Vendsyssel ... Wo liegt das denn?

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Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.082
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Weit im Norden, dort wo es nicht mehr weitergeht, wo eine Gruppe starker Frauen und Maenner herstammen liegt Vendsyssel. Streng genommen ist es eine Insel, die im Nordwesten vom Skagerrak, im Osten vom Kattegat und im Sueden vom Limfjord eingerahmt ist.
Im Juni und Juli habe ich eine Fahrradreise in diesen noerdlichsten Teil Juetlands unternommen, zu der ich Euch gern einladen moechte. Wie in Mitteleuropa war das Wetter nicht gerade hochsommerlich einladend. Statt dessen beherrschten Sturmtiefs mit reichlich Regen das Land und seine Bewohner - und die Farbenvielfalt der Fotos.
Zur Einstimmung ein paar Impressionen:
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Eine steife Brise weht von Nordwest, und die tosenden Wellen brechen sich am weissen Sandstrand. Am Fischerstrand von Nørre Vorupør.
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Davon lassen sich diese Rinder nicht stoeren, die sich am Limfjord Strand aalen.
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Waehrend der kalten und langen Winternaechte hat man Alptraeume, Froesche von einem anderen Stern werden das Land heimsuchen. gesehen in Aalborg
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In den Weiten des Graslandes weiss man nicht immer, wer Besucher und wer heimisch ist. Was den Touristen ihr Anorak ist, ist den Schafen ihr Sommerpelz. Im Oldtidskirkegarden, einem bronzezeitlichen Bestattungsplatz.
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Trotzdem oder gerade deshalb schaetzen alle den guten Geschmack. Im Hotel du Nord in Løgstør.
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.484
4.060
DTM
Immerhin blicken noch sechs von neun (oder sind es doch insgesamt zehn?) Schafen, interessiert in die Kamera 📷
Diesen Blick habe ich in den vergangenen 14 Tagen auf den Färöer-Inseln ebenfalls oft gesehen 🐑🐏
Wünsche eine schöne Reise bzw. einen tollen Reisebericht!
 
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Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.082
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Meine Tour fuehrt ueber die Oddesundbruecke noerdlich der Kleinstadt Struer.
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Die Bruecke klappt einmal pro Stunde auf, um den Schiffen die Durchfahrt zu gewaehren.
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Auf der anderen Seite steht das nicht mehr betriebene Leuchtfeuer Oddesund Tarnet, das heute eine Fotoausstellung zur Flora und Fauna des Limfjords beherbergt. Gleich nebenan erstrecken sich schon die Feuchtwiesen, auf denen kreischende Moewen, geduldige Reiher und viele weitere Arten auf Nahrungssuche leben.
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Ueberall im Gelaende stehen die grauen Betonkloetze entlang der gesamten Kueste. Es sind die Reste des Atlantikwalls, der sich von der Biscaya bis zur Beringsee erstreckt. Zwischen 1942 und 1944 hat die deutsche Wehrmacht diesen Guertel von Bunkern, Gefechtsstaenden und Strandbefestigungen errichtet. Natuerlich sollte der Bau so schnell wie moeglich erfolgen, so dass die Wehrmacht 21 standardisierte Typen entworfen hat. Die oertlichen Kommandeure konnten wie aus einem Fertighauskatalog die benoetigten Bunkertypen auswaehlen, die Materialien liefern lassen und sie schnell verbauen. Am Oddesund sind vor allem Fliegerabwehrstellungen entstanden, die im Katalog den Namen Regelbau411 trugen.
Heute dienen die Bunker Kunstinstallationen, Informationstafeln und anderen Zwecken. Es ist schon eindrucksvoll, bei gerade mal schummriger Beleuchtung die Geraeusche des Krieges in so einem Bunker zu hoeren.
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Die Dame Johanne Christensdotter traeumte eines Nachts im Jahre 1716, sie wuerde von ihrem schweren Gichtleiden geheilt, wenn sie sich in eine Quelle nahe ihres Dorfes Uglev legen wuerde. Verzweifelt wie sie war, folgte sie der getraeumten Anweisung, und nach 8 Tagen war sie geheilt. Schon bald kamen Kranke aus nah und fern und suchten Erloesung von ihren Leiden.
Geologisch ist die Quelle ein unterirdischer Wasserlauf, der an einigen Stellen an die Oberflaeche austritt und hier als Rinnsal in den Limfjord fliesst.
