RB: mit der Trica von Antwerpen nach Finnland und zurück; + ein paar Tage Belgien

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PHLV

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Ich möchte mich gerne an meinem ersten RB hier im Forum versuchen. Vielleicht hat jemand Lust uns mit Bahn, Schiff und Mietauto zu begleiten?

Schon seit vielen Jahren wollten wir mal auf ein Frachtschiff. Weil wir Anfangs 2023 noch keine Pläne fürs Jahr hatten, habe ich am 1. Januar 23 mal etwas gesurft und gleich eine Einsteigerreise für uns gefunden.
Ein Reisebüro aus Bern ist auf Frachschiffsreisen spezialisiert und bietet eine Schnupperkreuzfahrt Schweiz-Antwerpen-Hanko-Rauma-Hanko-Antwerper-Schweiz an.
Der Preis hat gestimmt, wir konnten noch ein paar Tage Belgien anhängen, so sind wir am 20.7.23 mit Sack und Pack aufgebrochen.

Kurz unsere Reise:
20.07.23 Zugsreise ab Zu Hause via Basel, Paris nach Antwerpen
21.07.23 Aufenthalt Antwerpen (Hotel Indigo) und Einschiffen am späten Nachmittag
22.07.23 Auf See mit Auenthalt in Hanko, Rauma und nochmals Hanko
29.07.23 Ausschiffen, Aufenthalt Anwerpen (Hotel Indigo)
30.07.23 Hotel Indigo, Antwerpen
31.07.23 B&B Les Heures Claires, Lasne
01.08.23 B&B Au Coeur de Han, Han-sur-Lesse
02.08.23 B&B Au Coeur de Han, Han-sur-Lesse
03.08.23 La Grange aux dîmes, Walcourt
04.08.23 Villa Monceau, Ottignies
05.08.23 Art de Séjour, Brüssel
06.08.23 Art de Séjour, Brüssel
07.08.23 Begijnhof 102, Gent
08.08.23 Begijnhof 102, Gent
09.08.23 B&B Les Invités, Brügge
10.08.23 B&B Les Invités, Brügge
11.08.23 Hotel Indigo, Antwerpen
12.08.23 Rückreise via Paris

Bahn, Schiff und Aufenthalt Antwerpen: via Reisebüro
Belgien mit Mietauto und öffentlichem Verkehr: selbst gebucht

Die Unterkunftssuche in den grossen belgischen Städten hat mir Kopfzerbrechen gemacht. Ich habe viele Stunden investiert. Wir waren zum ersten Mal teilweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Also mussten die Unterkunfte gut zur nächsten Haltestelle und zum Stadtzentrum gelegen sein. Gute bis sehr gute Bewertungen und ein akzeptabler Preis waren auch wichtig. Für fünf Nächte auf dem Land habe ich von Tag zu Tag geschaut und gebucht.
Das Auto haben wir über den TCS (das Pendant zum ADAC) bei Sixt gebucht. SDAR, Zweitfahrer inkl.. Automat für CHF 473.35. Gebucht haben wir ein Mittelklassefahrzeug z.B. BMW 2 Series Active Tourer. Erhalten haben wir einen BMW 520 mit holländischem Kennzeichen.

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Trica im Hafen von Hanko
 
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PHLV

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20.07.23/21.07.23

Thalys und TGV waren proppenvoll. Auf dem Weg nach Paris hatte der Thalys eine Verspätung von ca. 45'. Grund: Kabeldiebstahl :unsure:

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auf dem Weg nach Paris

Am Gare de Lyon haben wir viel Zeit gebraucht, eigentlich wollten wir mit Bus Nr. 91 zum Gare du Nord fahren. Zuerst mussten wir mal die Billetautomaten im UG finden. Entweder waren sie defekt oder von grossen Menschentrauben belagert. Irgendwann konnten wir dann ein Carnet von 10 Fahrten erstehen. Dann gings auf der Suche nach dem Ausgang zu Bus 91. Da sind wir, als eigentlich geübte öV Nutzer grandios gescheitert. Wir sind auch der französischen Sprache mächtig. ;)SNCF und RATP haben das System der Personenführung nicht verstanden. Wir sind immer wieder in Sackgassen gelandet. Also ab auf die Métro D, Destination Creil und nach an der zweiten Haltestelle wieder raus. Noch durch den Gare du Nord geirrt, Personenführung siehe oben. Kurz ein Getränk in einer nahen Bar und schon gings weiter mit dem TGV nach Antwerpen.

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ganz schön schnell


Schon nördlich von Paris begann es zu regnen.
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irgendwo zwischen Paris und Brüssel

Brüssel sahen wir nur in Grau.
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In Antwerpen mussten wir nur kurz über den Platz beim Bahnhof und waren schon in unserem Hotel.
Hungrig waren wir auch, im Argentijnse Grill an der Keyserlei gleich ums Eck vom Hotel wurden wir fündig. Ein feines Rinderfilet mit Beilagen und eine argentinischer Wein. Der Kellner war erstaunt, dass wir eine ganze Flasche bestellt haben.

