Das Vermaechtnis des Khmer Reiches: Der Angkor Archeological Park

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Wolke7

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30.08.2010
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Zu den Top10 Destinationen meiner Reise-Bucketlist gehoert schon lange der Angkor Archeological Park bei Siem Reap in Cambodia. Dass ich nun den Haken dahinter setzen konnte, war anfangs ueberhaupt nicht absehbar.

Wie bei vielen Foristen gingen auch bei mir die Augenbrauen hoch, als die LHG ihr Partnerspecial 2024 angepriesen hatte. Der VFT ist hier nicht nur eine Plattform des Meinungsaustausches, sondern auch der Suche nach Mitreisenden. Der Mitforist martin.berlin hat eine/n Reisepartner/in gesucht fuer einen gemeinsamen Flug. Nach kurzer Ruecksprache untereinander und mit dem Forenreisebuero wurde es ein Roundtrip von OSL nach HKG mit LX. Wir haben dann bemerkt, dass uns der Angkor Archeological Park in Cambodia interessiert; also schnell noch Fluege mit SQ nach SAI nachgebucht. Es war meine erste Erfahrung einer 'Blindbooking' mit einem unbekannten Mitreisenden. Tatsaechlich haben wir waehrend der Reise reichlich Vielfliegerlatein gefachsimpelt, die Tempelanlagen im Grossraum Siem Reap gemeinsam erfahren und unsere Eindruecke ausgetauscht.

Zufaellig war auch der Mitforist Danix auf dem OSL-ZRH Flug. Zu dritt haben wir den Nachmittag mit einem reichhaltigen Kaesefondue verbracht. Danix ist dann nach CPT aufgebrochen, martin.berlin und meine Wenigkeit nach HKG.

Noch vor dem Start des Fluges HKG-SIN beschlich Martin ein ungutes Gefuehl: Der Pushback verzoegerte sich um mehr als 45 Minuten. Na ja, wenn in SIN alles glatt laeuft, werden wir den Anschluss nach SAI wohl doch noch so gerade bekommen. Als sich der Pilot beim Landeanflug auf Changi noch fuer einen go around entschieden hat, schwand diese Erwartung rapide. So hatten wir eine ungeplante Nacht in Singapore und sind erst am naechsten Morgen weitergeflogen.
Nachmittags und abends sind wir rueber ins Jewel.
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Statt Mondschein konnten wir die grell-bunte Beleuchtung erleben, wie sie hier wohl schon viele Vielflieger vor ihrem Flug nach Europa erlebt haben.
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Jetzt geht es so richtig los ins Vermaechtnis des Khmer Reiches.
Basierend auf historischen Quellen bestand das Khmer Reich in Angkor von 802 bis 1431. Die Urspruenge gehen wahrscheinlich auf indischen Einfluss zurueck, der zusaetzlich durch Interaktionen mit Voelkern aus ganz Suedostasien angereichert war. Von den 39 Koenigen haben sich 3 durch eine intensive Bautaetigkeit ausgezeichnet, die jeweils einen neuen Regierungskomplex - einer groesser und schoener als der vorherige - errichtet haben:
Indravarman I. (regierte 877-889) baute die Tempel der ersten Hauptstadt Hariharalaya nahe des heutigen Dorfes Rolous, ca. 15 km westlich Siem Reaps.
Suryavarman II. (regierte 1113-1150) baute den Angkor Wat Tempel/Kloster-Komplex.
Jayavarman VII. (regierte 1181- mindestens 1206) baute die Angkor Thom Hauptstadt.

