USA: California Zephyr

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bajo

Aktives Mitglied
03.06.2011
119
3
BER
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Hallo,

ist von Euch schonmal jemand mit dem California Zephyr von Chicago nach San Francisco gefahren? Wenn ja, würde ich mich über ein paar Erfahrungsberichte freuen, da ich gern wissen möchte, ob sich die lange Fahrt auch wirklich lohnt.

:)
 

Alex_B

Erfahrenes Mitglied
14.11.2011
396
0
NUE/MUC
Hallo Bajo,
wir sind im April 2011 mit dem California Zephyr von Sacramento nach Denver gefahren. Wir haben uns dafür entschieden nur bis Denver zu fahren weil die landschaftlichen Highlights zwischen Sacramento und Reno sowie Salt Lake City und Denver zu finden sind.
Danach ging es darum die Fahrtrichtung zu wählen. Dies kann man meines Erachtens nach den persönlichen Präferenzen wählen. In West-Ost Richtung kann es aber bei einer Verspätung passieren, dass man den Abstieg von den Rockies nach Denver (Planankunft 6:38p) erst nach Einbruch der Dunkelheit befährt.

Nun zu der Erfahrung im Zug:
Wir hatten ein Schlafabteil (kein Roomette) gebucht und der Preis lag bei 579$ (192$ + 387$ Aufpreis fürs Schlafabteil). Hier hatten wir aber Glück, für Verbindungen an angrenzenden Tagen wären bis zu 890$ für das Schlafabteil zu berappen gewesen. Das wäre dann auch das KO-Kriterium gewesen. Die Romettes gibt es meist für 200-300$ Aufpreis, aber dort geht es recht eng zu. Im Schlafwagenpreis sind dann auch Wasser und Kaffee sowie alle Mahlzeiten im Speisewagen inkludiert.
Unser Abteil war sauber und gemütlich, wenn auch der Zahn der Zeit schon etwas daran genagt hatte. Das Essen im Speisewagen war relativ gut, aber auch hier hat Plastikgeschirr Einzug gehalten.

Zur Strecke:
Von Sacramento aus ging es über den Donnerpaß nach Reno. Auf dem Abschnitt ist ein Mitarbeiter eines Eisenbahnmuseums an Bord, der via Lautsprecher die Highlights der Strecke erläutert. Der Anstieg parallel zur I80 ist spektakulär, der Zug windet sich förmlich den Berg hoch.
Nach Reno wird die Landschaft etwas monoton, aber auch dort hatten wir dank wechselndem Wetter spektakuläre Ausblicke in der Abenddämmerung.
Am frühen Vormittag erreicht man dann Colorado, wo der wohl schönste Teil der Strecke beginnt. Man folgt bis Granby dem Colorado-River, meist in einem sehr engen Tal. Danach durchquert man im Moffat-Tunnel die Wasserscheide der Rockies und danach beginnt der steile Abstieg nach Denver. Der Strecke führt serpentinenartig am Hang runter nach Denver, bereits 1,5h vor Ankunft kann man die Stadt "von oben" sehen und hat einen herrlichen Ausblick.

Fazit: Zumindest die Strecke San Francisco - Denver muß man gesehen haben, allerdings würde ich keine 900-1200$ (wie oft in der Saison für den Schlafwagen aufgerufen) dafür ausgeben.
 
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brummi

Erfahrenes Mitglied
21.12.2010
3.130
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FRA
Hi,

wir haben genau diese Strecke 1994 gemacht; CHI-SFO (rep. Oakland). Ich weiss nicht, wie das heute ist, aber damals endete der Zug in Oakland und es ging mit Bussen nach SFO weiter.
- CHI - DEN kannst Du verschlafen - nix interessantes zu sehen
- dann gehts aber hoch in die Rockys;

- auf jeden Fall ein "Schlafwagenabteil" buchen und wenn es das kleinste ist, was angeboten wird.
- Pro "Schlafwagen" gab es separate WC/Waschräume für sagen wir mal 10 -15 Leute
- in den Grossraumwagen eben für 40-50 Leute
- schlafen kann man in den Roumettes sicher auch besser, als 2 Tage in einem "Flugzeugsessel" ausharren zu müssen
- wie bereits im vorherigen Beitrag gesagt, die Roumettes sind schon klein, aber eben mit dem Vorteil, dass Du/Ihr allein seid, Verpflegung drin ist und man sich auch die Essenszeiten aussuchen kann (aus 2 Zeiten :))
- Erst danach kommen die restlichen Passagiere in den Speisewagen
- und kaum sind die bei der Nahrungsaufnahme, schon gibt es Platz im Panoramawagen
- und da ist es echt toll; wechselnde Landschaften, quasi von Steppe (braun) bis hin zur saftigsten Wiese
- und um die nächste Kurve herum und alles schaut schon wieder anders aus.
- enge Täler in denen nur ein Fluss und der Zug sind

Es scheint also so zu sein, als ob sich zwischen 1994 und 2011 (s.o.) nicht viel geändert hat. Worüber ich sehr erstaunt war (damals) war, dass die Strecke CHI-SFO durchgängig nicht so ganz einfach zu buchen war; Teilstücke ja, durchgängig erst ein paar Tage nach dem eigentlich geplanten Termin. Und es war damals auch schon verhältnismässig teuer.

