Sonntag, 11.08.2024
Pläne ändern sich je nach Gegebenheit – und genau dies war heute der Fall.
Die Party von Samstag auf Sonntag war eher mittelmäßig, vor allem da 80% unserer Freunde und Bekannten mit verschiedenen Krankheiten darniederlagen. Die meisten hatte die mangelnde Hygiene erwischt, andere das Essen, wieder andere eine fiese Erkältung. So waren wir nur mit einem befreundeten Paar im Club, die generelle Atmosphäre etwas langweilig, das Publikum bei weitem nicht so hübsch anzusehen wie am Vorwochenende. Gerade letzteres ist für das Ziel des Besuchs dieses Clubs 'etwas' kontraproduktiv.
Um 3 Uhr waren wir bereits in unserem Hotelzimmer, damit um 11 Uhr auch schon wieder auf den Beinen. Es stellte sich die Frage ‚Bleiben oder Weiterfahren ?‘. Obwohl wir Hotel und Parkplatz bereits für die Folgenacht bezahlt hatten, entschieden wir uns fürs Weiterfahren. Da das Zimmer bis zum Folgetag bezahlt war hatten wir keinen Stress mit der Check-Out-Zeit, machten uns fertig, aßen mieses Sushi um die Ecke und beratschlagten wo wir die Nacht verbringen würden.
Zum Glück besitzt der Guide Michelin einige Filter, wir suchten wo in der Umgebung von 100 km ein Sterne-Restaurant an einem Sonntagabend geöffnet ist. Die Auswahl war dermaßen klein, dass unsere Wahl auf die Gegend um ‚Lastours‘ fiel. Auch die Auswahl an Unterkünften in der Gegend 40 km nördlich von Carcassonne war durch die landwirtschaftliche Ausrichtung der Gegend nicht besonders groß, ich buchte online in Les Ilhes ein Gästezimmer im La Maison du Voyageur zu EUR 67 inkl. Frühstück.
Check-In war ab 17 Uhr angegeben, Fahrtzeit 1 ½ Stunden, so dass wir um 15 Uhr Cap d’Agde verließen, über Landstraßen nach Westen fuhren.
Nachdem wir die Trüffel-Region durchquert hatten wurde die Landschaft schroffer, wir erreichten in einem Tal Lastours, über welchem sich sehr eindrucksvoll die Ruinen dreier Schlösser und Burgen auftürmten.
Unsere Unterkunft lag in einem kleinen Ort 3 Kilometer nördlich, einfach, sauber und charmant. Nur die Koffer die steile Raumspartreppe hinaufzuschleppen war etwas stressig.
Wir fuhren noch etwas durch die Gegend, erhaschten von einem Berg gegenüber der Burgen einen wunderschönen Blick auf Lastours im Tal.
Nun wurde es Zeit uns fertigzumachen, so dass wir pünktlich um 20 Uhr im Restaurant ‚Le Puits du Tresor‘ am Eingang der ehemaligen Tuchfabrik mit großem Schornstein ankamen.
Das Restaurant wurde vom Guide Michelin mit einem Stern ausgezeichnet, die Reviews auf Google jedoch ziemlich durchwachsen. Wir waren gespannt.
Ich würde das Restaurant und den Service als ‚steif‘ bezeichnen, es fehlte die Freundlichkeit, die Wärme, der Charme... man fühlte sich von Robotern betreut.
Die ‚Begrüßungen‘ kamen, wir machten unser Video – und fanden ein Haar auf einem der 4 Häppchen. Brrrr… Wir unterrichteten den Kellner, der die Platte mit den 4 Häppchen mitnahm und nach einer Minute zurückbrachte. Wir waren skeptisch, verglichen unsere Videos und die zurückgebrachte Patte mit den 4 Häppchen, stellten fest, dass es dieselben Häppchen waren, nur eben ohne Haar. Nachdem wir den Kellner darauf ansprachen teilte dieser uns mit, dass man aus dem einen Törtchen die Mousse mit dem Haar darauf heruntergenommen habe, neue Mousse eingefüllt habe. YOU ARE KIDDING ME ??? Er meinte dann ob wir 4 neue Häppchen erwartet hätten ? Worauf wir mit ‚QUI !‘ antworteten und er die Platte etwas angesäuert wieder mitnahm. Stellt Euch vor ihr bekommt einen Teller mit Steak, Gemüse und Kartoffelpüree, findet ein Haar auf dem Püree und alles was die Küche macht ist das Püree vom Teller zu kratzen, um neues Püree draufzuklatschen… Auch geschmacklich waren die verschiedenen Begrüßungen am unteren Ende der bisher Gebotenen, am ganz unteren.