Wir starten unsere Studienausfluege mit einer Fahrradtour ins Dorf Rolous.
Gleich nach Beginn seiner Herrschaft hat der Koenig Indravarman I. den hinduistischen Ahnentempel Preah Koh in Auftrag gegeben, der in Ausmass und Dekoration schon bis dahin ungekannte Hoehen erreicht hat. Es gehoerte zu den Pflichten eines Herrschers, die Leistungen der Vorgeneration respektvoll zu wuerdigen.
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Das eigentliche Ziel Indravarmans war allerdings der Aufstieg der Koenigswuerde zu einem Teil gottgewollter Ordnung. Er liess sofort im Anschluss den Bakong Tempel fuer Shiva bauen, der noch groesser und repraesentativer war als der Preah Koh. Fortan liess er sich als Gottkoenig verehren.
Der neue Tempel steht auf quadratischem Grundriss und ist von einem breiten Wassergraben umgeben. An den Zufahrtstrassen begruesst die mythische Schlange Naga alle Passanten, ein Symbol fuer Schutz und Fruchtbarkeit.
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Der Tempel ist eine 5stufige Pyramide mit einem fein dekoriertem Lingam auf der Spitze. Jede Stufe repraesentiert eine Ebene des Hofstaates mit dem Gottkoenig an der Spitze.
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Wer die Dame sein soll, weiss ich leider nicht so genau. Ich wuerde auf eine der beiden Ehefrauen Shivas tippen: Shakti oder Parvati.
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Am Rand steht eine Gebetshalle, die von einem nahegelegenen Kloster heute noch betrieben wird.
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Die bedeutendste wirtschaftliche Leistung der Khmer Dynastie am Ende des 9. Jh. bestand in der Anlage von Barays (Wasserreservoirs), die einen von Regenfaellen unabhaengigen Reisanbau ermoeglichten. Etwa ein km noerdlich der Hauptstadt lag so ein Baray von 3.800x800 m Groesse. Der Sohn Indravarmans I., Yasovarman I. hat 893 eine kuenstliche Insel in dem Baray aufschuetten lassen und den Lolei Tempel zu Ehren seines Vaters errichtet. Heute ist der Baray laengst ausgetrocknet und vom Lolei Tempel stehen nur noch vier beschaedigte Prasats aus gebrannten Lehmziegeln. Dafuer sind manche Steindekorationen noch gut erhalten.
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Nachmittags besuchen wir das Angkor Museum in Siem Reap. Wir sehen u.a. Darstellungen des meditierenden Shiva geschutzt von der mehrkoepfigen 1743744117660.jpeg
fein gearbeitete Tuerstuerze und
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einen liegenden Buddha.
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Abends im Hotel gab es fuer mich Rindfleischsuppe mit Reis. In der Schale vorn befinden sich geroestete Waldameisen fuer die Suppe.
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Wolke7

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Wer die vielen Tempel und Kloester des Khmer Reiches besuchen moechte, ist auf einen kleinen und einen grossen Rundkurs verwiesen. Die meisten Besucher/gruppen beginnen beim Angkor Wat Komplex und folgen im Uhrzeigersinn der Strecke. Martin hat die wirklich gute Idee, die Tempel in umgekehrter Reihenfolge zu erkunden, und von mir stammt der Impuls, dafuer Fahrraeder auszuleihen. Mit einem guten Fruehstueck und bequemer Sportkleidung geht es los.

