Mit dem (Nacht-)Zug durch Usbekistan

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jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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Hallo zusammen,

nach meinem ersten Reisebericht letztes Jahr, als es nach Äthiopien und in den Libanon ging, folgt nun an dieser Stelle mein zweiter Reisebericht. Diesmal ging es nach Usbekistan und dann dort wie der Titel schon verrät mit dem Zug und dem Nachtzug durchs Land.
Während meinen Planungen wurde ich von einigen Leuten gefragt, weshalb ich denn nach Usbekistan gehen würde. „Da kann man Urlaub machen?!?“. Tatsächlich reizt mich Zentralasien schon länger, nachdem ich bereits einen grossen Teil der südostasiatischen Länder besucht habe, aber bis dato keine Vorstellung von Zentralasien hatte.
Zunächst hatte ich lange mit Kasachstan geliebäugelt. Mein Plan war es, nach Astana (NQZ) zu fliegen und von dort aus mit dem Nachtzug durchs Land zu reisen. Einige Recherchen brachten mich dazu, Kasachstan mit Usbekistan zu verbinden, und mein aktuell enger Terminplan veranlasste mich, von Kasachstan zunächst abzusehen und erstmal nur nach Usbekistan zu reisen.

Als dann die LOT am Anfang des Jahres die Strecke nach Taschkent (TAS) ankündigte und mit einem preislich attraktiven Angebot zur Einführung startete war die Chance gekommen. So buchte ich die folgenden Flüge:

14. Juni 2024 LO 412 ZRH-WAW 1030-1230
14. Juni 2024 LO 191 WAW-TAS 1610-0105
22. Juni 2024 LO 192 TAS-WAW 0225-0600
22. Juni 2024 LO 371 WAW-STR 0820-1010

Da auf der Strecke die 737 Max 8 zum Einsatz kommt buchte ich uns in die Y, da uns die Business Class mit freiem Mittelsitz nicht den vierfachen Preis Wert ist. Erfreulicherweise gewährt die LOT den Statuskunden noch im günstigen Tarif ohne Aufgabegepäck das erste Gepäckstück, so dass ich diesen wählte.
Später gab es noch eine kleinere Zeitenänderung von wenigen Minuten auf der WAW-TAS-WAW Strecke, die allerdings zu vernachlässigen war.

Nach etwas tiefergehender Recherche entscheide ich neben Taschkent die Städte Samarkand, Khiva und Bukhara sehen zu wollen. Ausserdem möchte ich mit dem usbekischen Nachtzug fahren. Vor dem Hintergrund nur eine Woche für so viele Städte zu haben müssen wir Kompromisse eingehen und beschliessen, die längste Zeit in Samarkand zu verbringen.

Für die Buchung der Züge habe ich Kontakt zu @red_travels aufgenommen, um mich mit ihm über seine Erfahrungen mit dem Zugfahren in Usbekistan auszutauschen. An dieser Stelle vielen Dank für deine Hilfe. Die Züge liessen sich alle online über die Seite der usbekischen Eisenbahn buchen und dort mit Visa oder Mastercard bezahlen.

Folgende Züge habe ich für die Reise gebucht:

15. Juni 2024 Taschkent nach Samarkand 0900-1224 für 179.520 Sum (ca. 13,50€) pP. in der Business Class
17. Juni 2024 Samarkand nach Khiva 2346-1028 +1 für 244.990 Sum (ca. 18,42€) pP. im vierer Schlafwagen
19. Juni 2024 Khiva nach Bukhara 1715-0025 +1 für 215.220 Sum (ca. 16,18€) pP. im vierer Schlafwagen.

Ausserdem buchte ich für den 20. Juni den Uzbekistan Airways Flug HY 22 BHK-TAS 2105-2205 für etwa 90$ in der Business Class.

Im ersten Nachtzug von Samarkand nach Khiva buchte ich alle vier Schlafplätze des Abteils, auch wenn wir nur zwei benötigen, damit wir unseren eigenen Raum bekommen. Es gibt zwar grundsätzlich auch zweier Schlafwägen, die auf der Strecke aber montags anscheinend grundsätzlich nicht zur Verfügung stehen.
Die Strecke von Khiva nach Bukhara andererseits ist online an unserem Reisetag nicht buchbar gewesen. Aus diesem Grund habe ich die Tickets bis zum nächsten Bahnhof nach Bukhara, Navoi, gebucht, was problemlos möglich war.

Folgende Hotels habe ich für die Reise gebucht (immer inklusive Frühstück):

14. Juni 2024 Hotel Uzbekistan in Taschkent für 63$
15. und 16. Juni 2024 Rabat Boutique Hotel in Samarkand für 70$ pro Nacht
18. Juni 2024 Orient Star Khiva für 82$
19. Juni 2024 Antique Hotel Imran in Bukhara für 25$
20. Juni 2024 Hotel Uzbekistan in Taschkent für 63$

Ich hoffe, euer Interesse geweckt zu haben, und werde euch in den kommenden Tagen virtuell mit nach Usbekistan nehmen.
 

