Turnaround durch politisch auferlegter Mindestruhezeit

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Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
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Schon länger beschäftige ich mich mit einer Fragestellung.

Unsere Gesetzgeber drangsalieren Fernfahrer mit immer schärfer werdenden Lenk- und Ruhezeiten. Ein Grund hierfür dürfte die Unfallstatistik im Straßenverkehr sein, welche sich gut politisch instrumentalisieren lässt.

Aber sind wir nicht langsam auch an einem Punkt angelangt, wo es an der Zeit wäre, unsere mordenden Luftfahrtmanager als Disponenten politisch in Ihre Schranken zu weisen? Bevor etwas Schlimmes passiert?

Mir schwebt da eine gesetzlich verordnete Mindestzeit von 45 Min. zwischen 2 Blöcken für Luftfahrzeugführer vor. Wenn ich an dieser Stelle den Hebel ansetze, entzerre ich gleichzeitig auch Probleme in der Kabine. Um allzu schlauen Luftfahrtmanager zuvorzukommen, zudem eine Mindestzeit von 20 Min. nach Block, und 25. Min Mindestzeit / Bordzeit vor Block einer jeden Crew. Denn machen wir uns nichts vor, durch den Airport hetzende Crews wegen AircraftChange würde die Situation nur noch aufheizen, aber nicht entspannen.

Zudem, wenn sich jeder an dieser Regel halten müsste, gebe es somit auch keinerlei Wettbewerbsverzerrung am europäischen Himmel.

Soll ich mir jetzt wirklich erst 2 oder 3 schwere Flugunfälle wünschen, bevor Bewegung in die Sache kommt? Nein, ganz sicher nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Worldtraveler42

Erfahrenes Mitglied
15.02.2015
3.885
36
MRS
Unsere Gesetzgeber drangsalieren Fernfahrer mit immer schärfer werdenden Lenk- und Ruhezeiten. Ein Grund hierfür dürfte die Unfallstatistik im Straßenverkehr sein, welche sich gut politisch instrumentalisieren lässt.

Meines Erachtens wird nicht drangsaliert, sondern schlichtweg auf die Verantwortungslosigkeit vieler Fernfahrer reagiert. Mir fallen relativ oft Fernfahrer auf die Schlangenlinien fahren, die Spur nicht mehr halten, die überladen sind, die zu schnell fahren, insgesamt gefährlich fahren, etc... . Dann wäre da die Tatsache, dass Unfälle mit LKWs relativ oft tödlich enden. Von Fernfahrern die ein Stauende übersehen und gleich mehrere Wagen auf 1 Meter zusammenpressen, hört man ebenfalls regelmässig.

Aber sind wir nicht langsam auch an einem Punkt angelangt, wo es an der Zeit wäre, unsere mordenden Luftfahrtmanager als Disponenten politisch in Ihre Schranken zu weisen? Bevor etwas Schlimmes passiert?

Der Sinn erschließt sich nicht. Im Gegensatz zum Fernfahrer, kann ein Pilot bei der Arbeit ausruhen und muss nicht konstant zu 100% konzentriert sein. Er kann bei auf Reiseflughöhe die Steuerung dem Copiloten überlassen. Zudem wird er konstant überwacht. All dies führt letztendlich dazu, dass weniger Menschen im Flugverkehr als im Straßenverkehr sterben.
 

Vollzeiturlauber

Erfahrenes Mitglied
27.11.2012
11.122
3.738
Nord Europa

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-1
Vielleicht ist das jetzt nicht ganz so rübergekommen!

Es geht mir dabei weniger um das Wohl der hart arbeitenden Luftfahrzeugführer.

Aber es geht darum, hier den Hebel anzusetzen, um Auswüchse anderorts in der modernen Luftfahrt zu beeinflussen.

Und hier habe ich das Wohl des Kunden, des Passagier im Blick. Ich sage nur wahnwitzige Umläufe welche theoretisch möglich sind, in der Praxis aber vielerorts zum Versagen des Systems führen.
 

Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.180
951
Mir ist kein Flugunfall bekannt, bei dem eine zu lange Flugzeit ursaechlich waere. Die Unfaelle wegen Muedigkeit im Cockpit hatten andere Ursachen, z.B. mangelhafte Vorbereitung der Piloten auf den Flug.
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.492
20
Farewell City
Mir ist kein Flugunfall bekannt, bei dem eine zu lange Flugzeit ursaechlich waere. Die Unfaelle wegen Muedigkeit im Cockpit hatten andere Ursachen, z.B. mangelhafte Vorbereitung der Piloten auf den Flug.


:censored: imho

Natürlich ist die "Ursache-Wirkungs" Kette bei diesen "soften" Themen nicht
wissenschaftlich beweisbar, aber der Zusammenhang zwischen "Fatigue" und
"Alertness / Handling" liegt doch auf der Hand imho.

siehe z.B. (nur eine kleine Auswahl)

No Cookies | Herald Sun

Crash: Flydubai B738 at Rostov on Don on Mar 19th 2016, lost height on go around after stabilizer moved nose down following holding for 2 hours (FZ Rostov)

Risk Assessments in Flugbetrieben zeigen international einen signifikanten Anstieg
der "Incidents" zum Ende einer Dienstzeit hin - wertet man dazu noch den Circadean
Rythmus aus, dann gibt es statistisch eindeutige Häufungen in den "roten" Zonen
(also der maximalen Diskrepanz zwischen Body-clock und Zeitpunkt des Incidents).

Aber natürlich ist das Statistik.

Ich setze dem einmal entgegen folgenden echten praxistest entgegen:

2 Piloten trinken extensiv VOR einer Sim Session (Blutalkohol > 1,5 Promille) -
die Sim Session fliegen beide ohne jegliche Irregs.

Daraus kann man auch nicht schließen, dass Alkohol am Throttle keine Rolle spielt, oder?
 
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Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.180
951
Natürlich ist die "Ursache-Wirkungs" Kette bei diesen "soften" Themen nicht
wissenschaftlich beweisbar, aber der Zusammenhang zwischen "Fatigue" und
"Alertness / Handling" liegt doch auf der Hand imho.

Das stimmt. Mir ging es um den Zusammenhang zwischen Flugdauer und Unfallursache, der allein meines bescheidenen Wissens nach noch nie zur Erklaerung eines Unfalles ausgereicht hat. Es kamen immer weitere, verhaltensabhaengige Faktoren hinzu, z.B. Piloten skypen die halbe Nacht und sind deshalb schon bei Flugbeginn unausgeschlafen.
 
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bonkers

Erfahrenes Mitglied
19.03.2011
1.567
711
Mir schwebt da eine gesetzlich verordnete Mindestzeit von 45 Min. zwischen 2 Blöcken für Luftfahrzeugführer vor. Wenn ich an dieser Stelle den Hebel ansetze, entzerre ich gleichzeitig auch Probleme in der Kabine. Um allzu schlauen Luftfahrtmanager zuvorzukommen, zudem eine Mindestzeit von 20 Min. nach Block, und 25. Min Mindestzeit / Bordzeit vor Block einer jeden Crew. Denn machen wir uns nichts vor, durch den Airport hetzende Crews wegen AircraftChange würde die Situation nur noch aufheizen, aber nicht entspannen.

Pilot bei Eurowings: So sieht der Joballtag aus - SPIEGEL ONLINE aus diesem Artikel:

"Ein Flugzeug kostet Geld, solange es am Boden steht, und die Fluggesellschaften versuchen, die Zeit fürs Reinigen, Betanken und Einsteigen möglichst kurz zu halten.

Das artet oft in Stress aus. Wir sind im Cockpit dafür zuständig, alles zu koordinieren, und häufig verbringen wir viel Zeit am Telefon, weil die Gangway nicht rechtzeitig andockt, weil der Bus mit den Passagieren sich verspätet, weil die Ladecrew fürs Gepäck nicht zur Stelle ist.

Ich lasse mich davon nicht nerven, aber ich kenne viele Piloten, die das persönlich nehmen und gestresst sind. Dabei ist es wichtig, dass wir vor dem Flug etwa eine halbe Stunde Ruhe haben, in der wir den Start und die Route vorbereiten können."