Den mag ich auch, da steige ich, wenn ich es zeitlich einrichten kann, auf dem Weg von oder nach VIE immer aus der S-Bahn aus und mach einen kleinen Spaziergang.
Und denke an die schoenste Beschreibung eines 707-Starts der Literaturgeschichte:
(
http://www.droemer-knaur.de/livebook/LP_978-3-426-40407-2/downloads/livebook.pdf S. 24 f.)
"In der Ferne erklang wieder dumpfes Brausen.
Clairon hatte das, was nun kam, schon viele Male erlebt, seit er
sich hier aufhielt. Kurz blickte er auf die Armbanduhr.
14 Uhr 45.
Diesmal ist es PAN AMERICAN 751 nach Rom, Beirut, Karatschi,
Kalkutta und Hongkong, dachte er automatisch. Rollt eben
an. Südöstlich, nicht allzuweit entfernt, liegt der internationale
Großflughafen Schwechat. Alle startenden Maschinen überqueren
den Friedhof. Ihr Lärm macht jedes andere Geräusch unhörbar,
also auch das eines Schusses. Die Krähen verstummen,
wenn die Flugzeuge über sie hinwegrasen. Daß die Ausflugsschneise
derart günstig lag, hatte sogar den hochgradig nervösen
und ernsten Chef fröhlicher gestimmt. Im Reisebüro gab es
Flugpläne. Clairons bemerkenswertes Gehirn speicherte seit gestern
abend Zeiten und Flugziele, Typen und Gesellschaften aller
Maschinen, die zwischen 12 und 17 Uhr an diesem Tag starteten
und landeten. Das da zum Beispiel war eine Boeing 707. In
einer Minute wird sie hier sein, dachte Clairon. Vielleicht ist Manuel
Aranda dann schon aus seinem Wagen gestiegen. Enormes
Glück natürlich, wenn es gleich beim ersten Versuch klappt. Näher
kam der Mercedes, immer näher. Lauter schwoll das Toben
der Düsen an, immer lauter. Ihr Dröhnen nahm beständig zu, es
wurde ungeheuer stark, denn die niedere Wolkendecke wirkte
wie eine Echokammer. Nun begann die Luft zu vibrieren, Clairon
konnte es fühlen. Er preßte sich gegen die Rückseite des
großen Grabsteins. Der vibrierte nicht.
Von den Zweigen der Bäume, von den Grabhügeln stäubten
Schneewolken auf, von den Ästen fielen ganze Brocken. Nun
kam die Boeing, nun würde sie sofort über dem Friedhof sein.
Man konnte sie nicht sehen, die Wolken hingen zu tief. Der Mercedes
blieb stehen. Gott sei gepriesen, dachte Clairon.
Die unsichtbare Boeing röhrte, heulte und kreischte. Sie jaulte
und donnerte und schien jeden Moment explodieren zu wollen.
So wurde der Frieden dieser riesigen Stätte des Todes immer
wieder zerstört, von halb sechs Uhr früh bis lange nach Mitternacht.
Dem weinenden Engel fiel ein Klumpen Schnee vom Haupt.
Clairons Augen verengten sich zu Schlitzen. Eine unmenschliche
Ruhe, die er in solchen Momenten stets erlebte, überkam ihn.
Da drüben, etwa 110 Meter entfernt, stand der Mercedes. Clairon
hob den Lauf um eine Winzigkeit seitlich rechts empor und
berücksichtigte dabei die geringere Entfernung. Jetzt sah er das
Fenster des linken vorderen Wagenschlags im Zielfernrohr.
Steig aus, dachte Clairon. Steig nun schön aus, mein Freund.
Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Und bleib stehen, ein Augenblick
genügt. Ich habe wahrhaft Glück, dachte Clairon, in zitternder
Luft, im Höllenlärm der Düsen. Dieser Manuel Aranda,
den ich nicht kenne, von dem ich nichts weiß, dieser Mann, den
ich töten muß, wird es gleich hinter sich haben. Und ich auch.
Komm heraus, Mann, dachte Clairon, komm nun heraus.
Der Wagenschlag öffnete sich. Eine Gestalt wurde sichtbar. Es
war kein Mann. Es war eine Frau."