An den Themenersteller: Ist Deine Freundin vielleicht eher etwas auf der introvertierten Seite? Erkennt man übrigens daran, ob man sich besser in Gesellschaft, z.B. auf Partys, oder allein und in Ruhe erholt.
Falls ja, wird sie Japan lieben, auch wenn "ruhig" das falsche Wort ist. Wie hier bereits beschrieben ist der Klangteppich in den Städten eher laut, krächzende Krähen, Verkehrslärm, piepende Ampeln, Sirenen, Lautsprecherdurchsagen allenthalben, ich mag diesen Soundtrack aber, habe ihn zum Teil sogar aufgezeichnet. Ja, da bewegen sich Menschenmassen, sie kommen einem aber nur im körperlichen, nie im übertragenen Sinne nahe. In der japanischen Kultur steht Introvertiertheit hoch im Kurs, gilt sogar als Ideal, während der Rest der Welt ja eher Extrovertiertheit fördert/belohnt. Ich möchte in Japan übrigens kein extrovertiertes Kind sein, die haben es in der Vorschule bestimmt nicht leicht. Daraus entwickelt sich aber ein für eher introvertierte Menschen sehr angenehmes Serviceverständnis, in Worten mit Ometenashi - Die Kunst der Aufmerksamkeit und Shokunin - das Streben nach Perfektion ausgedrückt. Es ist so erholsam, keinen aufdringlichen, sondern einen aufmerksamen Service und absolute Zuverlässigkeit zu erleben, also quasi das genaue Gegenteil zur arabischen Welt. Das allein fördert bei mir schon die Erholung.
Stressig werden für sie sicher die Tourismushochburgen, die Gaijin benehmen sich dort natürlich nicht anders, als sonst wo auf der Welt, Japaner lassen das mit viel Gleichmut und Gelassenheit über sich ergehen. Natürlich werdet ihr diese Hotspots abhaken wollen, aber vergesst die Kleinigkeiten nicht, wie Konbinis, 100 Yen Shops, Game Center oder Pachinko Hallen, japanische Bäckereien mit Melonpan oder anderen Leckereien wie Yatsuhashi, für die insbesondere Kyoto bekannt ist, oder Taiyaki. Wir waren in Kyoto sogar im Kino, um einen Ghibli Anime im Original zu sehen (die Bilder und die Atmosphäre -ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen in einem Kino so leise Essen und Trinken können- haben uns genügt, auch ohne japanisch zu können). Gut gefallen hat uns auch das Kamo Ufer in der Nähe der Pontocho Gasse, wo es im Oktober noch schön warm war und sich die Jugend traf. Oder man erlebt lustige Dinge, wie zu glauben, in einem Elektronikkaufhaus zu sein, um nach der Fahrt in die erste Etage festzustellen, dass die weiteren Etagen eher Pornozeugs beinhalten, ich musste mit meiner damals erst 14-jährigen Tochter bis ganz nach oben, weil es erst von dort wieder eine Rolltreppe nach unten gab
Bei Ruhe und Natur würde ich eher an den Shikoku-Pilgerweg denken, aber das ist wohl eher was für fortgeschrittene Japanfans...