Wenn man deine Beiträge liest könnte man meinen Ryanair stünde kurz vor der Pleite und würde nicht weiterhin über 1 Milliarde Euro Gewinn erwarten .
Und nein, damit meine ich nicht, dass FR kurz vor der Pleite steht (kann ich aber auch in der Analyse von flyer09 nicht herauslesen).
Und dass FR Strecken, die ihnen zu wenig Gewinn bringen (bzw. wo sie sich anderswo mehr Gewinn versprechen) sehr schnell wieder einstellt, ist ja nichts neues.
Eurer Analyse kann ich nur zustimmen:
Ryanair ist immer noch ein mit Gewinn arbeitendes und schnell auf Veränderungen reagierendes Unternehmen, aber Ryanair tut sich mittlerweile durchaus schwerer am Markt.
Zu Recht habt Ihr Marktsättigung angeführt ...
Dies betrifft übrigens nicht nur die klassischen Städteverbindungen mit 2h Blockzeit, sondern auch oft längere Flüge auf die Kanaren, Israel, Jordanien usw.
... dass Ryanair auf diese Ziele ausweichen muss um noch Lücken zu finden nach der Inflationierung des eigenen Modells durch sich selbst und andere spricht Bände.
Richtig ist auch, dass andere Low-Cost-Carrier und entsprechende Ableger und Angebote der Mainline Carrier die Fahrt nach Hahn oder Memmingen uniteressanter gemacht haben.
Offenbar gibt es aber auch Änderungen beim Verbraucherverhalten, die sich hier auswirken: einer höheren Erwartungshaltung an Resisekomfort oder Anreisekomfort ist Ryanair mit einer Vielzahl kostenpflichtiger Extras entgegengetreten und mit der Ausdehnung auf grosse Verkehrsflughäfen, eine Konsumzurückhaltung im Vorgriff auf konjunkturelle Eintrübung kann sie kaum begegnen.
Diese Zusatzangebote, teureren Airports und das personelle und Flottenwachstum, die von Gewerksschaften und Gesetzgebern immer deutlicher aufgezeigten Grenzen, dürften Ryanairs Fixkosten aber auch nahe an die anderen Carrier herangebracht haben. Genau da liegt die Achillesferse von Ryanair: um mit diesen geringen Margen Gewinne erzielen zu können, müssen die Maschinen ständig und voll ausgelastet in Bewegung sein.
Andere Airlines mögen deutlich höhere Passagierkosten haben, aber ihre höhere Marge macht sie auch unempfindlicher für solche Schwankungen.
Ryanair muss daher schneller mit Streckenstreichungen reagieren.
Mittelfristig bin ich nicht sicher, ob Ryanair die Geister, die sie rief, überleben wird. Zumindest in ihrer heutigen Form und Grösse.
Bin gespannt, was passiert, wenn die ersten 737 Max 200 in der Luft sind und sie 197 Sitze pro Maschine abverkaufen müssen. Zwar dürften die Produktionskoten pro Pax noch besser als bei Y189 in der 738 sein, aber dafür müssen sie noch 8 zusätzliche Sitzplätze über den (billigen) Preis abverkaufen, was vermutlich den Yield noch weiter drückt.
Bei den im Schnitt bestenfalls zweistündigen (?) Ryanair-Routen dürfte der Kostenvorteil sehr gering ausfallen.
Aber wir alle haben erlebt, wie Mainline-Carrier, Germanwings und Easyjet die A319 als kostengünstigstes Modell ausgemacht hatten und heute keine dieser Airlines mehr unter der Grössenordnung A320/B738 bestellt. Auch hier ist eine Verschiebung im Gang und wenn die Gesetzgeber und Gewerkschaften hier nicht über Vorgabe weiterer Crewmember die Koordinaten verschieben, werden wir in einigen Jahren keine Neubestellungen für solche Airlines unter +/- 200 Sitzen mehr sehen.