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Schaut Euch diese Kirche in Lyngs bitte einmal genau an. Wir sehen ein viereckiges Chorhaus und ein etwas breiteres Kirchenschiff. Die grossen Quadersteine zeigen, dies ist der urspruengliche Bau; die Glockenaufhaengung am Chor und die Eingangshalle aus rotem Backstein sind spaetere Anbauten.
Waehrend der Regierungszeit des daenischen Wikingerkoenigs Harald Blauzahn (regiert ca. 958 bis 985/6) konvertierten die Wikinger zum Christentum und uebernahmen die angelsaechsische Kirchenarchitektur, die sie waehrend ihrer Raub- und Handelsexpeditionen nach Schottland und England kennengelernt hatten. Deshalb stehen heute noch viele Kirchen dieses Grundrisses in Daenemark.
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Auf dem Weg nach Norden liegt eingebettet in die sanfte Endmoraenenlandschaft der bronzezeitliche Begraebnisplatz Oldtidskirkegarden oder Oldtidshøjerne. In ganz Skandinavien gibt es keine natuerlichen Kupfervorkommen; es hat deswegen mindestens 600 Jahre gedauert vom Beginn der Bronzezeit im oestlichen Mittelmeer bis Bronzegegenstaende durch Handel nach Vendsyssel gelangt sind. Danach gab es einen signifikanten Technologie- und Wohlstandssprung, der sich auch in den Bestattungsritualen ausdrueckte. Die Toten wurden in eine aus Steinen gebildete Kammer gelegt und mit ihren persoenlichen Gegenstaenden, darunter auch (Bronze)Schmuck, Werkzeuge und Waffen bestattet. Anschliessend wurde das Grab unter einem meterhohen Huegel auf ewig verschlossen. Es war die erste Epoche in Nordeuropa, in der den Toten Beigaben fuer das Leben nach dem Tod mitgegeben wurden, die fuer die irdischen Nachfahren verloren waren.
Die Grabhuegel im Oldtidskirkegarden stammen aus der Zeit von etwa 1800 bis 1000 v.Chr.
Die Schafe haben sich nicht weiter stoeren lassen und lassen den neugierigen Radfahrer seine Fotos und Aufzeichnungen machen.
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Was waere eine Tour am Limfjord ohne wenigstens eine Faehrfahrt? Ueber den Naessund gelangt man mit dieser Faehre auf die Insel Mors im Limfjord. Im Hintergrund sieht man schon das knapp 2km entfernte Ufer Mors'.
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Natuerlich gibt es auch einen Bordshop.
Zurueck an der Nordseekueste gelangen wir in den Nationalpark Thy. Die Bewohner trugen und tragen ihren Wettstreit mit den Elementen aus: maechtige Wellen brechen am Sandstrand und der stete Wind droht das Land zu versanden. Eine Besiedlung direkt an der Nordsee war viel zu gefaehrlich. Stattdessen hat sich eine Duenenlandschaft entwickelt und wird von den Menschen gepflegt, die auch bei schweren Stuermen und hohen Fluten das dahinterliegende Land schuetzt. Fuer die Kuestenbewohner war der Schutz dieses Gelaendes selbstverstaendlich, ja sogar ueberlebenswichtig, seit 2008 ist Thy auch Nationalpark.
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In Nørre Vorupør ist das Besucherzentrum entstanden, das in eine Duene hineingebaut wurde und sich der Landschaft anpasst. Die Architekten haben dafuer einen Preis fuer nachhaltiges Bauen mit Beton erhalten.
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Im Innern steht der Grundriss des Nationalparks im Zentrum, der Hoerstationen, Tierpraeparate und Bilder zeigt.
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Uferlandschaft im Nationalpark
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Nørre Vorupør verfuegt ueber keinen natuerlichen Hafen und hat wegen Versandung auch keinen ausgebaggert. Die Fischer behelfen sich, indem sie ihre Boote nach der Fahrt auf den Strand ziehen.
 

Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.082
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Weiter an der Kueste entlang fahre ich nach Norden bis zur Bulbjerg Knude. Dieser Felsen ragt 47m hoch auf und faellt zur Seeseite steil ab.
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Der Platz bot sich geradezu an fuer das Würzburg-Radar, ein Bunkerbau des Atlantikwalls, der von Bunkern fuer die Besatzung und Fliegerabwehr umgeben war.
