ANZEIGE
Es kommt wie immer auf den Einzelfall und die persönliche Einstellung zu dem Thema an. Zwei bis vier am Ende verplemperte Semester am Ende sehe ich kritischer als du, wenn wirklich nichts anderes dabei herauskommt als ein netter Zeitvertreib mit ausgedehnter Findungsphase. Das dürfte bei einem echten Job in der Zwischenzeit wie bei unserem jungen User wohl eher nicht zutreffen, die Regel ist das aber nicht. Ich seh die Auswirkungen dieser Einstellung bei jungen Menschen oft in meinem Umfeld. Die begreifen gar nicht, wie privilegiert sie sind überhaupt diese Entscheidungs- und Entwicklungsmöglichkeiten zu haben, da heutzutage u.a. keine Pflichtdienste mehr zu leisten sind und das System mit - nennen wir es mal - Ausreißern in der Bildungs- und Erwerbsbiografie großzügiger umgeht als früher bzw diese sogar fördert. Überdies ist Studieren in Deutschland trotz höherer Kosten insbesondere bei der Miete immer noch vergleichsweise günstig, was das ewige Probieren, Umentschieden und Verlängern begünstigt. Müsste dein genannter Mediziner für dieses teure Fach einen hohen sechsstelligen Betrag wie anderen Ländern als Studienkredit zurückzahlen, ich wette die Arbeit in der Entwicklungshilfe müsste noch warten (das ist keine Kritik an ihm, sondern beschreibt unabhängig von Person und Hintergrund das genannte Problem recht anschaulich).Ich bin zwar privilegiert genug Abi zu haben, habe mich in der Uni aber weitgehend selbst finanzieren müssen.
Daher auch die zwei Job, die nicht wirklich immer spaßig waren.
Und deshalb bereue ich latent bis heute kein Erasmus etc. gemacht.
Wenn man jetzt mit 18 unkompliziert FA werden kann und selbst wenn es nix ist dadurch 2-4 Semester "verliert". So what?
Einer meiner besten Freunde hat ein 1.0er Abi, Medizin studiert mit diversen Aufenthalten in Portugal und Brasilien und diversen Stipendien aufgrund herausragender Leistungen.
Promotion auch auf dem für Medizin "schwierigen" Weg gemacht.
Er hat trotzdem nach drei Monaten in nem Krankenhaus gekündigt weil es die absolute Hölle ist und macht jetzt medizinische Entwicklungszusammenarbeit bei der GIZ.
So kanns gehen.
Im Studium habe ich Erasmus ebenfalls ausgelassen, einfach aus der Überlegung heraus schon durch den Wehrdienst ein ganzes Jahr verloren zu haben. Während meine Kommilitonen sich in Barcelona den Sangria haben schmecken lassen, musste ich das G36 auf Hochglanz polieren. Am Ende ist jeder seinen erfolgreichen Weg gegangen und was die damals im Ausland erlebt haben, hole ich jetzt - wenn auch anders und logischerweise nicht im studentischen Umfeld - nach. Demnach hat sich alles ausgeglichen.