CHASE – die ING-DiBa 2.0?

ANZEIGE

Wipfel

Aktives Mitglied
10.11.2023
101
109
Da sicher nicht alle einen Zugang haben. Magst du die Knackpunkte spiegelstrichartig nennen?
Ich kann es auch nicht lesen. Die KI schreibt dazu mehrere Gründe. Strategischer und nachhaltiger Marktantritt, personelle Besetzung, Fokus auf Sicherheit und Verlässlichkeit und Komplexität des deutschen Marktes.

Gemini meint: "Ursprünglich wurde ein Start im Jahr 2024 angestrebt, doch die aktuellen Äußerungen deuten darauf hin, dass Chase frühestens Ende 2025 oder möglicherweise erst 2026 in Deutschland an den Start gehen wird."
 

ThePaddy

Erfahrenes Mitglied
03.01.2019
1.371
469
STR
JP Morgans geplante deutsche Digitalbank ”Chase” sorgt für Diskussionen: Wann kommt sie endlich? Immerhin ist es schon rund zweieinhalb Jahre her, dass das Vorhaben publik wurde.

”Nichts überstürzen”

Eins steht außer Zweifel: Das Projekt ist in der Mache. Ungewiss ist allerdings, wann Chase gelauncht wird - JP Morgan weiß es offensichtlich selber nicht. Wobei der US-Gigant (Bilanzsumme 2024: 3,65 Billionen Euro, Nettogewinn: 50 Mrd. Euro) offiziell auch nie einen Zeitpunkt genannt hat. Anfang 2023, als gut unterrichtete Kreise das Unterfangen in die Öffentlichkeit brachten, hieß es, dass der Start Ende 2024 oder Anfang 2025 erfolgen könnte. Im November 2024 meldete sich die Bank dann zu Wort, ließ wissen, dass man ”nichts überstürzen” wolle. Derzeit, etwas mehr als ein halbes Jahr später, ist weiter unklar, wann es losgeht - eine dementsprechende Frage von FinanzBusiness ließ JP Morgan unbeantwortet. Überhaupt lehnte das Institut ab, sich zu äußern.

Spanier schneller

An Aktualität gewinnt die Frage, wann Chase an den Markt geht, wegen eines unmittelbar bevorstehenden Ereignisses: den Launch der Digitalbank der BBVA in Frankfurt, über den FinanzBusiness exklusiv berichtete. Die spanische Großbank (Bilanzsumme: 775 Mrd. Euro) gilt als digitales Powerhouse - so startete sie 2021 eine Digitalbank in Italien, die sich als überaus erfolgreich erwiesen hat.

Aus dem Umfeld von JP Morgan war allerdings zu hören, dass es in Sachen Markteintritt in Deutschland zwischen dem US- und dem spanischen Institut einen signifikanten Unterschied gibt: Letzteres setze auf seine bewährte Plattform, designe für den deutschen Markt keine neue Version. Anders Chase: Das Institut würde eine völlig neue Plattform entwickeln, die hundertprozentig auf den deutschen Markt zugeschnitten sei - und das nehme Zeit in Anspruch. Was die Entwicklung der Plattform angeht, erhielt FinanzBusiness aus Finanzkreisen eine weitere interessante Information: Es soll Probleme gegeben haben.

Plattform-Probleme?

”JP Morgan hatte die Entwicklung an einen externen Akteur vergeben”, so unser Ansprechpartner. ”Doch mit dessen Arbeit war man nicht zufrieden, weshalb man sich dazu entschloss, das Projekt in Eigenregie umzusetzen - das hat das ganze Projekt natürlich verzögert.”

Geleistet wird die Entwicklungs-Arbeit am zukünftigen Standort von Chase in Berlin. Derzeit ist das Unternehmen noch in Räumlichkeiten im Bezirk Mitte untergebracht, ganz in der Nähe von N26, einem der Platzhirsche, dem Chase Konkurrenz machen will. Noch im Laufe dieses Jahres soll der Umzug in neue Räumlichkeiten erfolgen - und zwar in das 1966 eingeweihte alte Axel-Springer-Gebäude im Bezirk Kreuzberg.

