Eine eisig-feurige Nacht am Fuego

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UniformSierra1

Erfahrenes Mitglied
06.02.2022
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HAM
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Es war Freitag, der 13. Dezember als ich um 0415 in den ersten Bus stadteinwärts stieg.

Was trieb mich an ? Etwa der übliche Weg zur Arbeit wie die meisten anderen Insassen ihn hier womöglich gerade bestreiten ? Sicher nicht, dazu hätte ich nämlich nicht das Paar Schnürstiefel sowie einige andere spezielle Utensilien einpacken müssen, welchen den Reißverschluss meines Trolleys gerade strapazierten. Ganz zu schweigen von dem Kameraequipment was mir den Rücken warm hält.
Wollte ich also einmal mehr das Unwägbare wagen ? Ja, zumindest ein bisschen.

Sollte es somit in eine Region gehen, bei der man am Vortag mit Augenrollen der eisfüßigen und in stockstarre versetzten Kollegen aus dem Büro verabschiedet wird und diese dann hektisch Google Maps konsultieren um genau zu erurieren wo der pathologisch anmutende Kollege wieder hin will ? Affirmative!

Wird diese Gegend auch noch von den ewigzittrigen Verfassern der Reise-und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes gemieden und stattdessen lieber gegen den Schwarzwald eingetauscht? Sehr wahrscheinlich! :LOL:

Da ich zum Heiligabend wieder zu Hause sein wollte, war die Zeit etwas begrenzt und das Unwägbare zu wagen, hieß in dem Fall nicht, die Wasserscheide im Neoprenanzug zu durchschwimmen, welche die alte und die neue Welt voneinander trennt. Daher war ich zu dieser Zeit halbwegs stolzer und zugleich diskreter Besitzer eines Business Class Tickets für Iberia sowie einiger weitere Oneway-Tickets.

Nun, steigen wir in den ersten Flieger. Während des Fluges nach Madrid bleibt genügend Zeit die Leserschaft über das bevorstehende Unternehmen zu unterrichten.

Die EC-NTI war als Nightstopper in HAM und ging mit mir an Bord um 0700 off block. Über der Wolkendecke erblickte man das erste Tageslicht und im Luftraum ist wie üblich einiges los.
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Zurück zum overarching Purpose dieses Trips: Abgesehen von zwei Besuchen im Yellowstone Natl Park hatte ich mit aktiven Vulkanen wenig am Hut. Das wollte ich nun ändern. Natürlich wäre beispielsweise der Ätna naheliegend, was mir jedoch zu nah an der Heimat ist und zu einfach erschien. Bei meiner Suche blieb ich beim Fuego in Guatemala hängen. Ein Vulkan der alle paar Minuten eine Eruption verspricht und dem man von dem 3.900m Nachbarvulkan Acatenango aus beobachten kann. Besonders bei Nacht scheinbar ein feuriges Spektakel. Kauf ich!
Bald schon stellte sich heraus, dass in diesem Fall die Hindernisse tatsächlich höher als das Ziel zu sein schienen.
Zum einen ließ sich im Web kaum etwas herausfinden bezüglich Aufstiegsrouten und zum anderen hatte ich bis dato keine passende Ausrüstung um dort oben zu überleben. Das mit der Ausrüstung ließe sich natürlich in Zeiten funktionierender Lieferketten bewerkstelligen. Nur meine Unkenntnis und der Mangel an Infos über die lokalen Gegebenheiten rundum die Vulkane bereitete mir einiges an Kopfzerbrechen.
Widerwärtig begann ich nach geführten Touren mit möglichst kleinen Gruppen zu googlen, wenngleich ich überhaupt kein Fan von so etwas bin. Allerdings wären damit sämtliche Herausforderungen gelöst denn Equipment und lokaler Guide würde gestellt werden und man könnte sogar im befestigten Basecamp übernachten. Nach ein paar Überlegungen willigte ich gegen schlanke 140 Euro ein. Die Expedition sollte in Antigua starten, etwa 40 Km von Guatemala City entfernt.

Da Iberia einige Male pro Woche nach Guatemala fliegt und nach etwas Spielerei in Kombination mit Bogota ein verlockendes Openyaw im Angebot hatte schlug ich zu als der Preis auf 2,4k Euro gefallen war. Abgesehen von einem Transfer in BOG war mir Kolumbien gänzlich unbekannt. Somit bastelte ich von GUA, der Airport bietet übrigens einen wunderbaren Circling Approach sowie ein schönes Panorama mit Vulkanen drumherum, eine Avianca Connection via BOG nach Medellin.
Dort sollte noch ausreichend Zeit sein für City und Land drumherum.
Zum weiteren bot sich hier die Möglichkeit vom "City Airport Medellin" EOH mit EMB 135 zurück nach BOG zu fliegen um den Rückflug ex BOG gen Europa am Abend des 22. Dezembers zu erwischen. Da ich die EMB 135 noch schmerzlich in meinem Log vermisse, musste ich dennoch diese Gelegenheit ausschlagen, da die Handbagge Policy etwas strikt erschien und ich befürchtete das der Kamerarucksack nicht als Luggage akzeptiert werden würde. Somit entschied ich mich stattdessen für Wingo, ein grozügiger Lowcostler welcher vom regulären Jose Maria Cordova Airport startet. Der City Airport, welcher von den Hochhäusern eingerahmt ist und ebenfalls interessante An- und Abflüge garantiert würde aber dennoch eine Besuch von mir bekommen.

