Sechzehn
Das pièce de résistance. Cathay Pacific. First Class. Boeing 777-300ER. Transpacific. CX888. 11 Stunden, 55 Minuten. 6392 Meilen. Seat 1K. Abflug 25. August - Ankunft 24. August. Schampus! Kaviar! Pyjama! Und ein Bett. Offiziell 206 cm lang, 91 cm breit.
Salzige Panna Cotta mit Kaviar als Amuse-Bouche. Schmeckt … wie salzige Panna Cotta. Champagner. Schmeckt wie Perlwein. Ein heißes Tuch.
Die offene Suite schaut nicht nach Bettgröße aus, eher wie ein überdimensionierter Business-Class-Sitz. Pastellolive, flugzeugweiß und dunkelgrau. Der Service einwandfrei. Ich bin noch satt. Süppchen, Käse, Dessert. Oder auch
Tomato, orange and basil soup; Fourme d‘Ambert, Arenberger, French Brie; Black forest pudding, vanilla ice cream and raspberry coulis. Alles wohlschmeckend, aber Begeisterung bleibt aus.
Schnell wird das Bett hergerichtet. Im Schulterbereich mehr als genug Platz, aber an den Füßen immer enger, längst keine 91 cm mehr. Die Matratze ist für meine Gewohnheit zu weich, aber durchaus angenehm, Decke und Kissen flauschig und fast zu warm. Der Pyjama ist nicht zu warm und sehr angenehm zu tragen. Im Flugzeug schlafen ist mein Nemesis - aber ich schlafe, an Japan vorbei, südlich der Aleuten, über dem Pazifik, nicht wirklich gut aber befriedigend. Die trockene Kabinenluft stört, wie immer, trotz Balsam, Spray, Creme; und das ewige Dröhnen, das sich auch mit Silikon-Ohropax und Noise Cancelling-Kopfhörern nicht ganz ausblenden lässt. Die deutlich bessere Kabinenatmosphäre und der geringere Lärmpegel sind für mich die größten Komfortvorteile neuerer Flugzeuge wie A380, B787 und A350.
Zum Frühstück nichts Neues:
Seasonal fresh fruit: Drachenfrucht, Kiwi, Wassermelone, Himbeere, Orange. Irgendwo auf der Welt ist wahrscheinlich jede dieser Obstsorten gerade saisonal.
Fruit yoghurt aus dem Plastikbecher.
Organic free range eggs – freshly scrambled, fried or boiled, Dingley Dell bacon, cumberland sausage, vine ripened tomato and lyonnaise potatoes, portabello mushrooms – aber bitte ohne
sausage und
mushrooms. Fresh toast served with preserves, honey and butter. Der Kreativität scheinen selbst in der First Class Grenzen gesetzt – ist der Kunde schuld? Und gibt es Tomaten, die nicht am Stängel reifen? Wird in der Business Class nicht frisch getoastetes Toast serviert? Und in Economy ungetoastetes Toast? Und warum ist es draußen dunkel, 20 Uhr Ortszeit, während ich frühstücke?
War das jetzt grandios, spektakulär, einzigartig, herausragend, exzellent, stilvoll, elitär, brillant, erstklassig? War das jetzt First Class – oder doch nur der fast erfolgreiche Versuch das, was am Boden Standard ist über den Wolken zu reproduzieren? Ist ein halbwegs brauchbares Bett mit durchschnittlicher Halbpension, immerhin gratis Getränken; aber ohne eigenes Bad, ohne Dusche; sind zwei Quadratmeter ohne Zimmertür mehrere Tausend Euro wert? Oder sind nur die Alternativen zu abschreckend?
896,92€ für zwei Nächte allemal – aber auch nur wenn man die Alternativen berücksichtigt. Oder doch nicht? Der ICE nach München hätte knapp 100€ gekostet. Zu Hause sind Kost und Logis inklusive.
YVR. Herrliche Stille am Boden. Während links und rechts von mir die
Immigration Officers mit geschultem Blick Kanadier, Chinesen, Amerikaner, Deutsche durchwinken, werde ich nach rechts geschickt,
please join the queue to your right,
sir, in die lange, langsame Schlange. Da hilft auch First Class nix. Der
Immigration Officer schaut kritisch, fragt kritisch. Von Deutschland über New York, Singapur, Vietnam und Hongkong nach Kanada?
You must be crazy.