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Seit mittlerweile fast einem Jahr hält die Corona-Krise die Airlines in Atem. Die bisher üblichen zwei Flugplanperioden im Jahr - der Winterflugplan (letztes Oktoberwochenende bis letztes Märzwochenende) respektive der Sommerflugplan (letztes Märzwochenende bis letztes Oktoberwochenende) sind in der aktuellen Zeit nicht mehr einzuhalten.
Kurz vor der anstehenden ersten großen coronabedingten Bereinigung des diesjährigen Sommerflugplans gab es heute die Gelegenheit eines virtuellen Gesprächs mit zwei Experten der Lufthansa - Dr. Björn Becker, Head of Product Management Ground & Digital Services, und Ulrich Lindner, Head of Network Management.
Die coronabedingt deutlich niedrigere Nachfrage macht es weiterhin nicht einfach, die Flugpläne festzulegen. Hinzu kommen für die Airlines die teilweise vorhandenen Flugverbote (insbesondere auf der Langstrecke), Beförderungsverbote (z.B. in Hinblick auf die Virusvarianten-Gebiete) sowie Crew-Restriktionen, z.B. wenn das Bordpersonal nicht im Ausland übernachten darf.
Der aktuelle triste Status Quo liegt bei weniger als 20% des Vorkrisen-Niveaus am Hub Frankfurt, bei einem Minimum-Angebot von 5% am Hub München, sowie 10-15% des Vorkrisen-Niveaus an den anderen beiden LHG-Hubs Wien und Zürich. Hier schafft man es gerade so, im internationalen Verkehr zumindest viele Ziele / Reisemöglichkeiten grundsätzlich im Angebot zu halten, vielfach aber auch nur mit maximal einer Frequenz am Tag.
Für den März wurden die meisten Flüge bereits auf ein ähnliches Niveau wie im Januar und Februar reduziert, und vergangene Woche hat auch bereits der April eine deutliche Anpassung des Flugangebots erfahren. Dieses Angebot liegt leicht über dem des März-Flugangebots, da man u.a. rund um Ostern mit einer etwas höheren Nachfrage rechnet.
Eigentlich ist das Ziel, mit einer Vorlaufzeit von ca. 3-4 Monaten den Flugplan anzupassen.
Generell ist im Kont-Verkehr die Nachfrage weiterhin sehr kurzfristig, ein Großteil der Buchungen entsteht erst ab 4 Wochen vor Abflug. Hier versucht man, mit Hilfe von Statistiken und Künstlicher Intelligenz u.a. durch die Analyse von Suchanfragen diese Kurzfrist-Nachfrage zu antizipieren und hofft darauf, die "passenden" Flüge im Flugplan zu belassen. Daher muss weiterhin damit gerechnet werden, dass die einzelnen Monate mit einer Vorlaufzeit ca. 4-6 Wochen jeweils noch einmal nachgesteuert werden. Dies erfolgt in Abhängigkeit von der (erwarteten / errechneten) Nachfrage sowie der weiteren Entwicklung von Einreiserestriktionen. Kurzfristige Streichungen möchte man natürlich vermeiden, aber diese sind auch weiterhin nicht auszuschließen - sei es aufgrund neuer Restriktionen, oder weil 15 Tage vor Abflug so wenig Gäste auf dem Flug gebucht sind, dass dieser die operationellen Kosten nicht decken würde. Diese Maßnahmen lassen sich aufgrund von teils sehr schwer vorhersehbaren Nachfrageeinbrüchen nicht vermeiden.
Das derzeit noch im Verkauf befindliche Angebot für den Zeitraum Mai bis Oktober ist natürlich nicht realistisch und muss zeitnah angepasst werden. Dass dies bis dato nicht geschehen ist, liegt in der Slot-Politik der EU begründet. Für den Sommerflugplan 2020 und den Winterflugplan 2020/2021 wurde der sogenannte "Slot Waiver" beschlossen - eine vorübergehende Aussetzung der sogenannten 80/20-Regel bei der Zuteilung von Slots an den Flughäfen. Das hat dabei geholfen, Leerflüge in Europa zu vermeiden, die die Airlines ansonsten zum Erhalt der kostbaren Landerechte hätten durchführen müssen.