Der erste Tempel ist der Prasat Kravan. Er gehoert noch in den Kontext der fruehen Bauten (eingeweiht 921) und ist Vishnu gewidmet. Wir sehen 5 Tuerme aus gebrannten Lehmziegeln, die nach Osten hin offen sind und von stolzen Loewenskulpturen 'bewacht' werden.
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Der naechste Tempel liegt etwas versteckt im Wald. Wir folgen dem Radweg und fragen uns schon, ob wir nicht eventuell den richtigen Abzweiger zum Banteay Kdei verpasst haben. Dann taucht ploetzlich dieser Trampelpfad auf. Wir wissen zwar nicht, ob er wirklich zum Ziel fuehrt, aber die Richtung sollte schon stimmen.
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Der Banteay Kdei war ein Kloster, das von Jayavarman VII. (wir erinnern uns: das war der dritte 'Baukoenig', der die Angkor Thom Hauptstadt nach 1181 gebaut hat) gestiftet wurde. Von einer Mauer eingefasst, mussten Besucher durch dieses Tor schreiten. Das laechelnde Gesicht ist an der Aussen- und Innenseite gemeisselt und wird uns noch haeufiger begegnen. Es ist bis heute unklar, ob es sich dabei um ein idealisiertes Boddhisattwalaecheln oder um das Antlitz Jayavarmans handelt.
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Der Klosterkomplex besteht aus mehreren geschmueckten Gebaeuden, darunter eine Bibliothek, ein Hoersaal und natuerlich ein Gebetshaus.
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Auch wenn sich inzwischen vieles veraendert hat, insbesondere die Hinwendung zum Buddhismus, werden auch heute noch die heiligen Raeume von Glaeubigen fuer eine Meditation und eine gottgefaellige Gabe genutzt.
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Als die ersten modernen Abenteurer und Archaeologen das Kloster wiederentdeckt haben, hatte laengst die Vegetation von den Gebaeude- und Mauerresten Besitz ergriffen. Manches wurde gereinigt, manches liess man als Symbiose von Natur und Kultur bestehen.
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Jayavarman VII. hat waehrend seiner Regierungszeit insgesamt 3 Kloester gestiftet. Das erste haben wir gerade gesehen, und ein weiteres liegt nicht weit entfernt: Ta Prohm. Die gesamte Anlage umfasste etwa 60 ha, wovon nur etwa ein Hektar dem religioesen Betrieb zugerechnet wird. Nur dieser kleine Teil ist heute noch erhalten; der Rest waren Holzbauten, die laengst vergangen sind. Ausserdem haben die Archaeologen den Ta Prohm Komplex weitgehend so belassen, wie sie ihn vorgefunden haben. Sie haben nur die Gebaeude so weit gesichert, dass man gefahrlos in sie hineingehen kann.
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Beim Rundgang kommt man immer wieder an diesen Scheintueren vorbei. Offenbar waren die Gebaeude aussen dekorativer gestaltet als innen.
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Vor allem zwei Baumarten sind in die Mauern eingewachsen: Tetrameles Nudiflora. Kennt jemand den deutschen Namen?
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und die Wuergefeige.
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Der Ta Keo Tempel ist wieder eine Stufenpyramide, wie wir sie schon in der Rolous Gruppe gesehen haben. Im Jahre 1007 wurde der Tempel bereits dem Hindugott Shiva geweiht, dann schlug jedoch ein Blitz ein. Den Erbauern fuhr der Schreck in die Glieder, dass sie die Arbeiten sofort einstellten. Deshalb zeigt der Ta Keo kaum Steinmetzschmuck, nicht einmal an den glattesten Mauern.
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Die Treppe sieht auf dem Foto zwar recht harmlos aus, wer aber hinaufsteigt, merkt schnell, wie steil sie ist. Es ist fast wie das Erklettern einer Huehnerleiter, also sollte man am besten rueckwaerts herunterklettern.
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Wolke7

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Bei der Weiterfahrt auf dem kurzen Rundkurs machen wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem zweiten 'Baukoenig' Suryavarman II. (regierte 1113-1150). 2 kleinere Kloester direkt nebeneinander gelegen waren moeglicherweise aufeinander bezogen, auch wenn sie nacheinander gebaut wurden und heute durch die Asphaltstrasse voneinander getrennt sind.