Nun wissen die virtuellen Passagiere auch worum es geht und wir genehmigen uns ein Frühstück.
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Schon bald passieren wir die Alpen dank der recht östlichen Route.
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Madrid präsentiert sich eher wolkig als wir dem Boden via 32R näher kommen.
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Am T4 wird die "Barajas" neben uns geboardet.
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20 Minuten später bin ich im T4S in der Lounge. Im Vergleich zu meiner Pre-Covid Erfahrung hat sich hier einiges geändert, besonders seit Do & Co der Supplier ist. Für Abflüge am Abend gibts nun auch ein A la Carte Restaurant. Sehr nice. Ich gönne mir stattdessen eine kleine Weinprobe.
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Gegen 1200 laufe ich dann zum Gate wo die heutige EC-MKJ als A330 wartet. 1J ist mein Platz.
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Das Amenity Kit.
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Kurz darauf bringt die überaus motivierte Crew einen Drink und ich bitte sie, von nun an ausschließlich auf Spanisch mit mir zu sprechen um mich von dem Rostansatz zu befreien.
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Ein Auszug aus der Karte.
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Die folgenden etwa 11 Stunden Flug reichen aus um sich durchzuprobieren.
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Wir taxeln dann recht pünktlich kurz um die Ecke zur 18L und schon bald gibts einen Appetizer.
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Bei der Vorspeise wähle ich Octpus welches vorzüglich mundet.
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Gleiches gilt für das Filet des Hauptgangs - lecker!
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Und natürlich Dessert, nicht zu süß. So lob ich mir das.
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Als wir schon meilenweit auf dem Atlantik sind, schlendere ich in die Galley und schaue ob die Crew für einen Plausch zu haben ist. Sie bietet mir nebenbei auch noch etwas aus dem cäsarischen Obstkorb an.
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Der Kapitän gesellt sich kurz dazu und verspricht mir bevor er wieder in Reihe 0 platz nimmt, über die Purserin bescheid zu geben, falls uns anderer Traffic nahe kommt, damit ich evtl einen guten Air-to-Air-Shot bekomme. Muchisimas gracias, Commandante!
Später ordere ich noch einen Sandwich. IMG_20241213_205432.jpg

Ich vertreibe mir noch etwas Zeit in der spanischen Ecos-Zeitschrift ehe dann auch kurz vor der Landung ein Snack kredenzt wird. IMG_20241213_214034.jpg

Wir sind nun im Descent und ich kann sagen soweit bin ich ziemlich entzückt, Iberia und Do&Co sind eine schöne Kombi.
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Die ersten luftigen Blicke auf Guatemala.
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Wie so häufig wird es der erwartete Anflug auf die 02. Somit wird die City überflogen.
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Und auch der Airport, der sich gleich unter uns befindet wird überflogen, dann eine leichte Linkskurve.
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Bei 8 Miles DME gibts dann den Turn aufs ILS.
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Der Final ist somit recht kurz und wir schlagen auf. Der Airport ist für den 330 ziemlich klein. Der parallel verlaufende Taxiway kann wegen der Spannweite nicht genutzt werden. Somit gibts den Exit direkt gegegnüber vom Regierungsterminal.
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Geradewegs auf den Apron wo uns diese 757 vorbei lässt.
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An der Einreise bin ich der erste. Flux durch den Zoll und einige Meter weiter zur Wechselstube, welche meine Euronen aber nicht annehmen will sondern nur USD. Oh, was nun ? Er sagte mir, die einzige Stube welche Euros aktzeptiert sei vor dem Zoll gewesen - gut zu wissen und nichts ist ausgeschildert. Eine kurze Erklärung beim Zöllner und ich darf wieder zurück um Geld zu tauschen. Puh, später stelle ich fest, das landside überhaupt keine Wechselstube in Sicht ist. Anyway, hat ja trotzdem geklappt.
Draußen steige ich bei erfreulichen 23 Grad ins Uber, welches mich auf die andere Seite vom Airport bringt. Dort checke ich im Hotel Las Americas ein, etwa eine Stunde früher als erwartet, da wir deutlich zu früh gelandet sind. Von hier aus habe ich einen tollen Blick auf den Airport und die Vulkanlandschaft.
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Der Magen knurrt wieder und ich gehe rüber zum Italiener für eine Lasagne, unterwegs das klassiche Bild dieser Gefilde, dass das Wachpersonal mit Pumpgun vorm Parkhaus, Tankstelle, Burgerking etc auf Posten steht.

Bald darauf falle ich ins Bett und erwache bereits um 0600 denn die lokale Aviatik wartet auf mich. Im Dachgeschoss des Hotels postiere ich mich.

Es gibt eine Menge GA und Schulungsflüge hier in GUA. Nett so früh am Morgen eine Twin Otter zu sehen.
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Die Latam 767 ist eine der frühen Vögel an diesem Samstag.
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Die 757 insgesamt werden auch weniger, daher Danke an Delta fürs schicken.
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Zurück zur GA, die dürfte dem Lotsen so einiges abverlangen bei dem ganzen Wirrwarr.
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Avianca ist ja bekanntlich dominierend in vielen Ländern hier.
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Frontier gabs für mich auch schon lange nicht mehr vor die Linse.
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Arajet aus der dominikanischen Republik hatte ich zeitweise im Auge um exotisch von GUA mit Umweg nach BOG zu kommen. Aus Zeitgründen aber wieder verworfen.
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Um die Umgebung etwas zu verdeutlichen. Im Hintergrund der Vulkan Agua.
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Mit dem Frachter endet die Serie für mich um 1100 lt.
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Ich beobachte schon die Verkehrslage da ich heute nachmittag um 1700 in Antigua sein muss zu einer Vorbesprechung, ehe am morgigen Sonntag der Aufstieg erfolgt. Und bis dahin wollte ich Antigua noch etwas erkunden. Somit sattel ich die Hühner, beschließe dass das Mittagessen heute ausfällt, ein Powerriegel muss reichen und ich schwinge mich ins Uber. Hasta luego!
 

Bayer59

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18.09.2013
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Klasse. Der Einstieg in den Bericht ist vielversprechend. :) Ich bin gerne dabei. Ein großes Dankeschön auch von mir.
 
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chrini1

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26.03.2013
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HAM
Bei dem Titel wusste ich gleich, was kommen wird. Denn da oben habe ich auch schon zwei Nächte verbracht - und meine Frau - in der 20 Kilometer entfernten Lodge angstvolle Nächte aufgrund der Feuershow, die sich ihr bot - nur war ich eben deutlich näher dran und nur im Zelt ;-)

Viel Zeit für Akklimatisation lässt Du dir aber nicht.
 
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UniformSierra1

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06.02.2022
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HAM
@ chrini1: Da meine Himalaya-Erfahrungen mir sagten, dass die Übernachtungen erst oberhalb von 5.000m für mich persönlich unangenehm werden, konnte ich der Sache recht entspannt entgegenblicken, da wir ja nicht mal 4.000m überschreiten würden. Jemand anderes, der die Höhe nicht so gut verträgt oder keine Erfahrungen damit hat, hätte sicherlich anders geplant.


