Ich packe es mal hier hin, der Suchfunktion ist "A350" ja zu kurz um einen besseren Thread zu finden...
Nach mehreren C-Flügen im A350 (Qatar, Vietnam...) hatte ich jetzt erstmals das Vergnügen, den A350 3 x bei Lufthansa in der Eco zu fliegen (MUC-PVG). Ich war ziemlich heiss drauf, und es hat einige Zeit gedauert, bis der LH Flugplan und meine Reiseziele mal so übereinanderpassten, dass ich den A350 mit großen Erwartungen probieren konnte.
Enttäuschend dürfte eher noch eine milde Formulierung sein! Die Verbesserungen des modernen Design sind mal wieder für die Buchhalter, Shareholder und Schnäppchenjäger gemacht. Das Ding ist verglichen mit A330/340 echt eng!
XWB klingt ja erstmal positiv, "Extra wide Body", in der Praxis heisst es aber, die Seitenwand ist kein deutlich nach innen gezogener Kreisbogen, sondern fast senkrecht. Das erlaubt die Sitze so einzubauen, das die Armlehne direkt an der Seitenverkleidung ist, also kein Platz für Kissen/Decke/Jacke neben dem Sitz mehr. Als Fensterplatzfan eine echte Enttäuschung, er bietet im Vergleich zu den anderen Plätzen keinerlei Zusazplatz mehr. Dazu sind die Sitze noch schmaler als in A330/340. Nicht ganz so katastrophal wie 787 9-abreast oder 777 10-abreast, aber auch nicht mehr wirklich spürbar breiter.
Die Lehnen lassen sich weiter zurückkippen, sind aber auch oben massiver geworden, da ja die Sitztasche nach oben gewandert ist. Das zwingt mich als normalerweise nicht-recliner dem Vorbild des Vordermannes zu folgen, sonst geht es gar nicht. Leider rückt dabei die Sitzfläche nach vorne, und der Platz für die Knie wird knapp, der Winkel zum Beine unter den Vordersitz ausstrecken ungünstig. Das ist aber ohnehin eingeschränkt, da die Schwimmweste in einer massiven Box untergebracht ist, die richtig Platz kostet. Die sehr weit aussen angeordneten Sitzbeine reissen das nicht wirklich raus. Mit freiem Mittelsitz (glücklicherweise bei einem der 3 legs) kann man die Beine halbwegs schräg zwischen die zwei Boxen ausstrecken.
Der Bildschirm geht schon nur noch mit Lesebrille, er ist weniger als 30cm vor der Nasenspitze. Größer braucht er wirklich nicht mehr zu sein.
Die Fenster sind zwar größer, aber die innerste Scheibe ist sehr weit innen und realtiv groß, Fotografieren kann man ziemlich vergessen. Dazu haben sie relativ viel Abstand, ich habe jetzt in 3 verschiedenen Reihen gesessen, und jedes mal war genau da wo ich natürlicherweise den Kopf hätte die Seitenverkleidung zwischen zwei Fenstern. Durch keines der zwei halben mir zur Verfügung stehenden konnte ich wirklich gucken.
Laut SeatGuru hat die A350 Y keine Steckdosen, das ist natürlich mal wieder ein Fehler... Natürlich gibt es die üblichen Universalsteckdosen auch im A350, und zwar eine pro Dreiersitzgruppe. Auf Nachtflügen am grünen Licht unschwer erkennbar. Ist aber relativ egal, da der Platz defininitiv nicht dafür ausreicht, ein Laptop hinter der voll zurückgeneigten Lehne des Vordermannes aufzuklappen. Egal ob auf den Beinen oder auf dem Tischchen.
Dass die Sitzplatznummern erst lesbar sind, wenn alle sitzen und die Gepäckfächer hochgeklappt sind, beschleunigt das boarden auch nicht gerade. Das Moodlighting braucht auch noch etwas feintuning... Nach dem Abendessen im grauen gedimmten Licht kommt irgendwann der Einschlaf-Weckruf: Es wird grell orange in der Kabine, um dann über 5 Minuten langsam einen Sonnenuntergang zu simulieren, und dann endlich Dunkelheit zum schlafen zu bieten. Da war ein simpler Ausschalter doch besser. Das Sonnenaufgangswecken ist ganz OK, aber eigentlich auch nur eine Spielerei die die Welt nicht braucht.
Die Tailfin-Kamera hätte ich sicher auch mehr genossen, wenn nicht das dreisprachige Sicherheitsvideo und die dreisprachige FlyNet-Werbung so lange gedauert hätte, bis der Start gelaufen und draussen nur noch der dunkle Nachthimmel und ein Beacon Licht zu sehen waren... Die im A350 verbaute Version der Moving Map zeigt einem auch öfter die Weltkugel mit bildfüllendem Afrika als die eigene Position, kaum dass die Reinzoomsequenz endlich beendet ist und der relevante Kartenausschnitt gezeigt wird, wird auch schon wieder auf die nächste Füllsequenz umgeblendet. Bis auf die "ganze Route Heading up" Sequenz wertlos. Die Menues mit einem Nachtmodus auszustatten (jedes billige Navi im Auto kann sowas) würde auch verhindern, dass eingeschlafene Mitpassagiere nach dem Ende ihres Films die halbe Kabine mit dem blendend weissen Auswahlbildschirm beleuchten, zumal die Position auch noch so ist, dass man exakt zwischen den Sitzlehnen auf den Bildschirm der schräg vor einem sitzenden guckt...
Was die Tischchen so können habe ich nicht ausprobiert, nachdem ich die "Essensqualität" auf der Chinaroute mehrmals spüren musste, verzichte ich inzwischen auf jegliches Catering. Die Ellenbogenfreiheit zur Bestecknutzung ist jedenfalls marginal.
Angenehm leise ist er, wenn auch nicht ganz so phänomenal wie vor den Triebwerken in der C. Aber das wars dann auch schon mit den Vorzügen.
Ausser wenn ich einen der paar ganz speziellen Sitze ergattern kann (z.B. 27 B/J), werde ich den A350 in Eco fortan aktiv meiden! Mein nächster Shanghai-Flug wird daher sehr sicher keiner mit Lufthansa.
Die Premium Eco hat im Gegensatz zu A330/340 nicht einen sondern zwei Sitze weniger pro Reihe (12% mehr Platz!), vielleicht lohnt sie sich ja im A350, das müsste ich nochmal probieren. Für das Geld kann ich dann aber auch wieder Qatar oder Vietnam C fliegen, und da macht der A350 wirklich Spaß! Und das Essen ist auch geniessbar.
Ich hatte noch Glück, das auf einem meiner 4 bereits gebuchten legs kurzfristig ein A340-600 zum Einsatz kam...