Am andern Tag Frühstück im Hotel. Es war Nationalfeiertag, einerseits gut, andereseits etwas blöd. Wir hatten was zu Hause vergessen und mussten mühsam eine Apotheke suchen. Die am Bahnhof war geschlossen. Viel haben wir an diesem Tag nicht unternommen. Wir nutzten unsere Tageskarte von deLijn um mit der Linie 1 bis zur Endhaltestelle zu fahren und uns so einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen.

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das Havenhuis von Zaha Hadid

Mussten wir doch gegen 16.00 h bereit stehen. Wir wurden von einem spezialisierten Unternehmen abgeholt, das uns zum Schiff brachte. Wir mussten zur Grenzpolizei mit allem Pi Pa Po (welches Schiff, wie lange, wohin etc.). Am Schiff dann mit dem Gepäck über die Ladebrücke zum Lademeister. Der hat uns gleich mal auf einer kleinen Bank abgsetzt und gesagt, wir sollen warten, es wäre im Moment niemand frei, der uns zum Messroomdeck bringen könne. Inzwischen traf noch ein weiterer Passagier ein, auch er musste warten.
Irgendwann kam dann der Koch, der uns über die rund 100 Treppentritte auf unser Deck brachte (kein Lift im Schiff!).

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Es gab ein kleines Nachtessen mit ersten Informationen.

Dann haben wir zugeschaut, wie die Trica den Hafen verlassen hat. An verschiedenen Schiffen vorbei und durch eine Schleuse.

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Weitere Infos zum Schiff, zum Leben darauf und zu den Bedingungen für eine Frachtschiffreise dann im nächsten Beitrag.
 
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PHLV

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Erstmal einig Infos zur Trica:
Sie ist 205 m lang, 25.5 m breit, hat einen maximalen Tiefgang von 8.54 m. und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 22+ Knoten (ca. 40.7 km/h). Der Verbrauch liegt je nach Geschwindigkeit bei bis zu 90 t Diesel/Tag. Sie wurde 2007 gebaut und hat Eisklasse 1A Super (Eisdicke bis 1 m). Schwesterschiffe sind die: Timca, Genca, Kraftca, Plyca und die Pulpca.
Sie läuft unter niederländischer Flagge und wird von der niederländischen Spliethoff-Gruppe betrieben und vom Tochterunternehmen Tansfennica eingesetzt.
Das ConRo-Schiff kann gleichzeitig Container und RoRo transportieren. Auf unserer Fahrt hatten wir Lastwagen, Container und auf der Rückreise dann Papier für die Druckindustrie an Bord.
Eher die Ausnahme für Frachtschiffe sind Stabilisatioren, wie man sie auch von Kreuzfahrtschiffen kennt.
Die Crew kommt aus verschiedenen Ländern, der Kapitän aus den Niederlanden, Offiziere aus Russland, Estland, aus dem fernen Osten, der Koch aus den Niederlanden, die restliche Crew meist aus den Philippinen.
Rufzeichen: P(apa)H(otel)L(ima)V(ictor)

Sie ist in meinen Augen ein sehr schönes Schiff. Der Wetterschutz am Bug macht es elegant. Die weisse Farbe lässt es sauber erscheinen. Dieser Eindruck war nicht nur aus der Ferne so, auch auf dem Schiff herrschte grosse Sauberkeit. Alle Bereiche waren sehr sauber. Die Böden in den Gemeinschaftsräumen glänzten. Die Küche war blitzblank. Auf der Brücke wurden die Instrumente und Ablagen regelmässig gesaugt. Die Aufbauten, wie Treppen etc. wurden laufend gereinigt.