Die etwa 40 Km von Guatemala City nach Antigua sollten etwa 1,5h Stunden dauern. Nur als wir außerhalb der Stadtgrenze die ersten suburbanen Ortschaften versuchten zu passieren, war ersichtlich, dass an diesem Samstagmittag jeder, also wirklich jeder der ein Auto hatte im wahrsten Sinne des Wortes auf Achse war. Es ging somit nur schleppend vorwärts. Mein Fahrer erurierte dank seiner Ortskenntnisse eine alternative Route durch die Wallachei ich willigte ein und bestätigte in der Uber-App, dass trotz der Abweichung von der ursprünglichen Route weiterhin alles in Ordnung sei - kein schlechtes Feature! Aber auch auf den unbefestigten Nebenstrecken durch den Wald schob sich die Blechlawine. Nicht, dass man in Hamburg keine Staus gewohnt wäre, aber dies war ein neuer Superlativ der mich am Ende ganze drei Stunden gekostet hatte, sodass ich erst um 1415 in Antigua ankam, und bei so einem Stresstrip ist ja quasi jede Stunde bedeutend, weil bereits verplant.

Zum ersten Mal seit Jahren sollte ich wieder in einem Hostel übernachten, weil es direkt um die Ecke lag von wo am nächsten Morgen um 0630 die Expedition losgehen sollte. Und da ich nicht einschätzen konnte, wie (un-)sicher die verlassenen Gassen morgens um die Zeit sein würden, wollte ich mir einen längeren Fußmarsch sparen, sodass die Wahl final auf das Ojala Hostel fiel. Das konnte sich mit zwei ansehnlichen Innenhöfen sogar sehen lassen.
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Ich deponierte hier den Koffer, informierte mich noch kurz bezüglich Gegenden die es zu vermeiden galt, was jedoch damit beantwortet wurde, dass hier recht viele Kameras im öffentlichen Raum sind und alles etwas sicherer sei als in Guatemala City. Roger that!

Ich machte einen kurzen Einkehrschwung bei einer Bäckerei um die Ecke für ein Crossaint auf die Tatze und lief los. Mir blieben noch etwa zwei Stunden bis zum Briefing. Mit etwa 30 Grad war es hier auch bedeutend wärmer als in der Hauptstadt.

Eine erste Impression vom Plaza Mayor.
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Auch als Streethawker gönnt man sich mal eine Siesta.
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Oder man informiert sich in der Lokalpresse.
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Am Parque La Union y Tanque.
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Durch die kleinen Gassen gehts weiter zum Arco de Santa Catalina, in die andere Richtung könnte man einen der Vulkane sehen, liegt leider nur im Gegenlicht.
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Schon in Sichtweite die Iglesia La Merced.
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Im Vordergrund hängt Weihnachtsbeleuchtung.
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Da die Erkundung doch schneller ging als gedacht und noch etwas Zeit ist, laufe ich nochmals zum Plaza Mayor und werfe einen Blick auf die Catedral de San Jose.
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Viele Gassen sind mit Kopfsteinpflaster versehen. Ich mache mich auf zum Expeditionsbüro.
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Dort angekommen sind etwa 15 andere Expeditionswillige und vier Guides die uns begleiten werden. Es wird nach Vorerfahrungen im Gebirge gefragt, meine Erfahrungen vom ersten Everest Base Camp kann an dieser Stelle leider niemand absolut superlativ toppen.
Dann wird einige Zeit auf der Höhenkrankheit herumgeritten und dass alles generell anstrengend wird. Schauen wir mal. Wachstum findet bekanntlich außerhalb der Grenzen statt, deshalb sind wir wohl hier.
Es wird benötigtes Equipment ausgegeben, ich brauche noch einen weiteren Rucksack (mein eigener ist gefüllt mit den Kamerasachen), drei Lagen Oberkleidung und eine Kopflampe. Desweiteren wird noch angeraten, was in Form von Snacks wie Nüsse, Powerriegel etc. eingepackt werden soll sowie 4 Liter Wasser pro Person, vorgekochte Nudeln und Brot.

Als wir vom Briefing entlassen sind schwärmen die Kumpanen in alle Richtungen wieder aus, ich bringe den Kram kurz im Hostel vorbei und mache mich auf dem Weg zum Abendessen. Das Sunset habe ich leider verpasst, es ist bereits dunkel.

Mir war nach Rösti und Geschnetzeltes.
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Zurück im Acht-Bett Zimmer bekam ich nur mäßig Schlaf. Um 0600 stand ich auf, raffte alles zusammen, checkte aus und lief um die Ecke wo schon einige andere Teilnehmer waren. Jeder war beschäftigt, zu evaluieren, ob gewisse Sachen nicht doch noch aus dem Marschgepäck fliegen um Gewicht zu sparen. Als jeder soweit war, stiegen wir in Minibusse und fuhren zunächst zu einem Cafe für ein Frühstück. Dort kam man ins Gespräch mit den anderen, die aus aller Welt hier aufgeschlagen waren.

Gesättigt fuhren wir etwa eine Stunde bis wir auf 2.400m ausgesetzt wurden. Aus dem nahen Dorf boten junge Herren ihren Dienst als Träger an. Da ich zwei Rucksäcke hatte, entschied ich mich einen davon vom Träger tragen zu lassen bis zum Basecamp auf 3.500m Höhe. Morgen beim Abstieg würde ich ihn halt selbst wieder runterschleppen. Um 0915 waren wir in Schützenreihe formiert, ein Guide am Anfang der Gruppe, zwei in der Mitte und einer am Ende und der Aufstieg auf den Acatenango begann.
Nach den ersten paar hundert Metern gab eine Frau schon auf und lief zurück zu den Bussen. Für den Rest ging es weiter zunächst durch teils landwirtschaftlich genutztes Terrain.
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Die Vegetation wurde bald dichter bis Wald daraus wurde.
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Mit dem Wind wurde es teils echt kalt und unter dem Gepäck auf dem Rücken war man natürlich wie nichts gutes am schwitzen, sodass die meisten selbst zum Lunchbreak die Rucksäcke lieber aufbehielten.
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Um 1400 erreichten wir das Basecamp. Der Aufstieg war insgesamt gut machbar, trotzdem war hier Endstation für einige Teilnehmer. Die Träger erhielten ihren Lohn von etwa 30 Euro und stapften wieder bergab.
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Bis 1530 sollten wir rasten und dann ging es für diejenigen die noch wollten und konnten rüber auf den Fuego zum Sunset der von hier aus über ein Ridge zu erreichen war.