Viele Stellenanzeigen

Derzeit soll Chase rund 100 Angestellte beschäftigen. Ein Blick in einschlägige Stellenportale zeigt: Die Bank sucht eine ganze Reihe von neuen Mitarbeitern. Unter anderem Security-, Data Control und Risk Manager, Steuer-Fachleute, Management-Berater, Experten für Finanzkriminalität. ”Vor eineinhalb bis zwei Jahren hat Chase viele Leute bei Fintechs abgeworben, gerade im Produktbereich, auch bei uns”, berichtet der Mitarbeiter eines Berliner Tech-Unternehmens. Und weiter: ”Probleme, Leute zu finden, hatten die nicht: Wenn JP Morgan anruft ... .” Ein anderer Fintech-Mitarbeiter erzählt das Gleiche, meint, dass die Zahl der Chase-Stellenanzeigen zwischenzeitlich etwas zurückgegangen sei. ”In letzter Zeit hat sie allerdings wieder angezogen, so mein Eindruck.”

Toller Start - jetzt hakt es

Dass sich der Launch von Chase in Deutschland verzögert (hat), könnte laut Finanzkreisen auch damit zu tun haben, dass bei Chase UK in London derzeit nicht alles rund läuft (und London und Berlin eng verzahnt sein sollen, das heißt, die strategische Planung in London gemacht wird). Fakt ist: Die britische Digitalbank von JP Morgan, die im September 2021 an den Start ging (noch ein Stück heimlicher und im Verborgenen als in Deutschland - so berichtete die Marketing-Chefin, dass sie ihren neuen Job nicht auf LinkedIn veröffentlichen durfte), hat sich als Erfolgsmodell erwiesen: Über 2,5 Mio. Kunden (bei einer Einwohnerzahl von rund 69 Mio.), Einlagen von mehr als 20 Mrd. Pfund (23,5 Mrd. Euro), Empfänger mehrerer Auszeichnungen, unter anderem ”Bank des Jahres”, ”Beste britische Bank”, ”Bester Konto-Anbieter”, ”Beste Banking App”. Im Laufe dieses Jahres will man zum ersten Mal die schwarze Null erreichen und anschließend profitabel arbeiten (nachdem man bisher Verluste im Milliarden-Bereich eingefahren hat). Darüber hinaus soll das Angebot für die Kunden deutlich erweitert werden.

Aber: Es soll auch Probleme geben. So gilt seit April das einprozentige Cashback-Angebot (bis zu einer Höhe von 15 Pfund) nur noch für ausgewählte Produkte und im Ausland überhaupt nicht mehr, was den bekannten britischen Finanzjournalisten Martin Lewis - der unter anderem für seine Ratgeber und Verbrauchtipps bekannt ist -, dazu bewogen hat, seinen Zuschauern Alternativen zur Chase-Kreditkarte aufzuzeigen.

Lieber Revolut

Darüber verliert Chase, das etwas mehr als 800 Angestellte beschäftigt, Mitarbeiter an seinen Konkurrenten Revolut. Zum einen, weil letzterer mit im Durchschnitt 69.000 Pfund (81.000 Euro) deutlich besser zahlt, wie das britische Portal ”efinancialcareers” berichtet. Bei Chase beträgt das durchschnittliche Einkommen 53.000 Pfund, was im teuren London, wo Chase seinen Sitz hat, nicht besonders viel ist (zur besseren Einordnung: der Durchschnittsverdient in der britischen Hauptstadt - der ja auch Geringverdiener miteinschließt - beträgt knapp 44.500 Pfund, also nicht so viel weniger als der durchschnittliche Verdienst eines Chase-Angestellten). Darüber hinaus bietet Revolut seinen Mitarbeitern äußerst großzügige Home-Office-Regelungen, während Chase seine Angestellten am liebsten im Büro sieht.

Von einigen Marktbeobachtern wird auch das relativ geringe Angebotsspektrum betont - beispielsweise biete Chase keinen Überziehungskredit. Als positiv herausgehoben wird dagegen der Umstand, dass das Konto mit keinerlei Kosten verbunden ist. Chase soll, wie bereits erwähnt, dabei sein, mehr Features zu entwickeln - was laut der Marktbeobachter die Frage aufwerfe, ob die Kostenlosigkeit aufrechterhalten wird bzw. werden kann.