Es geht um die beiden Anlagen Thommanon und Chau Say. Sie sind etwa 70m lang, haben jeweils 4 einzelne Gebaeude, einen Gopura (Torturm), eine Versammlungshalle und einen Prasat (Tempelturm). Korridore bzw. Uebergaenge verbinden die Gebaeude miteinander.
Vergleichen wir zunaechst die Gesamtansicht. Zunaechst Thommanon
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und Chau Say.
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Schaut Euch mal die Reliefs ueber den Tueren an: die aeussere Form, die Plastizitaet und die Groesse.
Thommanon zuerst
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und Chau Say
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Schliesslich die Wandreliefs: die Kleidung, die Koerperhaltung, die Ornamentik. Es sieht wahrlich aus, als haette die gleiche Werkstatt all die Arbeiten gefertigt.
Thommanon zuerst
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und Chau Say
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Es ist inzwischen schon Nachmittag geworden, und erst jetzt durchfahren wir das Victory Gate der dritten Hauptstadt Angkor Thom, die von Jayavarman VII. und seinen Nachfolgern gebaut wurde.
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In den 1170ern haben die Cham, ein aufstaendisches Volk aus dem heutigen Thailand dem Khmer Reich empfindliche Niederlagen zugefuegt und den Verwaltungssitz incl. des Koenigspalastes zerstoert. Dem jungen Prinzen, der 1181 als Jayavarman VII. den Thron besteigen konnte, gelang die Zurueckschlagung der Cham. Er stellte sein Reich auf eine neue Grundlage, konvertierte zum Buddhismus und baute die Hauptstadt neu auf. Auf einer quadratischen Flaeche von 3x3km und durch einen 100m breiten Wassergraben sowie eine 8m hohe Mauer geschuetzt entstand ein Komplex, der sakrale und administrative Funktionen vereinigte.
Zunaechst begegnet uns die Terrasse des Leprakoenigs. Wahrscheinlich stellt die Skulptur auf einem kuenstlichen Plateau den hinduistischen Totengott Yama dar. Wenn diese Zuschreibung stimmt, wuerde sie erklaeren, dass das Plateau fuer rituelle Feuerbestattungen der Koenigsfamilie genutzt wurde.
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Der Sockel ist besonders qualitaetvoll gestaltet und repraesentiert den Kosmos. Die Menschen leben auf der Erde, und durch ein dunkles Meer mit den Fischen getrennt leben die Verstorbenen in der Unterwelt weiter.
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Es schliesst sich die Elephantenterrasse an. Sie war eine langgezogene Zuschauertribuene fuer Veranstaltungen auf der Freiflaeche davor.
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Die Elephantenskulpturen an den Zugaengen geben der Terrasse ihren Namen.
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Daneben sind die Mauern mit verschiedenen lebensgrossen Darstellungen geschmueckt.
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Hier sehen wir Garuda, einen mythischen Vogel der indischen und suedostasiatischen Geschichte. Markant sind der Vogelkopf mit breitem Schnabel und die gefiederten Arme und Beine.
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Etwas abseits der Strasse und offensichtlich wenig besucht wird der Phimeanakas Tempel. Die Pyramidenform zeigt schon an, dass der Tempel bereits stand als Jayavarman VII. seine Stadt Angkor Thom baute. Er stammt wohl aus der Zeit um 1100 oder sogar noch etwas frueher. Historische Berichte sagen, seine Kuppel waere mit Gold ueberzogen gewesen.
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Ebenfalls ein frueheres Bauwerk aus den 1050ern ist der Baphuon. Auf den ersten Blick sehen sich der Phimeanakas und der Baphuon aehnlich. Das stimmt auch, wenn man nur den Tempel an sich betrachtet. Eine fuenfstufige Pyramide mit einem Plateau, auf dem das Allerheiligste ruht.
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Der Unterschied wird deutlich durch einen schmalen Zugangssteg und durch ein Tor, das die Goetterwelt von der irdischen Welt abgrenzt. Der Tempel war von Wasser umgeben und nur ueber den Steg erreichbar.
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Eigentlich wollten Martin und meine Wenigkeit heute noch den Bayon und Angkor Wat besuchen. Wir sind beide so voll, geradezu ueberladen mit so vielen spektakulaeren Eindruecken, dass wir dies Vorhaben auf Morgen verschieben. In weiser Voraussicht hat Martin ein 7-Tages-Ticket fuer den Archaeologischen Park gebucht, das an 7 Tagen innerhalb eines 30-Tages-Zeitraums gueltig ist.
 

