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Coronaviren werden fast nur von Fachleuten diskutiert. Freitags wird für die Zukunft demonstriert. Die Queen ernennt Boris Johnson zum Premierminister. Massenproteste in Hongkong. Die zweite Boeing 737 MAX stürzt ab.
2019 ist eine Ewigkeit her. 2019 war meine letzte Fernreise.
Auf Reisen war ich in der Zwischenzeit - Malta und Gozo, Madeira, Tromsø, Vicenza, Portugal, Toskana, Wien, Baltikum, Kopenhagen, Bretagne - aber eher nah als fern.
Das Fernweh wurde immer akuter, die Meilenkontos immer voller, die Besuche auf den einschlägigen Websites immer häufiger.
Frühjahr 2025. Ich ordne meine Reiseziel-Wunschliste neu. Ganz oben stehen Mexiko und die Karibik, weit oben Costa Rica, Sambia, Ghana und Namibia. Auf jeden Fall soll es in eine Region gehen, in der ich noch nicht war. Ich verbringe Stunden in der Matrix, bei Google Flights, auf Wikipedia, Google Maps, füttere Awardbuchungsmasken. Ich hole den veralteten, in der Stadtbücherei aussortierten Lonely Planet Caribbean Islands aus dem Regal. Mexico City hat recht gute Award-Verfügbarkeit in der Lufthansa First - zwei Tage dort, dann weiter in die Karibik? Zwei Fliegen mit einer Klappe?
Sobald klar ist wann die Reise stattfinden kann greife ich diese Idee wieder auf. Irgendwann kommt mir, dass ich dank meines "erschwindelten" Senator-Status auch Swiss First fliegen könnte. Die Senator-Hotline nennt Verfügbarkeiten an die Ostküste, nach Kanada und Chicago - suboptimal für meine Ziele. Ich spiele mit dem Gedanken, einen 75 Minuten-Layover auf getrennten Tickets in Toronto zu riskieren, als sich die Reisedaten noch einmal leicht verschieben. Ein weiterer Anruf bei der Senator-Hotline, ich bin vorbereitet, habe alle Swiss First Class-Ziele in Nordamerika auf einem Zettel notiert, bereit sie eins nach dem anderen durchzugehen, 13. Juni, fangen wir an mit Miami, oneway, eine Person. "Da haben wir Verfügbarkeit auf LX64, Abflug Zürich 13:05, Ankunft Miami 17:30." Der Zubringer aus München ist nicht optimal, egal, gebucht. 91.000 Meilen + 623,62€.
Jetzt brauche ich noch einen Rückflug, Flying Blue hat Verfügbarkeiten am 18. Juni in der KLM Business Class von Sint Maarten via Georgetown nach Amsterdam und weiter nach München für 63.750 Meilen + 238,37€, die 79.690 Amex Membership Rewards sind innerhalb von Minuten transferiert.
Der Weg steht fest, aber was ist mit dem Ziel? Welche Inseln soll ich besuchen, und wie viele in der knappen Zeit? Große Antillen, Kleine Antillen, über dem Winde, unter dem Winde?
Die späte Ankunft in Miami macht eine Übernachtung dort nötig, egal, ist ja schon fast Karibik und ich war noch nie dort. Nach ausgiebigem Durchforsten von Flugplänen - nicht alle karibischen Airlines sind zuverlässig auf Google Flights oder Flightconnections sichtbar -, Webseiten und Reiseführern fügt sich das Puzzle zusammen: St. Thomas, Anguilla, Saba, Sint Maarten. Kleine Antillen, über dem Winde. Eine Nacht pro Insel. Mehr Zeit werde ich hoffentlich ein andermal haben, diesmal lautet die Devise: nur das Interessanteste, in der Luft und an Land.
Da BA partout kein Award auf MIA-STT freischalten will buche ich stattdessen FLL-STT mit Spirit. Um die Fallhöhe von der Swiss First etwas zu reduzieren zahle ich ca. 90€ Aufpreis für "Go Comfy": Freier Mittelsitz, kleiner Snack plus nichtalkoholisches Getränk, Personal Item plus Handgepäck - fast schon innereuropäische Business Class.
Darauf folgend ein paar Schmankerl der Inselfliegerei: STT-AXA mit Cape Air in der Cessna 402C, AXA-SXM mit Anguilla Air Services in der Britten-Norman Islander, und natürlich SXM-SAB-SXM mit Winair in der Twin Otter.
Schlafen muss ich auch: In Miami geht es natürlich direkt an den Strand, The Balfour Hotel in South Beach ist auf Agoda gut 50% günstiger als auf anderen Plattformen; das Mafolie Hotel auf St. Thomas habe ich wegen der grandiosen Aussicht schon länger im Blick, allerdings ist es dann von heute auf morgen genau für mein Datum ausgebucht; auf Anguilla soll es wieder an den Strand gehen, die reduzierte Rate im Zemi Beach House über Amex Fine Hotels + Resorts verschwindet jedoch so schnell wieder, wie sie aufgetaucht ist; auf Saba ist die Auswahl überschaubar, El Momo Cottages macht einen netten Eindruck, ist günstig und gut bewertet. Für die letzte Nacht auf Sint Maarten bin ich unentschlossen: für 900€ den puren Luxus im Belmond La Samanna riskieren, über Fine Hotels + Resorts mit 100 USD Hotelguthaben, Frühstück und Upgrade nach Verfügbarkeit? Oder eins der deutlich günstigeren großen Resorts? An den Strand soll es für die letzte Nacht gehen, soviel ist klar.
