@honk
Ja, es ist richtig, dass es unterschiedliche Abmischungen gibt.
Die allermeisten Musik-Mischungen werden für Stereo/2.0 angefertigt.
Je nach Zielgruppe variiert aber die Vorgehensweise:
- manche, wenige Mischungen werden dafür ausgelegt, (evtl. mittels Surround-Anlage) möglichst räumlich/umhüllend zu klingen. Hier werden gewisse Effekte und Phasenverschiebungen genutzt, die unser Hirn etwas übertölpeln.
- Sehr viele klassische E-Musik-Mixe werden für den klassischen Musikhörer angefertigt, mit einem ordentlichen Maß an Dynamik und Komplexität
- Das meiste an U-Musik wird inzwischen nur mehr für den Broadcast- und Downloadbereich angepasst, sprich Dynamik ist nicht mehr vorhanden und es lässt sich wunderbar komprimieren/in enge Frequenzbänder packen.
Übrigens: Diese deutsche Unterscheidung gem. E- und U- Musik erscheint mir ziemlich dämlich - es gibt sovieles, was gut und wertvoll ist, auch seitens der Produktion.
Davon unabhängig:
Auch in sehr vielen Studios (eigentlich den aller meisten) wird alles andere als eine klassische Stereo-Standbox eingesetzt.
Wenn an einer genauen Beschreibung Interesse herrschen sollte, bitte kund tun - ansonsten wird es etwas zu komplex.
Nur soviel:
Es wird sehr häufig mit sog. Studiomonitoren gearbeitet, welche idR (großen) Regalboxen entsprechen. Diese sind meist optimiert auf das Zeit-/Phasenverhalten der einzelnen Treiber und das Abstrahlverhalten, so dass der im Nahfeld sitzende Ingenieur/Mischer ein originäres (Klang-)Bild erhält. Diese Art von Lautsprechern sind sehr häufig im technischen Sinne "richtig", können aber dem "Normalo" auch anstrecngend erscheinen.
Wird in einem großen Studio gearbeitet, so werden mitunter (eher häufig) inWall-Lösungen verbaut. Diese haben eine konzentrierte Hochton-/Mittelton-Einheit und darum gruppiert die Tieftontreiber. Es ist also auch nicht von einer Stereo-Standbox zu sprechen.
Nur sehr wenige Studios setzten bewusst auf Hifi-Produkte, wie z.B. in Teilen die AirAtudios in London, welche auf B&W-Nautilus setzen.
In wie weit hier Marketing eine Rolle spielt vermag ich nicht zu beurteilen - IMHO ist die Nautilus-Reihe komplett überbewertet dank des perfekten Marketings und der sensationellen Margen für die Händler.
In sehr vielen Fällen ist übrigens zwischen einem Stereo- und einem Surround-Abmischraum kaum ein Unterschied zu erkennen.
Es gibt diverse Vorschriften seitens der Tonmeister, der SMPT, der EBU und anderer, wie denn nach vermeintlicher Norm eine Tonregie aus zu sehen hat.
Die Anforderungen für Surround und Stereo variieren nur sehr moderat - so dass meist in einer Regie beide Formate produziert werden können.
Grundsätzlich wird in (fast) allen Regien mit sog. Direktstrahlern gearbeitet, was per mancher Definition einem Stereo-Lautsprecher entspricht.
Lediglich in ausgewachsenen Sound-Stages (Abmisch-Kinos) werden Mixe für den KINO-Betrieb optimiert.
Diese Abmisch-Kinos verfügen über die tontechnische Ausstattung von Kinos und deren Akustik.
An dieser Stelle ist in der Arbeit ein Unterschied zum Stereo-mix zu erkennen - sicherlich. Auch das Equipment variiert hier, da auf das Kino-typische Sub-Satsytem gesetzt wird.
Im Rearbereich allerdings herrscht ein deutlicher Unterscheid zu "Heimkino-Systemen":
Das Kino arbeitet mit Arreys, sprich vielen gleich geschalteten Direktstrahlern, welche auf Grund der Laufzeitunterschiede ein diffuses Klangfeld erzeugen.
Im Heimkino versuchen manche dies per Dipole zu imitieren, welche dank gegenphasiger Abstrahlung nicht direkt, nicht ortbar klingen.
Auch wird im Kino bewusst mit .x, dem "Subwooferkanal" gearbeitet.
Dies ist allerdings auch pragmatisch zu begründen:
Schaut man sich einen großen Kinosaal an, dann fällt auf, dass die Dimensionen einem Konzertsaal entsprechen.
Für ein derartiges Volumen Bass zu erzeugen, ist eine schwierige Aufgabe, die viel Membranfläche, ordentlich Hub und seeeehr viel Power verlangt.
Die Aufgabe ein großes Kino zu beschallen entspricht daher nicht der, eine kleine Kammer Audiophil zu erfüllen, sondern der, mittels PA einen Film anstatt eines Rockkonzertes hörbar zu machen.
Zudem stellt der Bass raumakustisch die heikelste Komponente da.
7/9/13/21/oder xxxx Vollbereichs-Lautsprecher zu korrigieren (individuell vom Raum abhängig) ist sehr viel schwieriger, als 1 oder 2 oder 3 Bassquellen zu optimieren.
So zeigt sich abermals, dass Kinosound inkl. der Produktion dem PA-Bereich sehr viel näher ist als dem klassischen Stereo - wo immer nur 2 Speaker genutzt werden.
Im PA-Bereich ist es durchaus üblich, zig Arreys und Co zu nutzten, aber nur wenige Sub-Cluster aufzubauen.
Bevor jetzt das große Aufgeschrei kommt:
Dies sind pragmatische Erwägungen - in Surround-Sound-Design-Studios wird genauso wie in Stereo-Studios gearbeitet.
Lediglich die finale Abmischung orientiert sich im Falle der Kinos an den riesen Säalen.
Sodele - viel zu lang ausgeholt (Sorry für den Roman).
IMHO ist nicht zu unterscheiden zwischen Surround- und Stereo-Lautsprechern (Center und Dipole ausgenommen), sondern zwischen den eigenen Wünschen, Ansprüchen, Möglichkeiten und Finanzen.
Schöne Grüße aus meinem Heimkino, indem es außer dem (riesigen) Center keinen klassisschen Surround-Lautsprecher gibt, ebenso wenig wie einen klassischen Surround-Amp.
