Diese Woche habe ich damit verbracht, ein Revolut Business Konto für meine Firma zu eröffnen. Fange ich doch mal mit dem Positiven an:
Die Integration in Firmenregister ist super. Als einer der ersten Schritte sollte ich meinen Firmennamen eingeben und habe schon nach wenigen Buchstaben meine Unternehmen angezeigt bekommen. Nach der Auswahl des gewünschten Unternehmens wurden auch gleich alle Daten aus dem Handelsregister übernommen, inklusive Gesellschafter, Anteile, Anschrift, und so weiter.
Die Identitätsprüfung ging ebenfalls super schnell. Selfie plus Foto vom Personalausweis, und schon war ich verifiziert.
Adressdatenbanken waren ebenfalls sauber eingebunden. Nicht mal den halben Straßennamen eingegeben, und schon musste ich nur noch die Hausnummer ergänzen, alles andere wurde vorbelegt.
Überraschenderweise hat der Support im Chat auch in weniger als 15 Minuten reagiert und immer sauber an die nächsten Kollegen übergeben.
Wenn jetzt nicht noch eine Überraschung kommt, ist der Preis gut. Das Basispaket kostet gar nichts.
Nur Revolut ist halt Revolut...
Die Webseite und die Revolut Business App zeigen unterschiedliche geforderte Informationen und Statusangaben an. Man musste immer in beiden arbeiten, um wirklich alles mitzubekommen.
Die Chatfunktion weist einen darauf hin, dass man sich erst verifizieren muss, bevor man den Chat nutzen darf. Das ist nicht sonderlich hilfreich, wenn es die Verifizierung ist, für den man den Chat benötigt.
Die Anwendung ist für die Prozesse zu einfach gestrickt und führt zu missverständlichen Fehlern. Zum Teil mußte ich die Entwicklertools im Browser benutzen, um die tatsächlichen Fehler der Revolutserver sehen zu können.
Bei den Gesellschaftern bietet die Anwendung an, entweder die Daten zu erfassen oder einen Link an den Gesellschafter per Mail zu schicken. In beiden Fällen wird der Gesellschafter als verifiziert angezeigt, aber nur über den Link per Mail wird er auch im System tatsächlich verifiziert.
Die Daten zu den Gesellschaftern musste ich insgesamt viermal erfassen, obwohl sie automatisch gefüllt waren, weil es immer wieder Probleme mit den Prozessen gab. Einmal sollte ich als Gesellschafter mir als Geschäftsführer die Erlaubnis erteilen, als normaler Angestellter die Anmeldung durchzuführen, was daran scheiterte, dass ich als Gesellschafter die gleiche Telefonnummer habe wie ich als Geschäftsführer.
Bei einer Mitarbeiterin kam es nicht so gut an, dass für eine Firmenkreditkarte ihre persönlichen Daten und der Personalausweis benötigt wurden. Zum Glück sind wir klein genug, dass man sich noch gegenseitig vertrauen kann. Für größere Firmen kann ich mir aber vorstellen, dass das ein Problem sein könnte.
Letztlich habe ich mit insgesamt fünf Support Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Revolut die Anmeldung für ein kostenlosen Business-Konto durchführen können. Effizient, kostendeckend oder lukrativ sieht anders aus.
Würde die Anwendung oder Webseite klarere Informationen zur richtigen Zeit anzeigen, einen präzisieren Status geben und die gewünschten Informationen besser erklärt werden, dann hätte ich das in zehn Minuten ohne Support erledigen können. An den Prozessen besteht jedenfalls viel Verbesserungspotential.
Für mich als kleines Unternehmen ist es eine günstige Möglichkeit, einigen Angestellten eine Kreditkarte zu geben, bei der ich keinen Zugriff auf das Geschäftskonto gebe, immer einen Echtzeitüberblick habe und ohne viel Probleme den Zugriff direkt von Handy steuern kann.
Für größere Firmen ist das aber nichts, da schon das Zugriffsmodell davon ausgeht, dass der Firmeninhaber diverse Schritte ausführt und Administratoren problemlos Zugriff auf das Konto nehmen können. Von fehlender Anbindung an DATEV oder anderen Systemen mal ganz zu schweigen.
Ob das KYC wirklich den Anforderungen entspricht, würde ich bezweifeln. Alle geforderten Dokumente stehen im Handelsregister bereit. Seit Anfang der Woche kann ja zudem jeder kostenlos diese Informationen online abrufen inklusive der Unterschriften der Gesellschafter unter dem Gesellschaftervertrag. Da ist ja nur eine Frage der Zeit, bis das auch für ungeplante Zwecke genutzt wird.
Die einzige Kontrolle ist die Identitätskontrolle, die aus drei Fotos besteht: Selfie, Vorderseite Personalausweis, Rückseite Personalausweis, die aus einer Webanwendung heraus fotografiert werden. Das kann jede halbwegs begabte Grafikerin austricksen, da nicht einmal Sicherheitsmerkmale in einer Live-Session geprüft werden.
Revolut Business ist wie Revolut, mit allen bekannten Problemen (und Vorteilen), nur ohne Meilensammeln.