Bislang schauten wir während der Verschnaufpause gegen eine Wolkenwand und nur sporadisch hörte man die Eruptionen des Fuego´s.
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Zu besagter Zeit geht es mit verminderter Truppenstärke los - im Regen. Um den Überlebenswillen zu stärken erzählt der eine Guide an den jeweiligen Stellen wo hier schon jemand tödlich verunglückt ist. Es geht nun also wieder zunächst bergab am Acatenango ehe wir den Fuego wieder raufsteigen. Es ist einigermaßen steil und rutschig bei dem losen Vulkangestein.
Dort angekommen, ist es noch immer recht wolkig, aber die Sicht klarte stellenweise etwas auf dank des Windes der über den Kamm pfiff, die Temperaturen dürften um den Gefrierpunkt liegen und wir tragen alle drei Schichten am Oberkörper.
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Von hier aus ergibt sich auch ein Blick auf unser Camp zwischen den Bäumen gut getarnt.
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Bald bekommen wir die erste Eruption zu Gesicht. Man beachte die Leidensgenossen rechts im Bild zum Größenvergleich.
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Zwischen den Ausbrüchen werfen wir mal einen Blick aufs Gestein.
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Dieses Getöse ist im Real Life schon imposant.
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Jede Eruption ist unterschiedlich stark, entsprechend verändert sich die Aschewolke.
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Das Sunset rückt näher und es klart immer mehr auf.
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Jetzt wo es dunkler wird, lässt sich auch die Lava erkennen die den Kegel runterrollt.
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Wenn man bis zum Sunset wartet, bedeutet dies, dass der Rückweg natürlich im Dunkeln stattfindet. Somit stapften wir mit eingeschalteter Stirnlampe zurück zum Camp. Zum Glück hab ich es geschafft ohne Hinzufallen, wenngleich es auch an mancher Stelle knapp war und man schnell das Gleichgewicht verlieren konnte. Zurück im Camp gabs die Pasta als Dinner. Die Guides kündigten an, dass der Weckappell um 0350 sein würde um dann auf den Gipfel des Acatenango zu steigen um von da aus die aufgehende Sonne zu genießen. Entsprechend suchten die meisten frühzeitig den Schlafsack in den Hütten auf. Zu fünft war man jeweils in der Hütte. Nur wurde es so kalt, dass an Schlaf nicht wirklich zu denken war. Es war eher ein Ruhen, ehe um Zehn Minuten vor Drei endlich der erlösende Weckruf erschallte.

To be continued.
 

UniformSierra1

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06.02.2022
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HAM
Mit allen Kleidungsschichten versehen begann dann in purer Dunkelheit bei immer wieder einsetzendem Regen der weitere Aufstieg. Nicht alle aus der ursprünglichen Gruppe sind dabei und zogen es vor, im Schlafsack zu bleiben. Die Guides gaben vorher zu Bedenken, dass man nach den ersten zehn Minuten den Point-Of-No-Return erreichen würde, bis dahin könne man noch umdrehen und zurück zum Basecamp laufen, falls man der Auffassung sei, es nicht zu schaffen oder der Körper streike.
Für mich war das Ziel mal wieder höher als die Hindernisse, insofern war ich der erste Mann hinter dem ersten Guide und konnte es kaum erwarten auf dem Summit anzukommen. Am liebsten hätte ich sogar überholt und auf die Verschnaufpausen stellenweise verzichtet, aber es musste natürlich auch auf die anderen Mitstreiter Rücksicht genommen werden.
Die letzten paar hundert Meter erfolgten auf dem Ridge, sodass man dem eisigen Wind, der aus Westen vom Pazifik herwehte, vollends ausgesetzt war. Inzwischen dämmerte es am Horizont und von innen war man mal wieder komplett durchgeschwitzt und von außen wie vom Winde verweht.

Oben auf dem mit 3.975m höchsten Punkt auf dem Acatenango angekommen war die Feuchtigkeit auf meinem Rucksack gefroren.
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Ich positionierte im rauschenden Wind das Stativ und bemerkte, dass es bereits ziemlich hell war für die Kamera und mehr als 2 Sec. Belichtungszeit bei Blende 8 schon das höchste der Gefühle waren. Hier trotzdem mal zwei aus der Serie. Mit Ach und Krach kann man noch etwas glühende Lava erkennen.
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Wäre man einige Minuten früher vor Ort gewesen, hätte die Welt nocht ein bisschen besser ausgesehen, aber was solls. In der Ferne sieht man den Pazifik.
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Im Westen schiebt sich die Sonne empor. Links im Bild der Agua.
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Trotz des entschädigenden Ausblicks und der Einzigartigkeit dieses Minuten bin ich gefühlt gerade zum Eiskristall mutiert. Auf der Kante, die von hier aus mittig auf den Fuego raufführt, sind wir gestern Abend gewesen.
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Die niedrigen Temperaturen fordern ihre ersten Opfer und zwei Kamera Akkus quittieren ihren Dienst. Natürlich habe ich wie immer für Redundanz gesorgt und mehrere dabei.
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Bevor man endgültig festfror, appellieren unsere Guides zum Aufbruch. Mit einer geschätzten Neigung von stellenweise 30-40 Grad rutschte man auf dem losen Gestein wieder bergab und musste arg aufpassen nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
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Unterwegs stoppe ich erneut für einen kurzen Genussmoment. Die Eruption werden uns noch weiter begleiten.
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Zurück im Camp wird ein Frühstück in Form von Brot, Aufstrich, Kaffe, etc. bereitgehalten. Riesig ist der Hunger sowieso nicht auf der Höhe. Um 0800 schultert dann jeder seine sieben Sachen. Für mich also die Kamerasachen auf dem Rücken und den anderen Rucksack vor dem Bauch, der nun immerhin etwa 3k Kg leichter ist als beim Aufstieg, aufgrund des verbrauchten Wassers. In etwa 2,5 h steigen wir um 1.000 Höhenmeter herab, was etwa 7 Streckenkilometern entspricht.
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Zurück in dem Dorf La Soledad sammeln uns die Minibusse wieder ein. Auf dem Weg zurück nach Antigua erfahre ich von einem aus der Gruppe, dass er heute auch wieder nach Guatemala City muss und schon ein lokales Taxiunternehmen arrangiert hat, welches noch einen Platz frei hat und die Fahrt für schlanke 15 Eur pro Person übernimmt. Hört man gerne, ich klinke mich ein.