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Bulbjerg Knude ist zudem ein idealer Platz zum Brueten von Seevoegeln. Der Stumpf im Wasser gehoerte zur Skarreklit, ein schlanke Felsnadel, die 1978 in einer Sturmnacht umgestuerzt ist. Es war quasi die 'Lange Anna' Daenemarks.
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Nahe des Ortes Blokhus-Hune auf einer Waldlichtung liegt dieser Shelterplatz. Jugendgruppen, Backpacker, Reisende, kurz: jedermann ist eingeladen, sich auszuruhen, es sich gemuetlich zu machen und die Nacht hier zu verbringen. Ein Toilettenhaeuschen mit Wasseranschluss, der Grillplatz incl. Feuerholz sowie die Shelter stehen kostenlos zur Verfuegung. Nur Schlafsack und Matratze muss man selbst mitbringen. In dieser Nacht waren alle Shelter belegt, und zwei weitere Zelte standen im Schutz der Baeume. Uebrigens haben die Shelter eine Schiebetuer, mit der die Nutzer den Eingang etwa zur Haelfte verschliessen koennen.
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Frueh am naechsten Morgen fahre ich die kurze Strecke nach Hune. In der Morgensonne strahlt diese Sandburg, die jetzt vor allem von Moewen genutzt wird.
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Hune ist auch das Zentrum fuer Vielflieger, am besten Langstreckenflieger. Hinter dem Museum fuer Papierkunst koennen Flug-Enthusiasten ihre kreativsten Papierflieger starten lassen. Es gibt sogar eine App, mit der die Fluege dokumentiert werden.
Ob es dabei um den Nachwuchs an Luftfahrtingenieuren oder Papierkuenstlern geht, sei einmal dahingestellt.
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Hirtshals bietet den besten Zugang ins Kattegat und hat deshalb in den letzten Jahren enorm an Popularitaet gewonnen. Mittlerweile sind alle Reedereien mit Faehrlinien nach Norwegen, auf die Faerøer sowie nach Island von Hanstholm hierhin umgezogen, vor allem wegen der wesentlich leichteren Erreichbarkeit von der Landseite her. Viele Durchgangsreisende vertreten sich vor dem Boarden noch einmal die Fuesse,
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erkunden die Bunker des Atlantikwalls oder
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bestaunen den Leuchtturm von 1862, der heute noch in Betrieb ist. Nach der letzten Modernisierung ist das weisse Blinklicht noch in 45km Entfernung sichtbar, und die beiden Seitengebaeude werden fuer Ausstellungen genutzt bzw. zeigen den alten Maschinenraum.
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In Hirtshals zur Mittagszeit strahlt noch die Sonne, zwei Stunden spaeter in Tversted-Tannishus zeigt sich der Himmel grau in grau. Das ehemalige Landgut wurde zu einem Ferienresort umgebaut, in dem man auch einzelne Naechte verbringen kann.
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Was soll man an so einem verregneten Nachmittag tun, als gut zu essen und sich dem Schachspiel zu widmen? Im Restaurant gibt es eine Garnelensuppe vorweg und
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Rindfleisch mit Kartoffel und Maisroesti als Hauptgang. Das Dessert hat besser geschmeckt als es ausgesehen hat. Das Foto erspare ich Euch.

Es sind nur noch knapp 50km bis zur Nordspitze Daenemark. Das waeren bei guten Bedingungen etwa 3 Stunden Fahrt plus Pausen. Die Wolken von gestern haben sich aber nicht verzogen und lassen immer wieder mal Regenschauer fallen, die jeweils zu einer Pause zwingen. So kenne ich jetzt einige Unterstaende und komme entsprechend erst nachmittags in Skagen an. Am Folgetag sieht die Welt schon wieder sonniger aus.