jobonky

Erfahrenes Mitglied
19.02.2023
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Sag mal, warum der Schlenker mit Chiva und nicht gleich dort gestartet?
Es war relativ schwierig alles in eine Woche zu packen. Rückblickend betrachtet wäre es so wohl optimaler, oder Bukhara vor Khiva und dann von dort zurück. Das man aber nach Urgench muss um zurück zu fliegen hatte mich abgeschreckt, da ich nicht einschätzen konnte wie gut das funktioniert dort hin zu kommen. Jetzt würde ich es wohl so machen.
Ein anderer Faktor war, dass ich am ersten Tag von Taschkent aus lieber nach Samarkand wollte. Die Strecke ist zum einen nicht so weit, zum anderen waren wir da länger. Es wäre also einfach zu fixen gewesen wenn was nicht geklappt hätte.
 

jobonky

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19.02.2023
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Freitag 14. Juni 2024

Am Morgen des 14. Juni machen wir uns auf den Weg zum Flughafen Zürich. Den online Check-in habe ich bereits erledigt und konnte uns so gute Plätze sichern. Auf dem kurzen Flug bis Warschau sitzen wir an der Notausgangsreihe, im Weiterflug nach Taschkent habe ich uns auf Plätze im vorderen Bereich am Gang und Fenster gesetzt, um so den Mittelsitz frei zu halten.

Der LOT Check-in ist wohl neulich umgezogen, jedenfalls findet er sich jetzt gemeinsam mit Aegean und Pegasus in Reihe 4 des Check in Bereich 2. Es ist relativ viel los und der Business Class Schalter erspart uns sicher eine Viertelstunde Wartezeit. Wir haben uns aufgrund der häufigen Ortswechsel entschieden nicht mit einem Koffer, sondern mit einem grossen Wanderrucksack zu verreisen, welchen wir zum Transport im Flugzeug in eine zusätzliche Schutzhülle gepackt haben. Nachdem dieser aufgegeben ist wollen wir einen kurzen Abstecher zur Besucherterrasse, welche mit Tagesaktuellem Boardingpass kostenlos betreten werden kann, und eigentlich immer einen Besuch wert ist. Wie wir feststellen müssen ist sie allerdings an diesem Wochenende aufgrund der Sicherheitskonferenz geschlossen. Aber auch sonst öffnet sie wohl erst um 10 Uhr, was für unseren frühen Abflug zu spät ist. Schade. Aus diesem Grund begeben wir uns direkt durch die Sicherheitskontrolle und in die Swiss Lounge, um ein kleines Frühstück einzunehmen. Die Lounge ist gut besucht, aber man findet problemlos einen Platz.

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Der Aufenthalt in der Lounge ist kurzweilig und nachdem ich noch kurz duschen gegangen bin geht es auf zum Gate, wo mit der SP-LNH eine Embraer E195 auf uns wartet. Das Boarding verläuft zügig, sodass wir das Gate pünktlich verlassen und um 10:43 Uhr in Richtung Warschau abheben.
Mit dem Platz an der Notausgangsreihe sind wir sehr zufrieden und auch die 2-2 Konfiguration ist für Reisen zu zweit ein Argument für die LOT, immerhin übernimmt die Embraer-Flotte grosse Teile der Europaflüge.

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Während dem Flug werden Wasser, Tee und Kaffee kostenfrei angeboten. Ausserdem gibt es noch einen kleinen Snack, der sich seit früheren Flügen mit der LOT nicht verändert hat und in Ordnung schmeckt. Hier kann sich die Lufthansa noch eine Scheibe abschneiden, well done LOT!

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In Warschau angekommen erhalten wir eine Gate-Position und machen uns nach dem Aussteigen sogleich auf den Weg zu den N-Gates. Da der Reisepass meiner Mitreisenden im Gegensatz zu meinem nicht an der automatischen Passkontrolle akzeptiert wird, wie wir nach mehrmaligem versuchen einsehen müssen, kommt es hier zu einer kleinen Verzögerung, ehe wir uns auf den Weg in die LOT Business Lounge "Mazurek" machen.

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In dieser Lounge war ich zuvor noch nie gewesen. Sie ist wesentlich kleiner, als die "Polonez" Lounge im Schengen-Bereich und besitzt im Gegensatz zu dieser auch keinen gesonderten *G Bereich. Wir treffen auch diese Lounge gut gefüllt an, finden aber auch hier noch problemlos Plätze. Direkt fällt uns allerdings auf, dass es viel zu wenige Steckdosen gibt. Nur wenige Plätze am Rand haben solche, und sind natürlich alle belegt. Nicht gut. Ausserdem gibt es nur zwei Toiletten, eine für Männer und die andere für Frauen, sowie körperlich beeinträchtigte, was regelmässig zu Warteschlangen führt. Das hätte man besser machen können.
Die Aussicht hingegen gefällt mir ausgezeichnet. Die Lounge befindet sich ebenerdig mit grosser Glasfront zum Rollfeld, so dass man das Treiben dort gut im Blick hat. Auch das gastronomische Angebot gefällt mir, es gibt eine Auswahl an kalten und warmen Speisen, sowie Gebäck. Das die Getränke aus einzelnen kleinen Glasflaschen kommen finde ich auch gut.

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Pünktlich zum Boarding begeben wir uns zu unserem Gate und stellen fest, dass es sich hierbei um ein Bus-Gate handelt. Von dort werden wir zur SP-LVG auf das Vorfeld gebracht, einer 737 Max 8, welche mit der Bank Pekao Livery versehen ist. Insgesamt verzögert sich einiges, sodass wir erst mit fast einer Stunde Verspätung um 17:02 Uhr statt 16:05 Uhr abheben. Immerhin bleibt unser Mittelsitz frei.