Zurück in Antigua returnieren wir dann das Equipment verabschieden uns und mit dem Weggenossen, der aus der Nähe von NYC kommt, gönnen ich mir ein kurzes Lunch um die Ecke.
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Danach stehen wir da wie bestellt und werden auch abgeholt. Der Verkehr ist zum Glück etwas besser, sodass man um 1600 wieder in der Hauptstadt ist. Für mich wird es erneut das Hotel Las Americas und mein Wegbegleiter hat irgendwo auf der Ecke ein Airbnb.
Mittlerweile fordert der Abstieg sein Debüt und es zeichnet sich ein siginifkanter Schmerz in den Knien ab. Eine Schmerztablette verschafft hier Abhilfe.

Mit einbrechender Dunkelheit marschiere ich ins Westin Camino Hotel für einen italienischen Abend.
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Man gönnt sich ja sonst nichts nach dem kleinen Abenteuer.
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Per Uber gehts dann zurück, der Fußweg ist mir bei der späten Stunde doch etwas riskant.
Der Schlafmangel lässt mich früh schlummern ehe ich künstlich um 0600 mittels Wecker erwache und zunächst vorhabe der lokalen Aviatik noch etwas abzugewinnen, ehe ich später Guatemala City noch etwas unsicher machen will.

Ich würde sagen, dieser Spot auf dem Hotel ist fortan und weltweit einer meiner Favoriten.
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A319 werden insgesamt auch eher weniger als mehr in der Welt.
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Dadurch, dass der parallele Taxiway wegen Instandhaltungsmaßnahmen gesperrt war, ergab sich häufig dieses Bild des Backtrackings mehrer Flieger gleichzeitig.
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Allerlei Kleinvieh mit tollkühnen Manövern - hier ein Lowpass.
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Doch auch Raritäten wie diese ATR 42 als Vollfrachter der DHL Guatemala erwischte ich.
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Diese beiden sind hier bekannt wie bunte Hunde.

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Polizeipräsenz.
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Der Nationalcarrier wartet derzeit mit vier ATR und einer EMB145 auf.
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Der Frachter wird auf dem engen Apron rückwärts in den Stand geschoben, dabei kommt die einseitige Sonderlacke zum Vorschein.
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Frontier macht sich von dannen.
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Cargotechnisch geht hier in GUA einiges. Die Latam 767F ist aufgrund des Platzmangels an einem Gate am Pax-Terminal abgestellt worden.
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Das sollte als kleiner aviatischer Auszug reichen, denn es ist High Noon und der Sonnenstand eher nicht mehr so optimal.
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Mein Uber-Fahrer kämpft sich stadteinwärts und lässt mich an der Catedral Metropolitana de Santiago de Guatemala raus.
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Eine erste Straßenszene.
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Auf dem Parque Central, wie dieser Platz heißt, ist ein Weihnachtsmarkt aufgebaut, welcher für mein Empfinden das Bild etwas störte.
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Von hier aus lief ich nun wieder westwärts und bestaunte unterwegs das Kabelsammelsurium.
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Ministerio de Gobernacion.
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Angekommen am Monumento a La Paz mit Blick aufs Justizministerium.
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Ich erklimme eine Brücke zur Übersicht, die Knie schmerzen schon wieder bzw. immer noch.
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Insgesamt ist die Stadt soweit ansehnlicher und deutlich besser als initial erwartet, um nicht zu sagen ich bin entzückt.
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Hier durchkreuze ich eine Posh-Area, wie man heutzutage zu sagen pflegt.
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Mein eigentliches Ziel ist der Torre del Reformador, eine Art Mini-Eiffeltum gebaut über eine Straßenkreuzung.
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Ich beschließe noch einen Abstecher in einen etwas neueren Stadtteil zu machen and konsultiere die Uber-App. Während des Wartens fällt mir diese anmutende Szene auf.
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Vielen Dank fürs Lesen und die Rückmeldungen bis hierhin - Fortsetzung folgt!
 
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Nach zwanzig Minuten komme ich in der Ciudad Cayala an, ein neumodischer Stadtteil mit einer Flaniermeile.
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Blickrichtung Downtown von einer Fußgängerbrücke aus.
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Ich lasse mich etwas durch die Gassen treiben und gönne mir einen Einkehrschwung in einem der Cafes. Life is good!
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Die Kulinarik für den Abend habe ich mir bereits lange im Voraus überlegt und schlenderte dann gegen 1900 zum Restaurant um die Ecke. Der Hunger war groß und die Portionierung üppiger als üppig, sodass ich de facto zu viel bestellt habe. Buen provecho!
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Mit meinem hiesigen besten Freund, dem Uber, gehts zurück zum Hotel. Ich lasse mich für den kostenlosen Hotelshuttle um 0600 des Folgetages vormerken. Entsprechend gings dann am nächsten Morgen rüber zum Terminal. Dort angekommen bin ich erschlagen vom Anblick der Schlange die von den Avianca-Countern quer durchs Terminal geht. Herrschaftszeiten! Ich kämpfe mich zu den Self-Service Automaten durch. Dort steht ein Avianca-Mitarbeiter und beschleunigt soweit es geht den Prozess.
Ich hatte mich darauf eingestellt, dass ich zumindest den Trolley hätte einchecken müssen und nur den Rucksack als Carry-on hätte mitnehmen dürfen. Er meinte jedoch, ich könnte beides mit in die Kabine nehmen. Ich frage nochmal nach, nicht dass ich mit meinem mittelprächtigen Spanisch etwas falsch verstanden habe und es später Ärger am Gate gibt. Aber nein, ich habe richtig verstanden, beides kann ich mitnehmen - sehr großzügig. Somit war das Risiko auch gleich eliminiert, dass mir der Koffer später beim Transfer in Bogota möglicherweise verloren ginge. Die Prozesszeit für den Rest war kurz sodass ich wenige Minuten später vor einer überraschenden Amex Lounge stand. Nun, ich hatte mehr Zeit als geplant und könnte nun diese und später die anderen beiden PP-Lounges probieren.