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Ausserhalb Skagens steht die vom Sand verwehte St. Laurentius Kirche aus dem 14. Jh. Sie war die gemeinsame Kirche dreier Siedlungen und hatte seit ihrer Erbauung immer mit Sandverwehungen zu kaempfen. Vor dem Gottesdienst musste erst der Sand weggeschaufelt werden, bevor jemand die Tuer oeffnen konnte. 1795 ereignete sich ein Sandsturm, der die Kirche so weit unter sich begrub, dass ein einfaches Sandschaufeln nicht reichte. Kritisch koennte man anmerken, die Siedlungen rund um Skagen waren stark gewachsen und wollten schon laenger eine eigene Kirche errichten. Das Entweihen oder gar Abreissen einer Kirche wurde jedoch als Sakrileg angesehen und bestraft. In diesem Falle musste eine Sondergenehmigung des Koenigs her, die den Turm bewahrte und zu einem Seezeichen umwidmete und das Kirchenschiff zum Abriss freigab. Heute strahlt der Turm immer noch weiss im Sonnenlicht, ist allerdings kein Seezeichen mehr. Der Spitzbogen zeigt, um wieviel tiefer der urspruengliche Fussboden wohl einmal gelegen haben mag.
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Und jetzt liegt es vor uns: das Ende der Welt. Die Landspitze vor uns ist der noerdlichste Punkt Juetlands. Links das Kattegat und rechts das Skagerrak. Man erkennt sogar die Wellenbrechung noch weit vom Ufer entfernt. Das passiert, wenn Wellen und Meeresstroemung aus unterschiedlichen Richtungen aufeinander treffen und sich Sandbaenke knapp unter Wasser befinden.
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Es weht eine steife Brise uebers Land. Das Tablet gerade zu halten, war nicht so einfach. Bitte um Nachsicht.
 

Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
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Von nun an geht es zurueck in den Sueden Skandinaviens. Entlang der Ostkueste passiere ich Frederikshavn
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In Hafennaehe steht der Krudtarnet (Pulverturm), der 1690 fertiggestellt war und im Grossen Nordischen Krieg eine wichtige Rolle fuer die daenisch-norwegische Marine und ihre Verbuendeten spielte. Schweden war 1660 als europaeische Grossmacht auf dem Gipfel seines Erfolges und dominierte den Ostseeraum. Es kam zu Buendnissen der Ostseeanrainer gegen Schweden, das mit der Aufruestung und Straffung seines Militaers begann, und zu ersten Schlachten, die fuer Schweden verloren gingen, z.B. Fehrbellin 1675. Als 1697 der 15jaehrige kriegsbesessene Kronprinz Karl zum Schwedenkoenig Karl XII. gekroent wurde, genau genommen hat er sich selbst gekroent, sah die Allianz ihre Stunde gekommen. Anfang 1700 begann der Grosse Nordische Krieg und dauerte 21 lange Jahre. Am Ende war Schweden nur noch ein nordischer Staat unter anderen. Fuer Frederikshavn bedeutete der Grosse Nordische Krieg und die Zeit danach eine Aufwertung: von hier aus konnte Daenemark den Ostseezugang kontrollieren.
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Zurueck am Limfjord besuchen wir die Wikingersiedlung mit angrenzendem Friedhof in Lindholm. Sie war von ca. 500 bis 1050 n.Chr. besiedelt und zeigt das Wikingerleben vor der Christianisierung. So ein Langhaus beherbergte eine Familie mit ihren Tieren und ggfs. einer Werkstatt und Feuerstelle. Der graue Zement ist angelegt, um heutigen Besuchern die Groesse und den Grundriss der Haeuser zu verdeutlichen. Original waren die Waende und Pfosten aus Holz und Stroh-Lehm-Matten, die Daecher wurden mit Strohbuendeln gedeckt.
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Verstorbene wurden auf einem Holzgeruest aufgebahrt und unter Anteilnahme der Siedlung ueber einer Grube verbrannt. Danach wurde die Grube wieder zugeschuettet und mit einer Steinsetzung markiert. Graeber fuer Frauen und Maenner unterschieden sich in der Form: rund fuer Frauen,
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schiffsrumpffoermig fuer Maenner.
Nach einem Sandsturm um das Jahr 1050, der die Felder unter sich begrub, wurde die Siedlung aufgegeben. Im angrenzenden Museum ist eine Bodenprobe zu sehen, die zeigt, dass alle paar hundert Jahre so ein schwerer Sandsturm uebers Land gefegt sein muss.

Am Ufer gegenueber liegt Aalborg. Die Stadt war bereits in der spaeten Wikingerzeit ein bedeutender Handelsort, spaeter Bischofsitz und Mitglied der Hanse. In der Altstadt sind viele historische Gebaeude erhalten, die dem aufmerksamen Besucher fast das Gefuehl eines Bummels durch die Geschichte geben.
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Das Aalborghus von 1539 wirkt von aussen eher abweisend schroff,
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von innen haeuslich und gemuetlich.
