Die Zeiten, in denen man den Senator-Status noch weitestgehend über Frequenz erreichen konnte ohne allzu viel zu bezahlen, sind seit dem 01.01.2014 definitiv vorbei.
Mit nur noch 25% Meilengutschrift in den Buchungsklassen K, L und T wird es für viele Geschäftsreisenden, die frühzeitig in der günstigen Economy Class buchen müssen, fast unmöglich den Status zu halten. Wo früher eine Reise auf der Langstrecke im Monat für den Statuserhalt gereicht hat, müssten jetzt zwei Reisen auf der Langstrecke im Monat stattfinden, um überhaupt in die Nähe des Statuserhalts zu kommen. Auch wenn gerade in diesem Segment bis dato sehr viel Loyalität gegenüber Lufthansa vorhanden war, so ist die bittere Realität, dass die preissensiblen Kunden für die Airline austauschbar sind. Genau dieser Kundenkreis muss derzeit eine sehr bittere Pille schlucken, die aus zweierlei Gründen nicht schmeckt - zum einen, weil die gewohnten Extras und Privilegien bei der Haus- und Hofairline zukünftig nicht mehr so vorhanden sein werden wie früher - und zum anderen, weil es für diese preissensitiven Kunden im gesamten Marktumfeld auch beim Mitbewerb dünner wird. Die US-Airlines wechseln Schritt für Schritt zu Schemata, die ausgabenbezogen sind (nach Delta dürfte in Kürze wohl United folgen), Carrier wie Air France KLM haben schon vor längerer Zeit die Meilenvergabe in den günstigen Buchungsklassen drastisch reduziert, und auch Airlines wie Emirates oder Turkish Airlines trimmen ihre Vielfliegerprogramme vorsichtig (aber dennoch schrittweise) darauf, die ausgabefreudigeren Kunden zu Lasten der weniger ausgabefreudigen Kunden mehr zu belohnen.
Bleibt also neben der Frequenz die Option, den Status über höherwertigere Tickets zu erreichen.
Für den normalen Geschäftsreisenden sind die Optionen zur Optimierung hier sehr begrenzt. Meilenoptimiertes Fliegen scheitert hier in vielen Fällen aufgrund unterschiedlichster Faktoren - in einem Fall ist es die starre Geschäftsreiserichtlinie, die den Mitarbeiter weiterhin in die günstigsten Buchungsklassen zwängt bzw. keine höhere Beförderungsklasse erlaubt; in einem anderen Fall ist es das fehlende Know-how des Firmenreisebüros, eine etwas bessere Meilengutschrift für überschaubaren Mehrpreis zu ermöglichen; in einem anderen Fall ist es ein klares "Best Buy"-Prinzip, bei dem man als Mitarbeiter froh sein muss, überhaupt noch auf der Lieblingsairline oder -Allianz gebucht zu werden.
Die Konsequenz für viele Geschäftsreisende ist somit mittlerweile in der Tat, dass man sich entscheiden muss, ob man zum Statuserhalt bei Miles&More den eigenen Geldbeutel aufmachen möchte, oder nicht.
Beinahe täglich bekomme ich Anfragen, wie man es gestalten kann, dass die Firma weiterhin Betrag X gemäß Reiserichtlinie bezahlt, man aber gegen Aufzahlung aus eigener Tasche in einer höheren Buchungsklasse fliegen kann. Vor diesem Hintergrund: Ja, die Änderungen bei Miles&More sind mittlerweile im Markt angekommen und werden nun auch all denjenigen bewusst, die sich bei Ankündigung der Programmänderungen letztes Jahr nicht direkt durchgerechnet haben, welche Auswirkungen diese haben werden.
Für den Kreis der Flugbegeisterten, die auch schon vor den jüngsten Änderungen im Miles&More-Programm bereit waren, privates Geld für den Status auf den Tisch zu legen und durch meilenoptimiertes Fliegen bzw. Mileage Runs den Status zu erreichen, hat sich nicht allzu viel geändert.
Durch den Austritt von US Airways ist eine sehr preisgünstige Option für Mileage Runs weggefallen (in 2013 waren mit dem legendären SEA-SJU-Run bis zu rund 35.000 Meilen für weniger als 900 EUR möglich) - die Lücke ist mit überschaubaren Mehrkosten (und adäquatem Komfortgewinn) allerdings z.B. durch die Option von preislich mittlerweile recht erschwinglichen Leisure-Tarifen in der First Class geschlossen worden (bis zu rund 75.000 Meilen für ca. 4500 EUR).
Der Kreis derjenigen, die ihr Flugverhalten auf die sich stetig ändernden Marktbedingungen anpassen können und ihre Flugziele, Flüge und Tickets an der Möglichkeit der Meilenoptimierung ausrichten, wird weiterhin für einen überschaubaren Preis eine Senator-Karte erreichen können. Vielleicht nicht mehr ganz so preiswert wie bis 2013 - aber gemessen an den Ausgaben eines Geschäftsreisenden der nicht oder nicht immer meilenoptimiert fliegen kann weiterhin sehr erschwinglich. Tipps hier im Forum oder eben durch das Outsourching der Meilenoptimierung an ein darauf spezialisiertes Reisebüro helfen dabei.
Bleibt als letzte Alternative noch der Wechsel des Vielfliegerprogramms bzw. der bevorzugten Airline oder Allianz. Auch hier bietet sich für viele ein Optimierungspotenzial, allerdings sollte man die Vorteile als auch Nachteile zuvor vorsichtig gegeneinander abwägen. Wir haben viele Kunden im Reisebüro, die von Miles&More zu Aegean Miles&Bonus gewechselt sind - die nun aber Dinge wie die kostenfreie Sitzplatzreservierung bei LH oder die deutlich bessere Award-Verfügbarkeit über die SEN-Warteliste für den Familienurlaub im Sommer schmerzlich vermissen. Im Fall eines Wechsels zu einer anderen Allianz sind viele über die dort dann jährliche Qualifikation unglücklich, da sich das Hamsterrad kontinuierlich drehen muss und nicht wie bei Miles&More auch mal ein Jahr etwas ruhiger angegangen werden kann.
Die perfekte "eierlegende Wollmilchsau" für alle Zielgruppen, die Miles&More früher einmal war, ist Miles&More nicht mehr.