Wolke7

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Heute zum Fruehstueck hat das Hotel nicht nur ein breites kulinarisches Angebot unterbreitet, die Dame spielte zusaetzlich unentwegt auf ihrem Instrument, aehnlich einem Xylophon kontemplative Meditationsmusik. In jeder Hand hielt sie 2 Kloeppel und konnte so bis zu 4 Klaenge gleichzeitig anschlagen. Die erzeugte Raum- und Klangstimmung koennte ich mir tatsaechlich in einem hinduistischen oder buddhistischen Kloster vorstellen.
Behaltet diese Stimmung bitte im Hinterkopf; wir werden darauf zurieckkommen.
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Der bekannteste Tempelkomplex ist der Angkor Wat mit 5 stehenden Prasats (Spitztuerme, die geschlossenen Lotusblueten nachempfunden sind).
Der Komplex geht auf den zweiten 'Baukoenig' Suryavarman II. (regierte 1113-1150) zurueck, der eine neue Hauptstadt errichten liess mit diesem Tempel-/Klosterkomplex sowie einer angrenzenden Parklandschaft.
Die Anlage ist rechteckig auf einer Flaeche von 1.500x1.300m incl. des Wassergrabens. Auffaellig ist die Ausrichtung nach Westen, also in die Richtung der untergehenden Sonne, die eigentlich das Totenreich symbolisiert.
Wir schauen hier am westlichen Zugang ueber den Wassergraben auf die aeussere Umfassungsmauer.
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Ebenso erkennen wir eine umlaufende Galerie, die mit Reliefs und Zeichnungen geschmueckt war.
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Dies Schiff war Teil einer Prozessionsdarstellung.
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Erinnert Ihr Euch an die Fruestuecksmusik im Hotel. Im Kloster haben dazu Apsaras (etwa indische Tempeltaenzerinnen) getanzt. Wir duerfen uns den Tanz als eine langsame Bewegung voll Anmut und Koerperbeherrschung vorstellen.
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Auch die Decken und Saeulen waren mit Bluetenreliefs geschmueckt, deren Kontrast farblich hervorgehoben war.
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Der Weg fuehrt vorbei an frei stehenden Nebengebaeuden.
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Und dann liegt er vor uns: der Vishnu geweihte innerste Tempelbereich. Er ist hervorgehoben durch das erhoehte Plateau und eine innere Mauer mit geschlossenem Umgang.
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Wir sehen Architekturen unterschiedlicher Groesse und Laenge, ein Wasserbecken, Prasats ueber den Durchgaengen und an den Ecken. Das Auge wandert rastlos umher und kann sich gar nicht sattsehen an den vielen Details.
Die Innenwaende sind kaum mit Reliefs bedeckt. Manche Historiker sehen den Tempel deshalb als unvollendet an, wahrscheinlich weil der Nachfolger Suryavarmans II. andere Interessen verfolgte als die Vollendung des Tempelbaus.
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Schaut Euch mal den Kopfschmuck der Apsaras an. Ausserdem tragen sie einen Stab mit stilisierter Bluete in der rechten Hand und dieses halbovale Gestell, vielleicht mit einem Tuch eingehuellt in der linken. Weiss jemand, was das sein soll? So ein Formationstanz muss wahrlich beeindruckend gewesen sein.
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Hier sehen wir die Prasats von der Rueckseite.
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Und hier der Blick von ganz oben zurueck zum Eingang im Westen.
