Japan: Eine Reise nach der Öffnung

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Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell
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Nach längerem Überlegen was man denn so machen könnte (und noch nicht gemacht hat!) entschied ich mich für einen Tagesausflug nach Asahikawa.


Die morgendlichen Pendlerzüge zum Bahnhof Sapporo waren voll wie vor Covid. Der Bahnhof wird schon für die geplante Eröffnung der Shinkansen vorbereitet, im Norden entstand ein zusätzlicher Bahnsteig da im Süden einer der Normalspurtrasse weichen muss. Der Perron für den Hochgeschwindigkeitsverkehr entsteht etwas östlich, über dem großen Parkplatz. Ein alteingesessenes Fachgeschäft für Erwachsenenbedarf fiel dem Ausbau bereits zum Opfer, wie ich schmerzlich feststellen musste.


Im "Rairakku (Lilac)"-Express nach Asahikawa. Meine Freunde wollten ihre Tochter "Raira" nennen, hatten das Ultraschallbild aber falsch interpretiert (der Arzt anscheinend auch? Sehr seltsame Geschichte) und es kam ein Junge zur Welt. Der heißt jetzt anders. Neuerdings sind ja Namen angesagt welche für beide Geschlechter genutzt werden können, da bleibt man flexibel. Nagisa, Chiaki, Rei, Ren, Yuu... etc.


Ein kurzer Aufenthalt am Bahnhof Asahikawa. Die Idee das Inoue-Yasushi-Museum zu besuchen verwarf ich, holte mir noch etwas Gebäck im Einkaufszentrum rechts und nahm die nächste Bummelbahn in Richtung Biei.


Der Dieseltriebwagen passiert einen Bahnübergang am Haltepunkt Midorigaoka. Anstatt den zu dieser Jahreszeit zugefrorenen Lavendelfeldern suchte ich ein öffentliches Großbad auf.


Einkäufe welche auf einem Schlitten gezogen werden, das ist auf Hokkaido gar nicht so selten. Radlfahren ist bei diesen Wetterverhältnissen gemeingefährlich.


Für 650 Yen Eintritt kann man sich im Goryo-no-yu ( http://goryounoyu.com/about/ ) einweichen. Die restlichen Beckeninsassen waren entweder Handwerker in der Mittagspause oder Rentner. Das Außenbecken des "Seidenbades", da wird das Wasser mit kleinen Luftbläschen angereichert damit sich die Haut besonders geschmeidig anfühlt, war für meinen Geschmack einen Tick zu kühl. Halte zu heißes Badewasser aber auch nicht lange aus, also war es wieder in Ordnung, konnte länger die kalte Winterluft am Kopf und das warme Wasser am Rest meines Leibes genießen.


Zutritt für Mitglieder der organisierten Kriminalität und andere Tätowierte nicht gestattet. Es gibt Pflaster zum drüberkleben, die sehen dann aus wie ein Hauttransplantat, jeder weiß was darunter ist aber niemand stört sich mehr daran, selbst wenn das Schild hier auch verzierten Körpern mit Überklebung den Zutritt untersagt.


Zurück am Bahnhof Asahikawa. Der Express sollte mich nur eine Station begleiten.


Umstieg am Bahnhof Fukagawa in den Lokalzug nach Rumoi. Die Rumoi-Bahn steht als nächstes auf der Streichliste der defizitären Strecken und wird zum Fahrplanwechsel im März bis Ishikari-Numata eingekürzt. Der Schülerverkehr bleibt noch ein paar Jahre, dann soll auch der Rest eingestellt werden.


Das Rollmaterial ist schon älter - erkennbar am Ventilator mit dem Emblem der 1987 privatisierten Staatsbahn. Von der Landschaft konnte man nicht viel sehen, die doppelten Scheiben waren allesamt beschlagen. Eingeheizt war wieder ordentlich.


Downtown Rumoi. Die abgelegenen Orte in Hokkaido haben für mich immer einen besonders morbiden Charme.


Rechts ein Souvenirladen. Der verkauft allerlei landwirtschaftliche Erzeugnisse, Süßes, Fisch etc., immer mit dem Aufdruck "Spezialität aus Rumoi".


Diverse Geschäfte in der Nähe des Bahnhofes. Die Idee zum Hafen gehen verwarf ich, es blies ein eisig kalter Wind. Cafe hatte auch keines geöffnet.


Der Bahnhof Rumoi, mittlerweile hatte es wieder zu schneien begonnen. Bis 2016 fuhren die Züge hier noch ein Stück am Meer entlang, nach Mashike.


Da kam auch die Polizei (rechts) nicht mehr aus dem warmen Revier.


Die Zeit bis zur Abfahrt verbrachte ich mit einem Dosenkaffee sowie einem "Maron Chocolat", einem Kastanien-Schokoladen-Kuchen. Natürlich eine Spezialität aus Rumoi!


Solche Schlangen wird es am Bahnhof Rumoi bald nicht mehr geben.


Der Triebwagen für die Rückfahrt nach Fukagawa war ordentlich eingeschneit.


Die übrigen Fahrgäste bestanden aus Eisenbahnfreunden und bestimmt noch einer weiteren Person welche den Zug mit voller Absicht als Verkehrsmittel nutzte.


