Flugplananpassungen bei Lufthansa in Zeiten von Corona - Hintergrundinformationen

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rcs

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06.03.2009
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Seit mittlerweile fast einem Jahr hält die Corona-Krise die Airlines in Atem. Die bisher üblichen zwei Flugplanperioden im Jahr - der Winterflugplan (letztes Oktoberwochenende bis letztes Märzwochenende) respektive der Sommerflugplan (letztes Märzwochenende bis letztes Oktoberwochenende) sind in der aktuellen Zeit nicht mehr einzuhalten.

Kurz vor der anstehenden ersten großen coronabedingten Bereinigung des diesjährigen Sommerflugplans gab es heute die Gelegenheit eines virtuellen Gesprächs mit zwei Experten der Lufthansa - Dr. Björn Becker, Head of Product Management Ground & Digital Services, und Ulrich Lindner, Head of Network Management.

Die coronabedingt deutlich niedrigere Nachfrage macht es weiterhin nicht einfach, die Flugpläne festzulegen. Hinzu kommen für die Airlines die teilweise vorhandenen Flugverbote (insbesondere auf der Langstrecke), Beförderungsverbote (z.B. in Hinblick auf die Virusvarianten-Gebiete) sowie Crew-Restriktionen, z.B. wenn das Bordpersonal nicht im Ausland übernachten darf.

Der aktuelle triste Status Quo liegt bei weniger als 20% des Vorkrisen-Niveaus am Hub Frankfurt, bei einem Minimum-Angebot von 5% am Hub München, sowie 10-15% des Vorkrisen-Niveaus an den anderen beiden LHG-Hubs Wien und Zürich. Hier schafft man es gerade so, im internationalen Verkehr zumindest viele Ziele / Reisemöglichkeiten grundsätzlich im Angebot zu halten, vielfach aber auch nur mit maximal einer Frequenz am Tag.

Für den März wurden die meisten Flüge bereits auf ein ähnliches Niveau wie im Januar und Februar reduziert, und vergangene Woche hat auch bereits der April eine deutliche Anpassung des Flugangebots erfahren. Dieses Angebot liegt leicht über dem des März-Flugangebots, da man u.a. rund um Ostern mit einer etwas höheren Nachfrage rechnet.

Eigentlich ist das Ziel, mit einer Vorlaufzeit von ca. 3-4 Monaten den Flugplan anzupassen.

Generell ist im Kont-Verkehr die Nachfrage weiterhin sehr kurzfristig, ein Großteil der Buchungen entsteht erst ab 4 Wochen vor Abflug. Hier versucht man, mit Hilfe von Statistiken und Künstlicher Intelligenz u.a. durch die Analyse von Suchanfragen diese Kurzfrist-Nachfrage zu antizipieren und hofft darauf, die "passenden" Flüge im Flugplan zu belassen. Daher muss weiterhin damit gerechnet werden, dass die einzelnen Monate mit einer Vorlaufzeit ca. 4-6 Wochen jeweils noch einmal nachgesteuert werden. Dies erfolgt in Abhängigkeit von der (erwarteten / errechneten) Nachfrage sowie der weiteren Entwicklung von Einreiserestriktionen. Kurzfristige Streichungen möchte man natürlich vermeiden, aber diese sind auch weiterhin nicht auszuschließen - sei es aufgrund neuer Restriktionen, oder weil 15 Tage vor Abflug so wenig Gäste auf dem Flug gebucht sind, dass dieser die operationellen Kosten nicht decken würde. Diese Maßnahmen lassen sich aufgrund von teils sehr schwer vorhersehbaren Nachfrageeinbrüchen nicht vermeiden.

Das derzeit noch im Verkauf befindliche Angebot für den Zeitraum Mai bis Oktober ist natürlich nicht realistisch und muss zeitnah angepasst werden. Dass dies bis dato nicht geschehen ist, liegt in der Slot-Politik der EU begründet. Für den Sommerflugplan 2020 und den Winterflugplan 2020/2021 wurde der sogenannte "Slot Waiver" beschlossen - eine vorübergehende Aussetzung der sogenannten 80/20-Regel bei der Zuteilung von Slots an den Flughäfen. Das hat dabei geholfen, Leerflüge in Europa zu vermeiden, die die Airlines ansonsten zum Erhalt der kostbaren Landerechte hätten durchführen müssen.

Der neue Beschluss erlaubt es den Fluggesellschaften nun, wichtige Slots zu halten, sofern diese mindestens zu 25% genutzt werden. Die Entscheidung zur Slot-Nutzung musste man zunächst abwarten, da man dies unbedingt in die Planungen mit einbeziehen wollte.

In der Folge wird der Sommerflugplan in den noch nicht bereinigten Monaten Mai bis Oktober 2021 nun zunächst um rund 30% auf ca. 70% des Vorkrisen-Niveaus reduziert.

