Teil 2: HEL-PVG
Oben habe ich gelogen. Es geht weiter aus dem
non-Schengen Bereich.
Die automatische Passkontrolle hinter mich gebracht, gehe ich den kurzen Weg (4 Min?) bis zum Gate 36 (Sammelgate für Busabfahrten). Gegenüber geht es in die Finnair Lounge. Hier sind die Fotos leider nichts geworden. Ich rate zu einem Besuch, besonders außerhalb der Hubwellen. Die Einrichtung fand ich ganz toll, dieser
externe Link hilft vielleicht als Ersteindruck. Der Raum ist über verschiedene Ebenen gestaltet. Es gibt "ganz unten" Sessel und Esstische, dann auf gleicher Bodenhöhe aber erhöht Barhocker und noch eine Empore, die sich an zwei Seiten langzieht. Von hier kann man schön rausgucken. Kulinarisch keine absolute Offenbarung (drei warme Gerichte, etwas Salat, etwas Nachtisch) aber ganz gut ausgerüstet. Wein und stärkere Sachen gibt es auf Bedienung hinter einer Bar (Sicherheitsvorkehrung, vermute ich). Bier und andere Getränke zum selbst zapfen, wie aus LH Lounges vermutlich bekannt. Allerdings hier mit vier verschiedenen Hähnen (auch lokales Bier). An der Stirnseite stehen außerdem ein paar Internetplätze mit großen Macs.
Leider war es wirklich sehr voll und damit etwas laut. Ich hatte allerdings sowieso nicht mehr besonders viel Zeit bis zum Boarding (ein Glas Cola, die letzten vier Emails für die Arbeit und drei Löffel Beef Stroganoff gegen den Appetit).
Boarding hier wie in München überaus (!) pünktlich, aber auch langwierig, da geschätzte 250 Paxe mit fünf Bussen herangeschafft wurden. Das Flugzeug erschien mir recht voll, in der Business habe ich vorne keinen freien Platz gezählt.
Jetzt zu der Abteilung, zu der ich hier im Forum im Vorfeld noch relativ wenig gefunden habe: Der AY A350 in der Business. Ich hatte Sitz 3L, habe mich aus der ersten Reihe umgesetzt. Reihe 1 wirkt auch etwas beengter, rein subjektiv.
- Die Kabine hat zwei Compartments, das vordere ist größer als das hintere. Insgesamt gibt es vier Waschräume (ganz vorn und zwischen den Abteilen).
- Bestuhlung ist 1-2-1 im Fischgrätenmuster. In der Mitte könnte man - glaube ich - füßeln.
- Der Sitz an sich bietet ein enorm großes Fach für Stauraum (sehr tief, leidlich breit, dreieckig - erinnerte mich an eine Kanutonne. Einfach alles rein und Deckel zu
), eine Armlehne zum Versenken zum Gang und eine feste zum Fenster. Dazu eine breite Ablage für Bücher, Zeitschriften, Kopfhörer,..., auch zum Fenster.
- Massiert wird man nicht (fand ich bei Swiss auch eher unangenehm als schön), die Verstellmöglichkeiten sind aber endlos.
- Hinten ist eine Mulde/ein Kokon, in der man sich beim Schlafen schön einrollen kann und nicht so exponiert liegt.
- Flach gemacht ist der Sitz sicher über 190cm lang. Der Fußraum wird allerdings etwas eng.
- Die Lehne an einer Seite (die feste zum Fenster) ist manchmal etwas komisch, der Sitz wirkt enger, als er ist.
- Fast jeder Sitz hat zwei ganze Fenster für sich allein.
- Der sehr große, wirklich tolle (gestochen scharfe) Touchscreen-Monitor kann weggeklappt werden, muss aber zum Start scheinbar nicht versenkt werden (keine Anweisung).
Nicht sehr aussagekräftige Bilder:
Mehr Beinfreiheit?
Nein Danke
- Schön gemachte Mappe mit Speisekarte, Einreisekarte (viel besser so, als die Dinger eine Stunde vor Landung auszuteilen - da suchen immer nur alle nach Kulis und werden hektisch. Ich fülle die mittlerweile schon immer zuhause aus), Frühstücksbestellung und dem scheinbar unabdingbaren Hinweis auf den Bordverkauf (gibt auch noch ein separates Heft...).
- Die Speisekarte allein
- Die Crew fand ich übrigens gut. Sehr freundlich, nicht aufdringlich aber dennoch präsent. Jacken wurden eingesammelt und wieder ausgegeben.
Zum Flugzeug selbst:
- Das Raumgefühl durch die fehlenden Bins in der Mitte ist ganz überragend! Richtig großzügig.
- Der Flieger ist wirklich noch deutlich leiser als der A346, mein bisheriger Favorit
- Die Triebwerke beim Start klingen nach richtig Kraft, sind dabei trotzdem in der Kabine quasi vibrationsfrei (hallo T7!).
- Alles wirkt sehr, sehr sanft. Kurvenflüge wirken geschmeidig, Lage in der Luft äußerst ruhig (vergleichbar A380). Hat was von einem geübten Chauffeur auf der Autobahn.
- Die Luft! Ich habe auch im A380 noch nie so wenig Durst verspürt. Man muss nicht alle 30 Minuten einen halben Liter nachkippen, weil der Rachen trocken wird. Wirklich super.
- Das Moodlighting ist erstmal ein lustiger Gag, scheint aber zu funktionieren. Ich fand es irgendwann sehr entspannend.
Habe von der Kabine nur vor dem Start ein Bild nach vorn gemacht:
De-Icing in Helsinki, hier mit vier Trucks auf einmal und damit innerhalb von 5 Minuten erledigt
Dann mal kurz zum Essen/Trinken: Das war wirklich überwiegend besser als es in den Reviews im Netz wegkommt. Ich habe das meiste nicht fotografiert, weil ich Hunger hatte
.
