Zypern - Kurztrip auf eine geteilte Insel

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CX777

Aktives Mitglied
05.03.2017
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Nabend!

Nachdem ich berufsbedingt meine Urlaubsplanung im ersten Halbjahr eindampfen und meinen geplanten Erstaufschlag in Südamerika mangels Zeit canceln musste, hab ich heute einfach mal Flugtickets für eine Woche Zypern gebucht. In zwei Wochen geht's los. Und siehe da, bislang hatte ich die Insel überhaupt nicht auf dem Schirm, weil - mal wieder von der eigenen Überheblichkeit beseelt - ich das für so eine klassische Prollo-4-Sterne-All-inclusive-Hochburg gehalten habe. Die Geschichte der Insel, vor allem die Jüngere, ist aber sehr interessant und ich versuche alles in den kommenden zwei Wochen nebenbei aufzusaugen.

Da das aufgrund der Jahreszeit kein Badeurlaub wird, schnappen wir uns einen Mietwagen für die gesamte Zeit und werden wohl zwei Unterkünfte buchen (einmal vielleicht Larnaca und einmal irgendwas im Westen). Bei einer Woche muss man Prioritäten setzen. Und hier kommt eure Expertise ins Spiel: Nikosia ist logischerweise gesetzt, zumal man da viel von der Pufferzone und somit dem eigentlichen Konflikt sehen dürfte.

Gibt es abseits der größten Stadt aber noch weitere Bereiche der Pufferzone, wo es was (gefahrenfrei und bestenfalls auch legal) zu sehen gibt? Kommt man zum Beispiel an den alten Flughafen ran? Und hat jemand Erfahrungen mit dem Grenzübertritt mittels Mietwagen? Die Versicherungen des Anbieters beziehen sich nur auf den Südteil und ein explizites Verbot entnehme ich den Vertragsbedingungen nicht. Gefragt wird vor Ort natürlich trotzdem, zumal es wohl türkisch-zypriotische Anbieter geben soll, die Versicherungsabschlüsse ermöglichen sollen. Alles für mich noch sehr nebulös. Wenn es jedenfalls keine ordentliche Absicherung gibt, lass es ich bleiben. Ansonsten gibt es Tipps, was man im Gebirge und im West-/ Südwestteil unbedingt sehen sollte bzw man da schön übernachten kann?

Besten Dank vorab für eure Tipps!
 

Jarco_Ffm

Erfahrenes Mitglied
31.01.2013
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HAM, FRA
Meine Einschätzung von Zypern ist Deiner recht ähnlich..............gewesen. Ich war letzten November dann doch mal hingereist und mir hat es gut gefallen. Off-Season konnte man gut umherfahren und es war eine schöne Zeit. Kein Spektakel, einfach eine gute Zeit bei sonnigem milden Wetter.

Den Aufenthalt hatte ich auf Südzypern beschränkt, abgesehen von 1 Tag im türkischen Teil von Nikosia (den Mietwagen habe ich nicht dorthin mitgenommen). Übernachtet habe ich ein paar Tage im Südosten (am Nissi Beach, schön dort) und ein paar Tage im Südwesten (Paphos). Beide Standorte erlaubten Tagesausflüge ohne sehr viel Zeit für An- und Abreisen aufzuwenden. Nikosia ist mit einer Übernachtung mehr als ausreichend erkundet. Mit Standort Paphos kannst Du gut ins Gebirge fahren und bist auch in der Nähe einiger archäologischer Ausgrabungsstätten. Standort Südosten: interessierst Du Dich für den Grenzkonflikt und Auswirkungen, dann kannst Du gut nach Famagusta in den türkischen Teil fahren. Schau' mal, ob Du für den Ausflug nach TR in Deinem Hotel einen Fahrer nach Famagusta für 1 Tag organisiert bekommst. Zu meiner Reisezeit war es so sehr Off-Season, dass wir einen Tour-Anbieter für uns 2 hatten. Den Mietwagen konnten wir wegen des Mietvertrages nicht in den türkischen Teil mitnehmen (der Verleiher hat keine Fahrten nach TR zugelassen, auch nicht mit Extra-Versicherung). Zeit war so:: 2 Tage für Hin-/Rückflug, 2 Tage Ausflüge in den Teil TR, 4 Tage Südwesten und 4 Tage Südosten.
Larnaca war mal für 2, 3 Stunden bummeln ganz nett, aber dort wohnen würde ich nicht wollen.
Schlußendlich bist Du nur 1e Woche dort. Meine Empfehlung wäre: 1 Tag Nikosia (das geht auch ohne Übernachtung). Larnaca + Limassol kann man mal für jeweils 3, 4h bummeln und Besichtigung hin. Ansonsten 3 Tage Südwesten (Paphos) und 3 Tage Südosten (z. B. Nissi Beach).
 
Zuletzt bearbeitet:

IL62M

Erfahrenes Mitglied
13.01.2022
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2.061
Würde sagen, dass ich mich in Zypern nach längeren Aufenthalten einigermaßen gut auskenne und kann gerne noch mehr schreiben, aber nur schnell kurz als Antwort auf deine Fragen.