Dass der Flugplan mit zunächst 30% Reduzierung zu diversen Destinationen noch immer sher optimistisch ausgelegt ist, liegt auf der Hand. Hier möchte die Airline natürlich mit der entsprechenden Vorlaufzeit und den Chancen auf coronabedingte Lockerungen zunächst genügend Verbindungen im Flugplan belassen, um eine möglicherweise aufkommende Nachfrage auch abgreifen zu können.

Wenn nun eine Flugplanänderung vorbereitet ist - für die größeren Anpassungen dauert die Vorbereitung meist einige Wochen - werden die Änderungen in die Reservierungssysteme geladen und die Buchungen mit dem geänderten Flugstatus versehen; zudem versucht ein Reaccommodation-Roboter, die Flüge soweit möglich auf alternative Verbindungen innerhalb der Lufthansa Group umzubuchen. Dies dauert je nach Umfang der Flugplananpassung zwischen wenigen Stunden bis hin zu 1-2 Tagen. Die betroffenen Buchungen werden dann systemseitig auf sogenannten Queues zur Abarbeitung platziert, da die gebuchten Passagiere über die Flugplananpassung informiert werden müssen. Für Buchungen im Eigenvertrieb liegt die Informationspflicht bei der Airline, für Buchungen über Reisebüros bei der jeweiligen Travel Agency.

Insbesondere direkt nach einer größeren Flugplanänderung kann es dann auch bei der Airline zu Kapazitätsengpässen im Callcenter kommen. Bei im Schnitt 70.000 Anrufen am Tag waren dann bei den ersten größeren Flugplananpassungen während Corona 70.000 - 100.000 Anrufe pro Stunde zu verzeichnen. Für solche Flugplananpassungen plant man natürlich mit maximalen Kapazitäten in den Callcentern, aber dort sind maximal rund 30% zusätzliche Kapazität realistisch umzusetzen. Man möchte auch hier zukünftig noch stärker auf die digitalen Services setzen, damit nicht ganz so viele Anrufe notwendig sind.

Was sich aktuell nicht vermeiden lässt, ist ein zeitlicher Versatz bei der Verarbeitung der Flugplanänderungen in Hinblick auf die unterschiedlichen Lufthansa Group Airlines, einschließlich etwaiger Codeshares. Durch die zeitlich versetzte Verarbeitung kann es insbesondere bei diesen Flugkombinationen dazu kommen, dass eine vom Reaccommodation-Roboter vorgeschlagene Umbuchung wenig später keinen Sinn mehr macht, wenn dann die andere LHG-Airline ihre Flugplanänderungen verarbeitet hat. Hier sucht man aber wohl aktiv nach einer Lösung, um diese immer wieder unbefriedigenden Umbuchungsvorschläge zu vermeiden.

Kunden in der First Class, die von einer Fluggeräteänderung verbunden mit einem Verlust der First Class Kabine betroffen sind, werden mittlerweile proaktiv vor der Umsetzung der Flugplanänderungen kontaktiert.

Abschließend gibt es eine gute Nachricht für alle Lufthansa-Kunden in Stuttgart, Nürnberg und Düsseldorf. Diese Airport sollen auch weiterhin grundsätzlich bedient werden, und das vorhandene Lufthansa Express-Angebot mit der Bahn soll dieses Flugangebot auch weiterhin nur ergänzen, aber nach aktuellem Stand nicht ersetzen. Auch Leipzig soll definitiv wieder angeflogen werden, sobald es die Nachfrage erlaubt.
 

Eisplanet

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19.08.2012
621
1.150
BSL, ex-LEJ
.....

Abschließend gibt es eine gute Nachricht für alle Lufthansa-Kunden in Stuttgart, Nürnberg und Düsseldorf. Diese Airport sollen auch weiterhin grundsätzlich bedient werden, und das vorhandene Lufthansa Express-Angebot mit der Bahn soll dieses Flugangebot auch weiterhin nur ergänzen, aber nach aktuellem Stand nicht ersetzen. Auch Leipzig soll definitiv wieder angeflogen werden, sobald es die Nachfrage erlaubt.

Hallo rcs,
vielen Dank für die Hintergrundinfo zu LH.
Und als ehemaliger Leipziger freut es mich für LEJ.
Interessant wäre noch, ob BSL auch wieder von FRA angeflogen wird, sobald es die Nachfrage erlaubt. Hast Du da Info's bekommen?
Gruss, Eisplanet
 

rcs

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06.03.2009
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München
Ich hatte jetzt nur nach den innerdeutschen Zielen mit AirRail-Angebot gefragt. Für Ziele wie BSL ist es mir ehrlich gesagt gar nicht in den Sinn gekommen, nachzufragen - das würde mich ehrlich gesagt sehr wundern, wenn BSL komplett alle Flüge verlieren würde.
 

rcs

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06.03.2009
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Das ist aktuell ja auch die große Herausforderung mit dem Push zum touristischen Geschäft. Dort ist aktuell eine schnellere Erholung bei der Nachfrage zu erwarten, aber damit das (teils auch sehr lukrative) Geschäftsreise-Business wieder ins Laufen kommt, braucht es natürlich die Strecken, Frequenzen und im Kont-Geschäft natürlich auch die für Business Traveller attraktiven Tagesrandverbindungen.
 

spocky83

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21.12.2014
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MUC, BSL
BSL wäre auch für mich extrem interessant. Das LH Expressrail Angebot ist ziemlich für die Katz‘ bei rund drei Stunden Fahrzeit und den Unwägbarkeiten an der Secu in Frankfurt.

