Die sehr schweren Akkus beim E-Auto müssen doch das Fahrverhalten völlig ruinieren, gerade wenn man von einem leichten Verbrenner-Sportwagen kommt und da Spaß dran hatte? Gerade in den Alpen mit vielen Kurven? Wie man da plötzlich Freund von Beidem sein kann, ist mir rätselhaft? Klar, wenn man Autoscooter will und Beschleunigung, kriegt man die. Aber man zahlt mit Reichweite und frühem Akkuverschleiß.
Das ist m.E. ein Vorteil der E-Autos. Man sieht die zunehmend auf den Autobahnen cruisen, statt diese Raserattacken im Wechsel mit Vollbremsung, die es sonst oft gibt. Die wollen eben Reichweite, verstehe ich.
*Wenn Sie wie Walter Röhrl ein PS-Monster der Rallye-Gruppe B fahren wollten, aber die Millionen für einen Pikes Peak Quattro nicht haben: Der Hyundai Ioniq 5 N bietet ein fantastisches Preis/Irrsinns-Verhältnis.
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Zitate: "...Wenn Sie wie Walter Röhrl ein PS-Monster der Rallye-Gruppe B fahren wollten, aber die Millionen für einen Pikes Peak Quattro nicht haben: Der Hyundai Ioniq 5 N bietet ein fantastisches Preis/Irrsinns-Verhältnis.
Revvin‘ up your engine, listen to her howlin‘ roar, sang Kenny Loggins im Jahr 1986 in seinem Lied
„Danger Zone“. In den Kinos lief der dazu gehörende Film „Top Gun“, die USA rüsteten den Russen mit Pershing 2 und Tomahawk-Marschflugkörpern zu Tode, und die Väter meiner Schulfreunde machten sich darüber Gedanken, wie man aus einem Motor mit fragwürdigen fünf Zylindern noch fragwürdigere 650 PS herausholte. Denn in jenen Tagen liebte man nicht nur die Gefahr, man hielt auch wenig von Regeln. Besonders wenig Regeln gab es in der sogenannten Gruppe B des Rallyesports. Und deren Ikone war der Audi Quattro, genauer: der kurze Audi Quattro Sport S1 E2 mit Walter Röhrl am Steuer. Dazu gab es den Porsche 969, den Lancia 037, den Renault 5 Turbo: Von 1982 bis 1986 währte dieses Goldene Zeitalter des Rallyesports, bis es zu einer Serie von schweren Unfällen kam. Die Autos waren trotz Allrad und Mittelmotor zu schnell. Die Gruppe B wurde beendet. Die Killer-Autos, die als unbeherrschbar galten, wanderten in die Museen. Seitdem schlichen Rallyefahrzeuge mit 300 PS durch die Gegend. Denn damals sagte man: 650 PS überfordert den normalen Menschen, das ist zu viel.
Sollte man anderer Meinung sein und doch so eine alte Rakete fahren wollen,
ist man ab rund zwei Millionen Euro dabei. Dafür bekommt man ein Auto, das im Alltag völlig untauglich ist. Man braucht zur Abstimmung und Wartung Experten von damals, die in aller Regel inzwischen steinalt sind. Dafür gibt es Überrollbügel und groteske Anbauten, die dem Gefährt den lieblichen Kosenamen „Flügelmonster“ einbrachten. Die Zahl dieser Fahrzeuge war so gering, dass ich damals selbst die zivile, heute unbezahlbare Version nur einmal in die Hand bekam. Es war – eindrucksvoll. Aber wie auch immer, 38 Jahre später gelten Verbrenner als aussterbende Gattung, und unser geliebter Planwirtschaftsminister rechnet uns vor, dass E-Autos ökonomischer und besser für die Umwelt wären. Ich persönlich habe das ja immer für Unsinn gehalten, aber dank des Umstandes, dass sich der Markt für Stromer nicht wie gewünscht entwickelt, müssen die Autofirmen etwas tun, um Kunden zu finden. Der koreanische Konzern Hyundai kam daher, verkürzt gesagt, auf die Idee, die Gruppe B in ihrem letzten, irrsten und mörderischsten Jahr zum Leben zu erwecken und den Untoten für gerade mal spottbillige 75.000 Euro in die Läden zu bringen.