Voraussetzungen für eine Frachtschiffreise:
Je nach Länge der Reise viel freie Zeit. Die Anbieter solcher Reisen empfehlen vor und nach der Reise genügend Zeit einzuplanen. Oft fährt ein Schiff früher ab oder kommt später zurück. Wer knapp kalkuliert hat schon verloren. Abenteuerlust, die Fähigkeit sich mit sich selbst zu beschäftigen (auch über Tage), man sollte Ruhe aushalten können und sich nicht zu wichtig nehmen. Auf dem Schiff ist niemand, der sich aktiv um einen kümmert. Am ehesten noch der Koch. Je nach Crew auf der Brücke kann man sehr alleine sein.
Eine gewisse körperliche Fitness. Meist gibt es keinen Lift. Man muss also mehrmals täglich treppauf/treppab. Meist hat auch niemand Zeit, sich ums Gepäck zu kümmern, man ist auf sich selbst angewiesen. Die Treppen sind steil und schmal.
Bei unseren Reisen musste man ab 65 ein ärztliches Zeugnis vorlegen. Da werden aktuelle und vergangene Krankheiten abgefragt. Von Gebrechlichkeit über Schwindel- und Ohnmachtsanfällen, nervösen Störungen, TB, Herz-, Kreislaufproblemen, Taubheit, Diabetes, Magengeschwüren, Gallenblasenproblemen, Seh- oder Hörschwierigkeiten, das benötigen von Gehhilfen, künstliche Hüft- oder Kniegelenke, Spenderorgane bis zu Allergien. Reisende bis 80 dürfen an Bord kommen.
Es gibt keinen Arzt an Bord. Die Offiziere haben eine rudimentäre Erste-Hilfe-Ausbildung. Sie können bei schwierigeren Fällen auf einen "Videoarzt" zurückgreifen. Sie dürfen Infusionen stecken und auch Wunden nähen.
Man muss je nach Fahrt, z.B. Suezkanal oder Panamakanal eine Gelbfieberimpfung nachweisen. Eine im Ausland gültige Kranken- und Unfallversicherung und eine Extrarückreisekostenversicherung muss nachgewiesen werden. Haftpflichtversicherung muss ebenfalls nachgewiesen werden. Empfohlen sind Annullationskosten- und Gepäckversicherung. Die Reederei schliesst für jeden Passagier auch eine Deviationsversicherung ab. Die für den Fall, dass durch Krankheit, Unfallverletzung oder Tod des Passagiers, das Schiff gezwungen wäre, den Kurs zu ändern.

Kabinen: wir hatten Stockbetten und en suite. Oft bekommt man eine Kabine mit Doppelbett. Doch dieses ist meist nur 120 cm breit. Das sollte man beachten, wenn man sich zu Hause auf 180 oder 200 cm ausbreitet.


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Stauraum mit Kühlschrank rechts unten.

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Auf der Trica gibt 6 Passagierkabinen oder Kammern, wie der Seemann sagt, für 12 Passagiere. Auf unserer Reise waren gesamthaft sieben Passagiere an Bord, ein Franzose, der nur französisch sprach, ein Engländer, der nur englisch sprach, zwei Belgier, die flämisch, französisch, englisch und wenig deutsch sprachen und wir beiden Schweizer, die schweizerdeutsch, hochdeutsch, französisch und englisch sprechen. Dann war noch ein junger Mann an Bord, der sowas wie ne "Schnupperlehre" machte. Er gehörte mehr oder weniger zur Crew, schlief aber in Kammer 620. Da gings kreuz und quer mit den Sprachen. Der Belgier war mit seinem Motorrad an Bord, er hat das Schiff in Finnland verlassen und ist via das Baltikum zurück nach Belgien gefahren. Seine Partnerin ist mit uns zurück nach Antwerpen gefahren.
Der Franzose war schon mit einem andern Schiff unterwegs, damals 45 Tage über den Atlantik nach Brasilien. Als einziger Passagier, glücklicherweise auf einem französischen Schiff, so konnter er sich verständigen.
Wir andern Passagiere waren zum ersten Mal auf einem Frachtschiff.

Mahlzeiten: Es gibt 3x täglich eine Mahlzeit. Die Passagiere essen im "Drivers Messroom". Dort hat es immer Wasser, man kann Kaffee/Tee machen und im Kühlschrank gibts Früchte, Fruchtsaft oder etwas Käse oder Aufschnitt, wenn einem der kleine Hunger packt. Die Mahlzeiten sind abwechslungsreich. Zum Frühstück konnten wir auch Eierspeisen bestellen. Es gab Konfitüre, Butter etc. Käse, Aufschnitt, Kaffee, den haben wir Passagiere immer selbst gemacht um den Koch zu entlasten.
Mittags gabs einen Dreigänger, Suppe/Salat, Hauptspeise (Fleisch, Gemüse, Kartoffeln, Reis) und oft ein Dessert. Abends manchmal ein leichtes Nachtessen und/oder Reste des Vortags oder Café complet, wie wir in der Schweiz sagen. Brot, Käse, Fleisch.
Niemand musste hungrig vom Tisch.
Getränke wie Mineralwasser, Cola, Bier, Wein konnte man am ersten Tag für die gesamte Woche beim Koch kaufen. Während der Woche wird nichts verkauft.
Wir gehen davon aus, dass wenn man alleiniger Passagier ist, man mit den Offizieren isst.
 
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Ich muss den RB leider einige Wochen ruhen lassen. Ich hatte gehofft, noch ein paar Tage einstellen zu können.

Doch die Reise nach Südafrika/Namibia kommt dazwischen.
 

schlepper

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31.08.2016
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3.528
FRA
Doch die Reise nach Südafrika/Namibia kommt dazwischen.
Niemand hat es so schwer wie du. ;) Auch wenn das für mich nicht in Frage käme, mir reicht, dass viele Cruiser die Industriehäfen ansteuern, allemal sehr interessant. Bitte nicht vergessen, hier weiterzumachen.
 
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