Das SBB Flugzug-Angebot ist mit 1 1/2h Anreisezeit natürlich auch alles andere als optimal, wenn auch besser. Die Unzulänglichkeiten das z.B. auf LH Stock zu buchen, disqualifiziert es aber leider ebenso.
 

skyblue99

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24.08.2019
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Abschließend gibt es eine gute Nachricht für alle Lufthansa-Kunden in Stuttgart, Nürnberg und Düsseldorf. Diese Airport sollen auch weiterhin grundsätzlich bedient werden, und das vorhandene Lufthansa Express-Angebot mit der Bahn soll dieses Flugangebot auch weiterhin nur ergänzen, aber nach aktuellem Stand nicht ersetzen. Auch Leipzig soll definitiv wieder angeflogen werden, sobald es die Nachfrage erlaubt.

Ich kann es mir zwar denken, frage aber pro forma mal nach: Dieser Absatz bezieht sich auf die jeweiligen Routen von/nach FRA, oder? Theoretisch könnte man ja auch meinen, ob LH generell an diesen Airports zu sehen ist, was ja z.B. in DUS auch durch die Route nach MUC gewährleistet wäre.
 
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rcs

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06.03.2009
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Ja. Frankfurt bleibt der primäre Hub - und dort will/muss man natürlich dann (sobald die Langstreckenziele wieder "offen" sind) ja auch die passenden Zubringer anbieten. Man steht natürlich auch zu MUC als zweitem Hub, aber realistisch gesehen wird zuerst der Restart und der Wiederaufbau in FRA beginnen.
 

Anonyma

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16.05.2011
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BRU
Man möchte auch hier zukünftig noch stärker auf die digitalen Services setzen, damit nicht ganz so viele Anrufe notwendig sind.

Dafür müsste das System halt man fähig sein, die Gesamtstrecke zu betrachten. Und nicht nur einzelne Segmente umzubuchen - wo auf der Umsteigeverbindung einfach so gut wie nie ein sinnvoller Alternativ-Vorschlag rauskommt und man somit immer die Hotline anrufen muss.

Sehe das gerade bei LX (die ja auf ZRH-BRU / BRU-ZRH massiv reduziert haben). Im besten Fall Verbindungen mit 6 oder 7 Stunden in ZRH, in anderen Fällen Umbuchung eines Segments auf einen Tag früher oder später (und Übernachtung in ZRH....).
 

rcs

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06.03.2009
27.568
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München
Ja, das ist ein Problem, siehe auch die Erklärung weiter oben.

Gerade bei LX heute klar zu beobachten - mittlerweile sind wir bei der dritten Welle der Flugstreichungen. Was in der ersten Welle als systemseitige Umbuchung in diversen PNRs noch Sinn gemacht hatte, ist mittlerweile nach der dritten Welle relativ sinnlos geworden.
 

Eisplanet

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19.08.2012
621
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BSL, ex-LEJ
Ich hatte jetzt nur nach den innerdeutschen Zielen mit AirRail-Angebot gefragt. Für Ziele wie BSL ist es mir ehrlich gesagt gar nicht in den Sinn gekommen, nachzufragen - das würde mich ehrlich gesagt sehr wundern, wenn BSL komplett alle Flüge verlieren würde.

Der Plan für Basel wäre wirklich interessant.... Frage kommt daher, dass ja BSL - FRA auf Expressrail zumindest teilweise (?) umgestellt werden sollte.
https://www.vielfliegertreff.de/luf...il-airrail-angebots-nach-haj-lej-und-bsl.html

BSL-MUC ist ja wohl scheinbar nicht betroffen, wenn ich das richtig verstanden habe - wobei: was bringt das, wenn FRA zuerst als Hub hochgefahren wird. BSL-MUC-FRA-irgendwohin is ja auch nicht der Bringer.

Zur Pharma in Basel: auch wenn der Vas von Novartis inzwischen ziemlich Zoom-/Teams-müde ist.... die Reisen, wo die C im CR9 bis Reihe 11 mit Roche und Novartis gefüllt wurde sind wohl definitiv vorbei.
 
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rcs

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06.03.2009
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Der Plan für Basel wäre wirklich interessant.... Frage kommt daher, dass ja BSL - FRA auf Expressrail zumindest teilweise (?) umgestellt werden sollte.
https://www.vielfliegertreff.de/luf...il-airrail-angebots-nach-haj-lej-und-bsl.html
Dort war nie die Rede von einer Umstellung, sondern rein von einem Ausbau des Rail-Angebots.

Natürlich gibt es einen gewissen politischen Druck, was die sehr kurzen Flüge anbelangt, und Frankreich macht es ja gerade vor wie es gehen kann. Die Bestrebungen der Airlines sind dies aber vielfach nicht...