Man bekommt für diese lächerliche Summe mehr PS als bei einem gerade eingestellten Audi R8 V10. Man bekommt mehr Drehmoment. Man erreicht mit den 609 und bei Zuschaltung des Boost-Modus 650 PS nicht das Leistungsgewicht eines R8 und schon gar nicht das eines Quattro Pikes Peak – der war in etwa halb so schwer, wie die 2,2 Tonnen des
Ioniq 5 N – aber die Idee ist die gleiche: Man nimmt eine brave, langweilige Familienkutsche wie den Audi 80
oder den halbwegs erträglichen Ioniq 5 – hier getestet –, und gibt ihn Leuten, die wirklich etwas von Autos verstehen. Und von dem, was Männern und Kunden gefällt, und nicht nur vielleicht dem Controller, der Frau, die einen SUV für die Kinder will, der Antisemitin Greta oder dem Vorstand der Grünen in Berlin-Mitte. Wie viele andere Hersteller erlebt Hyundai gerade einen harten Einbruch beim Verkauf von E-Autos, und der Ioniq 5 N verspricht Fahrspaß, der angeblich einem echten Verbrenner in nichts nachstehen soll. Dazu hat sich wirklich einiges getan.
Dafür war mein Modell an anderer Stelle erfreulich spartanisch: Es gibt Sportschalensitze mit richtigem Seitenhalt, die man nur manuell verstellen kann. Es gibt zuschaltbare Rundinstrumente, wahlweise als Tachometer oder virtueller Drehzahlmesser mit optischen Signalen für das drohende Überdrehen. Natürlich passiert das nicht wirklich, aber wenn man die manuelle Schaltung benutzt, ist das zusammen mit den Fehlzündungen und dem Motorengeräusch durch die Lautsprecher eine hübsche Ergänzung.
Falls Sie nun denken, aber bitte, der Vorteil ist doch, dass man im E-Auto so wunderbar ruhig fährt, wer braucht denn so etwas – nun, dann sollten Sie einmal dorthin, wo Gott am siebten Tag die Kurven in den Berg gegossen hat. Auf den Jaufenpass nämlich. Denn all die technischen Möglichkeiten des E-Autos sind auch sein Fluch: Lenkung, Bremsen, Gas, alles wird dort nur simuliert, und führt dazu, dass man teigige Bremsen ohne Druckpunkt, ein gefühlloses, unpräzises Lenkrad, keine Rückmeldung von der Straße und kein Gefühl von der Geschwindigkeit hat. Der 5 N ist da ganz anders: Er hat gut dosierbare, kräftige Bremsen mit einem genauen Druckpunkt, an dem man auch wie Walter Röhrl mit dem linken Fuß spielen kann. Er hat eine Lenkung, für die man Kraft braucht, aber auch Gefühl für die Kräfte des Fahrzeugs, den Halt der Reifen und den Zustand der Straße bekommt. Und er hat eben die Handschaltung mit acht Gängen und Simulation eines Zwei-Liter-Turbomotors in Sachen Klang und Beschleunigung. Kein Mensch braucht so etwas in der Stadt oder auf der Autobahn. Aber auf dem Pass bekommt man damit und dem Drehzahlmesser und Tacho ein gutes Gefühl für das, was man mit 609 PS und Allrad anstellen kann. Man weiß mit fast allen Sinnen, an welchem Rand des Irrsinns man sich befindet. Zumindest bergauf.
Ganz ehrlich: Für 75.000 Euro und das, was es an schierer Kraft, Grip und Bodenhaftung leistet, ist das gute Ding nachgeworfen. Alle reden davon, dass wir E-Autos brauchen, die wirklich günstig sind. Hier ist es. Es hat immer noch einen zu langen Radstand, um ein Kurvenwunder zu sein, und bergab sind die 2,2 Tonnen beim Schieben über die Vorderräder mitunter beängstigend. Der 5 N kann die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen, und 500 Kilo weniger wären ebenso nett wie ein noch tieferes Fahrwerk, ein riesiger Heckflügel aus Carbon mit der Aufschrift Alpine und politisch unkorrekte Werbung für HB, Jägermeister oder einen fragwürdigen Nachtclub in Wattenscheid. Halt alles, was man sich von einem Auto 1986 als Schüler erträumt hat. Aber so insgesamt, im Sportmodus und mit Allrad, ist es ein grandioses Fahrzeug für Männer mit schnellen Reflexen und Freude am Fahren. Die Kraft ist zwischen den Achsen gut verteilt und verursacht allenfalls eine leichte, aber nicht gefährliche Neigung zum Übersteuern. Generell ist der Wagen so gutmütig, wie man mit der doppelten Kraft eines Ferrari 348 GTS in einem Familienauto eben so sein kann. Also nicht sehr, aber es gibt sehr viel gefährlichere Spielzeuge mit deutlich weniger PS.
Wer ein Auto mit Elektromotoren und Rennsportambitionen auf Asphalt und Schotter sucht, sollte es auf jeden Fall ausprobieren. Es wartet auf den ambitionierten Fahrer deutlich mehr als das anfällige System „Alte Karosse mit zu starken Motoren“, das viele andere betreiben.
Die Reichweite ist schlecht, der Verbrauch ist beim Spaßhaben astronomisch."
Zitate Ende
Fazit: Ganz ok, sogar sehr gut, aber weit entfernt von "echten Autofahren in vernünftigen, tatsächlichen Sportwagen"