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Einige Bauten der Angkor Thom Stadt haben wir bereits gestern gesehen. Heute widmen wir uns dem Zentraltempel Bayon. Wir durchfahren mit unseren Raedern das Suedtor Angkor Thoms. Die grimmig blickenden goettlichen Daemonen, die die heilige Schlange Naga tragen, kontrastieren mit dem geheimnisvoll laechelnden Gesicht im Gopura (Torturm).
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Im Zentrum Angkor Thoms steht dieser Bayon Tempel. Wie wir bereits wissen musste der Erbauer Jayavarman VII. das Khmer Reich erst von den einfallenden Cham befreien und hat dann das Reich quasi neu gegruendet. Ein Teil davon war der Uebertritt des Koenigs zum Buddhismus, weshalb der Bayon sowohl hinduistische als auch buddhistische Elemente zeigt. Insgesamt ist der Tempel 'weicher' gebaut als alle frueheren Tempel, z.B. runde Plateaus statt eckige, fehlende Aussenmauer.
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Das Besondere sind ca. 50 Prasats, die jeweils vier laechelnde Gesichter des Boddhisattva Lokeshvara zeigen. Die Archaeologen haben nur einen Teil wieder aufgebaut; beim Rundgang muessen die Besucher wie in einem Labyrinth um die Steinbloecke herumgehen und unverhofft von einem Durchgang zu einem anderen wechseln. Dabei ergeben sich interessante Perspektiven auf die Prasats.
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Das zweite Highlights sind die Flachreliefs, von denen einige den Befreiungskampf gegen die Cham zeigen. Hier eine Seeschlacht auf dem Tonle Gap See; Freund und Feind sind gut zu erkennen anhand der Kleidung, der Frisuren und des Schiffstyps. Man sieht sogar, wie ein Krokodil einen ueber Bord gegangenen Kaempfer frisst.
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Natuerlich duerfen die Apsaras nicht fehlen.
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Huch, da steht ja noch ein Pyramidentempel etwas versteckt im Wald. Fast waeren wir daran vorbeigefahren. Der Tempel steht knapp ausserhalb von Angkor Thom am Fusse eines Huegels.
Koenig Harshavarman I. (regierte 915-923) hat diesen Tempel zum Andenken an seine Eltern errichtet. Darueber hinaus ist er ab nicht besonders in Erscheinung getreten.
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Eben jener Vater Harshavarmans I., Koenig Yasovarman I. (regierte 889-915) baute auf vier markanten Huegeln in der Naehe seiner Hauptstadt jeweils einen Tempel, einen fuer jede Himmelsrichtung.
Der Weg fuehrt ueber einen Waldweg zu Fuss bergauf bis zu einer weiten Freiflaeche.
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Dort steht der Phnom Bakheng, ein langgezogener Stufentempel.
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Auf dem oberen Plateau sind die Reste von 5 heiligen Gebaeuden erkennbar.
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Besonders eindrucksvoll die Reliefs. Wir erkennen deutlich den ruhenden Charakter der dargestellten Dame im Vergleich zur Dynamik der Apsaras im Angkor Wat. Nur oberhalb zeigen die kleinen Figuren eine Aktivitaet.
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In den Bodenloechern standen einmal Saeulen. Wir koennen halbwegs erahnen, wie der Phnom Bakheng wohl einmal ausgesehen haben koennte.
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Zum Sonnenuntergang wird der Tempel zu einem Besucher-Treffpunkt. Nachdem die Schaeden an der Bausubstanz durch unvorsichtige Touristen zu gross wurden, sind der Zugang und die Verweildauer streng begrenzt.
 