Der neue Beschluss erlaubt es den Fluggesellschaften nun, wichtige Slots zu halten, sofern diese mindestens zu 25% genutzt werden. Die Entscheidung zur Slot-Nutzung musste man zunächst abwarten, da man dies unbedingt in die Planungen mit einbeziehen wollte.
In der Folge wird der Sommerflugplan in den noch nicht bereinigten Monaten Mai bis Oktober 2021 nun zunächst um rund 30% auf ca. 70% des Vorkrisen-Niveaus reduziert.
Dass der Flugplan mit zunächst 30% Reduzierung zu diversen Destinationen noch immer sher optimistisch ausgelegt ist, liegt auf der Hand. Hier möchte die Airline natürlich mit der entsprechenden Vorlaufzeit und den Chancen auf coronabedingte Lockerungen zunächst genügend Verbindungen im Flugplan belassen, um eine möglicherweise aufkommende Nachfrage auch abgreifen zu können.
Wenn nun eine Flugplanänderung vorbereitet ist - für die größeren Anpassungen dauert die Vorbereitung meist einige Wochen - werden die Änderungen in die Reservierungssysteme geladen und die Buchungen mit dem geänderten Flugstatus versehen; zudem versucht ein Reaccommodation-Roboter, die Flüge soweit möglich auf alternative Verbindungen innerhalb der Lufthansa Group umzubuchen. Dies dauert je nach Umfang der Flugplananpassung zwischen wenigen Stunden bis hin zu 1-2 Tagen. Die betroffenen Buchungen werden dann systemseitig auf sogenannten Queues zur Abarbeitung platziert, da die gebuchten Passagiere über die Flugplananpassung informiert werden müssen. Für Buchungen im Eigenvertrieb liegt die Informationspflicht bei der Airline, für Buchungen über Reisebüros bei der jeweiligen Travel Agency.
Insbesondere direkt nach einer größeren Flugplanänderung kann es dann auch bei der Airline zu Kapazitätsengpässen im Callcenter kommen. Bei im Schnitt 70.000 Anrufen am Tag waren dann bei den ersten größeren Flugplananpassungen während Corona 70.000 - 100.000 Anrufe pro Stunde zu verzeichnen. Für solche Flugplananpassungen plant man natürlich mit maximalen Kapazitäten in den Callcentern, aber dort sind maximal rund 30% zusätzliche Kapazität realistisch umzusetzen. Man möchte auch hier zukünftig noch stärker auf die digitalen Services setzen, damit nicht ganz so viele Anrufe notwendig sind.
Was sich aktuell nicht vermeiden lässt, ist ein zeitlicher Versatz bei der Verarbeitung der Flugplanänderungen in Hinblick auf die unterschiedlichen Lufthansa Group Airlines, einschließlich etwaiger Codeshares. Durch die zeitlich versetzte Verarbeitung kann es insbesondere bei diesen Flugkombinationen dazu kommen, dass eine vom Reaccommodation-Roboter vorgeschlagene Umbuchung wenig später keinen Sinn mehr macht, wenn dann die andere LHG-Airline ihre Flugplanänderungen verarbeitet hat. Hier sucht man aber wohl aktiv nach einer Lösung, um diese immer wieder unbefriedigenden Umbuchungsvorschläge zu vermeiden.
Kunden in der First Class, die von einer Fluggeräteänderung verbunden mit einem Verlust der First Class Kabine betroffen sind, werden mittlerweile proaktiv vor der Umsetzung der Flugplanänderungen kontaktiert.
Abschließend gibt es eine gute Nachricht für alle Lufthansa-Kunden in Stuttgart, Nürnberg und Düsseldorf. Diese Airport sollen auch weiterhin grundsätzlich bedient werden, und das vorhandene Lufthansa Express-Angebot mit der Bahn soll dieses Flugangebot auch weiterhin nur ergänzen, aber nach aktuellem Stand nicht ersetzen. Auch Leipzig soll definitiv wieder angeflogen werden, sobald es die Nachfrage erlaubt.
