Möchte ja den Begriff der Milchmädchenrechnung nicht überstrapazieren...
Aber mit dieser Rechnung wäre die Abschaffung der 1. Klasse der Hamburger S-Bahn natürlich auch blöd gewesen.
Einer der Punkte, die du völlig ausklammerst, ist, dass ja jeder einzelne Wagon kostet. Und zwar in Anschaffung, Wartung und Betrieb. Auf der Schiene wird das durch die Zusammenstellung der Züge reguliert. In der Luft mit der Wahl der für den Bedarf passenden Maschine.
Bleibe dabei. Die erste Klasse der Bahn sowie die höheren Service-Klassen der Fluggesellschaften mögen sich rechnen oder nicht. Deine Überzeugung, die erste Bahn-Klasse würde die zweite Subventionieren, teile ich auch weiterhin nicht. Die Zahlen scheinen dagegen zu sprechen. Vielleicht gibt die DB ja mal Butter bei die Fische...
Ich glaube Du rechnest Dir die Milch selbst schön!
Ich klammere nichts aus. Ich bemängele auch nicht Deinem Rechenweg, nur die Schlussfolgerungen, die Du daraus ziehst sind nicht richtig! Ein Zug kann nicht mit einem Wagon fahren. Die Kosten die entstehen, bei einer Zugfahrt sind nicht nur die Anschaffungskosten des Materials, sondern auch Arbeitskosten, Kosten für die Vermarktung, etc. Mann muss sich also den Gesamtertrag und den Beitrag der Passagiere pro Ticketkategorie, um schlussfolgern zu können wie sich ewtas rechnet oder nicht.
Wenn Du den Kraufpreiserlös pro Wagon berechnest, berechnst Du nicht den Anteil am Ertrag für das Unternehmen pro Kunden, oder den Ertrag pro Zugfahrt nach Ticketkategorien, sondern das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Tickets.
...Ein typischer ICE-Wagon hat in der 1. Klasse 52 Sitze, in der 2. 74...Bedeutet, dass bei der angegebenen Auslastung in einem 1.Klasse-Wagen im Schnitt 20 Fahrgäste sitzen. In einem der 2. wären es 41 Fahrgäste....Kaufe ich mir jetzt gleich ein Bahnticket ohne Ermäßigungen v. Berlin nach München, zahle ich auf den meisten Verbindungen 142 Euro in der 2. Klasse. Das wären bei durchschnittlicher Auslastung 5822 Euro. Der auf der gleichen Strecke aufgerufene Preis in der 1. betrüge 237 Euro. Rechnerisch also 4740 Euro/Wagon...
So gesehen erkauft sich ein 2. Klasse Passagier 2,44% des Raumangebots eines Wagons
und der 1. Klasse Passagier 5% des Raumangebots eines Wagons.
Im Preis-Leistungsverhälrnis erhält der Kunde mit dem 1. Klasse Ticket den höheren Mehrwert, denn er erhält im Verhältnis zum Raumangebot und Auslastung des Wagons deutlich mehr Raum und Komfort, also mehr als das Doppelte, obwohl er für das Ticket nicht das Doppelte bezahlt.
Es steht ja jedem Kunden frei, sich das Ticket zu kaufen, das für ihm im Preis-Leistungs-Verhältnis die bessere Leistung hat. Leider leben wir in einer Zeit, in der viele Menschen zuerst nach dem Preis, nicht aber nach der gebotenen Leistung fragen.
Deine Berechnung, also die Berechnung des Ertrags pro Wagon sagt aber nichts darüber aus, wie wirtschaftlich es für die Bahn ist eine 1. Klasse anzubieten oder nicht.
Diese Berechnung könnte lediglich herangezogen werden, ob es sich für ein Unternehmen lohnen würde, einen Zug zusammenzustellen, der nur aus 1. Klasse oder nur aus 2. Klasse besteht. Das hängt dann aber auch stark von Angebot, Nachfrage und der Strecke ab.
Bei einer kurzen Zugverbindung wie der S-Bahn und einer durchschnittlichen Verweildauer von z.B. 15 min, rechnet sich eine 1. Klasse vermutlich nicht, weshalb diese in der Hamburger S-Bahn abgeschafft wurde. Der Komfortunterschied ist bei einer kurzen Reisedauer auch sicherlich gering.
Bei der Berliner S-Bahn musste man eine solche Klasse gar nicht abschaffen, da diese mangels Kaufkraft in der Region erst gar nicht angeboten wurde, zumindest nicht so lange ich denken kann.
Bei einer anderen Reise, wie z.B. dem Orienexpress oder dem Royal Scotsman, kann man mit dem Angebot an Luxus ganz andere Preise erzielen, weshalb man ganz bewusst auf eine Holzklasse verzichtet.
Bei längeren Strecken wird der Komfortunterschied wichtiger. Würde die Bahn auf die erste Klasse verzichten, würden die Passagiere auch nur noch den Preis für die 2. Klasse zahlen und der Preis pro Ticket der 2. Klasse müsste steigen. Einkommensschwache würden dadurch benachteiligt, die sich gerade mal so das Ticket der 2. Klasse leisten könnten. Zudem wäre zu befürchten, das ehemalige Passagiere der 1. Klasse auch andere Angebote zurückgreifen.
Bei manchen Reisen/Strecken lohnt sich tatsächlich nur Tickets in der Economy anzubieten, z.B. Charterflüge, Flüge mit Ryanair, etc. Ich kann aber nicht erkennen, das dadurch der Komfort der Passagiere gegenüber Linienfliegern gestiegen ist, noch kann ich erkennen das die Bezahlung und Arbeitsbedingungen des Bordpersonals bei diesen "Economyclass only" Angeboten besser ist als bei Linienfliegern.