Speisekarte s.o..
- Vor dem Start das Übliche: Champagner, Wasser, O-Saft oder O-Saft mit Champagner. Außerdem Blaubeersaft. Habe ich genommen, fand ich lecker (besser als Johannisbeernektar, wie bei uns aus dem Supermarkt).
- Das Amuse bouche war ganz toll, eine Art Tafelspitz, innen rosa, mit Remoulade, Gürkchen und Knäckebrot. Fand ich schön gemacht, würzig, zart. Guter Einstieg.
- Dazu den "Signature Drink" Blue Sky - Champagner mit Blaubeerlikör und ein paar Beeren im Glas versenkt. Besser als erwartet.
- Die Vorspeise, für mich bestehend aus Ente mit roten Beeten, war schön angerichtet auch sehr delikat, der Salat dazu war halt Salat (nur Blätter, davon mehrere Sorten, Balsamicodressing aus der kleinen Flasche). Das dunkle Brot hätte ich Pumpernickel genannt. Passte gut.
- Hauptgang, in meinem Fall Lamm war etwas "schafig" im Geschmack und relativ lieblos präsentiert. Dafür saftig und innen leicht rosa. Beilagen waren OK, einfach herzhaft. Unterm Strich eine 2-.
- Den Käse habe ich mir noch mit einem tollen Portwein gegönnt, für Nachspeise war dann kein Platz mehr. Die Eclairs sahen super aus, auch die Eiscreme fand bei vielen Paxen zum Filme gucken regen Anklang.
- Die Weinauswahl schien erlesen. Leider war der Rotwein (habe nur einen Franzosen probiert) dann gute fünf Grad zu kalt und schmeckte dementsprechend nach etwas weniger.
- Der ganze Service wird übrigens wie bei LH einzeln und am Platz, nicht vom Wagen aus, gestaltet. In Reihe drei war mit Essen erst fast drei Stunden nach dem Start Schluss. Schlecht, wenn man viel Schlaf mitnehmen will. Man kann aber auch ein kurzes Essen haben.
- Finnair bietet übrigens auch die Möglichkeit, Essen in der Biz vorzubestellen (drei separate Gerichte zusätzlich). Habe ich nicht genutzt.
Das Frühstück habe ich dann wieder fotografiert, nur die kleine Option vorgewählt um etwas mehr zu schlafen:
War lecker. Obst frisch, der Saft wirkte frisch gepresst! Die große Schale ist übrigens Tee. Es wurden kurzfristig auch noch mehrere Sachen dazu angeboten. Zu dem Zeitpunkt hat die Crew auch verstärkt darauf geachtet, wer denn schon wach ist und wer noch schläft.
Der Ablauf des Fluges war also in etwa so:
- Drinks und Zeitschriften (z.B. den Economist - fand ich super, hat mich lange beschäftigt)
- Start mit etwas Verspätung, sofort raus nach Norden und ab nach Russland. Währenddessen Getränke und Essen sowie eine erste Ansage der (rein weiblichen) Cockpitbesatzung.
- Ruckzuck auf 39000, dann 45000 Fuß. Hier war es dann schon stockdunkel.
- Keine Nordlichter
- Nach dem langen Essen war ich kurz Zähne putzen und mich umziehen. Der Waschraum (ich nenne ihn mal 1R) ist übrigens ziemlich eng, aber mit Fenster. Hier kam das Amenity Kit zum Einsatz. Es enthält erstmal nur Zahnbürste + Pasta, Ohropax (genutzt, man hört in dem leisen Flieger jede Unterhaltung sofort), zwei Cremes und eine Schlafbrille. Schlappen gab es separat sowieso. Man kann aber auf Nachfrage von Mundspülung über Socken bis Rasierer alles bekommen.
- Dann habe ich mich eingerollt und drei oder vier Stunden geschlafen...
- ... nur um plötzlich im Liegen bei einer etwas unsanften Landung in Peking wachzuwerden. Zu dem Zeitpunkt bin ich dann auch wirklich aus diesem miesen Traum wachgeworden, habe mich sortiert und festgestellt, dass wir hier und noch auf Reiseflughöhe sind:
(coole Weltkarte, oder? Man kann sie wie Google Maps bedienen, drehen und zoomen)
- Meine Lieblingskamera:
- Dazu Frühstück und ein paar Blicke aus dem Fenster
- Dann ging es recht zügig runter und mit einer Ehrenrunde über Shanghai
- Die Landung war supersanft. Die Kamera vom Heck aus ist ein schönes Gimmick, man kann gut sehen, wie die Spoiler arbeiten.
- De-Boarding ging sehr schnell.
- Die Immigration in Shanghai kann ich mittlerweile nur noch loben. Sehr flexibel, da werden auch schonmal Schalter aufgemacht und Reihen nach Bedarf umgewidmet (nur Chinesen --> Alle Pässe). Der ganze Flieger + eine Virgin 789 aus London waren in 15 Minuten durch. Gepäck war zu diesem Zeitpunkt schon da.
- Diesmal auch keine Schlange am Zoll...
- Auf dem Weg nach draußen habe ich dann noch diverse Touts ("Hello Sir, which Hotel? Official Service!") abgewehrt, bin den kurzen Weg zu den Taxen runter und habe mich auf die Reise in mein diesjähriges Stammdomizil in Shanghai gemacht: Das IC Expo. Dazu aber dann später mehr.
Vorweg: Ich habe nicht besonders viel geschlafen, aber ich nehme an, dass es an der Luft im Flieger liegt - ich habe bisher null Jetlag, gestern bis zehn Uhr Abends durchgehalten! Das war mal neu für mich.