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Recht rasch nach dem Start wird uns das Essen gebracht. Ich selbst wähle die vegetarische Variante, meine Mitreisende jene mit Fleisch. Das Essen schmeckt uns beiden ganz gut, insbesondere der Couscous Salat ist nicht zu trocken, und auch den Hauptgang habe ich schon schlechter erlebt. Interessant finde ich den Zettel, auf welchem erklärt wird, dass sich kein Schwein im Essen befindet, aber auf einem Flug mit schätzungsweise >50% Muslimen vermutlich sinnvoll.

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Leider war die Crew auf dem Flug nicht sonderlich gut. Zumindest merke man ihnen an, auf diesen Flug keine Lust zu haben, was sich auch im Umgang mit den Passagieren widerspiegelte. Nachdem bereits jeder aufgegessen hatte blieben die Tabletts noch über eine Stunde stehen, und von der Crew liess sich niemand blicken. Irgendwann betätigte ein am Fenster sitzender Mann die Flugbegleiter-Rufen-Taste, woraufhin nichts passiert, was ihn wenige Minuten später dazu veranlasst diese Taste im Sekundentakt zu drücken, bis tatsächlich ein Flugbegleiter vor ihm steht. Es folgt eine kurze Diskussion zwischen den beiden, gefolgt davon, dass der Flugbegleiter mit Augenverdrehen und Kopfschütteln die Tabletts in jener Reihe abräumt, woraufhin der Mann auf die Toilette gehen kann...
Später kommt es weiter hinten im Flugzeug wieder zu einer Auseinandersetzung zwischen ein paar Männern und einem Flugbegleiter. Getränkeservice gab es in der ganzen Zeit nach dem Essen keinen. Als meine Mitreisende sich auf den Weg nach hinten macht, um an Trinken zu kommen wird ihr erklärt, man bereite gerade die nächste Getränkerunde vor, sie solle zurück an ihren Platz gehen. Als mehr als eine Stunde später immer noch nichts kam, mache ich mich auf den Weg nach hinten, wo mir dann tatsächlich genervt zu trinken gegeben wird. Das nächste Problem waren die Toiletten, von welchen es für die Economy Class nur zwei Stück gab. Auf einem 5,5 Stunden Flug über den Tag einfach zu wenige.
Auch das in der Sitztasche mit eigenem Flyer angepriesene Bordentertainment über Wifi funktioniert nicht. Zum Glück habe ich eine Zeitung dabei.
Nach exakt 5,5 Stunden Flug landen wir in der Dunkelheit in Taschkent. Der Flughafen ist riesig und wir rollen ewig. Irgendwo kommen wir auch an ein paar iljuschin Frachtern vorbei, die dort in einer Reihe parken, bei der Dunkelheit gelingt es mir aber leider nicht ein ansehnliches Bild davon zu machen. Kurz darauf passieren wir das Flugzeug des südkoreanischen Präsidenten.
Nachdem wir auf einer Aussenposition zum stehen kommen werden wir von Bussen zur Arrival Hall gebracht. Auch wenn wenig los ist dauert die Immigration für Nichtusbeken gute 20 Minuten. Direkt nach der Immigration rechts befindet sich eine Wechselstube, an welcher ich 200€ zum Kurs von 1:13.300 in usbekische Sum wechsle, ein besserer Kurs als jener, welchen ich ein paar Tage später am Geldautomaten erhalte. Meine Mitreisende holte währenddessen den Rucksack vom nahegelegenen Gepäckband, welches sich ebenfalls unmittelbar hinter der Immigration befindet.

Draussen vor dem Flughafen angekommen werden wir von einigen Taxifahrern angesprochen. Allerdings hatte ich mir schon im Voraus die Yandex-App heruntergeladen, die bei meinen Testanfragen immer sehr gute Preise versprochen hatte. Über das Datenvolumen meiner Flexiroam Simkarte rufe ich also ein Taxi vom Flughafen zum Hotel Uzbekistan. Für die 13-minütige Fahrt werden 22.500 Sum, also etwa 1,70€ aufgerufen. Obwohl schon 2:30 Uhr morgens ist werden wir kurz darauf von einem kleinen Chevrolet abgeholt, der für uns zu zweit und unser weniges Gepäck aber gross genug ist.
Die Kommunikation mit dem Fahrer, welcher einen rabiaten Fahrstil an den Tag legt, gestaltet sich schwierig. Nachdem ich aber seine Frage "Hotel Uzbekistan?" bejahe gibt er sich zufrieden.
Gerade aus diesem Grund, da ich nicht wusste wie der Transport vom Flughafen zum Hotel tatsächlich funktionieren wird, und wie gut die Kommunikation gelingt habe ich dieses Hotel gewählt, welches inzwischen auch selbst gewissermassen als Sehenswürdigkeit in der Stadt gilt und von jedem gekannt wird. So wären wir wohl auch ohne Yandex-App dort hingekommen, wenn auch nicht so günstig.

