Wie schaffen die Japaner das?

Ich meine, Technik ist Technik und kann ausfallen. Es können auch sonstwelche Probleme auftreten.
Das meiste hat @rorschi schon geantwortet. Gibt aber auch noch einen weiteren nicht zu unterschätzenden kulturellen Aspekt.
In der japanischen Gesellschaft gibt jeder Mitarbeiter aus Stolz, Verantwortungsgefühl oder auch Angst vor Gesichtsverlust alles für die Firma. Dort ist man immer zu 100% oder mehr bei der Sache. Man muss einfach mal in der S-Bahn Tokyo sich direkt hinter den Führerstand hinstellen und durch die Scheiben den Lokführer beobachten mit welcher Akriebie und Perfektion er die S-Bahn fährt. Das perfekte Anhalten auf ca. 10 Zentimeter genau (um die Türmarkierungen zu treffen) und das Halten eines Fahrplans mit Viertelminutenangaben ist selbstverständlich.
Ein weitere kultureller Aspekt ist, dass man sich in der japanischen Gesellschaft nicht in den Vordergrund drängelt oder groß angibt. Prestige- und Statusdenken steht hier hinten an, Erfahrung oder das Hören auf Fachleute ist hier wichtiger als Powerpointshows von dummschwätzenden, karrieregeilen und kurzfristig denkenden Managern die austauschbar sind und kaum technisches Verständnis besitzen. Dies wirkt sich allerdings sehr positiv auf die Entwicklung der Schienenfahrzeuge aus. Statt mit jeder Zuggeneration immer die neueste (nicht erprobte) Technik einzuführen (und dauernd auf die Fresse zu fallen wie die deutsche Schienenfahrzeugindustrie) gibt es mit jeder Generation immer nur kleine Verbesserungen. Was gut ist wird behalten und evtl. weiterentwickelt. Auch wird hier erst etwas eingesetzt wenn es sich in einem teilweise aufwendigen Testprogramm als zuverlässig erwiesen hat.
Das Resultat sind Hochgeschwindigkeitszüge die so gut wie keine Probleme machen.
Auch trägt die Rücksicht der japanische Gesellschaft enorm im täglichen Zugverkehr bei. Hier wird nicht hirnlos gedrängelt sondern diszipliniert gewartet und eingestiegen und auch brav soweit nachgerückt damit möglichst viele in den Zug passen. Sogar das Drängeln wird in den extremsten Stoßzeiten den Profis überlassen indem man die bekannten Türschieber einsetzt (die ich allerdings noch nie in echt gesehen habe).
Wer auf einem innerjapanischen Flug einen Boardingprozess miterlebt hat staunt wie ruhig und schnell man eine große Menschenmenge in ein Flugzeug bekommt wo bei uns dauernd Leute beim Einsteigen den Durchgang durch langsames Einräumen ihres Gepäcks blockieren.
Man darf allerdings auch nicht verschweigen dass diese kulturellen Aspekte ihre Schattenseiten haben...