Aber auch sonst lief es nicht, zum Beispiel wurde unser Wasser nie aufgefüllt. Wir mussten also immer selbst aufstehen, zu dem 2 Meter entfernten Tischchen laufen, auf dem die Flaschen (Wein, Wasser etc.) von 3 Tischen standen, unsere Flasche nehmen, auffüllen und wieder zurückstellen.
Es folgte ein langweiliges Amuse Bouche aus gegrillter Wassermelone, eingelegter Wassermelonenschale und extrem sauer eingelegten Gurkenstücken in einer Erdbeersauce, eines Michelin-Sterns auch von der Harmonie her völlig unwürdig. Dafür war die Vorspeise, Thunfisch-Tartar mit Muscheln auf Cerealien und einer Kräutersauce essbar – solange man die extrem sauren Johannisbeeren liegen ließ. Marynas Fisch war langweilig, meine 3 dünnen Scheibchen vom Schwarzen Schwein mit Erbsenpüree und kleinen Kartöffelchen okay, solange man das Gericht mit ordentlich Salz nachbehandelte. Absolut ekelhaft war jedoch die zu wenig gegrillte, bittere Auberginenscheibe, die mit etwas bekleistert, zudem mit Pfifferlingen uns süß-sauer eingelegten Kumquats bedeckt war. Etwas Unharmonischeres habe ich selten vorgesetzt bekommen.
‚Wo ist der Stern ?‘ fragten wir uns, hofften auf überwältigende Desserts, um dann säuerlich eingelegte Erdbeeren auf Rhabarber-Kompott mit Crumble, einem bereits zu 2/3 zerlaufenen Basilikumeis und einem Krokant-Chip vorgesetzt zu bekommen. Ernsthaft ???
Zum Abschluss noch ein paar kleine süße Happen, welche in den bisherigen Sternerestaurant zum Großteil sehr gut waren. Aber, welch Wunder, dem war hier nicht der Fall. Ein Törtchenboden mit einer Himbeere drauf ? Da hat sich der Koch aber richtig was einfallen lassen. Dunkler und heller Nougat, direkt aus den 70ern ? Zwei Schoko-Cookies und als ‚Highlight‘ verpresste und gebackenen Kokosraspeln.
Die Preise der Getränke waren auch lustig. Die Flasche BADOIT Mineralwasser, für mich das Beste auf der Welt, kostete EUR 7. Ein 0.33 Fläschchen Coke Zero EUR 7. Und jetzt dürft ihr raten was ein Espresso kostete… genau, EUR 7. Wir fragten uns ob Champagner auch EUR 7 kostet.
Auf dem Weg zurück zu unserer Unterkunft rissen wir noch einige Witze über das Erlebte, was die Laune wieder hob. Wir schrieben beide ein Google-Review, die das Restaurant am nächsten Tag löschen ließ, mit der Behauptung wir wären nie in diesem Restaurant gewesen. Wir reichten daraufhin die Rechnung und die Kreditkartenabbuchung ein, warten nun auf Freischaltung.
Montag, 12.08.2024
Wir hatten gut geschlafen, unsere Koffer wieder die steile Treppe hinuntergeschleppt, aßen noch ein ziemlich schlechtes Croissant (wahrscheinlich vom Vortag), und machten uns dann auf in Richtung Südwesten, kamen wieder durch Carcassonne, überquerten den Canal du Midi, erreichten um 12:30 das wunderschöne Anwesen des Landgasthofs ‚Le Clos Saint Martin -La Métairie‘ in Arvigna, vom Guide Michelin mit einem Bib-Award ausgezeichnet.
Wir nahmen auf der wunderschönen Terrasse mit Blick in den Garten Platz, erhielten eine einfache aber leckere Brgrüßung, gefolgt von einer Bio-Tomate mit Frischkäse-Creme und Melonen-Pesto, der saftigsten Hühnerbrust meines Lebens, einem Seabass-Filet mit Schalentier-Bisque-Sauce und Langustine und einem wiederrum sehr einfachen Dessert aus Früchten, Creme und Fruchtsauce mit Crumble. Zu den EUR 31/Person, 40% des Preises des Vorabendmenüs, gehörten auch ein paar kleine süße Leckereien zum Abschluß.
