Defekts einen Schaltvorgang erkennen würde, würde der andere Kanal das nicht tun. Was die Systeme daraus machen würden, weiß ich nicht. Es gäbe aber mit Sicherheit eine Disagree Fehlermeldung, die ebenfalls auf dem DFDR zu finden wäre.
Nicht unbedingt, kommt auf das exakte System an, viele Disagree Probleme werden einfach von der Software "gelöst" und lösen keine externe Fehlermeldung aus, die auf dem DFDR gespeichert würde, allenfalls interne im FADEC Wartungsspeicher. Ich hoffe auf eine detaillierte Beschreibung im Abschlußbericht, was exakt aufgezeichnet wird, wer alles das Ursignal von Schalter bearbeitet bevor es aufgezeichnet wird.

Die Schalter sind mechanisch verriegelt und seitlich geschützt.
Offenbar war die Verriegelung aber bereits Bestandteil eines Service Bulletins. Wie jede mechanische Einrichtung kann auch diese verschleißen. Wie jede bewegliche, federbelastete Einrichtung kann sie in der entriegelten Stellung blockieren (Federbruch, verunreinigungen, Korrosion...). Bei einem Schalter der jeden Flug zweimal betätigt wird, fällt das aber auf, wird gemeldet und abgestellt. Also theoretisch möglich aber unwahrscheinlich.

D.h. die Leitung geht direkt zur FADEC, keine Schaltung o.Ä. dazwischen? Bei Avherald las es sich so, als sei da noch ein Controller zwischen.
Bei manchen Flugzeugen ist z.B. die EEC (Electronic Engine Control) unit dazwischen. Zur exakten 787 Konstruktion habe ich keine Unterlagen.

Interessant zu sehen, das sowohl GE als auch RR Probleme mit versagenden Lötstellen in der Triebwerkssteuerung haben.
Dass allerdings zwei Lötstellen mit ähnlicher Funktion für zwei Triebwerke binnen einer Sekunde versagen (und die FADEC glaubt, die Fuel Cutoff Switches stünden auf "Aus") ist ähnlich wahrscheinlich, wie dass ein Meteorit das Flugzeug trifft...

Bei der aktuellen Informationslage ist nicht zu 100% klar, wie es zu dem gleichzeitigen cutoff Signal für beide Triebwerke gekommen ist, ich gehe aber davon aus, dass die detaillierte Soundspektrumanalyse klar zeigen können wird, ob die Schalter physikalisch bewegt wurden, oder nur ein Signal irgendwie gesendet wurde.
Der AvHerald spricht ja auch davon, dass die Triebwerkskonsole zweimal gewechselt wurde, es ist also auch denkbar, dass sich ein Kabel/Stecker gelöst hat, der nicht korrekt befestigt wurde. Keine Ahnung ob beide Schalter über den selben Stecker mit der FADEC verbunfen sind, oder da bewusst getrennte verwendet werden. Aber all diese Szenarien wird der endgültige Bericht ziemlich sicher eines nach dem anderen beschreiben und klar anhand von eindeutigen Daten ausschließen.

Dann wird sich schlimmstenfalls eine "fehlerhafte Komponente" als ursächlich erweisen, für die wir weder Designvorschriften schreiben, noch 100% sichere Prüfvorschriften definieren oder ADs herausgeben können, und bei denen ein Softwareupdate sehr schwierig ist... Und deren Funktion nicht aufgezeichnet wird.
 

cockpitvisit

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04.12.2009
5.332
3.027
FRA
Jein. Das Verhältnis zwischen Startschub und Leerlaufschub ist wesentlich größer als das Verhältnis zwischen Startderehzahl und Leerlaufdrehzahl.
Schub braucht Luftdurchsatz und Gastemperatur, der Einfluß der Temperatur ist deutlich höher als der des Luftflusses.
Bei einem Turbofan auch?? Der Großteil vom Luftdurchsatz ist doch Nebenstrom, wird gar nicht aufgeheizt?
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
12.637
10.554
Auch beim Turbofan produziert der Heißteil die Leistung, einen Großteil davon halt als Wellenleistung für den Fan.

