Als Selbstfahrer zwischen Yssyk-Köl und Altyn-Emel

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UniformSierra1

Erfahrenes Mitglied
06.02.2022
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HAM
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Apéritif

Wie auch bei einigen Mitforisten, stand bei mir dieses Jahr wieder einmal Zentralasien im Fokus.
Ziemlich früh stellte sich heraus, dass die landschaftlich reizvolle Gegend im Norden Kirgistans und im Süden Kasachastan erkundet werden sollte und zwar per Mietwagen auf eigene Faust. Einfach um sicherzustellen, dass ich auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankomme, da mir die Fotografie recht nah am Herzen liegt und ich mich daher ungerne auf halbzuverlässige Fahrpläne oder Mitfahrgelegenheiten einlassen wollte. Die Recherche und Vorbereitung für solche touristisch wenig erschlossenen Gegenden gestaltet sich daher etwas anspruchsvoller und zeitaufwendiger.
Nach einigem Hin und Her habe ich doch am Ende jeweils für beide Länder einen Mietwagenanbieter gefunden, der zum einen bereit war an Ausländer zu vermieten und zum anderen mir bei dem auch die Mietbedingungen zusagten.

Pegasus bot ex HAM via SAW nach FRU bzw von ALA zurück die zeitlich beste Option. Ich legte fest, erst Kirgistan zu erkunden und danach rüber auf die kasachische Seite zu wechseln. Zeitweise war ich auch am überlegen, den Grenzübergang landseitig zu nehmen, entschied mich jedoch später für einen Mittagsflug mit Air Astana von Bishkek nach Almaty. Einige Wochen vor Abflug wurde dieser dann gecancelt und man buchte mich auf den Abendflug um. Dies gefiel mir erst nicht, da ich dann bei Dunkelheit in ALA ankäme um den Mietwagen zu übernehmen. Jedoch wurde ich später durch ein landschaftlich wertvollen und kurz vor Sonnenuntergang, wunderbaren Flug entschädigt. Was ich jedoch nicht bedacht hatte, dass ja der 9. Mai dort ein Feiertag ist und es somit stellenweise etwas voller werden könnte. Somit warf ich das Routing auf kasachischer Seite kurz vorher nochmals durcheinander um eventuelle Menschenmassen außerorts an den Hotspots zu umgehen und plante die Reihenfolge etwas um. Die Details dann aber im weiteren Verlauf.

Somit stand nun folgendes Programm:

3. Mai +1 HAM-SAW-FRU
7. Mai FRU-ALA
12. Mai ALA-SAW-HAM

Zur geografischen Einordnung einmal grob die Routenverläufe:

Kirgistan:
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(Quelle: GoogleMaps)

Kasachstan:
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(Quelle: GoogleMaps)

An den Tagen vorm Abflug war das anstehende Solo-Abenteuer gedanklich natürlich omnipräsent bei mir.

Wer nun ein paar staubige Straßen nicht fürchtet, kann gerne virtuell mitkommen. Wie üblich gehts dann hier in nächster Zeit peu à peu mit Bildern und Text weiter. Ich freue mich auf die Leserschaft! :D
 
Zuletzt bearbeitet:

handballplayer3

Erfahrenes Mitglied
01.10.2015
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DUS
Wir hatten zum Thema ja schon Kontakt und ich bin gespannt, was ich möglicherweise verpasst habe.
Als nicht selbst Fahrer mit nur rudimentären lokalen Sprachkenntnissen war es an der ein oder anderen Stelle ja doch etwas komplizierter.
 

UniformSierra1

Erfahrenes Mitglied
06.02.2022
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HAM
Guddi, dann kann es losgehen!

