Epilog
Sorry für die Verzögerung, es ergaben sich leider andere Prioritäten, daher erst jetzt dieser Teil.
Auf dem Rückflug war mein Vater sehr happy. Er war so gut drauf, dass er hinterher meinte: Jetzt waren wir in der Antarktis. Im Sommer möchte ich nach Grönland. Meine Mutter bat mich inständig ihm das auszureden.
Nach der Rückreise beschwerten wir uns bei Plantours und bei Ligabue (dem Eigner) über die vielen Probleme, die wir unterwegs hatten. Ich hatte keine große Hoffnung, da ohne Klage eine nennenswerte Lösung zu finden. Wir boten beiden Parteien an, den Reisemangel durch die Zahlung von 500 Euro pro Person auszugleichen. Es dauerte ein paar Wochen und wir erhielten die Zusage, entweder 500 Euro in Cash oder 750 Euro als Gutschein pro Person zu erhalten, zusammen mit einer Entschuldigung.
Für meinen Vater war die ganze Reise dennoch genau das, was er sich wünschte. Und er hat jede Minute genossen.
Im Februar bekam er seine normale Erhaltungschemo und bis auf die Müdigkeit ging es ihm recht gut. Im März stand dann eine größere Untersuchung in der Lungenclinic Großhansdorf an. Hier wurde auch wieder ein CT gemacht und es wurden kleine Metastasen in der Leber festgestellt - aber aus Sicht der Ärzte nichts bedrohliches. Es wurde dann aber für die weitere Therapie in der Woche nach Ostern wieder eine Bronchoskopie gemacht, um Proben zu entnehmen.
Nach der Bronchoskopie ging es ihm immer schlechter. Er hustete viel und das Atmen fiel etwas schwerer. Wir haben das alles sehr leicht genommen, da das nach diesen Untersuchungen in der Vergangenheit immer wieder der Fall war. Auch war er frohen Mutes und sagte uns nicht, wie schlecht es ihm wirklich geht. So war er halt. Er konnte aber noch lange Spaziergänge machen.
Ende April flogen meine Frau und ich nach Taiwan für einen 3 Wöchigen Urlaub. Nach unserer Ankunft schrieb mir meine Schwester, dass mein Vater es kaum schafft, vom Sessel zum Bett zu gehen. Da er nicht zum Arzt wollte, machte sie selbst einen Termin bei Prof. Dr. Reck in Großhansdorf für den folgenden Montag. Er wurde stationär aufgenommen und bekam Sauerstoff. Aber auch hier hat er sich nicht wirklich gebessert. Die Untersuchungen brachten aber keine Probleme ans Licht.
Am 4.5. telefonierten wir mit ihm und er war sehr lebhaft und interessiert sich für unsere Reise. Er wünschte uns einen schönen Hochzeitstag. Am Folgetag riefen wir an und meine Mutter und Schwester waren gerade in der Klinik. Er wollte aber nicht wirklich mit uns reden. Aber auch so war er manchmal. Aber wir verabschiedeten uns ohne Sorge von ihm.
Am 6.5. fuhren meine Frau und ich in die Taroko -Schlucht und hatten einen wahnsinnig schönen Tag in der Natur. Als wir aus dem Tal herauskamen, waren wir noch etwas bei unserem Lieblings Mochi Laden shoppen:
★★★★★ · Geschenkkorbgeschäft
goo.gl
Ich kann ihn nur empfehlen.
Dort bekam ich eine Pushnachricht von der Telefonanlage zu Hause, dass meine Schwester versucht hatte, anzurufen - auf dem Festnetz. Mir schwante böses und ich rief sie sofort zurück. Mein Vater war gerade friedlich eingeschlafen. Er war sich seiner Situation bewusst. Er hätte jetzt Sauerstoff gebraucht und einen Pflegegrad bekommen. Wenn er eines nicht wollte, war es von anderen abhängig zu sein. Auch wenn es hat und unerwartet war, es war das absolut Beste was ihm passieren konnte, denn gerade Lungenkrebspatienen können eine lange Leidensphase vor dem Tod haben.
Wir haben ihn am 17.5. auf dem Friedhof in Westerland/Sylt zu Grabe getragen - in einer Urne unter einem Baum, wie er sich das wünschte.
Das ist nun schon ganze 4 Monate her und die waren nicht einfach. Es ist einfach unglaublich, was für ein Papierkram mit dem Ableben eines Elternteils verbunden ist, wenn Immobilien und andere Eigentümer vorhanden sind. Meine Mutter hätte das alleine nicht geschafft, aber dafür sind die Kinder ja da.
Auch unser Fazit:
Wir hätten dieses Schiff selbst nicht gewählt - es war das Zugeständnis an meine Eltern. Deutschsprachiges Schiff, dass sie von anderen Reisen kannten, vermittlte ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn es viele Unzulänglichkeiten gab. Nichtdestrotz es war die letzte Große Reise - es war ein Wunsch und Traum meines kranken Vaters und dafür sollte man die Opfer bringen.
Euch Allen vielen Dank für das Lesen, die ganzen Kommentare und auch die privaten Zuschriften. Es ist schön zu sehen, dass wir nicht alleine sind mit dem Schicksal.