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Da mir die Wechselstube nur 100.000 und 20.000 Sum Noten gegeben hat runde ich bei Ankunft im Hotel auf 40.000 Sum, also ca. 3€ auf, worüber sich der Fahrer sehr freut. Immerhin fast 80% Trinkgeld. Ich gebe ihm eine 5-Sterne-Bewertung und wir machen uns ins Hotel, wo man uns an der Rezeption begrüsst.
Beim überreichen unserer Deutschen Pässe werden wir sogleich gefragt, ob wir das EM-Eröffnungsspiel gesehen hätten, welches ja während unserem Flug stattgefunden hatte und auf unser verneinen hin über den 5:1 Endstand informiert. Die Fussball EM ist hier also auch ein Thema.
Der Check in ist schnell erledigt, wir bezahlen die 63$ und begeben uns in unser Zimmer auf dem 9. Stock. Hier sollten wir nun noch etwa 4 Stunden schlaf bekommen, ehe wir schon wieder aufstehen müssen, um vor unserem Zug um 9 Uhr am nächsten morgen noch etwas zum Frühstück zu bekommen.

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jobonky

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Samstag 15. Juni 2024 Teil 1

Am nächsten morgen klingelt unser Wecker bereits um 7:15 Uhr. Schliesslich wollen wir noch was Frühstücken und rechtzeitig am Bahnhof sein. Da wir nicht einschätzen können, wie viel Zeit wir dort hin benötigen sind wir lieber etwas früher dran. Das Frühstück findet in der linken Hälfte der Lobby statt und ist grundsätzlich solide. Es gibt ein paar Dinge, die man so aus Europa gewohnt ist, aber auch usbekisches. Im Hintergrund spielt jemand am Klavier. Ähnlich wie ich es aus China kenne nimmt man hier an grossen Runden Tischen Platz.

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Nach dem Frühstück gehen wir nochmal kurz aufs Zimmer, bevor wir zeitnah auschecken und uns auf den Weg zum Bahnhof machen. Da wir mit der Taschkenter Metro fahren wollen fragen wir am Check-out noch kurz nach ein paar Tipps. Man erklärt uns, dass wir für 2.000 Sum (ca. 0,15€) pro Person Einzeltickets am Schalter kaufen können, hätten wir die passende App ginge das für 1.700 Sum direkt übers Handy. Zudem erklärt man uns den Weg zur nächstgelegenen Metrostation, die unmittelbar neben dem Hotel Uzbekistan zu finden ist.

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Den Ticketschalter finden wir direkt vor der Sicherheitskontrolle, und ich nutze die Gelegenheit erstmal einen 100.000 Sum-Schein klein zu machen.

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Von der Station "Amir Temur" fahren wir zunächst zur Station "Ming Urik", wo wir in die andere Linie umsteigen wollen, um zur Station "Toshkent" zu fahren. Da wir den Weg nicht finden frage ich eine Frau in Uniform, welche mich nicht versteht, sodass ich ihr kurzerhand den Linienplan in unserem Reiseführer zeige und dabei auf die Station Toshkent deute. Sie nickt kurz und deutet uns daraufhin in die richtige Richtung. An der Station "Toshkent" angekommen besteht die Wahl zwischen verschiedenen Ausgängen, die aber alle nicht auf Englisch beschildert sind. Kurzerhand schnappe ich mir den nächsten Usbeken und frage ihn. Eine Taktik, die sich beim Metrofahren an unserem letzten Tag in Taschkent wieder bewähren wird. Den richtigen Ausgang gewählt stehen wir auch sogleich vor dem Taschkenter Hauptbahnhofsgebäude.

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Um in die Station zu gelangen muss man zuerst eine Sicherheitskontrolle passieren, in welcher auch das ganze Gepäck gescannt wird. Ausserdem möchte man unsere Tickets und Reisepässe sehen. Wir haben Glück und es ist nicht viel los, sodass wir wenig später in der grossen Halle des Bahnhofs stehen. Links und rechts gibt es einige Stände, welche Essen und Getränke verkaufen und es ist auch relativ viel los. Für 7.000 Sum (ca. 0,53€) kaufe ich eine grosse Flasche Wasser, für den Fall, dass es im Zug nichts zu kaufen gibt.
An der Tür zu den Gleisen steht ein Mann in Uniform, dem jeder, der dort vorbei geht sein Ticket vorzeigt. Ich gehe also auch zu ihm und zeige ihm unsere Tickets, woraufhin wir durch die Unterführung auf Gleis 3 geschickt werden, wo unser Zug auch schon bereitsteht. Ausserdem bekommen wir auf einem anderen Gleis einen usbekischen Afrosiyob-Schnellzug zu Gesicht. Wenigstens hier, wenn es mir schon nicht gelungen ist, einen solchen in die Reiseplanung zu integrieren.

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Unser Wagen ist schnell gefunden, an der Tür möchte man nochmal unser Ticket sehen. Der Wagen in der Business Class ist grosszügig mit einer 2-1 Konfiguration gestaltet und mit Klimaanlage auf eine angenehme Temperatur heruntergekühlt. Jeder Platz hat einen grossen Tisch, auf welchem schon eine kleine Flasche Wasser bereitsteht, und die Möglichkeit, den Sitz weit zurück zu lehnen. An den Decken befinden sich Monitore, auf welchen irgendwelche Sendungen laufen, leider mit Ton.