Kurz vor der anstehenden ersten großen coronabedingten Bereinigung des diesjährigen Sommerflugplans gab es heute die Gelegenheit eines virtuellen Gesprächs mit zwei Experten der Lufthansa - Dr. Björn Becker, Head of Product Management Ground & Digital Services, und Ulrich Lindner, Head of Network Management.
Die coronabedingt deutlich niedrigere Nachfrage macht es weiterhin nicht einfach, die Flugpläne festzulegen. Hinzu kommen für die Airlines die teilweise vorhandenen Flugverbote (insbesondere auf der Langstrecke), Beförderungsverbote (z.B. in Hinblick auf die Virusvarianten-Gebiete) sowie Crew-Restriktionen, z.B. wenn das Bordpersonal nicht im Ausland übernachten darf.
Der aktuelle triste Status Quo liegt bei weniger als 20% des Vorkrisen-Niveaus am Hub Frankfurt, bei einem Minimum-Angebot von 5% am Hub München, sowie 10-15% des Vorkrisen-Niveaus an den anderen beiden LHG-Hubs Wien und Zürich. Hier schafft man es gerade so, im internationalen Verkehr zumindest viele Ziele / Reisemöglichkeiten grundsätzlich im Angebot zu halten, vielfach aber auch nur mit maximal einer Frequenz am Tag.
Für den März wurden die meisten Flüge bereits auf ein ähnliches Niveau wie im Januar und Februar reduziert, und vergangene Woche hat auch bereits der April eine deutliche Anpassung des Flugangebots erfahren. Dieses Angebot liegt leicht über dem des März-Flugangebots, da man u.a. rund um Ostern mit einer etwas höheren Nachfrage rechnet.
Eigentlich ist das Ziel, mit einer Vorlaufzeit von ca. 3-4 Monaten den Flugplan anzupassen.
Generell ist im Kont-Verkehr die Nachfrage weiterhin sehr kurzfristig, ein Großteil der Buchungen entsteht erst ab 4 Wochen vor Abflug. Hier versucht man, mit Hilfe von Statistiken und Künstlicher Intelligenz u.a. durch die Analyse von Suchanfragen diese Kurzfrist-Nachfrage zu antizipieren und hofft darauf, die "passenden" Flüge im Flugplan zu belassen. Daher muss weiterhin damit gerechnet werden, dass die einzelnen Monate mit einer Vorlaufzeit ca. 4-6 Wochen jeweils noch einmal nachgesteuert werden. Dies erfolgt in Abhängigkeit von der (erwarteten / errechneten) Nachfrage sowie der weiteren Entwicklung von Einreiserestriktionen. Kurzfristige Streichungen möchte man natürlich vermeiden, aber diese sind auch weiterhin nicht auszuschließen - sei es aufgrund neuer Restriktionen, oder weil 15 Tage vor Abflug so wenig Gäste auf dem Flug gebucht sind, dass dieser die operationellen Kosten nicht decken würde. Diese Maßnahmen lassen sich aufgrund von teils sehr schwer vorhersehbaren Nachfrageeinbrüchen nicht vermeiden.
Das derzeit noch im Verkauf befindliche Angebot für den Zeitraum Mai bis Oktober ist natürlich nicht realistisch und muss zeitnah angepasst werden. Dass dies bis dato nicht geschehen ist, liegt in der Slot-Politik der EU begründet. Für den Sommerflugplan 2020 und den Winterflugplan 2020/2021 wurde der sogenannte "Slot Waiver" beschlossen - eine vorübergehende Aussetzung der sogenannten 80/20-Regel bei der Zuteilung von Slots an den Flughäfen. Das hat dabei geholfen, Leerflüge in Europa zu vermeiden, die die Airlines ansonsten zum Erhalt der kostbaren Landerechte hätten durchführen müssen.