An die Tageszeit angepasst gab es ein A la Carte Menü.
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Nach dem ersten Frühstück schlenderte ich in die nächste Lounge. Auch hier wieder A la Carte, falls gewünscht und sehr zuvorkommender Service. Das übertraf tatsächlich all meine Erwartungen. Hier gönnte ich mir noch einen Crepes.
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Zwischenzeitlich war die N538AV aus NYC angekommen und sollte mich dann mit neuer Crew nach Bogota bringen. Als ich am Gate ankam, lief das Boarding schon streng nach Gruppen. Nach dem Pushen standen wir einige Zeit am Holding Point und man konnte gegenüber am GAT gleich zwei GlobalX Charter ausfindig machen.
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Es erfolgte der Backtrack und beim Line Up auf der 02 lässt sich schön der Runway Slope erkennen.
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Verlässlich überwindet die 320 die Schwerkraft und ermöglicht ein letzten Blick von oben aufs Terminal.
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Wir drehen gleich in Richtung Süden.
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Der Flug ist meist eher wolkig und nach 2,5 Stunden sind wir bereits über Kolumbien.
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Am El Dorado Intl Airport landen wir auf der 14R und bekommen gleich nach dem Vacaten einen leckeren Bobby-Frachter zu Gesicht.
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Zügig marschiere ich zur Imigration wo ich jedoch fast eine Stunde warten musste. Jetzt kommt mir auch zu Gute, dass Avianca einige Wochen vorher den Weiterflug nach Medellin von etwa 1710 auf 1810 verlegt hat und somit meine Transferzeit sich von etwa 2 Std auf 3 Std verlängert hat. Nachdem ich endlich dort durch war, war ich aufeinmal komplett landside da ich brav den Schildern bzw den ungefragten Anweisungen der Mitarbeiter gefolgt bin. Also gings nun landside zum Domestic Terminal rüber. Dort an der Security fragte ich gezielt nach, ob es airside noch Möglichkeiten zum Geldwechsel gäbe. Man verneinte mit dem Hinweis, die Wechselstuben seien nur im International Terminal. Na Klasse, also wieder zurück das ganze und einige Euros gegen Pesos getauscht. Damit gings dann wieder airside und es blieben sogar noch einige Minuten für die Lounge. Die Sonne sank inzwischem dem Horizont entgegen.
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Am Gate war dann die N253AC welche den kurzen Ritt übernehmen sollte. BOG-MED ist eine der Rennstrecken schlechthin. Es ging über den ganzen Airport wieder zur 14R.

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Wir taxeln dem Sunset entgegen. I love aviation!
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Line up.
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Und los gehts mit Abendlicht-Anblick des Terminals.
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Auf der 14L haben wir etwas outbound company traffic welcher dann nach links dreht.
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Wir hingegen banken nach rechts.
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Einige Minuten sind wir auf FL240 am cruisen als der Tag sich endgültig verabschiedet.
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Auf Rwy 36 landen wir kurz darauf. Ein Airport mit kurzen Wegen lässt mich schnell entschwinden per Uber in die City. Der Verkehr ist stellenweise etwas zäh, doch um 1915 komme ich im Hotel Poblado Alejandria an. Dort erhalte ich zuerst ein Zimmer im zweiten Stock über dem Vordach der Terrasse wo sich eines der Fenster nicht richtig schließen lässt und natürlich ein eklatantes Sicherheitsrisiko darstellt. Ich reklamiere und werde in den achten Stock gebeten. Hier lässt es sich für die kommenden drei Nächte aushalten. Ich deponiere die Sachen, kralle mir ein paar Pesos und marschiere bergab zu dem wenige hundert Meter entfernten Italiener wo ich mir beim speisen Gedanken über den morgigen Tag machen kann. Der Forecast sagt viele Wolken voraus. Somit beschließe ich Medellin den Rücken zu kehren und morgen als erstes nach Guatape rauszufahren, in der Hoffnung, dass das Wetter dort besser ist.

Somit erscheine ich um 0600 am inkludierten Frühstücksbuffet und fahre dann zum Terminal Norte, wo ich ein Ticket erstehe. Der Bus fährt etwa 2 Stunden, unterwegs beginnt es zu Regnen. Am Monolith El Penon steige ich aus, da ich diesen erklimmen wollte. Nur nach den ersten Stufen merke ich, dass es aufgrund der immer noch schmerzenden Knie eine ziemliche Tortur ist.
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Aber nur von unten zu gucken ist auch dämlich, sonst hätte ich mir den Aufwand hierher zu kommen auch sparen können. Also weiter gehts!
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Die Aussicht bei Sonne wäre gewiss sehenswerter, immerhin regnete es nicht mehr.
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Ich lasse die Blicke umherschweifen und komme kurzweilig mit ein paar Amerikanern ins Gespräch, die aus allen Wolken fallen, als sie erfahren, dass ich nur für ein paar Tage den vermeintlich weiten Weg aus Deutschland auf mich genommen habe. Das Leben ist halt keine Schmalspurbahn! 119.jpg

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Die Großwetterlage sieht immer noch trüb aus.
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Ich steige wieder herab und rutsche aufeinmal auf der nassen Treppe ab, konnte mich aber zum Glück am Geländer festhalten, ansonsten hätte der Trip gegebenenfalls ein anderes Ende genommen. Puh! Unten angekommen habe ich zunächst im Sinne von hier aus zum Airport zu fahren um den Nachmittag etwas zu spotten. Ich erstehe wieder ein Busticket und will auf halben Wege zur Stadt aussteigen und von dort aus Per Uber weiter zum Jose Maria Cordova Airport. Ich bin mir aber irgendwie unsicher und konsultiere ein kolumbianisches Pärchen, welches auf den selben Bus wartet. Die raten mir eher davon ab unterwegs auszusteigen und auf ein Uber zu warten. Ich solle lieber bis nach Medellin zurückfahren und von dort aus zum Airport starten, dies sei sicherer. Ich nehme deren Rat an und bin etwa 2 Stunden später zurück in Medellin und immer noch unschlüssig, da das Wetter einfach zu grau ist und keine Besserung in Sicht. Egal, der Airport ist gecancelt für heute. Ich will erstmal was essen und lasse mich zum intentionierten Ort chauffieren.

