Der kalifornische Westwind - Teil 2
Amerika, die Vereinigten Staaten. Ich glaube in keinem Land der Welt habe ich soviel Zeit verbracht, abgesehen von meiner Heimat natürlich, zumindest nicht bewusst. Dieses unglaubliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten - zumindest was das Reisen betrifft sind die Möglichkeiten tatsächlich nahezu unbegrenzt. Natürlich haben wir einige der Landschaften in Europa auch, dazu große Metropolen und vieles ist geschichtsträchtiger als in Amerika. Dafür ist es in Amerika ein Standard, eine Sprache, eine Währung, ein System. Durchaus vielleicht nicht so vielfältig wie Europa oder andere Kontinente, aber halt sehr einfach zu bereisen. Zumindest aber die Landschaften sind vielfältig, und eine davon sind die Rocky Mountains.
Ich wache gegen 6:00 Uhr kurz vor Denver. Aber da die Zeit umgestellt wird ist es erst 5:00 Uhr, etwas früh, aber was soll’s. Unwillkürlich denke ich heute an dieses Lied (der Hauptmann möge mir verzeihen, wenn ich mir sein Stilmittel borge):
https://youtu.be/gPKUR692Qu8
Auch wenn es der California Zephyr, und nicht der City of New Orleans ist, mit dem ich fahre, so wirkt es doch passend.
Denver wird deutlich vor der Zeit erreicht, und dann geht es in die Berge.
Höher und höher schraubt sich der Zug, die Landschaft wird rauher und das Grün weicht fast komplett herbstlichem Gelb. Mal geht es durch enge Täler, mal durch lange Tunnel, und dann wieder über Hochebenen. Hinter Granby Treffen wir auf den Colorado River dessen Verlauf wird den Tag über bis hinter Grand Junction folgen.
Es läuft gut bis Hot Sulphur Springs, wo wir eine knappe Stunde verlieren, weil auf dem Abschnitt vor uns Felsstücke auf die Strecke gefallen sind.
Die Gesprächespartner auf dieser Tour erweisen sich als sehr unterhaltsam, ein Paar aus der Nähe von Portland, eines aus Australien und auch eines aus Deutschland. Die Amerikanerin, die mit ihrem französischen Ehemann unterwegs ist, die freundliche Dame aus Indiana auf dem Weg nach Salt Lake City. Oder die malaiische Einwanderin mit ihren Verwandten, die mir nicht nur die amerikanische sondern in bemerkenswerter Detailliertheit auch die deutsche Politik erklären. Und natürlich kennen alle Deutschland und waren in Neuschwanstein oder kennen jemanden der dort war. Ich selbst war nie dort, kenne aber auch jemanden. Das verbindet.
Die Landschaft wechselt, nach den Bergen hinter Denver geht es in die Hochebene, dann den Colorado entlang.
Es folgt die das wüstenhafte Utah, da ruft auch schon das Abendessen, pünktlich zum Sonnenuntergang.
Am nächsten morgen ist die Landschaft ähnlich, aber diesmal ist es Nevada. Das Frühstück nehme ich kurz vor Reno ein.
Dann geht es noch einmal durch enge Täler und steile Schluchten. Bevor sich die kalifornische Landschaft öffnet.
Plötzlich ist es wieder bebaut und belebt. Dann folgt in Sacramento etwas eigenartiges: wir fahren 40 Minuten vor der planmäßigen Zeit ab. Und plötzlich geht alles ganz schnell. Auch die nächsten Orte werden vor der Zeit erreicht und verlassen, und so kommt es, dass wir fast eine Stunde zu früh am Zielort ankommen.
Die fehlende Stunde tut dem Gesamtergebnis aber keinen Abbruch, und so verlasse ich glücklich und zufrieden meine Roomette und verabschiede mich vom Stuart (darf man den so nennen?), der mich die ganze Zeit über gut umsorgt hat.