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Kurz nachdem wir unsere Plätze eingenommen haben setzt sich der Zug auch schon in Bewegung. Jetzt liegen knapp 3,5 Stunden fahrt nach Samarkand vor uns.
Die meiste Zeit dösen wir nur so vor uns hin, die Nacht war eben doch nicht so lang gewesen, oder schauen aus dem Fenster. Irgendwann kommt ein Mann vorbei, der Eistee in offenen Bechern verkauft. Ich kaufe ihm einen ab, 25.000 Sum möchte er dafür. Recht teuer für die hiesigen Verhältnisse. Egal. Immerhin schmeckt er gut.
Da auch mit dem Verkäufer die Kommunikation nicht gelingt schaltet sich eine junge Usbekin auf der anderen Seite des Ganges ein, welche mit ihrem Sohn unterwegs ist und übersetzt das kurze Verkaufsgespräch. Später komme ich noch in ein kurzes Gespräch mit ihr. Sie möchte wissen, weshalb ich nach Usbekistan gekommen war und was für Pläne ich hätte. Ausserdem interessiert sie aus irgend einem Grund, wieviel ich für die Hotels in den verschiedenen Städten gezahlt habe. Anscheinend habe ich überall gute Preise erzielt. Jedenfalls behauptet sie das. Als ich sie frage, weshalb sie mit dem Zug unterwegs sei erzählt sie mir, dass sie nach Taschkent gereist sei, um ein Visum für die USA zu beantragen, das sei für Usbeken nicht so einfach wie für Europäer. Ausserdem bittet sie mich, mit ihrem Sohn Englisch zu sprechen, damit er üben kann was er in der Schule lernt, was dieser allerdings für eine weitaus weniger gute Idee hält, als dies seine Mutter tut. Ich frage ihn also nach seinem Namen, und schenke ihm ein paar Swiss-Schokoladen, die ich in der Lounge am ZRH eigentlich für uns für diese Fahrt eingepackt hatte, worüber er sich sehr freut. Im Gegenzug erhalten wir usbekische Süssigkeiten geschenkt, zusammen mit der Bemerkung, dass diese nicht gut schmecken würden, was zum Glück nicht stimmt.

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Bei Ankunft in Samarkand verabschieden wir uns und verlassen den kühlen Zug in die heisse Mittagshitze Usbekistans. Wie auch schon am Flughafen offerieren einige Taxifahrer ihre Dienste, aber nach den guten Erfahrungen des Vortags wähle ich wieder die Yandex-App. 35.500 Sum werden für die immerhin 18-minütige Fahrt verlangt. Wieder kommt ein Chevrolet, wie auch auf jeder weiteren Taxibestellung auf unserer Reise. Generell fährt man hier nur Chevrolet. Oder Mercedes Maybach. Andere Modelle sieht man kaum (ok, den Maybach auch nicht all zu oft, aber er kommt vor).
Während wir warten präpariere ich 40.000 Sum (ca. 3€) in meiner Hosentasche. Immerhin bietet die Yandex-App für Kartenzahler eine default Trinkgeldoption an, es ist also zumindest nicht unhöflich welches zu geben, und immer auf volle 5.000 aufzurunden erscheint mir sinnvoll, sofern es sich nicht nur um 500 oder 1.000 Sum handelt, die zugegeben werden.

Bei Ankunft an der Eingegeben Adresse finden wir zunächst den Eingang nicht. Auch unser Fahrer ist irritiert, sodass er einen Passanten anspricht. Dieser deutet auf eine eher unscheinbare Doppeltür, über der ein kleines Schild auf unser Rabat Boutique Hotel hinweist. Im Kontrast zum unscheinbaren Anblick von draussen ist der kleine Innenhof des Hotels sehr ansehnlich. Wir werden herzlich begrüsst, und obwohl er erst kurz nach 1 ist schon auf unser Zimmer geführt. Man fragt uns, wann wir am nächsten morgen Frühstücken wollen, bietet für einen späteren Zeitpunkt eine Führung durch das alte Hotelgebäude an, an welches der Neubau angrenzt, in welchem wir unser Zimmer haben und welches wohl als historisch geschützt gilt und weisst ausserdem auf das Angebot einer kostenfreien Teezeremonie hin.

Wir nutzen aber als allererstes die Gelegenheit, uns nochmal kurz auszuruhen, ehe wir uns auf in die Stadt machen.
 

jobonky

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19.02.2023
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Samstag 15. Juni 2024 Teil 2

Wenig später geht es für uns auch schon los. Das Hotel ist glücklicherweise zentral gelegen, und ein Blick auf die Karte im Handy veranlasst uns, zuallererst in Richtung Registan zu gehen. Der Registan war es immerhin auch, der die Faszination in mir weckte nach Usbekistan zu reisen, zu Ungunsten von Kasachstan, wie ich ja im Eingangspost schon geschrieben hatte. Nach einem kurzen Spaziergang durch Wohngebiet und Park stehen wir auch schon davor. Beeindruckend.

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Der Registanplatz selbst ist, wie auch im Bild zu sehen abgesperrt und kostet Eintritt. 65.000 Sum (ca. 4,88€) werden für Ausländer fällig, für Usbeken nur ein Bruchteil. Dieser Eintritt berechtigt allerdings nicht nur zum betreten des Platzes zwischen den drei Medresen, sondern auch zum betreten der Innenhöfe aller drei Medresen, in welchen sich zahlreiche Kunsthandwerker, Teestuben, Souvenirgeschäfte und auch kleinere Ausstellungen niedergelassen haben. Der Platz vor der Absperrung hingegen darf kostenfrei betreten werden. Weiter hinten gibt es dort auch eine kleine Aussichtsplattform, welche sich eignet um Bilder zu machen. Wir begnügen uns zunächst mit dem kostenfrei zugänglichen Bereich und beschliessen, erst am nächsten Tag hineinzugehen.