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Während der Verköstigung kommt mir der Olaya Herrera (EOH) in den Sinn. Ich nenne ihn einfach mal City Airport. Ich spiele auf den Handykarten etwas herum, bis ich eine erhöhte Position beim Mirador Cielo de Medellin ausfindig machen konnte von wo man den Airport und den Anflugsektor überblicken können müsste. Die Motivation hat mich gepackt, das nächste Uber ist meins.

An Ort und Stelle lies die Action nicht lange auf sich warten.
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Eine ATR 42 stürzt sich zwischen den Häusern ins Tal.
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Links im Bild ein Outbound welcher nach dem Start schon eine 180 Grad Kurve gedreht hat, rechts anfliegender Verkehr welcher kurz darauf einen 180 Grad Turn ins Tal und den Final vollzieht.
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Ein Blick zum Terminal.
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Und eine Departure, bei dem trüben Wetter siehts in s/w besser aus als in Farbe.
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Endlich mal ein Jet nach all dem Geflügel. Mit dem wollte ich wie bereits erwähnt ursprünglich später nach Bogota fliegen.
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Satena hat auch Special Colors im Angebot.
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Und eine ATR72, alles in allem natürlich keine überragende Qualität, aber die Umstände waren auch echt widrig.
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Um 1700 ist es nun endgültig zu dunkel, ich packe ein und mein Uber-Fahrer kämpft sich durch die Rush Hour zum Hotel. Dort erfrage ich noch an der Rezeption wie sicher meine angestrebte Route bei Dunkelheit sei und laufe dann etwa 1,5 Km zum Tagesausklang nach La Florida zu einem Peruaner.
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Nebenbei mache ich mir bereits Gedanken über den morgigen Tag. Hasta mañana!
 

UniformSierra1

Erfahrenes Mitglied
06.02.2022
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3.139
HAM
An diesem Morgen stand ich erst um 0700 auf und visierte das Hotel Nutibara an. Dort angekommen, fragte ich an der Rezeption ob ich Zugang zu einem der Balkone im 10. Stock bekommen könnte was damit beantwortet wurde, dass dies erst am Nachmittag möglich sei. Ne, nachmittags bringt mir das auch nichts mehr. Ich war schon im Begriff zu gehen, als aus einem der Fahrstühle ein anderer Angestellter herauskam. Ich fragte ihn nach Zugang und er schickte mich per Aufzug in die 10. Na also, geht doch! :LOL: Dort zwängte ich mich durch eine schmale Tür auf einen nicht minder schmaleren Balkon. Nun stand dem Ausblick auf den Plaza Botero nichts mehr im Wege.
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Das Wetter sollte zum Glück bald aufklaren.
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Als ich mich satt gesehen hatte, lief ich von hier aus zum Parque Berrio mit der Parraquia Nuestra Senory de La Candelaria, welche sich weitgehend hinter Bäumen versteckt.
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Ich beobachtete von der Empore des Bahnhofs ein wenig das Treiben.
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Weiter gehts, die Schönheit scheint in Medellin eher im Detail zu stecken: Geschäftige Straßenszene.
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Edificio Carre mit vereinsamten Wachmann.
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Direkt ums Eck der Parque de la lunes mit endlich blauen Himmel.
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Auch nur einen Steinwurf entfernt ist das Memorial para la no violencia en Antioquia.
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Rechts im Bild das Alcadia de Medellin.
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Die begrünte Fassade ist sehr futuristisch wie ich finde. Man beachte die unermüdlichen Fensterputzer.
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Wie so häufig positioniere ich mich an einer Stelle, in dem Fall am Antioquia Regierungsgebäude und schaue mal, wer so auftaucht.
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Von einer Brücke aus Blick auf die Carrera 55, die Sonne im Nacken brennt schwer erträglich.
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Haltestelle Plaza Mayor.
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High Noon ist überschritten und ich lasse mich zum lunchen nach Poblado fahren. Vamos!
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Danach gehts wieder halbwegs quer durch die Stadt zum Cerro Nutibara Viewpoint. Dort oben angekommen stelle ich jedoch fest, dass die Aussichtsplattform gesperrt ist. Nichts für Ungut, man hat ja noch Alternativen. Also wieder ins Uber und mit wehenden Fahnen zum Cerro El Volador. Zugegebenermaßen, die Fahne am Auto wehte nicht wirklich dafür war unsere Velocity zu gering und die Verkehrsdichte inzwischen zu hoch. Zu allem Übel waren die dunklen Wolken wieder die Übermacht am Himmel. An der Auffahrt zu dem Hügel stoppte unser Fahrzeug dann unverhofft ein Polizist. Nachdem er sich über mein Vorhaben vergewissert habe, verweigerte er uns jedoch die Weiterfahrt da zu dieser Zeit mehr Kriminelle in der hügeligen Parkanlage ihr Unwesen treiben als ihm lieb sei. Ich solle potentiell am Morgen wiederkommen, da dann mehr los und es somit etwas sicherer sei, als nachmittags. Kaum waren seine Erläuterungen beendet setzte auch mäßiger Regen ein - Leben ist das was läuft, während du etwas anderes planst.
Da ich eh keine Lust mehr hatte auf Bilder bei grauem Himmel, bat ich den Fahrer mich dann zum Hotel zu fahren was auch einige Zeit dauerte. Von dort aus gings dann mit dem Schirm bewaffnet zum dinnieren beim Italiener des ersten Abends.
Zeitig ging es zu Bett, den Wecker stellte ich auf 0425 und das Uber für 0440. Nur 25 Minuten später stieg ich quicklebendig am Airport aus. Gebucht hatte ich die virtuelle Airline Wingo bei der Copa Airlines als Muttergesellschaft mit drinnen hängt. Selbst hat man kein AOC, operiert wird die HP-1536CMP von Aero Republica. Interessantes Konstrukt.
Auch hier war man wieder sehr kulant, Trolley und Rucksack wurden als Luggage akzeptiert und zeigt einmal mehr, dass es hier längst nicht so kapitalistisch zu geht wie in der Heimat.