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An diesem sonnigen Tag brechen wir auf zu einem der feinsten Tempel des Archaeologischen Parks: zum Banteay Srei. Dazu nehmen wir ein Moto-Rikscha, das der Fahrer liebevoll zu einem 'Maybach' veredelt hat.
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Der Banteay Srei wurde von Koenig Rajendravarman II (regierte 944-968) gestiftet. Die gesamte Anlage ist 200m lang. Hier sehen wir den Heiligen Bezirk, ein ummauertes Areal mit 3 Prasats, die Vishnu, Shiva und Tribhuvanamaheshvara geweiht sind. Der urspruengliche Name lautete 'Grosser Gott der dreifaltigen Welt' und bezog sich auf die drei hinduistischen Gottheiten. Der heutige Name Banteay Srei bedeutet 'Zitadelle der (schoenen) Frauen'.
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Der Weg in den Tempel fuehrt im Osten durch dieses Tor. Man sieht die schnurgerade Linie bis zum Allerheiligsten ganz hinten.
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Dahinter oeffnet sich dieser Innenhof mit den Resten von Nebengebaeuden, u.a. einer Bibliothek und einer Freiflaeche fuer Apsara Taenze.
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Nun betreten wir den Heiligen Bezirk. Der rote Sandstein ist ideal geeignet fuer filigrane Reliefs, die fast wie geschnitzt wirken, aber tatsaechlich Steinreliefs sind. Die Girlanden und florealen Ornamente sehen geradezu realistisch aus, und bei den szenischen Darstellungen faellt die grosse Detailverliebtheit auf.
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Dieses Relief zeigt Shiva und Parvati auf dem Berg Kailash.
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Hinter dem Tempel spielt diese Gruppe kontemplative Melodien.
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Das moderne Cambodia hat sich ab 1970 am Zweiten Indochinakrieg/ Vietnamkrieg beteiligt, hat einen blutigen Buergerkrieg und die Schreckensherrschaft der Roten Khmer sowie vietnamesische Besatzung erlebt. Waehrend dieser 20 Jahre wurden ganze Landstriche bombardiert und mit Landminen unpassierbar gemacht.
Der Junge Akira wurde als Kindsoldat rekrutiert und zum Spezialisten fuer Landminen ausgebildet. Nach dem Friedensschluss 1989 ist ihm klargeworden, welches Unheil er angerichtet hatte, und hat seine Arbeit der Beseitigung der ueberall im Land noch im Boden schlummernden Landminen und Blindgaenger gewidmet. Tatsaechlich kommt es auch heute noch zu Explosionen, wenn spielende Kinder oder Bauern bei der Landarbeit die Minen ausloesen. Auch wir neugierige Besucher werden eindringlich gewarnt vor dem Verlassen der markierten Wege.
Mr. Akira hat in seinem Heimatdorf an der Strasse von Siem Reap zum Banteay Srei ein kleines Museum aufgebaut, das ueber die Waffen des Buerger/Krieges und ihre Beseitigung informiert.
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Abends findet in Siem Reap ein Umzug mit Lichtfiguren statt. Zuvor gehen wir noch essen. Ich probiere zum ersten Mal frittierte Froesche. Ehrlich gesagt hatte ich den Eindruck, die Froesche haetten zu lange im Frittierfett gebadet, so dass das Fleisch zu cross geraten ist und der Fettgeschmack den Eigengeschmack der Froesche ueberdeckt hat.
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Die Strassen sind sehr gut besucht, vor allem Touristen als der Umzug durch die Stadt zieht. Es hatte etwas von Karnevalsstimmung, allerdings ohne Kamelle und pointierte Karikaturen.
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Auf einer Kreuzung dreht diese illuminierte Naga Schlange schwungvoll eine Extrarunde - sehr zur eigenen und zur Freude der Besucher.
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Am folgenden Tag bleiben wir in der Stadt und goennen uns ein ruhiges Programm: Eine andere Methode zur Erkennung von Landminen hat die belgische Non-Profit-NGO Apopo entwickelt. Sie trainiert Riesenhamsterratten zu HeroRats, die Sprengstoff im Boden erschnueffeln koennen. Nach erfolgreichen Projekten in Mozambik kommen die HeroRats auch in Cambodia zum Einsatz. Sie haben eine doppelt so hohe Trefferquote wie Metalldetektoren und arbeiten signifikant schneller. Selbst Hunden sind sie ueberlegen, u.a. weil die Landminen bei den kleinen Nagern nicht ausloesen, bei Hunden kann das passieren.
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Waehrend der Vorfuehrung hat die HeroRatte eine vergrabene Landmine zuverlaessig gefunden.
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In Siem Reap existieren einige aktive Kloester. Der Wat Damnak steht allen Besuchern offen. Die Anlage ist eine ruhige Oase in der Stadt, in der man angenehm eine Mittagspause verbringen kann.
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Morgen geht es auf die grosse Runde des Archaeologischen Parks. To be continued.