Als wir gerade weitergehen wollen fährt plötzlich die Polizei vor, gefolgt von einer schwarzen Limousine und einigen weiteren Fahrzeugen. Eine Gruppe von etwa 10 Menschen versammelt sich zum Gruppenbild und wird anschliessend vorbei an der Kasse auf den Registanplatz geführt. Leider gelang es mir nicht, herauszufinden, um was für eine Delegation es sich hierbei handelt, der südkoreanische Präsident, welcher an diesem Tag auch in der Stadt ist ist es jedenfalls nicht.

Vom Registan aus führt eine in unsrem Reiseführer als "Flaniermeile" beschriebene Strasse in Richtung Norden, welcher wir nun folgen. Es ist recht wenig los. Links und rechts finden sich mal Restaurants, mal Souvenirläden und mal auch einfach gar nichts. Aber es gibt einige schattenspendende Bäume, was in der Hitze viel Wert ist. Generell ist Samarkand eine grüne Stadt, überall finden sich Parks und Alleen mit Bäumen.

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Am Ende der Flaniermeile finden sich die Bibixonim-Moschee sowie der Basar. Für erstere bezahlen wir einen Eintritt von 40.000 Sum pro Person und gelangen dafür in den Innenhof.

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Nachdem wir fertig sind beschliessen wir in Richtung Russische Neustadt aufzubrechen. Hier soll sich unter anderem ein Spirituosengeschäft befinden. Ausserdem bietet das die Gelegenheit für einen Spaziergang durch die Stadt. Wir laufen also die Flaniermeile zurück zum Registanplatz und dann weiter in Richtung Neustadt. Dabei fallen insbesondere die vielen koreanischen und usbekischen Flaggen anlässlich des Präsidentenbesuchs auf.

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Ein Grossteil des Weges führt entlang einer schattigen Allee, welche zwischen den Spuren für beide Richtungen viel Platz für Spaziergänger bietet. Hier, aber auch an einigen anderen Stellen fällt auf, dass Samarkand autofreundlich, aber auch fussgängerfreundlich ist. Dafür sieht man kaum Fahrradfahrer.

In der Neustadt angekommen führt unser Weg vorbei an der orthodoxen und der katholischen Kirche Samarkands, die nur wenige Gehminuten auseinander liegen.

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Beide Kirchen sind offen und können von uns betreten werden. In der katholischen Kirche spricht mich ein Priester an, der wie er erzählt aus Argentinien stammt. Er und ein weiterer Argentinier seien hier für diese Kirche zuständig. Ausserdem habe er mal vor einigen Jahren ein paar Wochen in Deutschland verbracht. Dafür spricht er aber noch erstaunlich viel deutsch, ich hätte das alles wohl wieder vergessen. Wir unterhalten uns ein paar Minuten, danach lädt er uns ein am Sonntagmorgen doch wieder zu kommen.

Anschliessend versuchen wir, das in unserem Reiseführer beschriebene Spirituosengeschäft zu finden, welches sich an der auf Google Maps hinterlegten Adresse nicht finden lässt. Wir suchen ein wenig die umliegenden Häusser ab und geben irgendwann auf. Da schon Abend ist, und wir nichts zu Mittag gegessen haben beschliessen wir Essen zu gehen. Entlang der Strasse liegt in etwa einem Kilometer Entfernung das Restaurant Samarkand, welches wir für den Abend auswählen. Zufälligerweise lese ich auf halbem Weg an einer Hauswand ein Schild, auf dem ein ähnlich geschriebenes Wort wie der Name des Spirituosengeschäfts in unserem Reiseführer steht. Die Tür ist nicht abgeschlossen, und so wage ich ein paar Schritte hinein, und tatsächlich: Wir haben es doch noch gefunden. Innen findet allerdings gerade eine Verkostung statt, und so ist die einzige anwesende Mitarbeiterin doch sehr kurz angebunden unsgegegüber. Wir erfragen kurz die Öffnungszeiten für den kommenden Tag und beschliessen dann wieder zu kommen.

Wenig später sind wir auch schon im Restaurant Samarkand. Es ist schön eingerichtet. Wir werden gefragt, ob wir lieber im Innenhof oder im Gebäude sitzen wollen. Wir entscheiden uns gegen die in letzterem stattfindende Livemusik und für die frische Luft. Das Restaurant ist gut besucht, aber dennoch wird man schnell bedient. Auch, wenn es optisch den Eindruck macht auf Touristen zugeschnitten zu sein sind viele der Gäste augenscheinlich Usbeken, wobei viele den Eindruck machen hier einen besonderen Anlass zu feiern. Eine junge Frau in traditioneller Kleidung, in Begleitung von einer grossen, unauffällig gekleideten Gruppe bleibt mir in Erinnerung.

Zu Essen bestellen wir Schaschlik, Manti, Samsa und Beilagen um uns mal durch das alles so ein wenig durchzuprobieren. Ausserdem noch ein typisches Samarkand Brot. Leider sind die Samsa aus, wie man uns später mitteilt. Das Essen schmeckt gut und kostet uns am Ende zusammen mit den Getränken und inklusive Trinkgeld keine 20€.