Als erster bin ich an Bord.
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Legroom auch ziemlich generös für meine 1,93m.
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Wir taxeln runter zum Threshold der 36 und lassen dann mit einer langgezogenen Rechtskurve gen Süden Medellin hinter uns. Der kurze und niedrige Flug bietet etwas Szenerie, beispielsweise die aktiven Vulkane in der Ferne.
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Kurz vor Bogota dann unerwartet steile Klippen.
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Da Bogota ja bereits auf etwa 8.300 ft liegt ist der Descent von FL210 runter kürzer als kurz.
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Über die 14L bin ich wieder zurück am El Dorado Airport. Buenos dias, Bogota!
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Pünktlich um 0840 gehts on block. Während ich zielstrebig durchs Terminal marschiere wird Uber bestellt und über die noch leeren Straßen fegen wir hinweg, sodass ich bereits um 0930 im Hotel Dann Avenida 19 bin. Die Rezeptionistin weißt mich gleich hin, dass bei Dunkelheit dort draußen potentiell alles unsicher sei. Verstanden!
Die Aussicht vom Zimmer wie bestellt, nur mit weniger Wolken wäre wünschenswert.
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Ich beschließe einen ersten Blick vom Monserrate zu erhaschen. Die Seilbahn- bzw Zahnradstation wäre fußläufig etwa einen Kilometer entfernt. Allerdings sind die Straßen in der Umgebung an diesem Samstagmorgen noch wie ausgestorben, was auch gefährlich werden kann dort nun fast alleine umherzutigern, insofern optiere ich fürs Uber um das Risiko zu mitigieren. Mit der Zahnradbahn gehts auf den Aussichtspunkt. Das Wetter ist etwas grau, generell lässt es sich hier aber gut aushalten.
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Da das Frühstück in der Lounge nun schon einige Stunden her ist, eruiere ich eine Option zu einem verfrühten Mittag in Downtown.
Vorweg gönne ich mir etwas Spargel.
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Zum Hauptgang wird Fisch serviert. Bombastisch!
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Die Stärkung tat gut und die Erkundung zu Fuß kann weiter gehen, zum Beispiel am Plaza Mayor. Hier scheint später noch eine Veranstaltung steil zu gehen, es sind massiv viele private Securityleute angetreten.
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Abgesperrt wurde auch schon systematisch. Mitten auf dem Platz geraten plötzlich drei Jugendliche aneinander. Mit vollem Körpereinsatz wird sich geschlagen und getreten bis einige Polizisten herbei eilen und die Lage zu kontrollieren wissen. Die Streithähne waren vielleicht 14 Jahre alt und haben gekämpft, als wenns ums blanke Überleben geht. Die eben gesehene Gewaltbereitschaft in diesem Alter dominiert für einen kurzen Moment meine Gedanken.
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Ich lasse die Szene hinter mir und ziehe davon.
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Durch die Gassen schlendere ich zur Iglesia Nuestra Senora del Carmen.
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Die Altstadt und ihre Gassen.
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Links im Bild Templete del Libertador. Das Klientel wird wieder unangenehmer, offensichtlich viele Obdachlose oder Abhängige lungern hier herum.
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Ich kehre ins Hotel zurück und schaue, welche Optionen sich ergeben würden für ein halbwegs fotogenes Sunset Capturing.
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Nach einiger Zeit steht mein Ziel fest: Vom 47. Stock des Torres Colpatria sollte es gehen. Dort scheint man eine offene Plattform zu haben ohne Glas. Perfekt! Durch die überfüllte Avenida Carrera 7 gehts zum Tower. Dort zeige ich ein Bild vom Pass vor und rausche mit dem Elevator in die Endetage. Ich umrunde zunächst einmal die gesamte Platfform und stelle fest, dass auf selbiger einige Mitarbeiter sind, die peinlich darauf achten, dass niemand die gelbe Linie überschreitet, welche exakt einen halben Meter von der Mauer entfernt ist. Verständlich, wenn sie argumentieren, dass sie verhindern wollen, dass jemand z.B. sein Handy über die Mauer fallen ließe. Nun gut, aber so ein Bild machen mit Mauer im Vordergrund ? No way! Nach einiger Diskussion konnte ich sie überzeugen, dass zumindest mein Stativ hinter die Linie an die Mauer darf und ich selbst brav vor der Linie stehen bleibe. So lies sich die Szenerie auch entsprechend einfangen. Enjoy!
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Ich wechselte danach noch auf die andere Seite. Links im Bild Monserrate.
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Das war doch besser als erwartet, dafür dass die Wettervorhersage nicht wirklich berauschend war. Danach gings noch zum Italiener. Auf dem Weg dorthin ergab sich noch ein interessanter Plausch mit dem Uberfahrer. Man war erstaunlich gut informiert, was in Europa vor sich geht, obwohl das ja recht weit weg ist für die. Zum anderen erwähnte er, dass hier zunehmend das Unbehagen wächst über Immigranten aus Venezuela, welche angeblich die Kriminalität in Kolumbien erhöhen. Ja, so hat jede Region ihre Probleme.
Nebenbei bemerkt gibts hier auffallend viele italienische Restaurants.
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Der Uberfahrer auf dem Rückweg empfiehlt mir noch ein, zwei Ecken wo man seiner Einschätzung nach trotz Dunkelheit halbwegs sicher flanieren kann. Ich will aber am vorletzten Tag nun kein unnötiges Risiko und ziehe es vor stattdessen früher ins Bett zu gehen. Der Tag war schließlich lang genug.

Stay tuned for the final!