Von nun an geht es zurueck in den Sueden Skandinaviens. Entlang der Ostkueste passiere ich Frederikshavn
In Hafennaehe steht der Krudtarnet (Pulverturm), der 1690 fertiggestellt war und im Grossen Nordischen Krieg eine wichtige Rolle fuer die daenisch-norwegische Marine und ihre Verbuendeten spielte. Schweden war 1660 als europaeische Grossmacht auf dem Gipfel seines Erfolges und dominierte den Ostseeraum. Es kam zu Buendnissen der Ostseeanrainer gegen Schweden, das mit der Aufruestung und Straffung seines Militaers begann, und zu ersten Schlachten, die fuer Schweden verloren gingen, z.B. Fehrbellin 1675. Als 1697 der 15jaehrige kriegsbesessene Kronprinz Karl zum Schwedenkoenig Karl XII. gekroent wurde, genau genommen hat er sich selbst gekroent, sah die Allianz ihre Stunde gekommen. Anfang 1700 begann der Grosse Nordische Krieg und dauerte 21 lange Jahre. Am Ende war Schweden nur noch ein nordischer Staat unter anderen. Fuer Frederikshavn bedeutete der Grosse Nordische Krieg und die Zeit danach eine Aufwertung: von hier aus konnte Daenemark den Ostseezugang kontrollieren.
Zurueck am Limfjord besuchen wir die Wikingersiedlung mit angrenzendem Friedhof in Lindholm. Sie war von ca. 500 bis 1050 n.Chr. besiedelt und zeigt das Wikingerleben vor der Christianisierung. So ein Langhaus beherbergte eine Familie mit ihren Tieren und ggfs. einer Werkstatt und Feuerstelle. Der graue Zement ist angelegt, um heutigen Besuchern die Groesse und den Grundriss der Haeuser zu verdeutlichen. Original waren die Waende und Pfosten aus Holz und Stroh-Lehm-Matten, die Daecher wurden mit Strohbuendeln gedeckt.
Verstorbene wurden auf einem Holzgeruest aufgebahrt und unter Anteilnahme der Siedlung ueber einer Grube verbrannt. Danach wurde die Grube wieder zugeschuettet und mit einer Steinsetzung markiert. Graeber fuer Frauen und Maenner unterschieden sich in der Form: rund fuer Frauen,
schiffsrumpffoermig fuer Maenner.
Nach einem Sandsturm um das Jahr 1050, der die Felder unter sich begrub, wurde die Siedlung aufgegeben. Im angrenzenden Museum ist eine Bodenprobe zu sehen, die zeigt, dass alle paar hundert Jahre so ein schwerer Sandsturm uebers Land gefegt sein muss.
Am Ufer gegenueber liegt Aalborg. Die Stadt war bereits in der spaeten Wikingerzeit ein bedeutender Handelsort, spaeter Bischofsitz und Mitglied der Hanse. In der Altstadt sind viele historische Gebaeude erhalten, die dem aufmerksamen Besucher fast das Gefuehl eines Bummels durch die Geschichte geben.
Das Aalborghus von 1539 wirkt von aussen eher abweisend schroff,
von innen haeuslich und gemuetlich.
Die Post-Meilensaeulen gehoeren zwar nicht hierher, fuegen sich jedoch harmonisch ein.
Das Heiliggeistkloster (1431) wird liebevoll gepflegt. Es ist heute eine Seniorenstaette.
Das Koenigliche Zollamt (1602), davor Wasserfontaenen, die zu Haendels Wassermusik tanzen koennen.
Jens Bang's Haus am Nytorv (Neumarkt), ein wahrlich repraesentatives Kaufmannshaus.
Das Alte Rathaus am Gammel Torv (Alter Markt).
Abends ist in der Jomfru Ane Gade richtig was los.
Knapp 50km westlich von Aalborg liegen die Ueberreste der Aggersborg.
Hier treffen wir den daenischen Wikingerkoenig Harald Blauzahn wieder, der mit seiner Taufe die Aufmerksamkeit des Heiligen Roemischen Kaisers Otto I. erregte. Otto zeigte seit Beginn seiner Regentschaft einen grossen Expansionsdrang und wollte das Reich nach Norden ausdehnen und damit seine Vormachtstellung als Herrscher des christlichen Abendlandes untermauern. Harald reagierte mit dem Bau von Verteidigungsanlagen in ganz Daenemark.
Die Aggersborg wurde in den 960er Jahren gebaut als eine runde Wehrburg von 240m Durchmesser und 48 Langhaeusern darin.
Der Rundwall ist heute noch erkennbar, die Palisaden moegen wir uns dazudenken. Im Hintergrund die Kirche im angelsaechsischen Stil.
Die Gaertner haben die Lage und Groesse einzelner Langhaeuser im hohen Gras markiert. Otto I. ist bereits 973 gestorben, und sein Sohn Otto II. hatte andere Sorgen, als das Reich nach Norden auszudehnen.
Fussnote: Schaut Euch mal das Bluetooth Logo auf Eurem PC oder Mobilgeraet an. Vor blauem Hintergrund seht Ihr die daenischen Runen H und B, das Monogramm Harald Blauzahns. Tatsaechlich ist der Bluetooth Standard eine Hommage an Harald Blauzahn und seinen diplomatischen Feinsinn, mehrere konkurrierende Fuerstentuemer zu einem Koenigreich vereinigt zu haben.
Die Illustration zeigt, wie geschaeftig die Bewohner die Aggersborg gebaut haben.
Die benachbarte Kirche ist spaeteren Datums. Bislang wurde auch noch kein Vorgaengerbau in der Siedlung nahe der Aggersborg gefunden. Urspruenglich bestand die Kirche nur aus dem Chor und dem Kirchschiff; der Glockenturm sowie die Eingangshalle zur Waffenabgabe sind spaetere Anbauten.
Grabsteine vom Friedhof.
Ein Blick ins Innere.
Ein paar km weiter liegt die Kleinstadt Løgstør. Einst war sie ein Umschlagplatz fuer Waren und profitierte vom Handelsprivileg Aalborgs fuer Salzheringe. Der kleine Fischerplatz mit der Fischhalle hinten dokumentiert das.
Die Durchfahrt durch den Limfjord unterlag staendiger Versandungsgefahr. Von der Sandbank mussten immer wieder Schiffe freigeschleppt werden. Zeitweise war das die wichtigste Einkommenquelle der Bewohner. 1861 liess Koenig Frederik VII. einen knapp 5 km langen Umgehungskanal graben, der risikolos durchfahren werden konnte. Seit 1913 wird das Fahrwasser im Limfjord regelmaessig ausgebaggert, so dass der Kanal heute den Freizeitbooten vorbehalten bleibt.
Am Kanalwaerterhaus steht die Drehbruecke mit Anleger. Im Kanal waren Dampfmaschinen und Segel verboten; die Schiffe wurden von Zugtieren oder Menschen getreidelt.
Vielen Dank fuer Eure Geduld. Vendsyssel steht zwar nicht im Zentrum der Reisendenstroeme, und viele kommen nur zur Durchreise. Wie wir gesehen haben lohnt sich mal ein genauer Blick auf die Natur und Geschichte. Insbesondere Aalborg ist ein wahres Juwel.
Naechster Airport ist Aalborg AAL, den ueberwiegend Norwegian und Ryanair anfliegen.