Am besagten Freitagnachmittag geht es für mich an Bord der TC-RBN nach SAW. Schon der Forecast sagte für SAW nichts gutes - starke Regenschauer und Gewitter sind in der Gegend. Daher vebringen wir etwa 30 Minuten im Holding bis sich die Lage bessert.
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Inzwischen ist auch die neue Südbahn in Betrieb, was bei meinem letzten Besuch nicht der Fall war, und wir intercepten auf der 06R mit dem Bosporus in der Ferne.
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Das schöne bei solchen extremen Wetterlage sind die sich ergebenden Schauspiele aus Licht und Wolken.
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Die Dimensionen dieser Stadt sind auch aus der Luft jedesmal wieder beeindruckend.
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Nach dem Touch Down auf besagter Piste taxeln wir recht lange zum Stand. Der kleine Delay macht mir nicht zu schaffen, die noch etwa fünf verbleibenden Stunden bis zum Weiterflug um 2300 reichen mehr als aus. Die Transitkontrolle ist schnell passiert und ich verbringe die Zeit mit einigen studentischen Angelegenheiten in der Lounge. Bis auf den Apron View sind die beiden Lounges nicht weiter erwähnenswert. Angenehm ist, dass man mit dem PP hier auch den Kepler Club mit Sleeping Cabins nutzen kann, falls die Flugzeiten dies erfordern. Der Delay Index ist immer noch hoch, kurz vor Abflug wird auch noch der Flieger getauscht, sodass es am Ende eine A320neo in Form der TC-NBE wird, mit der es mit +40 dann in die dunkle Nacht gen Osten geht.

Nach etwas mehr als vier Stunden im Halbschlaf scheint uns dann die aufsteigende Morgensonne in die Triebwerke.
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Es geht straight auf die 08, insgesamt bestand der Flug sowieso aus keiner richtigen Kurve. Die Wolken wollen sich um kurz nach 0700 lt. noch nicht von den Bergen lösen.
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Ich lasse das Panorama genüsslich an mir vorbeiziehen.
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On Final!
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Nach der Landung dann gleich den ersten Leckerbissen, zwar schon mit moldauischer Reg, aber noch Titeln vom usbekischen Vorgänger.
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Die Tezjet zu fliegen habe ich nicht mehr gebacken bekommen, aber ggf wird es nächstes Jahr erforderlich werden.
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Und die Präsidentenmaschine, so eine Tu154 hat schon was.
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Dank First Row bin ich schnell ausm Flieger raus, flux durch die Immigration und Zoll und werde wie besprochen draußen von zwei Herren erwartet, die mir das versprochene Arbeitspferd aka Lexus 200 zum Airport gebracht haben. Mit dem ausdrücklichen Hinweis, das die Polizeikontrollen häufig vorkommen und ich bloß nicht zu schnell fahren soll, verabschieden sie mich und ich fahre etwa 45 Minuten bis zur Innenstadt zum Hotel Navat. Hier will ich nach dem nicht so erholsamen Nachtflug die erste Nacht verbringen ehe es mit dem Auto morgen auf die Piste geht. Als ich um 0930 an der Rezeption erscheine lädt man mich gleich zum Frühstück ein. Passt wie die Faust aufs Auge, das hatte ich nämlich noch nicht.

Das Zimmer tut sein bestes für eine Nacht, ich hatte ohnehin Lust auf authentische Unterkünte anstatt namenhafter Ketten.
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Nach der Stärkung verspühre ich deutlichen Bewegungsdrang und startete meinen Walk zum Ala-Too-Square.
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Bishkek ist wohl auch eher eine Stadt bei der die Schönheit im Detail liegt.
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Es kommen sogar ein paar Regentropfen runter. 037.jpg

Ich flüchte temporär an eine Bushaltestelle gegenüber des Rathauses und der Nationalbank.
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Aufgrund des Wetters und sich einer erneut anbahnenden Hungerwelle entscheide ich mich für ein frühzeitiges Mittagessen im Navat Restaurant.
Wie ich der Karte entnehmen kann, sind viele Gerichte chinesisch angehaucht, ich entscheide mich jedoch klassisch für Fisch.
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Als ich wieder gestärkt ins freie trete, sieht die Welt gleich schon viel besser aus - die Sonne lacht!
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Vom Ala-Too ziehe ich vorbei am Nationalhistorischen Museum.
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Die Vorbereitungen für den 9. Mai sind eindeutig.
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Rückwärtig vom Museum ist der Präsidentenpalast.
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In der Nähe fragt mich ein soldatischer Wachposten nach einer Zigarette, als Nichtraucher kann ich ihm da leider nicht behilflich sein und er zieht sogleich wieder in sein Häuschen.