Wir fanden es toll, aber 1 x gemacht reicht auch aus.
 
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MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.862
10.156
Dahoam
Zugfahren mit der Amtrak ist im Westen schon was beeindruckendes. Man sollte dies aber weniger als Transport von A nach B sehen, sondern als Erlebnis mit beeindruckenden Ausblicken (der Weg ist das Ziel). Von knappen Zeitkalkulationen sollte man allerdings absehen. Von Oakland CA nach Seattle WA hatte ich schon mal 4 Stunden Verspätung miterlebt. Am besten am Ankunftsort einen Tag/Nacht als Puffer vor dem nächsten Anschlußflug einplanen.

Sowohl Donnerpass als auch Ostseite des Moffat habe ich in den letzten Jahren mal mit dem Mietwagen/Wohnmobil angeschaut. Absolut beeindruckend. Grade die Abfahrt vom Moffattunnel bis raus in die Prärien kann man die Züge wunderbar verfolgen und aus den schönsten Perspektiven ablichten. Anbei ein Foto vom letzten Sommer :)
 

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Exdon

Erfahrenes Mitglied
08.05.2009
1.397
376
1992 gab es noch einen 6-Wochen Amtrak-Pass für das gesamte Streckennetz westlich von Chicago, den wir reichlich genutzt haben: Southwest Chief Chicago - Denver - Las Vegas - Los Angeles. In Denver gab es ein paar Stunden Aufenthalt, bei dem wir unsere Vorräte aufgefüllt haben, in Vegas sind wir eine Nacht geblieben. 5 Wochen später dann Oakland - Portland -Seattle und schließlich Seattle - Chicago. Alles in Coach, wobei die Sitze mindestens so bequem waren wie die Langstrecken-LH-C-Sitze.
Wenn du gerne Zug fährst, ist es eine wunderbare Alternative zu sonstigen Verkehrsmitteln.
 

bajo

Aktives Mitglied
03.06.2011
119
3
BER
Danke für Eure ausführlichen Erfahrungsberichte! :) Da hab ich richtig Lust bekommen, den Zug selbst mal auszuprobieren.


Nun zu der Erfahrung im Zug:
Wir hatten ein Schlafabteil (kein Roomette) gebucht und der Preis lag bei 579$ (192$ + 387$ Aufpreis fürs Schlafabteil). Hier hatten wir aber Glück, für Verbindungen an angrenzenden Tagen wären bis zu 890$ für das Schlafabteil zu berappen gewesen. Das wäre dann auch das KO-Kriterium gewesen. Die Romettes gibt es meist für 200-300$ Aufpreis, aber dort geht es recht eng zu.

Der Preis für ein Schlafabteil war für etwa die Hälfte der Strecke, richtig?
Von Chicago bis nach San Francisco finde ich immer nur Preise um die 1000$ für ein Schlafabteil... ich frage mich, ob das noch günstiger geht.
Ansonsten nehm ich wohl eine Roomette, auch wenn die ziemlich klein sind und wohl teilweise auch unten liegen. Würde am liebsten oben sein, wegen des Ausblicks.
 

Alex_B

Erfahrenes Mitglied
14.11.2011
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NUE/MUC
So wie ich das gesehen habe sind alle Schlafabteile oben. Man steigt in der Wagenmitte ein, dort geht es dann nach oben. In die eine Richtung gibt es fünf Schlafabteile mit Seitengang, in der anderen gibt es zehn Roomettes (Mittelgang). Unten sind nur die Familienabteile sowie die Duschen und Toiletten.
 

UpperClass

Neues Mitglied
08.07.2011
5
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Ich bin im letzten August von San Francisco nach Denver gefahre. Ursprünglich wollte ich mit dem Empire Builder von Seattle nach Chicago fahren, aber weil der Flug nach SFO so günstig war musste es halt das sein. Wie auch Alex_B haben wir uns für diesen Teil der Strecke entschieden, weil sie am schönsten ist, außerdem waren wir der Meinung eine Nacht im Zug reicht für den Anfang. Wir haben für einen Bedroom mit Abfahrt an einem Mittwoch ca. 600$ Aufpreis gezahlt, und das war mit Abstand das günstigste Angebot in dieser Woche. An anderen Tagen waren es über 1000$ oder sogar ausverkauft. Es lohnt sich also, so etwas ganz früh zu buchen und mit den Daten sehr flexibel zu sein. Das sehe ich auch im Moment, da ich über eine ausführlichere Reise dieses Jahr nachdenke und viele mögliche Daten durchgehe.

