Tag der dummen Ideen
Wenn man eine Stadt besucht die man schon kennt, gibt es viele Vorteile. Dazu gehört, dass man ohne schlechtes Gewissen irgendetwas machen zu müssen in den Tag hinein leben kann, und auch, dass das Wetter nicht so wichtig ist. Dennoch soll es heute etwas für mich Neues geben: Lantau.
Lantau ist eine Insel, Hongkongs größte, die bis zum Bau des neuen Flughafens Chek Lap Kok ein eher beschauliches Dasein fristete. Inzwischen gibt es eine Sattelitenstadt mit Shoppingmal und Outletcenter, Disneyland und andere Attraktionen.
Vier Stationen, einmal umsteigen und wieder vier Stationen, und schon bin ich da, wo Touristen hin müssen. An der Talstation der Seilbahn zum Po-Lin-Kloster auf dem Ngong-Ping-Plateau auf 460 Metern Höhe.
Ich kaufe, warum auch immer, eine Hin- und Rückfahrkarte und schon geht es los. Der Blick reicht über den "neuen" Flughafen von Hong Kong, und zeigt die im Bau befindliche Autobahn - vermutlich nach Macao.
Hoch und höher geht es, und irgendwann in die Wolken. Nach ca. 25 Minuten Fahrt sind wir oben, und dürfen schon mal einen Blick auf den Buddha werfen. Dieser 22 Meter hohe Bronze-Buddha steht auf einem 34 Meter hohen Sockel und ist einer der größten Buddha-Figuren der Welt. Er wurde 1993 errichtet und brachte dem Kloster, das bereits seit 1927 dort oben steht, Bekanntheit und Touristen. Zusammen sind diese beiden Sehenswürdigkeiten der Grund, warum es hier vor Menschen wimmelt. Ich ducke mich den Selfie-Sticks aus dem Weg und arbeite das Programm ab.
Weiteres Highlight der Insel ist ein Fischerdorf, das per Taxi oder mit dem Bus erreichbar ist. Leider ist mein Reiseführer hier missverständlich, denn zum einen empfiehlt er die Fahrt nach oben auf das Plateau mit der Seilbahn, den Weg runter aber zu Fuß, und weiterhin direkt das Fischerdorf. Da von der Seilbahn kein Weg zur Talstation auszumachen ist, beschließe ich, dass nur der Weg nach Tai O, also zum Fischerdorf gemeint sein kann. Also gehe ich raus aus dem Gewühl und die Straße entlang - dumme Idee bei rund 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Erst begegnen mir noch ein paar streunende Hunde, von denen es hier oben reichlich zu geben scheint, später hier und da ein Taxi und dann eine Herde Kühe. Nach etwa 40 Minuten endet der Bürgersteig an einer Bushaltestelle, und ich beschließe, dass es wohl besser ist auf den Bus zu warten.
Der kommt alsbald, und so erreiche ich das Fischerdorf Tai O. Viel zu sehen ist nicht, die Blechhütten stehen wie angekündigt auf Pfählen und es werden Touren mit dem Boot angeboten. In der kleinen Einkaufsstraße gibt es allerlei vom toten Fisch, hier und da wohl auch was vom Lebenden.
Ich beschließe auf die andere Seite, nach Mui Wo zu fahren. Von diesem, meines Erachtens, im Prinzip eigentlich teilweise, im Großen und Ganzen und unterm Strich alles in allem noch schönen Örtchen, geht es dann mit der Fähre zurück nach Hongkong.
Die Fähre benötigt 60 Minuten und bietet einen tollen Blick auf Hongkong Island.
Inzwischen ist es klarer und die Sonne kommt raus. Dazu sind nach wie vor knapp 30 Grad Celsius und Luftfeuchtigkeit ist auch vorhanden. Ich beschließe die Chance auf ein gutes Bild vom Peak zu nutzen. Ein solches habe ich zwar bereits zu Hause, aber das ist auch schon wieder ein paar Jahre alt.
An der Talstation der Peak-Tram stehen grob geschätzt ungefähr 1 Mio. Menschen, und ich beschließe zu Fuß zu gehen - die nächste dumme Idee. Ein Stück hilft mir die wohl längste Rolltreppe der Welt, aber dann geht es schweißtreibend zur Sache.
Oben angekommen ist die Aussicht zwar nicht optimal aber irgendwie gelohnt hat es schon. Die Dämmerung genieße ich mit dem Blick von oben, dann geht es mit dem Bus wieder nach unten - die Fahrt definitiv ein Erlebnis.
Genug für heute!