Es geht weiter zur Oper.
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Unmittelbar dahinter das Siegerdenkmal.
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In einem Supermarkt decke ich für die kommenden Tage schon mit genügend Proviant ein und schleppe den zum Hotel. Dann gönne ich mir ein kleines Powernap bis ich mich dann entscheide zum Abendessen ins "Oblako 53" zu gehen.

Im 17. Stock des Trade Centers hat es einen wolkigen Blick auf City und Bergpanorama.
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Lasagne und Wiskey Sour sind nach meinem Geschmack.
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Danach eine weitere Runde Destilliertes und ein Panna Cotta.
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Von dem kleinen Eckbalkon genieße ich noch die Bergkulisse bevor es wieder runter geht.
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Die blaue Stunde passe ich am Ala-Too-Platz ab und danach geht es ins Bett. 049.jpg

Stay tuned...
 

UniformSierra1

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06.02.2022
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HAM
Nach der Nachtruhe und dem Frühstück breche ich gegen 0800 im Hotel auf und verlasse die Hauptstadt nordöstlich.
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Zu meiner rechten begleitet mich anfänglich das Bergpanorama, zu meiner linken markiert der Zaun mit Wachtürmen die Grenze zu Kasachstan.
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Nach etwa zwei Stunden Fahrt komme ich an einem Bahnübergang nahe der Straße an, von wo aus der Wanderweg zum Konorcheck Canyon beginnt. Das Auto parkiert, den Rucksack greifend, beginne ich dem Rinnsal zu Fuß weiter zu folgen.
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Mit knapp über 20 Grad ist es noch gut aushaltbar. Nach einiger Zeit komme ich an eine Felswand die mit Hilfe eines Seils erklommen werden muss.
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Drei weitere solcher Hindernisse werden folgen. Bei Felswand Nummer Drei kommt mir plötzlich das ganze Seil inklusive Verankerungshaken entgegen. Ein kurzer Moment ist guter Rat teuer, wie ich nun die paar Höhenmeter überwinden kann. Ich finde in der Nähe eine nicht ganz so steile Wand, wo ich mich im Steinbock-Stil entlang taste. Die Strapazen haben sich aber mal wieder gelohnt. Nach einer Dreiviertelstunde eröffnet sich vor mir ein Tal mit anmutenden Farben und Gesteinsformationen.
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Vereinzelt gibt es noch eine verirrte Menschenseele, die es ebenfalls hierhin geschafft hat.
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Ich wandere etwas umher um verschiedene Perspektiven zu bekommen.
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Ich lass jetzt einfach mal die Bilder sprechen.
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Einige Kilometer entfernt soll es noch ein ähnliches Tal geben, jedoch denke ich, dass ich hier genug gesehen habe und zum anderen ist mein Zeitplan wie üblich knapp bemessen. Ich trete den Rückweg an, unterwegs kommen mir zwei Russinen entgegen, die wissen wollen wie weit es noch ist und ob dort viel los sein. Als sie feststellen, dass ich ganz alleine unterwegs bin, sind sie überrascht. Solotrips kommen wohl nicht so häufig vor hier.

Innerhalb einer halben Autostunde erreiche ich vom Canyon aus Balykchy am westlichen Seeufer des Yssyk-Kul. Ich will hier schon nachtanken, um dies später nicht auf den Dörfern am südlichen Ufer tun zu müssen, da ich nicht immer davon ausgehen konnte, dass es 95 Oktan oder mehr gibt und wie hoch der Verbrauch auf den Schotterpisten nachher wirklich ist. Die erste Tankstelle ist geschlossen und dafür ist bei der nächsten eine umso längere Schlange. Nicht alle Zapfsäulen funktionieren hier, aber 95 konnte ich zum Glück bekommen.

