Ich glaube langsam CS sucht einen schwarzen Peter für die Insolvenz. Ein Bund der eine Rettung mit zu vielen Forderungen kaputt macht würde sich da doch anbieten.
Lassen wir mal gestern und Corona beiseite, und besinnen uns auf das Wesentliche: die Zukunft.
Die Insolvenz könnte diesem Lufthansa Vorstand endlich den Freiraum verschaffen, den er in den letzten Jahren nicht hatte, um seine Pläne für den erfolgreichsten Aviationkonzern der Welt endlich umzusetzen.
Eine Insolvenz bedeutet grob gesagt "alles auf Null" - jede Baustelle wird eingeebnet, und die Manager bekommen die Chance alles von Null an neu aufzusetzen. Die Lehren / Erfahrungen der letzten 15 Jahren waren nicht umsonst - sie können nun helfen gute Entscheidungen und Strategien umzusetzen.
Die Lufthansa war bereits in den vergangenen Jahren einem global veränderten Martk ausgesetzt, der es ihr zusehends schwer machte mit den bestehenden Strukturen und betrieblichen Voraussetzungen so zu reagieren, wie es die Unternehmensleitung gern hätte. Das bedeutet keineswegs, dass die Lufthansa schlecht gearbeitet hat - es bedeutet imho vielmehr was die Lufthansa noch viel besser hätte machen können.
Die gescheiterten Versuche neuer Business Lines / Produkte müssen auch nicht vergebens gewesen sein - die teils qualvollen Erfahrungen resultierten ja in grossen Teilen aus Altlasten, auch in Form von Denkmustern / Bindungen, die man nun endgültig hinter sich lassen könnte.
Was ich sagen will: Ein komplettes "neu aufspielen" - eine solche Chance gibt es wohl in diesem Jahrhundert nicht mehr. Die Karten werden wohl neu gemischt, und es dürfte entscheidend sein, beim ersten "Geben" am Tisch zu sitzen.
Es ist aber nicht alles "Gold" was glänzt: Ein neuer Aviationkonzern wird sich den Marktrealitäten stellen müssen - er wird sich nicht mehr auf Althergebrachtes verlassen können - er muss beweisen, dass er es kann. Und zwar nicht nur bis zur Erreichung eines dominierenden Marketshares. Sondern weit darüber hinaus.
Die Airline wird gut daran tun, im globalen Kontext zu denken und zu planen - und sie wird sich stellen lassen müssen. Kein Verstecken mehr in einem heimischen Quellmarkt - kein Aussitzen der Konkurrenz - keine flächendeckenden Einnahme-Deltas gegenüber anderen Airlines mehr um die Kasse aufzubessern.
In diesem Markt, den ich echt klar umrissen vor mir sehe, werden die Grenzen zwischen "Low Cost" und "Legacy" kaum mehr existent sein - jedenfalls nicht auf der Kurz / Mittelstrecke.
Diese Zeit bietet eine Chance - eine Chance als Manager über sich hinaus zu wachsen und etwas zu tun, was wenigen Menschen vergönnt ist: Einen Neustart zu gestalten.
Einen Neustart gestalten, muss man nach meinem Dafürhalten "von der Spitze" weg - Zeit ist ein entscheidender Faktor.
Was das Risiko angeht: Niemand wird die gegenwärtige Krise irgendeinem Unternehmensleiter/führer anlasten - aber die Zeit kommt immer näher, zu der Interessierte die Frage stellen werden: "Was habt ihr aus der Corona Phase gelernt, und wie habt ihr diese Erkenntnisse für die wichtige Zukunft eingesetzt?".
Und dann wird man im Container am Tor 21 hoffentlich gute Antworten parat haben - -