  • Bei den großen Anbieter darf man mit dem Mietwagen meist über die Grenze. Persönlich habe ich mit Europcar in LCA sehr oft gute Erfahrungen gemacht. Da geht es auch alle Fälle mit der Grenz Überfahrt. Versicherungen gelten. An der Grenze auf der Türkischen Seite gibt es einen Kiosk wo man eine Versicherung für den Norden erwirbt. Die ist auch Pflicht. €20 oder so für 3 Tage. Aber auch zu Fuß über die Grenze in Nicosia ist ein Erlebnis
  • Der alte Flughafen von Nicosia ist leider off limits. Im Ostteil der Insel geht die Straße lange Zeit genau der Grenze entlang und im Norden kann man die Geisterstadt Varosha bei Famagusta besichtigen. Die Straßen sind alle neu geteert, die Hauser mit Zäunen abgesperrt, aber sonst ist alles wie 1974. Man läuft durch die Straßen oder kann Roller/Fahrräder mieten. Auf der höchsten Hotelruine hat die UN einen Wachposten und am Boden patrouillieren türkische Polizei/Militär. Alles sehr skurril
  • Die Berge sind definitiv zu empfehlen und es gibt einige Ziele. Ich denke, dass in 2 Wochen in den höher Lagen z.b. am Mount Olympus noch Schnee liegt
  • Larnaca finde ich interessanter als Limassol und eine gute Basis. Nicosia ist ein einfacher Tagesausflug. Auch der Osten lässt sich von Larnaca leicht erkunden. Die Fahrt in die Berge zieht sich aber etwas, dass man eventuell dort wo übernachten kann auf dem Weg nach Paphos.
 

sybabe

Aktives Mitglied
28.10.2018
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37
CGN
Zypern, eine gute Wahl. Ich kann als Ausgangspunkt auch Paphos empfehlen. Von dort aus können gut Tagestouren gestartet werden – per Auto oder per Bus.

Ich bin in der Regel in der Nebensaison (also im März und im November) dort. Ich genieße diese Zeit dort, in der die Touristenzahl überschaubar ist. Es ist natürlich kein üblicher Badeurlaub, keine Frage. Ist man aber nicht so kälteempfindlich und ist der Winter mild gewesen (wie in diesem Jahr), kann man sehr wohl schon im Meer schwimmen gehen. Meist ist das Meer etwas wärmer als die Außenpools der Hotels, diese werden in der Regel nicht beheizt.
 

CX777

Aktives Mitglied
05.03.2017
205
292
Wunderbar und besten Dank für die raschen und wertvollen Tipps! :)

Die Fahrt rüber ins türkisch-gehaltene Gebiet schließe ich mit dem eigenen Mietwagen mittlerweile aus. Europcar und Sixt untersagen das in ihren Vertragsbedingungen explizit (zumindest wenn man hier in Deutschland bucht, was ich in jedem Fall mache), bei Hertz lässt sich nichts finden (die fliegen sowieso raus, da die Zusatzversicherungen 0 EUR SB sowie Glas und Reifen nur vor Ort hinzugebucht werden können). Von den kleineren Autovermietungen, von denen ich jedenfalls noch nichts gehört habe und die "super günstig" zum Beispiel via booking angeboten werden, lasse ich schon aufgrund der hohen Selbstbehalte selbst bei einer eigenen VK (Vorkasse bei eintretendem Schaden natürlich inklusive) die Finger. Ist mir nichts und mit den großen dürfte man hoffentlich nicht soviel verkehrt machen.

Da es einiges auch im Norden zu sehen gibt, werden wir wie schon hier vorgeschlagen spontan vor Ort entscheiden und ggf. eine geführte Tagestour inkl. Shuttle buchen, sofern wir nicht bereits durch die Touren im Süden vollends beschäftigt sind. Für die Übernachtungen schau ich mal nach einer guten Bleibe jeweils in Larnaka und Paphos. Larnaka nun deswegen, weil wir bei einer geplanten Ankunftszeit gegen 18Uhr und unter Berücksichtigung der Übernahme nicht noch soviel fahren wollen. Wenn ihr in den beiden Städten jedenfalls eine gute Empfehlung zur Hand habt, immer her damit.
 

CX777

Aktives Mitglied
05.03.2017
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Hallo in die Runde!

Ein kleines Fazit und ein paar Empfehlungen meinerseits:

Zypern ist für diese Jahreszeit eine Reise wert. In einer Woche kann man - auf eigene Faust - den Südteil mit aus einer Sicht allen wichtigen Punkten bereisen und das Wetter ist angenehm frühlingshaft. Wir haben vier Nächte in Paphos und drei in Agia Napa verbracht. Letzteres dürfte allerdings insbesondere ab Ostern für den Urlauber, der etwas Ruhe und Abgeschiedenheit mag, nicht unbedingt zu empfehlen sein, da die Infrastruktur augenscheinlich für (AI-)Touristen ausgelegt ist.

