Hallo zusammen,
nachdem nun der erste "normale" Sommerflugplan seit 2019 in diesen Tagen angefangen hat, habe ich auch meine jahrelange Statistik wieder aufgefrischt.
Hier nun der Vergleich Anzahl wöchentliche Abflüge Ryanair Sommer 22 vs. Sommer 19.
Beispielwoche war bzw. ist jeweils eine Woche im September.
Sommer 2022
BER 254 (-23 und -TXL)
CGN 175 (-3)
NUE 92 (+18)
NRN 82 (-6)
HHN 75 (+4)
FMM 69 (+8)
FKB 68 (+10)
HAM 60 (-49)
DTM 45 (+23)
BRE 34 (-12)
FMO 12 (+2)
DRS 9 (+2)
Sommer 2019
SXF 275
CGN 178
HAM 109
NRN 88
NUE 74
HHN 71
FMM 61
FKB 58
BRE 46
DTM 22
FMO 10
DRS 7
Gesamtabflüge je Woche:
Sommer 14 = 572
Sommer 15 = 626
Sommer 16 = 887
Sommer 17 = 1059
Sommer 18 = 1531
Sommer 19 = 1515
Sommer 22 = 975
Ryanair ist also nach Einstellung der Dienste in Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart sowie einer massiven Reduktion in Berlin auf das Niveau von 2016 / 2017 zurückgefallen.
Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 befinden wir uns bei einem Minus von rund einem Drittel.
Danke an E Francesco für die Abstimmung!
Falls Rückfragen oder Hinweise vorhanden sind...immer her damit
!
Der Vergleich auf die noch verbliebenen Standorte bezogen, ist eigentlich noch interessanter. Selbst wenn man die TXL-Rotationen ebenfalls ausblendet, wäre man dennoch bei einem Minus von 26 Abflügen pro Woche.
Die "herkömmlichen" ryanair-Basen haben hier kaum Nachfrage aus den geschlossenen bzw. aufgegebenen Basen übernehmen können.
Daraus lässt sich ein strukturelles Thema des deutschen Marktes ableiten. Die Bereitschaft aus den "größeren" Zentren "in die Provinz" auszuweichen ist nicht so ausgeprägt wie in anderen Ländern. Das Problem liegt m.E. dabei nicht mal daran, dass die potenziellen Kunden eine längere Anreise scheuen - wenn ich mich an die Abflüge aus FRA erinnere, waren da auch viele Pax, die mit der Bahn aus der Stuttgarter Region angereist waren.
Vielmehr sind es aus meiner Sicht die Anbindungen und v.a. die Frequenzen der Flughäfen an den öffentlichen Verkehr. In Spanien, Italien, UK sind die Flughäfen stärker durch öffentliche Verkehrsmittel an die jeweiligen Städte angebunden. Auch sind Reisebusse als Verkehrsmittel in anderen Ländern gefühlt stärker verbreitet und angenommen.
Das Ausweichen auf die FR-Flughäfen ist in Deutschland daher automatisch auch mit der Wahl verbunden, entweder mit dem Auto zum Flughafen anzureisen (was gemeinsam mit den Parkkosten das Gros der potenziellen Ersparnisse wieder auffrisst) oder aber mit der Entscheidung eine sehr eingeschränkte Flexibilität oder zusätzliche Kosten/Wartezeiten in Kauf zu nehmen, um zum nächsten "Verkehrsknotenpunkt" mit höheren Frequenzen in verschiedene Richtungen zu kommen.
Gleichzeitig ist das Geschäftsmodell von Ryanair darauf ausgelegt, im Zweifel auch Nachfrage dort zu generieren, wo bisher noch keines vorhanden ist und das im Zweifel durch das "Erkaufen" von zusätzlichen Pax durch das Inkaufnahmen eines geringeren Yields. Damit ist Ryanair an den "attraktiven" Flughäfen aufgrund der Kostenstruktur allerdings gescheitert und an den kleineren Flughäfen kann dies aufgrund der angerissenen Strukturthematik auch nur begrenzt umgesetzt werden. Dass in Deutschland der Preis nicht der wichtigste Faktor ist, sieht man auch an den Schwierigkeiten, die EZY und W6 haben. Durch die günstigere Kostenstruktur mit 4Y und EW bespielt die Lufthansa group die großen Zentren darüber hinaus nicht unklug und kann daher das Gros der vorhandenen Nachfrage selbst abgreifen und bedienen + dem Aufkommen neuer Charter- und ACMI-Airlines können die "typischen" Touristen-Klientel auch günstiger bedient werden.
Potenziell interessant wäre noch, wie sich die Frequenzen an grenznahen Flughäfen (SXB, BSL etc.) verändert haben und die Frage, inwiefern sich diese Entwicklungen ebenfalls auf die o.g. Frequenzanpassungen ausgewirkt haben. Genauso auch die Entwicklungen an den beliebten Reisedestinationen (PMI orientiert sich stärker Richtung gehobenem Tourismus etc).
Interessant ist die weitere Entwicklung von Ryanair auf dem deutschen Markt. Mit einer Basis HHN, dessen Haltbarkeit noch nicht wirklich in trockenen Tüchern ist, steht das fünftgrößte Standbein in Deutschland auf einem relativ unstabilen Fundament. Darüber hinaus sind die generellen Betriebskosten einer Basis in Deutschland höher als einer solchen im Ausland.
The way to go für Ryanair wäre aus meiner Sicht, den Weg stärker zu forcieren, den man damals mit der MAN-Route in STR gefahren ist. Basen aus dem Ausland identifizieren, zu denen es auf den größeren Flughäfen in Deutschland eine höhere Grundnachfrage gibt und diese Strecken dann aufzunehmen.