Der neue Beschluss erlaubt es den Fluggesellschaften nun, wichtige Slots zu halten, sofern diese mindestens zu 25% genutzt werden. Die Entscheidung zur Slot-Nutzung musste man zunächst abwarten, da man dies unbedingt in die Planungen mit einbeziehen wollte.
In der Folge wird der Sommerflugplan in den noch nicht bereinigten Monaten Mai bis Oktober 2021 nun zunächst um rund 30% auf ca. 70% des Vorkrisen-Niveaus reduziert.
Dass der Flugplan mit zunächst 30% Reduzierung zu diversen Destinationen noch immer sher optimistisch ausgelegt ist, liegt auf der Hand. Hier möchte die Airline natürlich mit der entsprechenden Vorlaufzeit und den Chancen auf coronabedingte Lockerungen zunächst genügend Verbindungen im Flugplan belassen, um eine möglicherweise aufkommende Nachfrage auch abgreifen zu können.
Wenn nun eine Flugplanänderung vorbereitet ist - für die größeren Anpassungen dauert die Vorbereitung meist einige Wochen - werden die Änderungen in die Reservierungssysteme geladen und die Buchungen mit dem geänderten Flugstatus versehen; zudem versucht ein Reaccommodation-Roboter, die Flüge soweit möglich auf alternative Verbindungen innerhalb der Lufthansa Group umzubuchen. Dies dauert je nach Umfang der Flugplananpassung zwischen wenigen Stunden bis hin zu 1-2 Tagen. Die betroffenen Buchungen werden dann systemseitig auf sogenannten Queues zur Abarbeitung platziert, da die gebuchten Passagiere über die Flugplananpassung informiert werden müssen. Für Buchungen im Eigenvertrieb liegt die Informationspflicht bei der Airline, für Buchungen über Reisebüros bei der jeweiligen Travel Agency.
Insbesondere direkt nach einer größeren Flugplanänderung kann es dann auch bei der Airline zu Kapazitätsengpässen im Callcenter kommen. Bei im Schnitt 70.000 Anrufen am Tag waren dann bei den ersten größeren Flugplananpassungen während Corona 70.000 - 100.000 Anrufe pro Stunde zu verzeichnen. Für solche Flugplananpassungen plant man natürlich mit maximalen Kapazitäten in den Callcentern, aber dort sind maximal rund 30% zusätzliche Kapazität realistisch umzusetzen. Man möchte auch hier zukünftig noch stärker auf die digitalen Services setzen, damit nicht ganz so viele Anrufe notwendig sind.
Was sich aktuell nicht vermeiden lässt, ist ein zeitlicher Versatz bei der Verarbeitung der Flugplanänderungen in Hinblick auf die unterschiedlichen Lufthansa Group Airlines, einschließlich etwaiger Codeshares. Durch die zeitlich versetzte Verarbeitung kann es insbesondere bei diesen Flugkombinationen dazu kommen, dass eine vom Reaccommodation-Roboter vorgeschlagene Umbuchung wenig später keinen Sinn mehr macht, wenn dann die andere LHG-Airline ihre Flugplanänderungen verarbeitet hat. Hier sucht man aber wohl aktiv nach einer Lösung, um diese immer wieder unbefriedigenden Umbuchungsvorschläge zu vermeiden.
Kunden in der First Class, die von einer Fluggeräteänderung verbunden mit einem Verlust der First Class Kabine betroffen sind, werden mittlerweile proaktiv vor der Umsetzung der Flugplanänderungen kontaktiert.
Abschließend gibt es eine gute Nachricht für alle Lufthansa-Kunden in Stuttgart, Nürnberg und Düsseldorf. Diese Airport sollen auch weiterhin grundsätzlich bedient werden, und das vorhandene Lufthansa Express-Angebot mit der Bahn soll dieses Flugangebot auch weiterhin nur ergänzen, aber nach aktuellem Stand nicht ersetzen. Auch Leipzig soll definitiv wieder angeflogen werden, sobald es die Nachfrage erlaubt.