Ich entschließe mich für einen kurzen Abstecher zum Hafen.
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Das Wetter ist leider gerade etwas trist.
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Es geht ein Stück südwärts, raus aus Balykchy.
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Allerdings will ich nicht geradwegs ans südliche Ufer, sondern mache einen kleinen Abstecher zunächst vom See weg.
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Das erschien mir landschaftlich etwas reizvoller.
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Später drehe ich dann zunächst auf eine Schotterpiste ein, mal mehr, mal weniger am Ufer entlang.
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Manche Abschnitte sind recht neu asphaltiert, andere sind noch komplett unbefestigt.
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Das Wetter weiß noch nicht so recht was es will. Die Fahrt zum Skazka Canyon zieht sich doch arg in die Länge.
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Natürlich tragen meine häufigen Fotostops zur Verlängerung der Reisezeit bei.
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Ich passiere bereits das Yurt Camp in dem ich heute übernachten will. Etwa 20 Km weiter ist endlich die Abzweigung zum Canyon. Es ist erst etwa 1700, aber die Sonne droht bald hinter einer Wolkenwand zu verschwinden. Ich muss mich sputen. An einem Schlagbaum zahle ich umgerechnet etwa 50 Eurocent Eintritt, nur ein weiteres Auto treffe ich unterwegs, ansonsten keine Menschenmassen - herrlich! Ich parkiere und schlendere etwas durch die anmutenden Gesteinsformationen.
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Schon interessant was die Natur so hervorbringen kann.
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Nun ist die Sonne endgültig weg.
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Ich suche einen Weg zurück zum Auto.
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Die Kamera wieder verstaut, gehts nun ein Stück zurück an der Uferstraße zum Agat Yurt Camp. Hier werde ich gegen 1900 von dem russischen Besitzer freundlich willkommen und er zeigt mir meine Yurt.
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Er empfiehlt mir für die Nacht das kleine Heizgerät einzuschalten, da die Temperaturen auf 8 Grad sinken soll. Später schalte ich es jedoch wieder ab, da es einfach zu heiß wurde in dem kleinen Raum.
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Eine weitere Alleinreisende aus Tschechien sowie ein russisches Pärchen sind noch anwesend in dem Camp. Ansonsten gibt es nur noch die weite Landschaft drumherum.

Zum Abendessen bekomme ich einen schmackhaften Enteneintopf serviert während mir der Sonnenuntergang im wahrsten Sinne des Wortes bereits im Nacken brennt.
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Das Schauspiel am Himmel war bombastisch!
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Erheitert geht es in die Yurt.

Ich hoffe es ist bisher weder zu steinig noch zu trocken. To be continued...;)
 