Alles, vom Ambiente über den Service bis zum Geschmack des Essens war hier in unseren Augen besser als beim Sterne-Restaurant am Vorabend.
Noch ein paar Mirabellen von den Bäumen am Parkplatz gepflückt und schon ging es über Landstraße und Autobahn nach Toulouse, wo ich für die Nacht wieder ein Zimmer im Hampton Inn in Flughafennähe gebucht hatte.
Da wir früh aufstehen mussten fiel das Abendessen sehr leicht aus, wir besorgten uns eine Schale Reine Claudes, eine Frucht, die ich noch sehr aus meiner Kindheit schätze, heute aber kaum mehr finden ist.
Dienstag, 13.08.2024
Um 03:00 schmiss uns der Wecker aus dem Bett, wir verluden alles in den Hyundai, brachten diesen nach 2‘334 km Fahrtstrecke zurück zum AVIS Parkplatz im Parkhaus gegenüber des Terminals, begaben uns zum Check-In des LH-Flugs nach Frankfurt.
Die Lounge hatte bei unserem Eintreffen noch geschlossen, wir saßen 45 Minuten im Terminal herum, bevor wir dann in der Lounge doch noch an einen Kaffee kamen.
Beim Boarding wurden wir von 1A/C auf 1D/F umgesetzt, seltsam. Im Flugzeug erfuhren wir dann, dass der Crew-Sitz defekt war, die Purserin nach Regularien auf 1C sitzen, ohne Vorhang geflogen werden muss. Während die Y komplett ausgebucht war, waren die ersten 3 Reihen C mit 2 plus Purserin/12 besetzt. Da es keinen Vorhang gab, versuchten sich Passagiere aus der Y immer wieder in die leeren Reihen nach vorne umzusetzen bis aus dem Cockpit eine Ansage dazu kam.
Den Rest des Fluges verbrachte ich im Reich der Träume, schaffte es aber noch einen Kaffee zu trinken, die Frankfurter Skyline zu sehen.
In Frankfurt verbrachten wir einige Stunden in der Senator-Lounge im A-Terminal, es ist immer wieder verwunderlich zu sehen wieviel Alkohol sich mache schon am Morgen hinter die Binde kippen können.
Nun folgte der AUA Flug nach Wien. Am Gate eine Dame, die, als sie Maryna's Pass sah, seltsam schaute und sich sofort von uns entfernte. Noch dachte ich mir nichts dabei.
Im Flugzeug saß diese Dame dann genau hinter uns, zusammen mit Ehemann (nur stilecht im Trainingsanzug) und 2 Kindern, ca. 5 und 14 Jahre alt. Als wir die knallroten ruZZischen Reisepässe sahen wurde uns klar warum die Dame sich schnell von uns entfernt hatte.
Da die Familie über die ganze 3. Reihe verteilt saßen, von A bis F, wurde die Unterhaltung eher zum Geschrei, was dann doch irgendwann nervte, vor allem wenn man nachts kaum geschlafen hatte. Die Bitte etwas ruhiger zu sein wurde sofort auf Russisch harsch beantwortet, dass man sich immer so unterhalte, das wäre eben so normal. Der Ehemann war etwas cleverer, meinte so seiner Frau sie solle runterfahren, da sie sonst das Risiko hätten rausgeschmissen zu werden.
Wir freuten uns auf das Do&Co Essen. Leider musste etwas schiefgelaufen sein, denn der Teig der Ravioli war fast roh. Der Vater der Familie hinter uns glich das mit 3 Whiskeys mit Cola auf 55 Minuten Flug aus.
Am Wiener Flughafen durch die Passkontrolle, kurz in die Lounge und zum Gate. Und wen erhaschten unsere Augen ? Genau, die Familie, die bereits auf dem Flug nach Wien hinter uns saß. Auf unserem Flug nach Chişinău saß die Familie wieder ganz in unserer Nähe, nämlich über den Gang.
Ich habe keine Ahnung was bei Do&Co los war, aber auch auf diesem Flug war das Essen sehr seltsam. Finde ich es schon riskant bei einem Mittagessen ohne Auswahl Fisch zu servieren, schwamm der Lachs in einer pappsüßen Teriyaki-Sauce mit einem penetranten Beigeschmack.