Einer geht, einer kommt

Seitens Finanzkreisen hieß es, dass die genannten Probleme sowie die Einführung neuer Features derzeit im Zentrum der Aufmerksamkeit von Chase stehen - dass also im Augenblick das Geschäft in Großbritannien Priorität gegenüber dem Aufbau von Chase in Deutschland genießt. In diesem Zusammenhang ist auf Jakub ”Kuba” Fast zu verweisen. Der polnische Manager, der seine geisteswissenschaftliche Ausbildung unter anderem in Berlin sowie Victoria (kanadische Pazifikküste) und seinen MBA in Harvard erhielt und einen schon fast legendären Ruf genießt, arbeitet seit 2019 bei JP Morgan. An den Planungen zum Aufbau von Chase in Berlin war er federführend beteiligt - ist jedoch seit Mai 2024 CEO von Chase UK und dementsprechend stark auf das England-Geschäft fokussiert.

Seit April dieses Jahres führt der Spanier Daniel Llano Manibardo das Steuer bei Chase in Berlin - der 49-Jährige wurde von der ING abgeworben, wo er das Privatkundengeschäft verantwortete. Das deutet darauf hin, dass das deutsche Chase-Projekt, dessen Kosten auf zwischen 750 Mio. und einer Mrd. Euro geschätzt wird, gepusht werden soll.
 

Arminius

Erfahrenes Mitglied
05.09.2010
732
213
ESS
Also Leute mehr schreiben!
Ich tue mein Bestes! Suche gerade prophylaktisch nach einer Alternative, wenn meine IBAN möglicherweise zwangsumgestellt wird. (Fusion Raiba HT/VBMH)

Da hatte ich gehofft, dass hier schon irgendwelche Termine zum Launch genannt werden. Ist aber nicht der Fall, schade.
 

mattes77

Erfahrenes Mitglied
14.06.2016
3.282
1.808
Die Frage ist halt dann auch, ob Chase in Deutschland "Erfolg" erzielen wird?
Ab Juli kommt wohl BBVA. Die Santander hat Openbank "umgebaut" und
versucht mit "kleinen Verbesserungen" und Startguthaben Kunden zu gewinnen.
Dazu kommt der "Umbau" bei Consors, die ja durchaus eine "Verbesserung"
des Girokotos vorgenommen haben. Und ich gehe davon aus, dass dann im
Juli eine "neue Runde" Neukundenaktionen verschiedener Banken starten wird.
Aus Kundensicht ist das als sehr "positiv" zu werden und von daher denke ich
z.B. dass die DKB im Gegensatz zur ING nicht stark an ihrem Angebot "schrauben
wird" bzw. vielleicht dann höchtens Änderungen bei der Visa Kreditkarte vornehmen
wird.
Auf jeden Fall bleibt es spannend. Sorry für das teilweise offtopic!:unsure::idea::resp:
 

TheTick

Erfahrenes Mitglied
13.03.2020
402
481
Die Frage ist halt dann auch, ob Chase in Deutschland "Erfolg" erzielen wird?
Ich denke, das wird sich daran entscheiden, ob sie Chip TAN anbieten werden oder nicht.

Ich weiß jetzt nicht, wie geschmeidig die BBVA unterwegs ist. Aber die Openbank wird sicher irgendwann ihr Fullbanking full gegen die Wand fahren - die bieten zumindest ein Kundenerlebnis, das in Erinnerung bleibt.
Insgesamt bin ich immer wieder erstaunt, dass es immer wieder neue Marktteilnehmer gibt. DE ist mit den Spk und VR und den Privaten und den Fintechs ja ganz gut versorgt.
 

Arminius

Erfahrenes Mitglied
05.09.2010
732
213
ESS
Ich denke, das wird sich daran entscheiden, ob sie Chip TAN anbieten werden oder nicht.

Ich weiß jetzt nicht, wie geschmeidig die BBVA unterwegs ist. Aber die Openbank wird sicher irgendwann ihr Fullbanking full gegen die Wand fahren - die bieten zumindest ein Kundenerlebnis, das in Erinnerung bleibt.
Der Erfolg eines Neueinsteigers soll sich daran entscheiden, ob sie eine Nischentechnologie anbieten oder nicht? Häh?