UniformSierra1

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06.02.2022
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Über Nacht gab es ergiebigen Regen und als ich morgens aus der Yurt krieche erscheint der Himmel zu allem Überfluss in blau.
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Nach einer kleinen Stärkung stapfe ich zum Seeufer. Dabei passiere ich die Straße, welche mich später wieder gen Westen führen wird.
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Es ist einiges an Vegetation zu durchkämpfen bis ich am Ufer ankomme.
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Morgendliche Ruhe und frische Luft zum Durchatmen!
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Und ringsum die Berge - wundervoll!
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Ich verabschiede mich und der Besitzer fragt mich, ob ich ihm später einige Bilder zukommen lassen könne. Ich komme dem gerne nach. Heute Abend will ich wieder in Bishkek zurück sein, jedoch will ich unterwegs noch ein paar Umwege und Abstecher in Kauf nehmen. Doch zunächst geht es die nächsten knapp zwei Stunden zurück am See in westliche Richtung.
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Die ansprechende Szenerie gebietet mir häufige Stops, so auch hier kurz vor einem Friedhof.
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Weiter gehts und ich genieße die vorbeiziehende Landschaft.
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Mit blauem Himmel sieht einiges schon deutlich besser aus als gestern bei Bewölkung.
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Weiterhin gilt links die Berge...
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...und rechts der See.
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Nachdem ich dann irgendwann eine ziemliche neue Straße unter den Rädern habe, kommt bald das Orto-Tokoy Reservoir am Chu River in Sichtweite. Links im Bild die Straße, die Baufahrzeuge sind stellenweise noch vor Ort, man könnte behaupten der Asphalt sei noch heiß.
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Von hier aus habe ich eine Passtraße ins Auge gefasst, die auf bescheidene 2180m führt.
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Aufgrund der Höhe ist es auch im T-Shirt schon recht frisch draußen.
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Nächstes Ziel der Kok Moynok Canyon. Ich fahre dann von der befestigten Straße ab, passiere ein Dorf wo es eine Furt zu durchqueren gilt, was mit dem halbwegs geländegängigen Lexus geht. Nach einiger Zeit war die Route nicht mehr so genau ersichtlich und das GPS auf dem Handy hat auch keinen Empfang mehr. Ich fahre nun einfach nach Gefühl in die vermeintliche Schlucht und es kommen auch keine weiteren Abzweigungen die mich zu einer Entscheidung gezwungen hätten.
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Die Karre hat einen ziemlich großen Wendekreis was sich hier beim Umfahren von Hindernissen und engen Kurven als etwas nachteilig erweist. Als aus der Fahrspuhr nunmehr eher ein Trampelpfad geworden ist und die Botanik zu dicht wurde, wende ich den Wagen und parke wieder in Fluchtrichtung.
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Ich schultere das Equipment und folge zu Fuß dem Pfad, vorbei an einem Kojoten-Kadaver als ich plötzlich vor einem bescheidenen landwirtschaftlichen Anwesen stehe. Ich beobachte eine Weile, da ich weder weiß ob ich hier wirklich richtig bin und zum anderen auch nicht weiß, wie man auf mein Erscheinen reagieren würde. Womöglich stehe ich ja unbewusst auf dem Grund und Boden von den vermeintlichen Bewohnern. Die Türen bewegen sich geräuschvoll im Wind und ich komme mir kurz vor wie in einem Westernfilm. Es scheint jedoch niemand da zu sein.
Wer eine Aussicht will, muss nach oben! Also steige ich nun mühevoll an dem Steilhang empor immer noch auf der Suche nach dem Canyon. Oben angekommen pfeift mir der Wind um die Ohren und ich bereue, dass ich die Jacke im Auto gelassen habe.
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Ich laufe weiter und werde allmählich fündig, ich bin also doch richtig hier.
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Nachdem man die anderen beiden Canyons zuvor gesehen hat, ist dieser nur noch zweite Klasse wie ich finde. Die Weitsicht ist jedoch gut von hier oben.
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Wie man sieht ist Regen im Anmarsch und ich trete den Rückweg an.
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Am Auto angekommen bin ich nicht mehr allein. Ein französisches Pärchen, ebenfalls als Selbstfahrer, hat den Weg gefunden. Wir tauschen uns kurz über die Location aus sowie den jeweiligen Routenverlauf des anderen. Ich muss mich nun sputen, da ich vor dem Regen zurück auf befestiger Straße sein will, was auch gelingt.
Eigentlich hatte ich noch eine Location im Sinn, bei Regen ist das wohl aber nicht so ergiebig. Also beschließe ich direkt zum Burana Tower zu fahren. Hohe Erwartungen habe ich nicht, aber es soll ja halbwegs auf dem Weg liegen denke ich mir. Allerdings zogen sich die bummeligen 15km Abstecher durch Tokmok ziemlich hin. Dort angekommen war es immerhin wieder trocken.
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Eine Touristengruppe ist auch vor Ort.
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Das eigentliche Ziel ist das Plaza Hotel in Bishkek von wo morgen früh der Mietwagen wieder abgeholt werden soll. Da er jedoch arg dreckig ist, mache ich zwei Blöcke vom Hotel eine Self Service Car Wash Anlage ausfindig, welche ich vorher noch ansteuern möchte. Gegen 1700 erreiche ich Bishkek in der Afternoon Rush Hour.
Nur langsam geht es voran. Es sind noch wenige 100m bis zum Ziel, die Straße verläuft westwärts gegen die tiefstehende Sonne.