Auch bei Turbofans ist die Leerlaufdrehzahl im Heißteil irgendwo im 50-60% Bereich, der Leerlaufschub aber deutlich unter 10%.
Die Fandrehzahl ist natürlich näher am Schub, als die Heißteil Drehzahl(en). Die drehen so um die 20% im Leerlauf.

Während du im Betrieb die Kerndrehzahlen zwischen 60% und 100% (manchmal auch knapp darüber, warum auch immer jemand 100% so definiert) hast, sind die Turbineneintrittstemperaturen im Bereich zwischen 600°C und >1500°C, der Regelbereich der Temperatur ist 2-3 mal so groß wie der Regelbereich der Drehzahl.
 
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Volume

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01.06.2018
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Ich wollte keinen Vorsatz unterstellt haben. Beschädigte oder nicht korrekt befestigte Stecker kommen relativ oft vor (und sind meist sehr schwer zu identifizieren, da sie oft nur zeitweilige Wackelkontakte haben). Sie sind oft an ziemlich unzugänglichen Stellen oder mit wenig Spielraum verbaut und verlangen von den Mechanikern viel Fingerfertigkeit.
Genauso wie ich Vorsatz bei Piloten erstmal für relativ unwahrscheinlich halte, bis es klare Beweise gibt.
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
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15.999
Die Frage ist, welche Szenarien es gibt, dass die Schalter im Abstand von einer Sekunde ohne menschliche Intervention ihre Position verändern. Da kommt keine befriedigende Antwort. Weder hier im Forum, noch in den Online-Schwurbelmedien. Geraune im Stil "India's media report" ist das einzige.
 
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eldiablo

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15.04.2019
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Europa
Der AvHerald spricht ja auch davon, dass die Triebwerkskonsole zweimal gewechselt wurde, es ist also auch denkbar, dass sich ein Kabel/Stecker gelöst hat, der nicht korrekt befestigt wurde.
Aber zuletzt im Jahr 2023 und bis zum Tag des Unfall, hatte die Maschine weitere hunderte Starts und Landungen
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
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dass die Schalter im Abstand von einer Sekunde ohne menschliche Intervention ihre Position verändern.
Es ist eben die Frage, ob tatsächlich die Schalter ihre Position verändert haben, oder nur ein verändertes Schaltersignal bei der FADEC angekommen ist.
Ich erwarte aber, dass die Untersucher all diese Details gründlich herausarbeiten werden, zumal das ja jetzt einer von nur noch zwei Aspekten ist, die detailliert untersucht werden müssen. Das Problemfeld ist ja jetzt extrem eingegrenzt.

Aber zuletzt im Jahr 2023 und bis zum Tag des Unfall, hatte die Maschine weitere hunderte Starts und Landungen
Das ELT vom Ethopean Dreamliner hatte auch einige hundert Starts und Landungen bis sich das eingeklemmte Kabel durchgescheuert, und den Kurzschluß verursacht hat.
Die zitierten Lötstellenprobleme haben sich auch erst mit der Zeit entwickelt. Denkbar sind da durchaus verschiedenste Szenarien.
 

Tupolew

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27.09.2012
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Die Frage ist, welche Szenarien es gibt, dass die Schalter im Abstand von einer Sekunde ohne menschliche Intervention ihre Position verändern. Da kommt keine befriedigende Antwort. Weder hier im Forum, noch in den Online-Schwurbelmedien. Geraune im Stil "India's media report" ist das einzige.
Wieso sollte man auch mit solchen Szenarien kommen? Das wäre ja genauso hineininterpretiert wie deine Fixierung auf menschliche Interaktion, die so im Bericht nicht formuliert ist. Nur weil du dir nicht anderes vorstellen willst oder kannst.

Was es hingegen hier im Forum gibt sind Szenarien, warum die AIB noch nicht konkret zur menschlichen Interaktion geäußert hat
- kulturelle Hintergründe im Hinblick auf Suizid
- man erst alle technischen Aspekte ausschließen will bevor man sich auf menschliche Interaktion festlegt, gerade im Hinblick auf mögliche Konsequenzen für die Hinterbliebenen
- sie haben einen konkreten Ansatz den sie verfolgen
 
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Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
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Es ist eben die Frage, ob tatsächlich die Schalter ihre Position verändert haben, oder nur ein verändertes Schaltersignal bei der FADEC angekommen ist.