Zur eigentlichen Fahrt: Ich fand es wunderschön und möchte sowas auf jeden Fall nochmal machen. Es ist das Gesmatpaket, was die Reise ausmacht, also auf jeden Fall mindestens ein Roomette buchen um die Essen dabei zu haben. Das macht die Sache ganz entspannt, und weil man immer mit 4 Leuten an einen Tisch gesetzt wird, lernt man mit etwas Glück auch noch nette Leute kennen. Das Personal war sehr nett, alles war eingentlich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Jetzt der negativste Teil: Die Verspätung. Ich war in der Nacht noch länger wach und habe irgenwann gehört, wie das Horn durchgehen geblasen hat und es gab einen Ruck als die Notbremse betätigt wurde. Mehr habe ich aber nicht gespürt und bin dann auch eingeschlafen. Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang ist mir dann aufgefallen, dass wir uns seit der Notbremsung nicht mehr bewegt hatte, also waren das mindestens 5 Stunden Verspätung. Beim Frühstück gab es dann die erste Durchsage, wir hätten ein Auto an einen Bahnübergang getroffen, dieses sei aber leer gewesen. Die Stimmung war ziemlich gedrückt und ich war mir eigentlich sicher, dass man uns nur nicht sagen wollte, dass da draußen Menschen gestorben sind. Auf jeden Fall ging es irgendwann weiter und wir haben dann, um Güterzügen nicht im Weg zu sein, noch drei Stunden Verspätung dazugewonnen bis war endlich mitten in der Nacht in Denver angekommen sind. Da wir direkt für den nächsten Tag den Rückflug nach SFO gebucht hatten, wurde es eine sehr kurze Nacht.
Was ich mit der Story sagen möchte: Auf jeden Fall in der Reise 24 Stunden Verspätung einplanen - zumindest so, dass man dann keinen Flug verpasst oder ähnliches. Solche Dinge sind wohl im Vergleich zur Deutschen Bahn sehr häufig, aber ich denke es ist immer noch sehr unwahrscheinlich, dass es einen selbst dann trifft. Ich würde es immer wieder machen und habe auch keine Bedenken wegen der Sicherheit, immerhin hat man den Aufprall nicht mal gespürt. Also lass dich davon nicht abbringen, ich wollte es nur erzählen um klarzumachen, dass man große Verspätungen einplanen muss. Das Auto war übrigens wirklich auf den Schienen geparkt, ich denke es handelt sich um versuchten Versicherungsbetrug. Hier ist ein Link zu der Story mit Foto.

So wie ich das gesehen habe sind alle Schlafabteile oben. Man steigt in der Wagenmitte ein, dort geht es dann nach oben. In die eine Richtung gibt es fünf Schlafabteile mit Seitengang, in der anderen gibt es zehn Roomettes (Mittelgang). Unten sind nur die Familienabteile sowie die Duschen und Toiletten.

Da muss ich widersprechen, im Superliner - und aus diesem Typ besteht der Zephyr - gibt es in der unteren Etage auch noch einige Roomettes wie man der 3D-Tour auf der deutschen Amtrak Seite entnehmen kann. Es kann einem also passieren, dass man bei der Buchung so eine Roomette zugewiesen bekommt, und ich weiß nicht, ob man das dann eventuell telefonisch noch ändern kann. Unten ist es lauter, außerdem ist die Sicht oben besser.

Ich hatte in der Planung unserer Reise einen tollen Bericht auf irgendeiner privaten Seite gelesen, den ich jetzt leider nicht mehr finden kann. Eventuell reiche ich den noch nach, das war bei uns eigentlich der ausschlaggebende Faktor zu buchen.
 
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bajo

Aktives Mitglied
03.06.2011
119
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BER
Ich hatte in der Planung unserer Reise einen tollen Bericht auf irgendeiner privaten Seite gelesen, den ich jetzt leider nicht mehr finden kann. Eventuell reiche ich den noch nach, das war bei uns eigentlich der ausschlaggebende Faktor zu buchen.

Das wäre toll, wenn du den noch raussuchen könntest. :) Genau sowas suche ich nämlich noch.
 

UpperClass

Neues Mitglied
08.07.2011
5
0

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.862
10.156
Dahoam
Vor über 20 Jahren bin ich mit meinen Eltern auch auf einer großen USA-Rundreise mit der AMTRAK gewesen:

New York-Chicago/Chicago-Portland/Portland-Los Angeles/Los-Angeles-Chicago (über Phoenix)/Chicago-New York

Insgesamt 3 Wochen mit diversen Stops unterwegs. Auf jedem Fall ein beeindruckendes Erlebnis die Weite des Landes auf dieser Weise zu erleben.