Landschaftlich hat mich Zypern offen gestanden zu Beginn selbst mit einem Aufstieg auf den Olympos via der mittlerweile schneefreien Skistrecken nicht ganz so begeistert. Das mag allerdings den letzten Reisen in andere Regionen dieser Welt und dem damit verbundenen Übersättigungseffekt geschuldet sein, da die Insel um diese Jahreszeit noch schön grün ist und mit den Gebirgszügen wirklich tolle Panoramen zu bieten hat. Auch ist es wirklich ruhig dort. Vor allem im Troodos-Gebirge sieht man selbst in den größeren Ortschaften kein Leben, man hat alles für sich. Einzig in Kakopetria im Stadtzentrum und der Autowerkstatt dort war was los, das Kloster Kykkos samt verwinkelter Fahrten auf den teilweise wirklich engen Straßen hatten wir genauso für uns wie die Blaue Lagune im äußersten Westen der Insel.

Wirklich spannend war es tatsächlich in Nikosia sowie Famagusta/ Gazimagusa und hier insbesondere in der Geisterstadt Varosha/ Maras. Das muss man einfach gesehen haben und aus meiner Sicht lohnt sich allein dafür eine Reise auf diese Insel. Ich habe auch den Eindruck, dass die wahren Verlierer aus der Teilung der Insel seit der türkischen Invasion 1974 die türkischen Zyprioter sind. Von den griechischen Zypriotern im letzten Referendum über eine Wiedervereinigung abgewiesen und vom "Mutterland" mit Ansiedlung ethnischer Türken vom Festland ihrer eigentlich Identität Stück für Stück beraubt. Ich mag hier keinen politischen Thread draus machen wollen, allerdings waren das die wesentlichen Aussagen und Beobachtungen, die mir bei den zwei Besuchen im Nordteil nach Gesprächen mit den dortigen Bewohnern im Gedächtnis hängen geblieben sind.

Ansonsten #thankskingcharles sind überall und nirgendwo die Briten anzutreffen, deren Rolle auf der Insel auch nicht widerspruchsfrei von den eigentlichen Inselbewohnern wahrgenommen wird. Militär jedenfalls haben sie überall und den bereits eingangs erwähnten Mount Olympos ziert eine wirklich formschöne Radaranlage. Das wirkte offenkundig abschreckend, waren wir doch wirklich die einzigen Wanderer dort. Aber zur Ehrenrettung ein Tipp von mir: Auf dem Weg von Polis Chrysochus auf der Hauptstraße nach Paphos unbedingt in der Stone Lion Tavern anhalten und das Abendessen genießen. Der redselige britische Gastgeber serviert mit seinem Team wirklich tolles und authentisches Essen samt umgeschlagenem choco-caramel-tart-Dessert. Sowas handwerklich und geschmacklick gut Gemachtes habe ich schon lange nicht mehr auf dem Teller gehabt.

Zwei Dinge zum Abschluss: Sehr unschön ist uns auf dem Weg zum Flughafen Paphos und drei Stunden vor Abflug ein Fahrzeug hinten reingefahren und hat Unfallflucht begangen. Kein Nummernschild, alle Zeugen (bis auf +1 natürlich) sind einfach weitergefahren und die Polizei auf Zypern hat auch ihren ganz eigenen Stil (sprich, der Sachverhalt hat die einfach nicht interessiert; widerwillig aufgenommen wurde er auf Bitte trotzdem). Glücklicherweise habe ich bei Sixt den Vollkaskoschutz ohne SB sowie die Versicherung für Glasbruch und Reifen abgeschlossen. Bei der Rückgabe am Flughafen meinte der dortige Mitarbeiter, dass das wohl keine Seltenheit sei, da Gastarbeiter aus Afrika (der Unfallgegner war mit fünf von Kollegen vom anderen Kontinent besetzt) ohne ausreichenden Versicherungsschutz unterwegs seien. Na ja, Unfallbericht ausgefüllt, Bilder übergeben und seitdem nichts mehr gehört.

Gerade noch so haben wir nach dem ganzen Procedere mit Polizei und Mietwagenrückgabe unseren Rückflug nach Katowice mit Ryanair erwischt. Die habe ich übrigens gebucht, weil mir die eigentlich ausführende OS die Hinflüge aus Leipzig via Wien gestrichen hat. OS hat uns beiden allerdings jeweils 400 EUR Entschädigung anstandslos bezahlt (TOP liebe Austrian!) und meine ersten Flüge mit Ryanair waren nicht zu beanstanden. Angenehme Crew, sehr anständiges polnisches Publikum (+1 musste als Polin nirgends intervenieren) im Flieger und der Flughafen Paphos ist genauso entspannt wie ein Großteil von Insel und Inselbewohner. ;)

Edit: noch ein Nachtrag. Am Mackenzie Beach in unmittelbarer Nähe des Flughafens Larnaca ist um diese Jahreszeit wirklich gar nichts los. Wer sich allerdings eine Decke, was zum Snacken und idealerweise auch Mückenspray mitnimmt, hat neben einem schönen Blick aufs Meer auch was zum Gucken/ Spotten. :)

DSC08110.JPG
 
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