Diese Frage hat das AAIB beantwortet. Ich habe keinen Anlass, das zu hinterfragen.

deine Fixierung auf menschliche Interaktion, die so im Bericht nicht formuliert ist. Nur weil du dir nicht anderes vorstellen willst oder kannst.

Ich frage ja ausdrücklich nach, welche Szenarien außer der scheinbar auf der Hand liegenden menschlichen Intervention es gibt. Beispielsweise ein Freak Accident wie der Hubschrauberabsturz in New York 2018, bei dem sich irgendwelche Schnüre in dem Absperrhebel verfingen.
Nur da kommt halt nichts, außer völlig substanzlosem "India's media report" (Welche? Wie seriös? Wo? Mit welchen Szenarien?) ohne Quellenangabe.
 
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marcus67

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17.01.2015
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Es ist eben die Frage, ob tatsächlich die Schalter ihre Position verändert haben, oder nur ein verändertes Schaltersignal bei der FADEC angekommen ist.
Praktisch gleichzeitig bei zwei Schaltern?

Das Thema mit den verschlissenen Verriegelungen ist nach dem FAA Anouncment auch raus. Die Fälle, die es da gab waren wohl sehr alte B737, die auf Kurzstrecken weit mehr als 20.000 Cycles zusammen geflogen hatten.

Die Sample Rate des DFDR für solche Parameter ist wohl 1/s. Der genaue Zeitabstand beider Betätigungen ist also > 0 und < 2s.
 

makrom

Erfahrenes Mitglied
05.09.2016
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Zur These, dass der FDR nur ein elektronisches Fehlsignal aufgezeichnet hätte, das würde ja bedeuten, dass die Schalter physisch über den gesamten Zeitrahmen in der Run-Position gewesen sein müssten.
Wären die Dialoge dann wirklich so verlaufen, dass nur gefragt wurde, warum sie abgeschaltet seien, und kein weiterer Kommentare dazu, dass das wohl nur auf dem ECAM zu sehen war, die Schalter aber gar nicht auf Cutoff waren? Und auch das manuelle Wiederanschalten nie stattgefunden hat, sondern einfach mit 4 Sekunden Versatz wieder zurückverwackelkontaktet wurde?

Alles nicht unmöglich, aber klingt schon sehr weit hergeholt.
 

handballplayer3

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01.10.2015
2.751
7.387
DUS
Wir hatten bei der Feuerwehr mal einen (fast) Brand bzw. starke Verrauchung durch einen Toaster.
So weit so normal. Auslöser war ziemlich sicher ein Gegenstand, der auf den Startmechanismus des Toasters gefallen ist.
Der Hebel war unten, also auf toasten, aber niemand war über Stunden in der Wohnung.

Ich hatte in der Statistik Vorlesung / Klausur eine 1.0 aber das konnte ich einfach nicht glauben.
Ein doppelt verändertes Schaltersignal zur FADEC halte ich subjektiv für noch wesentlich unwahrscheinlicher.

Es ist dennoch beachtlich was es alles gibt.
 
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eldiablo

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15.04.2019
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Das ELT vom Ethopean Dreamliner hatte auch einige hundert Starts und Landungen bis sich das eingeklemmte Kabel durchgescheuert, und den Kurzschluß verursacht hat.
Die zitierten Lötstellenprobleme haben sich auch erst mit der Zeit entwickelt. Denkbar sind da durchaus verschiedenste Szenarien.
Aber hier im Fall, war kein Lötproblem
Dort wurden die Switches von RUN auf CUTOFF gestellt und das geht nicht automatisch
schaue dir mal das Bild an

Screenshot 2025-07-14 alle 12.05.02.png
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
12.637
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Aber hier im Fall, war kein Lötproblem
Oh, gut dass du das weisst. Du solltest unbedingt den Ermittlern schreiben, dass selbst wenn die Kabelverbindung zwischen Schalter und FADEC irgendwo unterbrochen ist, ausschließlich zählt wo der Schalter mechanisch stand...

