Der Unterschied ist, dass ich bei der Kassiererin, beim Taxifahrer nicht dafür zahle, dass sie mir das richtige Wechselgeld rausgeben, sondern dass sie mir eine Ware verkaufen oder eine Dienstleistung erbringen. Deshalb prüfe ich auch ob das Wechselgeld stimmt. Beim Reisebüro zahle ich eine TSC damit mir der Service erbracht wird, ich gehe also davon aus, dass dies auch klappt.
Selbstverständlich bezahlst du als Kunde den Taxifahrer und den Kassierer für die Dienstleistung, diese Bezahlung ist im Verkaufspreis der Dienstleistung enthalten.
Die TSC des Reisebüros bekommt auch nicht der Agent, sondern der Eigentümer des Reisebüros. Und dieser bezahlt u.a. mit deinem Geld seine Angestellten - genauso wie der Eigentümer des Supermarkts oder des Taxiunternehmens.
Der Agent arbeitet auch nicht für dich, den Kunden, er arbeitet für seinen Arbeitgeber (oder für sich, wenn er selbst der Eigentümer ist) und vertritt allein dessen Interessen und nicht deine. Die Interessen des Arbeitgebers bei einem typischen Reiseanbieter oder -vermittler lauten beispielsweise, dass ein Agent möglichst viele Kunden in möglichst kurzer Zeit bedienen und dabei eine möglichst hohe TSC generieren und möglichst viele provisionsfähige (Zusatz-)Leistungen verkaufen soll. Keinesfalls soll der Agent also die Interessen des Kunden vertreten. Deshalb werden dich die meisten Agenten nie von sich aus nach Vielfliegerinfos oder Sitzplatzwünschen fragen, sondern solche Wünsche nur berücksichtigen, wenn du als Kunde sie heranträgst. Aber selbst dann wirst du oft nur ein gelogenes "Das geht leider nicht" oder "Da komme ich leider nicht ran" hören, weil man sich die Mehrarbeit ersparen möchte.
Dass dich ein Agent im LH Call Center nach deiner M&M-Nummer fragt, bedeutet somit auch nicht, dass dieser Agent unbedingt sicherstellen möchte, dass deine Vielfliegernummer in der Buchung steht - nein, mit der Nummer bekommt er einfach nur direkten Zugriff auf deine Kontakt- und Zahlunginfos und spart sich somit die Zeit, diese Dinge fernmündlich aufzunehmen, was seine Kontaktzeit pro Kunde reduziert, und das gefällt dem Arbeitgeber.
Viele Airlines und Reisebüros informieren ihre Kunden deshalb auch nicht bei Flugzeiten- oder Routenänderungen, die sich nach der Buchung ergeben. Beschwert sich der Kunde deswegen, behaupten sie einfach, man habe versucht, anzurufen, es sei aber leider niemand rangegangen. Zahlreiche Reisevermittler haben außerdem nicht die Kompetenz, sinnvollen Kundenservice zu leisten, weil die Mitarbeiter unfähig sind, etwa ein Ticket korrekt umzuschreiben, einen Sitzplatz ohne Grafikmaske manuell anzufordern, eine Vielfliegernummer gleichzeitig an mehr als eine durchführende Airline zu übermitteln oder für Statuskunden geblockte Sitze anzufordern. Da hilft auch keine noch so hohe TSC.
Wer seinen Verstand beisammen und keine Lust auf Frust und Ärger hat, wird seine Buchung deshalb daraufhin kontrollieren, dass Airlines, Route, Flugzeiten, Sitzplätze, Name, Kontaktinfos und FFP-Infos korrekt eingegeben wurden und dass Ticketnummern angezeigt werden, das Ticket also ausgestellt wurde. Und er wird diese Kontrolle kurz vor Antritt der Reise bzw. eines Segments erneut durchführen, um evtl. Änderungen zu bemerken, die sich in der Zwischenzeit oder "last minute" ergeben haben. Alles andere ist
grob fahrlässiges Verhalten. Alternativ kann man diese Kontrolle natürlich auch outsourcen und einem persönlichen Assistenten, dem Ehemann, der zuverlässigen Sekretärin, dem Reisepartner oder einer anderen Vertrauensperson übertragen - aber sicherlich nicht dem Reisevermittler und der Airline, deren zahllose häufige zum Nachteil des Kunden man mit der Kontrolle ja gerade aufspüren und ausbügeln will.