Grand Canyon
Heute haben wir Großes vor. Der Grand Canyon soll unser Ziel sein. Flog ich im Dezember 2017 bequem ab Boulder City
Beinah live - Jahresabschluss mit Mr. Hard (vielfliegertreff.de), so fuhren wir 2008 noch mit dem Auto. Das war an sich schon kein guter Plan für einen Tag. Aber es gab etwas Spektakuläres, und noch ziemlich Neues. Einen Glas-Steg, auf dem man quasi über dem Canyon schweben kann.
Wir starten vor dem Frühstück, lassen Vegas hinter uns und Boulder City rechts liegen, um als erstes dem Hoover Damm einen Besuch abzustatten. Damals noch ohne die große Brücke, ging der gesamte Verkehr über den Damm – meine ich zumindest. Wir halten, machen die obligatorischen Bilder und suchen nach einem Restaurant fürs Frühstück, was wir aber nicht finden. Dann überqueren wir die Staatsgrenze und sammeln nach Kaliforniern und Nevada mit Arizona unseren nächsten und dritten Bundesstaat ein.
Als nächstes suchen wir weiter nach einem Frühstück. Wer die Gegend kennt weiß, dass das nicht leicht wird. Nach etwa einer halben Stunde entdecken wir rechts Rosie’s Den, allerdings macht es uns von außen wenig Hoffnung.
Aber dann erleben wir eine Überraschung, wie ich sie so sehr mag: Selbstverständlich gibt es in den USA mitten in der Wüste nicht nur ein Diner mit einer Klimaanlage, nein es gibt auch alles, was die Klischees versprechen. So ähnlich und doch unverwechselbar diese Diner sind, kommt der einen oder dem anderen hier die folgende Beschreibung möglicherweise bekannt vor:
"Es ist einer dieser amerikanischen Diner, wie man sie nicht kopieren kann, aber erfinden müsste, wenn es sie nicht gäbe. Ihr wisst schon, einer von denen, wo die etwas älteren Damen bedienen, die mit den altmodischen Frisuren, Damen die manchmal auch mit einer Brille bestückt sind, an der schon 1972 das Neue ab war. Noch in der Sekunde, in der man sich auf den abgewetzten Kunstledersessel setzt, wird dieser unverwechselbar schlechte Kaffee eingeschenkt, nur einen Wimpernschlag bevor der Plastikbecher mit den Eiswürfeln daneben steht (wenn man lange genug wartet wird daraus trinkbares Chlorwasser). Dargereicht werden diese Getränke stets in Begleitung einer leicht klebrigen Menükarte, die hervorragende Burger, Sandwiches, selbstverständlich das All-Day-Breakfast und Milchshakes aufführt. Einer dieser wunderbaren Diner, in denen es nach Fett riecht, welches in wenigen Sekunden die Grenze von frisch zu alt überschreiten wird, in dem man nicht so genau in die Küche schauen mag, und wo es auch auf der Theke und den Tischen nie richtig sauber wirkt, obwohl ständig alles abgewischt wird. Einer dieser unverwechselbar guten Diner, wo eigentlich nie Fremde zu besichtigen sind, wo jeder jeden kennt und wo man immer mit freundlich mit„Honey“ oder „Sweetheart“ begrüßt wird."
Leider ist das Abgebildete Geschichte und der Diner inzwischen abgebrannt. Der Wiederaufbau ist weniger schön anzusehen, aber im inneren ist alles wie es sein sollte – ich habe es Jahre später geprüft.
Gut gestärkt fahren wir weiter. Das Ziel ist der Skywalk, von dem uns in Vegas niemand sagen konnte, wo genau wir ihn finden. Ausgerüstet mit einer schlechten Landkarte, auf der wir das Ziel nicht finden, fahren wir weiter. Glücklicherweise übersehen wir ein paar Meilen weiter in Dolan Springs das eher unscheinbare Schild „Grand Canyon – turn here“ nicht, und biegen links ab. Etwa 40 Minuten folgen wir der einfachen geteerten Straße, ohne dass ein weiterer Hinweis kommt. Beinah wollen wir schon wenden, denn weder kommen uns Autos entgegen, noch teilen welche unsere Richtung, aber dann steht rechts an einer nicht asphaltierten Straße ein noch unscheinbareres Schild, welches den Weg zum Skywalk weist.
Wer die Strecke kennt weiß was kommt. Knapp 20 Meilen Schotterpiste, schlecht präpariert und kaum mehr als 20-25 MpH sind möglich. Wir sind seit Stunden unterwegs und haben wenig Vertrauen auf dem rechten Weg zu sein. Aber dann, mitten aus dem Nichts taucht ein Parkplatz auf. 20$ verlangt man, und mangels Alternativen zahlen wir diese. Halten wir sie doch auf für den Eintritt zu diesem Teil des Canyons.
Weit gefehlt, die 20$ dienen nur dem Parken, um im Shop weiteres Geld auszugeben: Grand Canyon per Flugzeug oder Hubschrauber, Bustour zum Skywalk, Souvenirs oder nichts.
Wir sind etwas angefressen, entscheiden uns dann aber für den Bus zum Skywalk, der natürlich extra kostet. Am Ende sind wir gemeinsam ca. 120$ ärmer, als wir am noch recht neuen Skywalk ankommen. Zugegeben, der Blick ist atemberaubend – es sei denn, man vergleicht ihn mit dem am Southrim. Und ja, es ist interessant auf der Glasplatte ein paar hundert Meter über einem Seitenarm des Canyons zu stehen – ohne eigene Kamera, denn Bilder gibt es nur gegen Kohle. Aber am Ende bleibt der fade Beigeschmack, dass es nicht der beste Teil des Grand Canyons ist, und dass es ziemliche Abzocke ist.
Wieder im Auto geht es dieselbe Strecke zurück: 20 Meilen Schotterpiste, Landstraße bis zum Highway 93 und den dann wieder Richtung Vegas. Die Tankstelle mit dem klangvollen Namen „Arizonas Last Stop“ übersehen wir geflissentlich und als kurz danach die Lampe angeht überlegen wir was zu tun ist. Ziemlich sicher, dass bis Boulder City noch Tankstellen kommen müssten fahren wir weiter. Nach etwa 10 Meilen kommen wir ins Grübeln, ob die Reserve tatsächlich bis Boulder City reicht. Da kommt das Bild mit der Zapfsäule und dem Verweis auf Willow Beach wie gerufen. Fünf Meilen geht es bergab in die Sackgasse, und uns wird klar, dass wir es bergauf zurück wohl weder nach Norden oder nach Süden zu einer anderen Station schaffen werden. In Willow Beach finden wir eine einzige Zapfsäule, einsam und nur für Kreditkarten geeignet. Wer die Automaten kennt weiß, dass dies nicht automatisch auch Sprit bedeutet, hat doch jede Säule ihre Eigenheiten und jeder CC-Automat seine eigenen Regeln. Tatsächlich ist es die dritte und letzte Karte, die uns erlöst.