Geburtstag, Teil 
Kurz vor 10 Uhr war ich fertig mit dem Packen. Der große Koffer für Ibiza ist zu Hause geblieben, den Kabinentrolley und den Rucksack nahm ich in die Partyhauptstadt Riad mit.
Zum First Class Terminal führen viele Wege, aber an meinem Geburtstag wollte ich standesgemäß mit einem Personenkraftwagen anreisen und habe zu diesem Zweck ein Economy-Auto von Bolt zum FCT genommen. Trotz Zieleingabe FCT tat sich der Fahrer schwer, am Verbotsschild vorbei zum FCT abzubiegen.
Als mein Gepäck ausgeladen wurde, stand schon eine freundliche Dame neben mir und wollte wissen, wo es hingeht. "Riad", sagte ich, und gab ihr meinen Reisepass. "Erstmal alles Gute zum Geburtstag, Herr cockpitvisit!", sagte sie sofort mit einem strahlenden Lächeln. Erstklassig
"Danke! Ich wollte Sie auch darauf ansprechen - denn mir fehlt noch eine ganz besondere Ente in meiner Sammlung!" "Die Ente wurde bereits beiseite gelegt, ich bringe sie Ihnen", sagte sie mit einem Lächeln. Nun durfte ich ihr in das Innere des Lufthansa-Mekkas folgen.
"Waren Sie schon hier?", fragte sie nach der Siko. Ich antwortete kleinlaut, vor 10 Jahren oder so, seitdem hat sich bestimmt alles verändert. "Nicht wirklich", meinte sie.
Ich nahm Platz, sie brachte mir gleich eine Papier-Bordkarte, um die ich gebeten habe. Die Bordkarte war in einem weißen Umschlag. War der früher nicht rot? Merken andere Leute am weißen Umschlag überhaupt, dass ich in der First Class fliege? Fragen über Fragen... Ich ging an die Bar und holte mir eine Cranberry-Schorle. Für ein Promille-Rennen war es immer noch zu früh.
Von Alltagssorgen befreit, war es Zeit, WhatsApp zu öffnen und herzliche Glückwünsche zum Geburtstag von Freunden und Verwandten zu empfangen. Eine Cousine, die auch selbst gerne am Geburtstag verreist, hat mir alles Gute und vor allem viele schöne Reisen gewünscht, "am besten in der Business Class". Manche hier im Forum würden sowas in LH C nichtmal ihren Feinden wünschen, aber glaubt mir, sie hat es gut gemeint
Am Augenrand habe ich Bewegung wahrgenommen. Es war meine PA. Sie ging in meine Richtung und hatte etwas in den Händen. Ich wusste genau, was es war, und mein Herz füllte sich mit Vorfreude.
"Herr cockpitvisit, Ihr Flugticket ist in der Economy Class!", sagte sie mit entsetzter Stimme. "Das ist aber ärgerlich", antwortete ich entspannt. "Ich trinke noch einen Champagner und gehe dann!"
An dieser Stelle hörte ich auf zu träumen. Meine PA stand neben mir und lächelte. "Nochmals alles Gute zum Geburtstag, Herr cockpitvisit!", sagte sie und überreichte mir eine gewöhnliche Lufthansa-Badeente, und noch etwas im Geschenkpapier. Ich bedankte mich mit einem breiten Grinsen im Gesicht ganz herzlich bei ihr. Es war der Höhepunkt meiner Glücksgefühle an diesem Tag




Ich habe das Geschenk erst verpackt fotografiert, um die Vorfreude zu strecken. Dann habe ich das Geschenkpapier vorsichtig entfernt, und hier war sie - die Geburtstags-Ente, wegen der ich in ein Land reiste, wo man am Geburtstag keinen Alkohol trinken darf!
Natürlich habe ich die Fotos im Familienchat gepostet. Die andere Cousine hat die silberne Badeente sofort für ihren zweijährigen Sohn beansprucht. Sehr gerne - Geburtstagsglück ist dazu da, es zu teilen. Aber niemand kriegt meine Geburtstags-Ente, ich nehme sie in mein Grab mit, wenn es soweit ist!
Es war kurz vor elf. Ich habe die französische Speisekarte vor dem Restaurantbereich studiert. Eine Bedienung fragte mich, worauf ich wartete. Auf den Beginn des Fine Dining um 11:00 natürlich! "Wir haben bereits angefangen, Sie können sich gerne hinsetzen!"
Die normale Speisekarte
Ich habe mich hingesetzt und die gesamte französische Speisekarte außer dem Creme Brulee bestellt, mit Weinbegleitung. Beim Service gab's einen Manko: begleitende Weine wurden erst nach den entsprechenden Gerichten serviert, nicht vor den Gerichten. Das nervte gewaltig. Ohne Wein konnte ich nicht mit dem Essen anfangen, weil ich vor dem Essen unbedingt ein Foto von jedem Gericht mit dem entsprechenden Wein machen wollte!
Die Ententerrine war lecker, der begleitende Champagner läutete gleich den Einstieg in den Promillebereich ein.
Die Bouillabaisse war etwas seltsam. Die Brühe schmeckte nach Süßwasserfischen, in der Brühe lagen aber Meeresfrüchte. Spannend und ungewohnt.
Der Lammrücken war sehr lecker.
Die Nachspeise habe ich mir vom Buffet geholt, dazu einen Tee bestellt.
Sobald ich mit dem Essen fertig war, erschien meine PA: es geht lo-o-os!
Wir nahmen den Aufzug nach unten, der Grenzbeamte hat mir meinen Pass zurückgegeben, aber mir nicht zum Geburtstag gratuliert

Gleich erschienen zwei andere Passagiere und wir gingen zum Minivan, ich bin vorne neben dem Fahrer eingestiegen.
"Sie haben Glück", sagte der Fahrer. "Wir haben eine halbe Flughafenrundfahrt vor uns, die Maschine steht vor dem Terminal 3". "Dumm für andere Passagiere, schön für uns", bemerkte ich und hörte lautes Lachen voller Schadenfreude hinten im Minivan.
Wir haben die Startbahnen im Osten umgekurvt, dabei einige Maschinen gesehen, u. a. eine schöne 787 von Mongolian Airlines. Nun kamen wir zu unserem Airbus A340-600 D-AIHX. Ich bat den Fahrer, ein Foto von mir vor dem Flugzeug zu machen, die anderen Paxe (die reisten zusammen) taten dasselbe.
Ich bin die Treppe hinaufgegangen und nach links abgebogen, wo mich das Geburtstags-Paradies erwartete

Achtarmig? Mal sehen!
Fortsetzung folgt