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Auf den Bildern sieht es nach nicht so viel aus, aber tatsächlich waren einfach die Teller sehr gross und wir wurden beide satt. Nach dem Essen rufe ich uns ein Yandex zurück zum Registan, für welches 12.500 Sum (ca. 0,94€) fällig werden.
Der Registan ist nachts beleuchtet:

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Von einer anderen Touristin erfahre ich, dass es wohl um 21 Uhr eine Lichtershow geben soll. Wir warten daher noch ein paar Minuten und tatsächlich beginnt diese pünktlich und beleuchtet den Registan mit wechselnden Farben zu Musik.

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Nach einigen weiteren Minuten beschliessen wir, zurück ins Hotel zu laufen und gehen dort angekommen auch sehr bald ins Bett, da der Tag doch sehr lang und anstrengend war.
 

jobonky

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19.02.2023
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... und die Importzölle auf Auslands-Kfzs. sind exorbitant. 100 Prozent imho.
Oha. Dann sind die paar Maybachs die ich gesehen habe ja noch grösserer Luxus.
Ich meine, dass du in einem anderen Thema geschrieben hattest, die Gebrauchtwagenpreise seien in Kasachstan doppelt so hoch wie in Deutschland, und du würdest daher die Überführung eines Fahrzeuges erwägen. In Usbekistan wird das wohl ähnlich sein nehme ich an. Wie leisten sich die Menschen dann mit dem niedrigen Lohnniveau überhaupt ein Auto? Die Yandex Preise kompensieren da ja auch gerade mal den Verschleiss.
 
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In Usbekistan wird das wohl ähnlich sein nehme ich an. Wie leisten sich die Menschen dann mit dem niedrigen Lohnniveau überhaupt ein Auto? Die Yandex Preise kompensieren da ja auch gerade mal den Verschleiss.

Leider über sehr teure Kredite, teilweise sind 25% Zinsen üblich, viele haben Verwandtschaft im Ausland, die dort Kredite aufnehmen und/oder Geld schicken.
 

jobonky

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Sonntag 16. Juni 2024

Am Abend zuvor wurden wir nach unserer präferierten Frühstückszeit gefragt, und da wir uns auf 8 Uhr festgelegt hatten klingelt kurz davor unser Wecker. Das Frühstück findet im alten Teil des Hotels statt, wo bereits für jedes belegte Zimmer ein Tisch gedeckt ist. Es gibt Nüsse, Früchte, Brot, Käse und Wurst. Nachdem wir uns gesetzt haben werden uns Pfannkuchen, Tee und Kaffe gebracht. Das schöne Ambiente des Frühstücksraums wird durch die traditionelle usbekische Kleidung die sich der Hotelmitarbeiter zum servieren des Essens angezogen hat schön abgerundet. Ausserdem bietet man uns eine Erklärung des Raums und seiner Gestaltung sowie früherer Nutzung als Privatsynagoge des früheren Eigentümers an, welcher wir während des Essens interessiert lauschen.

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Nach dem ausgiebigen Frühstück gehen wir kurz zurück auf unser Zimmer, ehe ich uns für 12.500 Sum ein Taxi in die russische Neustadt rufe, wo wir die ersten Punkte auf dem heutigen Plan haben: Kirche und Spirituosengeschäft. Da wir etwas früher als geplant ankommen nutzen wir die Chance, um an einem Bankautomaten in einer kleinen Bankfiliale Geld abzuheben. Immerhin haben wir erfahren, dass wir unser kleines Boutiquehotel in Samarkand in Bar bezahlen müssen, und benötigen daher etwas mehr Bargeld, wenn wir nicht unsere US-Dollar Reserven nutzen wollen. Maximal 2.000.000 Sum lässt man mich dort abheben, die ich in 50.000 Sum Noten gegen eine Gebühr von 30.000 Sum erhalte, was in einer Kreditkartenbelastung von 151,05€ resultiert. Der Wechselkurs ist mit 13.240 Sum/€ etwas schlechter als am Flughafen, aber durchaus gut und primär der Gebühr des Geldautomaten geschuldet.

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Danach machen wir uns auf den Weg zur katholischen Kirche, welche in unmittelbarer Umgebung liegt. Da es immer noch erst 10:50 Uhr ist, und der Gottesdienst erst um 11 Uhr beginnen soll schlage ich einen "Spaziergang" durch den kleinen Garten auf dem Gelände der Kirche vor, welcher tatsächlich sehr schön gestaltet ist. Was wir jedoch nicht ahnen: Es gibt hier einen Wachhund, mit welchem wir kurz darauf eine Bekanntschaft machen dürfen. Im hinteren Teil des Gartens angelangt schiesst dieser plötzlich aus seiner Hütte, die optisch eher den Eindruck eines Schuppens macht, laut bellend auf mich zu. Ich ergreife die Flucht und entkomme knapp. Meine Sonnenbrille verliere ich dabei, aber glücklicherweise ausserhalb der Radius seiner Kette. Ganz schön gefährlich, so ein Kirchenbesuch in Usbekistan. Der Gottesdienst selbst ist nicht anders als dies in katholischen Kirchen in Europa der Fall ist. Immerhin 40 Leute sind gekommen. Im Anschluss versammeln sich einige der Leute vor dem Gebäude und unterhalten sich. Wir kommen so nochmals in ein kurzes Gespräch mit dem Priester vom Vortag, der sich darüber freut, dass wir gekommen waren.