Apropos Strand: da ist Sargassum ein immer größeres Problem. Das Seegras tritt in den letzten Jahren vermehrt auf, besonders in den Sommermonaten, möglicherweise als Folge der Erderwärmung. Strände werden durch in großen Mengen angespültes Sargassum nahezu unbenutzbar gemacht. Die Recherche ergibt: Strände im Osten und Südosten meiden, da das Seegras mit der vorherrschenden Strömung dort am ehesten angeschwemmt wird; am wenigsten betroffen sind durch Landzungen gut abgeschirmte Strände im Westen und Nordwesten. Sehr hilfreich ist sargassummonitoring.com, dort werden aktuelle Fotos und Videos gesammelt, womit man sich einen Überblick über die aktuelle Lage machen kann.
Einen Strich durch die Rechnung hätte mir noch die Atlantische Hurrikansaison machen können, die offiziell am 1. Juni beginnt. Allerdings sind Stürme im Juni noch sehr selten, und das National Hurricane Center vermeldet durchgehend "Tropical cyclone activity is not expected during the next 7 days.". Im Ostpazifik vor der mexikanischen Küste fegt währenddessen ein Sturm nach dem anderen über das Meer.
Zwei Tage vor Abflug wird ein Zimmer im Mafolie Hotel verfügbar - nicht das bevorzugte "Tiniest Room on the Island", aber preislich immer noch akzeptabel; und auch die Amex Special Member Rate im Zemi Beach House taucht am Tag vor der Abreise wieder auf.
Ich reise wie gewohnt mit leichtem Gepäck, Cape Air erlaubt 9kg Handgepäck, Anguilla Air Services 6kg, Winair 5kg. Und was braucht man schon für sechseinhalb Tage Flugzeug und tropisches Klima? Die Kofferwaage stellt sowohl für den Rucksackkoffer als auch für den Daypack 5kg fest.
Um die knapp bemessene Zeit optimal zu nutzen entscheide ich mich, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten, auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten. Selbst zum Flughafen München nehme ich nicht wie sonst die S-Bahn.
2019 hätte ich nicht im Traum daran gedacht.
2019 ist eine Ewigkeit her. 2019 war meine letzte Fernreise.
Auf Reisen war ich in der Zwischenzeit - Malta und Gozo, Madeira, Tromsø, Vicenza, Portugal, Toskana, Wien, Baltikum, Kopenhagen, Bretagne - aber eher nah als fern.
Das Fernweh wurde immer akuter, die Meilenkontos immer voller, die Besuche auf den einschlägigen Websites immer häufiger.
Frühjahr 2025. Ich ordne meine Reiseziel-Wunschliste neu. Ganz oben stehen Mexiko und die Karibik, weit oben Costa Rica, Sambia, Ghana und Namibia. Auf jeden Fall soll es in eine Region gehen, in der ich noch nicht war. Ich verbringe Stunden in der Matrix, bei Google Flights, auf Wikipedia, Google Maps, füttere Awardbuchungsmasken. Ich hole den veralteten, in der Stadtbücherei aussortierten Lonely Planet Caribbean Islands aus dem Regal. Mexico City hat recht gute Award-Verfügbarkeit in der Lufthansa First - zwei Tage dort, dann weiter in die Karibik? Zwei Fliegen mit einer Klappe?
Sobald klar ist wann die Reise stattfinden kann greife ich diese Idee wieder auf. Irgendwann kommt mir, dass ich dank meines "erschwindelten" Senator-Status auch Swiss First fliegen könnte. Die Senator-Hotline nennt Verfügbarkeiten an die Ostküste, nach Kanada und Chicago - suboptimal für meine Ziele. Ich spiele mit dem Gedanken, einen 75 Minuten-Layover auf getrennten Tickets in Toronto zu riskieren, als sich die Reisedaten noch einmal leicht verschieben. Ein weiterer Anruf bei der Senator-Hotline, ich bin vorbereitet, habe alle Swiss First Class-Ziele in Nordamerika auf einem Zettel notiert, bereit sie eins nach dem anderen durchzugehen, 13. Juni, fangen wir an mit Miami, oneway, eine Person. "Da haben wir Verfügbarkeit auf LX64, Abflug Zürich 13:05, Ankunft Miami 17:30." Der Zubringer aus München ist nicht optimal, egal, gebucht. 91.000 Meilen + 623,62€.