Mal über den Tellerrand in ein anderes Forum geschaut:
Dort schreibt ein Berufspilot
Es ist aus meiner Sicht nicht realistisch zu glauben, dass die Switches im Cockpit „hard wired“ zu den Valves sind. An den Switches sind ganz viele Systeme angekoppelt. Einige wurden schon benannt (z.B. FADEC) andere sind weniger offensichtlich (fuel Pumpen, ECS, APU). Das Flugzeug welches ich pilotieren darf, lässt es beispielsweise nicht zu, dass ein Triebwerk über den Switch stillgelegt wird, wenn der zugehörige Thrust Lever nicht auf Idle steht…. Just saying

Boeing gesteht den Piloten mehr Kontrolle zu als andere Hersteller, aber das da absolut keine unabhängige Gegenkontrolle stattfindet (z.B. Thrust Levers auf Idle) kann ich mir auch kaum vorstellen.

Ansonsten muss man viel in dem vorläufigen Bericht "with a grain of Salt" lesen.
Der Absatz beginnt mit
As per the EAFR data
also sind alle Aussagen zu was passiert ist, als Aussagen zu was aufgezeichnet wurde zu verstehen. Alle Aussagen sind in Sätze umngewandelte Datenverläufe.
the Engine 1 and Engine 2 fuel cutoff switches transitioned from RUN to CUTOFF position one after another with a time gap of 01 sec.
kann ja auch heissen, in zwei aufeianderfolgenden Datenpunkten (die ja mit Sekundenabstand aufgezeichnet werden) sind die zwei aufgezeichneten Schalterpositionen von Run auf cutoff umgesprungen. Das kann bedeuten, sie wurden binnen 0.1 Sekunde jeweils 0.05 Sekunden vor und nach der nächsten Datenpunktaufzeichnung, oder 1.9 Sekunden nacheinander zu Anfang und Ende jeder Aufzeichnungsperiode umgelegt.

Diese Frage hat das AAIB beantwortet. Ich habe keinen Anlass, das zu hinterfragen.
Dann sind wir uns in der Hinsicht ja einig. Das AAIB hat ausdrücklich gesagt, alle Aussagen basieren auf dem was aufgezeichnet wurde. Also auf den Signalen.

warum die AIB noch nicht konkret zur menschlichen Interaktion geäußert hat
Weil diese Untersuchungen sehr viel komplexer sind, und ja auch nichts von dem Menschen aufgezeichnet wurde.
Bevor man eine so ungeheuerliche Behauptung in den Raum stellt, muss man sich schon sehr sicher sein. Sonst kann - siehe Skyguide Lotse nach dem Überlingen Unfall - ganz schnell etwas in Gang gesetzt werden, das man nicht mehr einfangen kann.
Bis jetzt vermeidet der Bericht ganz ausdrücklich Schlüsse zu ziehen, und listet nur Fakten nach der augenblicklichen Beweislage auf.

Der hintere EAFR scheint wohl extrem beschädigt zu sein, alle Daten stammen vom vorderen. Eine Zeichnung zeigt anschaulich, wie das Flugzeug genau an der Einbauposition des hinteren Recorder mit der Stahlbetonkante des Hauses ohne Knautschzone kollidiert. Also in etwa wie von mir nach den ersten Bildern befürchtet.
Das allein zeigt mal wieder, dass bei Unfällen auch das sehr unwahrscheinliche durchaus passieren kann, der vorne ohne Knautschzone eingebaute Recorder überlebt und der an der normalerweise sichesten Stelle eingebaute ist zerstört. Bei vielen anderen Flugzeugmustern wäre die Untersuchung hier schon fast zuende gewesen...
 

alpha zulu

Erfahrenes Mitglied
25.11.2016
285
220
Diese Frage hat das AAIB beantwortet. Ich habe keinen Anlass, das zu hinterfragen.
Ja, das AAIB hat diese Frage beantwortet. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wurden die beiden Schalter bewegt.

Allerdings kann der FDR - nach allem was ich hier gelesen habe - eben nur das Schaltsignal protokollieren. Die eigentlichen, mechanischen Schalter haben keine Überwachung des Schaltzustands, welche an die FDR gemeldet wird. (Man möge mich korrigieren, falls ich daneben liege)

Also haben sich die AAIB Leute entweder weit aus dem Fenster gehängt. Oder es hat bereits eine Soundanalyse der Cockpitaufnahme stattgefunden und man konnte die Schaltgeräusche eindeutig identifizieren. Davon steht jedoch im Zwischenbericht nichts.
 
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