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Die Post-Meilensaeulen gehoeren zwar nicht hierher, fuegen sich jedoch harmonisch ein.
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Das Heiliggeistkloster (1431) wird liebevoll gepflegt. Es ist heute eine Seniorenstaette.
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Das Koenigliche Zollamt (1602), davor Wasserfontaenen, die zu Haendels Wassermusik tanzen koennen.
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Jens Bang's Haus am Nytorv (Neumarkt), ein wahrlich repraesentatives Kaufmannshaus.
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Das Alte Rathaus am Gammel Torv (Alter Markt).
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Abends ist in der Jomfru Ane Gade richtig was los.

Knapp 50km westlich von Aalborg liegen die Ueberreste der Aggersborg.
Hier treffen wir den daenischen Wikingerkoenig Harald Blauzahn wieder, der mit seiner Taufe die Aufmerksamkeit des Heiligen Roemischen Kaisers Otto I. erregte. Otto zeigte seit Beginn seiner Regentschaft einen grossen Expansionsdrang und wollte das Reich nach Norden ausdehnen und damit seine Vormachtstellung als Herrscher des christlichen Abendlandes untermauern. Harald reagierte mit dem Bau von Verteidigungsanlagen in ganz Daenemark.
Die Aggersborg wurde in den 960er Jahren gebaut als eine runde Wehrburg von 240m Durchmesser und 48 Langhaeusern darin.
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Der Rundwall ist heute noch erkennbar, die Palisaden moegen wir uns dazudenken. Im Hintergrund die Kirche im angelsaechsischen Stil.
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Die Gaertner haben die Lage und Groesse einzelner Langhaeuser im hohen Gras markiert. Otto I. ist bereits 973 gestorben, und sein Sohn Otto II. hatte andere Sorgen, als das Reich nach Norden auszudehnen.
Fussnote: Schaut Euch mal das Bluetooth Logo auf Eurem PC oder Mobilgeraet an. Vor blauem Hintergrund seht Ihr die daenischen Runen H und B, das Monogramm Harald Blauzahns. Tatsaechlich ist der Bluetooth Standard eine Hommage an Harald Blauzahn und seinen diplomatischen Feinsinn, mehrere konkurrierende Fuerstentuemer zu einem Koenigreich vereinigt zu haben.
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Die Illustration zeigt, wie geschaeftig die Bewohner die Aggersborg gebaut haben.
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Die benachbarte Kirche ist spaeteren Datums. Bislang wurde auch noch kein Vorgaengerbau in der Siedlung nahe der Aggersborg gefunden. Urspruenglich bestand die Kirche nur aus dem Chor und dem Kirchschiff; der Glockenturm sowie die Eingangshalle zur Waffenabgabe sind spaetere Anbauten.
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Grabsteine vom Friedhof.
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Ein Blick ins Innere.
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Ein paar km weiter liegt die Kleinstadt Løgstør. Einst war sie ein Umschlagplatz fuer Waren und profitierte vom Handelsprivileg Aalborgs fuer Salzheringe. Der kleine Fischerplatz mit der Fischhalle hinten dokumentiert das.
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Die Durchfahrt durch den Limfjord unterlag staendiger Versandungsgefahr. Von der Sandbank mussten immer wieder Schiffe freigeschleppt werden. Zeitweise war das die wichtigste Einkommenquelle der Bewohner. 1861 liess Koenig Frederik VII. einen knapp 5 km langen Umgehungskanal graben, der risikolos durchfahren werden konnte. Seit 1913 wird das Fahrwasser im Limfjord regelmaessig ausgebaggert, so dass der Kanal heute den Freizeitbooten vorbehalten bleibt.
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Am Kanalwaerterhaus steht die Drehbruecke mit Anleger. Im Kanal waren Dampfmaschinen und Segel verboten; die Schiffe wurden von Zugtieren oder Menschen getreidelt.

Vielen Dank fuer Eure Geduld. Vendsyssel steht zwar nicht im Zentrum der Reisendenstroeme, und viele kommen nur zur Durchreise. Wie wir gesehen haben lohnt sich mal ein genauer Blick auf die Natur und Geschichte. Insbesondere Aalborg ist ein wahres Juwel.
Naechster Airport ist Aalborg AAL, den ueberwiegend Norwegian und Ryanair anfliegen.