Jetzt brauche ich noch einen Rückflug, Flying Blue hat Verfügbarkeiten am 18. Juni in der KLM Business Class von Sint Maarten via Georgetown nach Amsterdam und weiter nach München für 63.750 Meilen + 238,37€, die 79.690 Amex Membership Rewards sind innerhalb von Minuten transferiert.
Der Weg steht fest, aber was ist mit dem Ziel? Welche Inseln soll ich besuchen, und wie viele in der knappen Zeit? Große Antillen, Kleine Antillen, über dem Winde, unter dem Winde?
Die späte Ankunft in Miami macht eine Übernachtung dort nötig, egal, ist ja schon fast Karibik und ich war noch nie dort. Nach ausgiebigem Durchforsten von Flugplänen - nicht alle karibischen Airlines sind zuverlässig auf Google Flights oder Flightconnections sichtbar -, Webseiten und Reiseführern fügt sich das Puzzle zusammen: St. Thomas, Anguilla, Saba, Sint Maarten. Kleine Antillen, über dem Winde. Eine Nacht pro Insel. Mehr Zeit werde ich hoffentlich ein andermal haben, diesmal lautet die Devise: nur das Interessanteste, in der Luft und an Land.
Da BA partout kein Award auf MIA-STT freischalten will buche ich stattdessen FLL-STT mit Spirit. Um die Fallhöhe von der Swiss First etwas zu reduzieren zahle ich ca. 90€ Aufpreis für "Go Comfy": Freier Mittelsitz, kleiner Snack plus nichtalkoholisches Getränk, Personal Item plus Handgepäck - fast schon innereuropäische Business Class.
Darauf folgend ein paar Schmankerl der Inselfliegerei: STT-AXA mit Cape Air in der Cessna 402C, AXA-SXM mit Anguilla Air Services in der Britten-Norman Islander, und natürlich SXM-SAB-SXM mit Winair in der Twin Otter.

Schlafen muss ich auch: In Miami geht es natürlich direkt an den Strand, The Balfour Hotel in South Beach ist auf Agoda gut 50% günstiger als auf anderen Plattformen; das Mafolie Hotel auf St. Thomas habe ich wegen der grandiosen Aussicht schon länger im Blick, allerdings ist es dann von heute auf morgen genau für mein Datum ausgebucht; auf Anguilla soll es wieder an den Strand gehen, die reduzierte Rate im Zemi Beach House über Amex Fine Hotels + Resorts verschwindet jedoch so schnell wieder, wie sie aufgetaucht ist; auf Saba ist die Auswahl überschaubar, El Momo Cottages macht einen netten Eindruck, ist günstig und gut bewertet. Für die letzte Nacht auf Sint Maarten bin ich unentschlossen: für 900€ den puren Luxus im Belmond La Samanna riskieren, über Fine Hotels + Resorts mit 100 USD Hotelguthaben, Frühstück und Upgrade nach Verfügbarkeit? Oder eins der deutlich günstigeren großen Resorts? An den Strand soll es für die letzte Nacht gehen, soviel ist klar.
Apropos Strand: da ist Sargassum ein immer größeres Problem. Das Seegras tritt in den letzten Jahren vermehrt auf, besonders in den Sommermonaten, möglicherweise als Folge der Erderwärmung. Strände werden durch in großen Mengen angespültes Sargassum nahezu unbenutzbar gemacht. Die Recherche ergibt: Strände im Osten und Südosten meiden, da das Seegras mit der vorherrschenden Strömung dort am ehesten angeschwemmt wird; am wenigsten betroffen sind durch Landzungen gut abgeschirmte Strände im Westen und Nordwesten. Sehr hilfreich ist sargassummonitoring.com, dort werden aktuelle Fotos und Videos gesammelt, womit man sich einen Überblick über die aktuelle Lage machen kann.
Einen Strich durch die Rechnung hätte mir noch die Atlantische Hurrikansaison machen können, die offiziell am 1. Juni beginnt. Allerdings sind Stürme im Juni noch sehr selten, und das National Hurricane Center vermeldet durchgehend "Tropical cyclone activity is not expected during the next 7 days.". Im Ostpazifik vor der mexikanischen Küste fegt währenddessen ein Sturm nach dem anderen über das Meer.
Zwei Tage vor Abflug wird ein Zimmer im Mafolie Hotel verfügbar - nicht das bevorzugte "Tiniest Room on the Island", aber preislich immer noch akzeptabel; und auch die Amex Special Member Rate im Zemi Beach House taucht am Tag vor der Abreise wieder auf.
Ich reise wie gewohnt mit leichtem Gepäck, Cape Air erlaubt 9kg Handgepäck, Anguilla Air Services 6kg, Winair 5kg. Und was braucht man schon für sechseinhalb Tage Flugzeug und tropisches Klima? Die Kofferwaage stellt sowohl für den Rucksackkoffer als auch für den Daypack 5kg fest.
Um die knapp bemessene Zeit optimal zu nutzen entscheide ich mich, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten, auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten. Selbst zum Flughafen München nehme ich nicht wie sonst die S-Bahn.
2019 hätte ich nicht im Traum daran gedacht.
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