Lustig wurde es als der Familienvater diesmal statt Whiskey auf Gin umgestiegen war und sich auf den 80 Minuten Flug 5 Fläschchen reinlötete, irgendwann anfing seinen älteren Sohn zu hauen, dieser dem Vater sagte er solle damit aufhören, es weh täte und der Vater nur sagte ‚Du bist doch ein Mann!‘. Als er aber dann noch kurz vor der Landung lautstark ein Russisches Volkslied anzustimmen, wurde es selbst dem Sohn zu peinlich, was man ihm deutlich ansah. Keine Ahnung weshalb der Steward ihm überhaupt so viel Alkohol gab.
Der winzige internationale Flughafen von Chişinău hat Vorteile: 3 Minuten vom Flugzeug durch die Passkontrolle zum Gepäckband. Kurze Zeit später, nachdem unser Gepäck durchleuchtet wurde, waren wir draußen, der Shuttleservice unseres Parkplatzes holte uns ab.
Gepäck in unser Auto geladen und nach Chişinău hineingefahren. Chişinău ist eine Stadt mit ein paar Neubauten, der Großteil ist jedoch in der Sowjetunion hängengeblieben. Das ehemalige Hotel ‚National‘ steht heute mitten in der Innenstadt, ohne jegliche Fenster.
Diesmal hatte ich für uns das Courtyard Chişinău gebucht, ich wollte etwas Verlässliches, wo ich nicht morgens aus dem Bett im Wasser stehe. Der Mehrpreis gegenüber dem Tulip Hotel war durch das kostenlose Frühstück und die beiden US$ 10 Gutscheine fürs Abendessen auf der Hotelterrasse mehr als gedeckt. Dass es zudem noch einen Upgrade auf eine sehr geräumige Junior-Suite mit zwei Badezimmern gab, war ein unerwartetes Plus.
Mittwoch, 14.08.2024
Wir hatten wunderbar geschlafen, nichts geht nichts über Matratzen in Marriott-Hotels. Auch das Frühstück war sehr gut, mit einer ordentlichen Käseauswahl. Dass der Lachskaviar nur Imitat war, konnte man verkraften.
Um 10:00 saßen wir im Auto, fuhren unter genauer Einhaltung der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit (überall gibt es Kameras, zusätzlich stehen überall Polizisten mit Lasermessgeräten herum) am Flughafen vorbei aus der Stadt hinaus. Nach 30 Kilometern hat man die Wahl, geradeaus durch Transnistrien in Richtung Ukraine, oder, mit einem südlichen Bogen, um Transnistrien herum. Da Transnistrien von Russland besetztes Gebiet ist, entschieden wir uns, wie immer, für den südlichen Bogen. Hier gibt es dann auch keine Geschwindigkeitskontrollen mehr, ich klemmte mich an einen Skoda mit moldawischen Kennzeichen, der es statt der erlaubten 90 km/h mit 160 bis 170 laufen ließ.
Um 11:30 standen wir vor dem Grenzübergang Palanca, dessen Vorteil es ist, dass die Moldawische und Ukrainische Grenzkontrollen gleichzeitig erfolgen, so dass wir uns nach einer knappen Stunde bereits wieder in der Ukraine befanden. Die Straße an Palanca vorbei ist die einzige Straße vom Süden der Ukraine nach Odesa, da die ruZZen die Brücke bei Satoka mittels mehrerer Raketen bereits am Beginn des Krieges zerstört haben. Dementsprechend ist der Verkehr auf den 30 km bis Odesa. 20 Minuten später, Maryna von meinem Fahrstil etwas gestresst, standen wir an der OKKO-Tankstelle am Rande Odesas, wo mein Fahrer bereits auf uns wartete.
Hier checkte ich auch meine Emails, um eine positive Nachricht von AVIS zu erhalten: Man habe den kompletten Betrag, der mir bei der Fahrzeugabholung am Flughafen Toulouse abgebucht wurde, zurücküberwiesen. Also nicht nur die Differenz zwischen bestätigtem und abgebuchtem Betrag, sondern wirklich alles, komplett. Somit waren die 14 Tage Miete nicht nur günstig, sondern tatsächlich komplett kostenlos. Wow !!! Danke AVIS !!!
Von hier an wurde es relaxt, ich stieg auf den Beifahrersitz, Maryna nach hinten – wir holten noch etwas Schlaf nach bis wir um 17:30 Kyiv erreichten und um 18 Uhr endlich wieder zuhause waren.