Kurz darauf machen wir uns wieder auf den Weg in das Spirituosengeschäft. Diesmal findet keine Verkostung statt, und die Mitarbeiterin nimmt sich mehr Zeit für uns. Es gibt hier eine Art usbekischen Kräuterlikör, den ich gerne als Souvenir kaufen möchte. Leider möchte man mich wieder nicht probieren lassen, nur in Kombination mit dem gesamten Tasting-Paket, welches noch einige weitere Dinge beinhaltet, die mich aber alle nicht interessieren. Ich schlage vor, dass ich auf jeden Fall eine Flasche nehme, und falls es mir schmeckt noch mehr. Dazu willigt sie ein und bringt mir doch noch ein Glas. Schlussendlich kaufe ich 3 Flaschen (je 0,5l) für je 200.000 Sum (ca. 15€).
Im Gebäude befindet sich ausserdem ein kleines Museum, welches wir uns kurz ansehen, das wir allerdings nicht als sonderlich spektakulär empfinden.

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Danach machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Gur-Emir-Mausoleum, in welchem einige prominente Timuriden begraben sein sollen. Dort werden für uns 40.000 Sum Eintritt pro Person fällig.

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Das Mausoleum ist wirklich sehr Eindrucksvoll, insbesondere die golden verzierte Kuppel begeistert mich. Meine Mitreisende ist hingegen vor allem von den Holzschnitzereien an den Türen angetan.

Der nächste Programmpunkt ist nun eigentlich der Registan. Inzwischen ist der Himmel jedoch grau bedeckt, und so entschliessen wir uns, den Besuch des Registan auf den nächsten Tag zu verschieben, da die Bilder dort sonst wohl alle nicht sehr schön geworden wären. Wir ziehen also das für den nächsten Tag geplante Mausoleum des Propheten Daniel vor, zu welchem ich uns für 21.000 Sum ein Yandex bestelle. Das Mausoleum liegt ein wenig ausserhalb, auf der anderen Seite des Afrosiyob und soll wohl eine Wallfahrtsstätte für Christen, Muslime und Juden sein. Der Eintritt dort ist mit 25.000 Sum geringer als jener für die anderen Sehenswürdigkeiten, allerdings ist das ganze auch weniger spektakulär. Im Grunde besteht alles aus einem kleineren Häuschen, in welchem sich ein Sarg befindet, in welchem sich der Prophet Daniel befinden soll. Dazu wird die Geschichte erzählt, dass diese immer weiter wachsen würden, weswegen der Sarg bereits einige male vergrössert wurde. Inzwischen ist er 15 Meter lang. Wer auch immer das glaubt, ich jedenfalls nicht. Einige muslimische Frauen legen dennoch Geldscheine auf ein Tuch in einer Öffnung des Hauses.

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Wir verweilen noch eine Weile hier, insbesondere um und von der Hitze auszuruhen, bevor ich ein Yandex zurück buche, welches diesmal nur 12.500 Sum kostet. Mit Ziel Bibixonim Moschee, die wir bereits am Vortag besucht haben ist der Weg aber auch etwas kürzer. Tatsächlich wollen wir auch nicht die Moschee ein zweites mal besuchen, sondern den Bazar, welcher sich daneben befindet. Dort bekommt man alles mögliche angeboten, unter anderem Porzellan, Nüsse, getrocknete Früchte, aber auch bedarf des Täglichen Lebens. Ich kaufe ein paar von den gezuckerten Nüssen, die mir bereits am Frühstück gut geschmeckt haben. 45.000 Sum soll ein Kilo kosten. 25.000 werden für ein halbes Kilo fällig. Vermutlich zu viel. Egal.

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Wegen der Hitze haben wir das Mittagessen ausfallen lassen, weswegen wir planen in der Flaniermeile zwischen Bibixonim Moschee und Registan zu Abend zu essen. Die Googlerezensionen führen uns in eines der eher unscheinbar wirkenden Restaurants. Hier bestellen wir Plov, Samsa, eine Suppe und Brot. Ausserdem bestelle ich mir ein usbekisches Bier. In Summe werden dafür 146.000 Sum (ca. 11€) fällig.

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Der Plov schmeckt uns ausgezeichnet, ebenso die Suppe. Meiner Mitreisenden schmecken auch die Samsa gut, ich selbst zähle wohl eher zum Team Manti. Auch das Bier ist gut. Da man in diesem Restaurant nicht mit Karte zahlen kann erleben wir zwei eher unschöne Situationen. Ein Chinese hat nicht genügend Geld dabei, um sein Essen zu bezahlen. Der Wirt lässt sich alles geben, was dieser dabei hat, und lässt es dann darauf beruhen. Eine andere, sehr junge, Reisende hat überhaupt kein Bargeld dabei. Nach einigen Diskussionen und Kommunikationsproblemen gelingt es ihnen jedoch mithilfe irgendeines online Diensts Geld zu transferieren. Zum Glück sind wir besser vorbereitet.

Nach dem Essen begeben wir uns auch schon zurück ins Hotel. Irgendwie sind wir beide müde, auch wenn wir nicht sonderlich viel gemacht haben. Aber da die kommenden Tage alle anstrengender werden sollen tut uns ein wenig Ruhe auch gut.