Man kann nicht einfach alle über einen Kamm scheren, als unehrlich. Hier werden dann alle, auch die Ehrlichen, zum Schwarzfahrer gestempelt.
Habe ich ja auch nicht, ich habe lediglich behauptet, dass die Zahl der Fälle, in denen tatsächlich ehrliche Kunden nachlösen wollen/müssen, verschwindend gering sein dürfte. Von diesen paar Nasen werden auch weiterhin ein Großteil ihre Zuschläge, Fahrtänderungen, Übergänge, usw. im Zug lösen können. Was dann noch übrig bleibt, dürfte als Liste auf ein einziges Blatt Papier pro Jahr passen.
Es muss eine Möglichkeit zum Nachlösen geben, da die Bahn nicht immer Fahrkarten vorab verkauft und man beim Handy auch von anderen Dingen abhängig ist.
Tut es ja. Früher wie heute. Wenn es nicht oder nicht zumutbar möglich war einen Fahrschein zu lösen, dann kann nach wie vor an Bord gelöst werden. Es entfallen sogar die Aufpreise für Schalterverkauf bzw. Bordzuschlag.
Diesen Vorwurf verstehe ich einfach nicht.
Wenn die Bahn keine Fahrkarten mehr verkaufen will, macht die Bahn selbst den Fehler. Es geht auch nicht darum, dass sich die Bahn die Welt für sich schön bequem macht. Sie muss es dem Kunden bequem machen wollen. So denkt die aber gar nicht.
Da liegt wirklich ein epochales Defizit für ein Dienstleistungsunternehmen vor. Man ist eben doch eine Behörde. Mit jeder Faser. Fast schon ein verlorener Fall. Da kann man nur die Bahnführung austauschen und alles Denken und Schulen noch mal von vorne beginnen.
Da gebe ich dir teilweise sogar Recht, allerdings aus anderen Gründen: die Bahn versucht es immer allen Recht zu machen und stößt damit alle vor den Kopf. Das fängt bei Fernverkehrshalten in Kleinstädten "zur Stärkung der Region" (Euphemismus für: "ein paar Regionalfürsten wollen auch um 23h noch eine Direktverbindung zu ihren Mätressen") an und endet nicht bei "Aber Oma Erna muss doch das gleiche Erlebnis wie 1950 haben, da darf sich doch nichts ändern!!!".
Ich bin fast 10 Jahre mit der Bahn als Fernpendler unterwegs gewesen, zum Fliegen kam ich eigentlich erst, weil ich diesen Unsinn nicht mehr ausgehalten habe. Das waren nicht die Verspätungen, das waren auch keine geänderten Wagenreihungen oder Zugausfälle (kam zwar ab und an vor, war auch ärgerlich aber gut, Vulkane, Wetter und allgemeines "Shit Happens" sind irgendwo unvermeidbar). Nein, es war die Tatsache, dass man es beinahe krampfhaft versucht hat, sich bei absoluten Gelegenheits- und Nichtfahrern nicht ins Gespräch zu bringen. Reisegruppe führt sich in der Ruhezone auf? Nööö, da machen wir nichts. ICE wird als Spielplatz missbraucht - "Ach, wir bedienen alle Kunden". Reservierungspflicht pfui, vernünftiges Vielfahrerprogramm pfui, Einhalten von Regeln durchsetzen pfui, Schalterzuschlag pfui... alles was der überwältigenden Mehrheit dienlich gewesen wäre, wurde wegdiskutiert, weil das ja sonst vielleicht eine Negativschlagzeile hätte geben können. Die Netz- und Zeitkarteninhaber oder auch sonstige Hauptnutzer? "Was kratzen uns die, die müssen ja sowieso fahren, sonst wären sie schon längstens weg."
Hier geht es ja nicht darum gebauchpinselt zu werden, aber wenn der Passenger Shaming Thread im VFT gegen die gefühlte Realität Freitags und Sonntags auf den Hauptverkehrsstrecken der Bahn aussieht wie kleingeistiges Gemecker, dann ist das ein Problem.
Verstehe mich bitte nicht falsch, natürlich ist mein Rant etwas überspitzt aber es ärgert mich maßlos, wenn ein Politikum um etwas gemacht wird, das allenfalls eine winzige Nische betreffen KÖNNTE (und praktisch kaum tut), im Gegenzug die eklatanten Missstände nicht abgestellt werden, obwohl das mit ein, zwei kleinen und noch nicht einmal so teuren Veränderungen ganz schnell abgestellt werden könnte. Siehe z.B. Telefonieren bei der SNCF: das passiert da einfach nicht - weil das Zugpersonal da vor 20 Jahren schon freundlich aber bestimmt und konsequent eingegriffen hat. Jetzt ist es einfach "normal", dass man zum Telefonieren in die dafür vorgesehenen Bereiche geht. Eigentlich selbstverständlich, aber dass Regeln in erster Linie deretwegen existieren, die sich nicht so schon dran halten, ist ja so alt wie die Menschheit.
Es wäre auch kein praktisches Kostenproblem sowas wie einen Fahrkartenautomaten an Bord zu installieren, wenn Schaffner keine Kasse mehr haben sollen oder so.
Ich glaube dass die Wartung alleine teurer wäre und selbst dann müsste man noch einen Plan B haben, da die Dinger ja auch manchmal nicht funktionieren.