Wenn man den Kundenberichten glauben darf, so sind weder DKB, noch ING und besonders nicht Openbank attraktive Angebote. Und auch von der Produktseite her ist das nichts besonderes, was diese Banken so bieten (Openbank vielleicht ausgenommen).

Consors hat aufgeholt, aber auch diverse Genobanken sind gut dabei.

Ich hätte mir daher gewünscht, dass Chase jetzt schon am Start wäre.
 

TheTick

Erfahrenes Mitglied
13.03.2020
402
481
Kundenberichte sind irrelevant. Es motzen eh nur laut die, denen was nicht passt.
Auf die Kundenzahlen und vor allem Geschäftszahlen kommt es an. DKB und ING scheinen da durchaus nicht so ganz unerfolgreich zu sein.

Was versprichst du dir von Chase, was C24, DKB und ING nicht bieten?
 
  • Like
Reaktionen: eham

Arminius

Erfahrenes Mitglied
05.09.2010
732
213
ESS
Was ich mir verspreche?
So toll sind die Angebote bei DKB und ING jetzt nicht, vor allem, wenn man gewillt ist Verbundprodukte nutzen zu wollen. C24 kenne ich zu wenig.

Hat mein kein Problem für jedes einzelne Bankprodukt den Markt abzugrasen, dann mag das Angebot OK sein, aber da fehlen mir trotzdem die Merkmale, die diese Angebote besonders machen.

Und dem Mainstream hinterher laufen ist auch nicht so meine Sache.
 

Kartenstecker

Erfahrenes Mitglied
05.12.2022
755
1.330
Klingt eher nach einem Angriff auf die C24 als auf die Diba bezüglich Portfolio.
Die Check24 Eigner sind als self made Milliardäre erklärtermaßen extrem geduldig mit ihren Verticals und nehmen über Jahre Verluste bewusst in Kauf um sich am Markt zu etablieren.
Der amerikanische Shareholder Value funktioniert anders. Daher keine Überraschung, dass es in UK bereits wieder abwärts geht mit der Leistung.

Der deutsche Markt ist für amerikanische Unternehmen generell ein schweres Pflaster. Intensiver Wettbewerb, preisbewusste und anspruchsvolle Kunden. Das sind sie aus dem Heimatmarkt nicht gewohnt. Deutsche denken US Banken müssen total modern sein, wegen den Kreditkarten und PayPal. Tatsächlich sind beide nur als Notlösung für ein extrem schlechtes Bankensystem entstanden, das bis heute auf Schecks setzt und Überweisungen über Grenzen von US Bundesstaaten hinweg nicht trivial macht.
Sowas wie eine IBAN für jedes Girokonto in den USA und Echtzeit-Überweisung verpflichtend ab Herbst und viele gratis Girokonten am Markt klingt für Amerikaner wie science fiction. Es ist dort für disruptoren entsprechend einfach und attraktiv Geschäftsmodelle zu entwerfen und wachsen zu lassen die klassische US Banken umgehen. DESSHALB sind Visa, Amex, MasterCard, Venmo, PayPal, ... so groß geworden. Aus purer Not.

Aber JP Morgan Chase IST eine klassische Bank. Wie man auch an diesen Anekdoten sieht. Schon so ein riesiger Personalapparat und noch kein Produkt am Markt.

Ich sehe bei Chase nichts worauf der deutsche Markt gewartet hat. Selbstbewusste Amerikaner denken ja meist sie sind das beste und tollste auf der Welt, darauf hat man überall sonst nur gewartet. Vielleicht bekommt Dimon doch Zweifel ob er das teurer gewordene Kapital für sowas verballern soll nur um Aktionären eine kurzfristige Wachstumsstory verkaufen zu können. Das wäre ein Scheitern mit Ansage a la "Hoppla, jetzt kommen wir!" Walmart Deutschland.
 

Arminius

Erfahrenes Mitglied
05.09.2010
732
213
ESS
ANZEIGE
Ich muss Dir absolut zustimmen, das ist alles richtig was Du schreibst. Ich machte und mache mir keine Illusionen, ob Chase jetzt ein "Heilsbringer" wäre oder nicht.

Ich war früher gerne bei Walmart einkaufen, aber die deutsche Nachfolgebude ist ja mittlerweile auch schon abgewickelt, hat es also auch nicht besser gemacht.