Ich überquere eine Kreuzung als ich plötzlich die Kelle eines Polizisten sehe. Ich fahre rechts ran, er begrüßt mich per Handschlag durch die Seitenscheibe auf der Beifahrerseite. Sein Vorwurf lautet, ich hätte Fußgängern am Zebrastreifen zweifach das Überqueren nicht ermöglicht. Puuh, kann sein. Bei den Lichtverhältnissen kann ich nicht beschwören, dass da nicht im Schatten der Bäume womöglich doch jemand stand. Ich zeige mich einsichtig und entschudige mich. Er verlangt natürlich die Fahrzeugpapiere und Führerscheine. Ich reiche ihm den intl. Führerschein, welchen er kurz durchblättert und mir sogleich zurück gibt. Ich stecke ihn gleich wieder ein. Mit meinem natl. Führerschein und dem Fahrzeugschein in der Hand haltend sagt er, ich solle hier warten er mache mir jetzt das Ticket fertig.
Nach ein paar Minuten des Wartens kommt er wieder und behauptet, ich dürfe damit nicht fahren, ich bräuchte eine notariell beglaubigte Übersetzungs ins Russische. Daraufhin hole ich wieder den intl. FS raus, worin es ja auch eine Seite auf Russisch gibt und ich erkläre ihm, dass die offiziellen Infos sagen, dass es ausreicht und es auch von der Autovermietung anerkannt wurde, die mir den Wagen ja schließlich überlassen hat. Daraufhin reagiert er sichtlich ersäuert, warum ich ihm derartige Dokumente vorenthalten habe und nicht sofort ausgehändigt hätte. Ich weise darauhin, dass es das selbe Dokument sei, was er bereits zu Anfang in der Hand hielt. Ein erneuter Blick und er stimmt zu, wiederholt aber seine Forderung mit sichtlich strapazierten Nerven, dass dies nicht ausreichend sein. Ich wiederhole meine Erklärungen und er scheint langsam die Geduld mit mir zu verlieren. Ich rufe schließlich den Vermieter an, erkläre kurz die Lage und reiche das Handy weiter an den Polizisten. Einige klärende Sätze später drückt mir der Beamte sein Handy in die Hand und will mit meinem zu seinem Wagen gehen. Ich fordere es gleich zurück und er sieht ein, dass hier eine Verwechslung vorlag.
Der Vermieter ist noch dran, und erklärt mir, dass die Strafe umgerechnet zwischen 10 und 30 EUR betragen würde, je nach Region - krasse Spannweite wie ich finde und für die Locals dürfte das recht viel Geld sein. Ich könnte die Strafe bei jeder Bank einlösen oder morgen bei ihm direkt bezahlen. Da ich nicht zur Bank will, sage ich ihm, dass ich morgen bei Rückgabe bleche würde. Da der Polizist inzwischen wohl doch keine Lust auf die Formalitäten hatte, meldet er sich bei mir am Fenster zurück und ließ mich mit einer mündlichen Verwarnung davonkommen, aber ich solle in Zukunft gefälligst aufpassen. Ich bejahte und bedankte mich.

Zweimal Abbiegen später dann endlich die Autowäsche.
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Damit die Kunden garantiert auch einen Grund zum wiederkommen haben, führt die Ausfahrt vom Hinterhof direkt auf eine unbefestigte und mit Pfützen übersähte Straße.
Um die Ecke ist dann auch endlich das Hotel wo ich gegen 1830 endlich auf dem Zimmer die Sachen deponiere.
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Nach all dem Abenteuer braucht es nun endlich ein verdientes Dinner. Leider zieht auch wieder Regen auf und die Fotografie zur blauen Stunde fällt damit ins Wasser und ich kurz darauf ins Bett.

Nachdem Motto: Umso schlimmer der Abend, desto besser der Morgen, erhasche ich dann gegen 0700 das Panorama vom Hotel aus.
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Für mich geht es vor dem Frühstück dann los zum obligatorischen Morning Walk.
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Vorbei an der kirgisischen Universität für Wirtschaft.
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Es ist schließlich ein Dienstag und die Kleinsten machen sich auf den Weg zur Schule.
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Die Moschee hatte ich vorher nur in der Ferne erspäht, nun aber stand ich auch mal direkt davor.
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Dass man fast überall die Berge im Hintergrund hat gefällt mir ausgesprochen gut.
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Nochmals vorbei am Ala-Too Platz.
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Einfach herrlich, wenn kaum einer unterwegs ist und niemand ungewollt durchs Bild rennt.
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Ich habe mich nun bereits für ein Cafe entschieden, wo es zum Frühstück hingehen soll und es wird merklich voller auf den Straßen. 150.jpg

Nicht weit entfernt ist der Sportpalast Koshomkul.
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Im Cafe sind einige Locals anwesend und es liegen russische Zeitungen aus. In Zeiten des geopolitischen Unwetters auch immer wieder interessant zu lesen, was die andere Seite so berichtet. Ich bestelle einen Kakao, der eher die Konsistenz von Pudding hat, aber dennoch köstlich mundet mit hausgemachten Apfelkuchen.
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To be continued...