Abendessen im Ario Sapporo, einem Einkaufszentrum am Bahnhof Naebo. Tonkatsu mit einem dazu bestellten Stück frittierten Kabeljaus.


Was mir nicht gefehlt hat: Dieses einlagige Klopapier bei dem man oft noch durch fieseln erst den Anfang freilegen muss. Richtig falten geht auch nicht, nur knüllen. Wohl auch ein Grund für den Erfolg des Washlets.
 
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hch

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25.05.2009
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Schön. Das erinnert mich an meine Reise nach Hokkaido in Januar 2020. Da bin ich mit einem ziemlich vollen Dieseltriebwagen am Ankunftstag aus Europa noch nach Nieseko gefahren. Auf der Zugtoilette (eine zum zum Hocken ohne Kloschüssel) habe ich mich dann noch schnell umgezogen um direkt zum Nachtskifahren zu wechseln. So kann man den Jetlag auch schlagen. Dort berichtete dann ein Engländer der als Lehrer in China lebte von dem dort grassierenden Virus, und dann...
 
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Reaktionen: Tsuruhashi

Japandi

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06.04.2014
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Der Kahlschlag von Bahnstrecken geht in Hokkaido immer weiter, irgendwann gibt es nur noch die paar Stammstrecken - bereits heute sind ca 50%(!) der Strecken stillgelegt.

Klar, spärliche Besiedelung und so, aber gerade am Beispiel der Rumoi Main Line sieht man sehr schön, was bei JR (nicht nur in Hokkaido) falsch läuft:
In der Schweiz gäbs auf der Linie einen attraktiven Takt alle 30-60min von 6-24 Uhr, modernes Rollmaterial, flankierende Massnahmen für Tourismus usw.
In Japan dagegen dieselt ein uralter Triebwagen ein paar Mal am Tag langsam vor sich hin. Und wenn die Fahrgäste ausbleiben, reduziert man den Takt und fährt z.T. langsamer (weniger Unterhalt der Strecke) - bis die Strecke entweder stillgelegt wird oder praktischerweise eine Naturkatastrophe (Erdrutsch etc.) die Strecke beschädigt, Instandsetzung natürlich zu teuer. Passiert momentan auch auf Kyushu viel.

Ein Jammer, das müsste besser gehen - wenn nur der Wille da wäre.
 

Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell
Ein Jammer, das müsste besser gehen - wenn nur der Wille da wäre.

Angefangen hat das mit der Aufteilung der Staatsbahn in diverse Teilfirmen. JR Tokai verdient sich mit der Shinkansen eine goldene Nase und kann vom Gewinn die japanischen Alpen für die Maglev untertunneln. JR East und West können mit den Gewinnen aus den Großräumen Tokio und Osaka die Strecken in der Pampas querfinanzieren. JR Hokkaido, Shikoku und Kyushu müssen schauen wo sie bleiben. Zumindest Shikoku und Hokkaido bekommen jetzt staatliche Subventionen für den Unterhalt von Seto-Ohashi-Brücke und Seikan-Tunnel. Einen bestellten und subventionierten Nahverkehr, so wie man das von vielen Strecken aus Deutschland kennt, gibt es nicht.
Wie man auf Hokkaido mit dem langen Winter, der Entvölkerung und dem fortschreitenden Autobahnbau außerhalb des Großraumes Sapporo einen Schienenverkehr mit Gewinn aufbauen soll, keine Ahnung. Die Leute fahren ja fast alle mit dem Auto. Es steht sogar die Kapspurstrecke zwischen Hakodate und Oshamambe zur Debatte, sobald die Hokkaido-Shinkansen bis Sapporo verlängert ist (ca. 2030-35, so genau hat sich da noch niemand dazu geäußert).

Es gab mal eine Fernsehdokumentation von Gerd Pelletier, "Mit 220 in die Krise" hieß die, aus den frühen 80ern. Über die damaligen Probleme der Staatsbahn, welche Hochgeschwindigkeitsstrecken baut aber den Verkehr in der Pampas vernachlässigt. So viel hat sich seitdem nicht geändert. Leider ist die Doku nicht mehr online verfügbar :(


Der zweite volle Tag an Sapporo brachte mich an den Ort des 8:0-Sieges der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Saudi-Arabien im Jahre 2002, den Sapporo Dome. Den kann man für 520 Yen besichtigen. An Tante Käthe oder Miroslav Kloses Hattrick erinnert leider nichts. Das Gebilde oben ist die Aussichtsplattform.


Durch dieses Tor wird der Rasen hinein- und herausgefahren. Der Dome ist für die Stadt Sapporo zum Problemfall geworden, mit den Hokkaido Nippon Ham Fighters (Baseball, Trainer "Big Boss" Shinjo Tsuyoshi) wurde man sich bei der Miete nicht mehr einig, also beschlossen die einen neuen Ballpark in Kita-Hiroshima zu bauen. Der ist fast fertig, es sind nur noch ein paar Abschiedsspiele im Dome geplant. Der verbleibende Nutzer, die örtliche Fußballmannschaft Consadole Sapporo, hat meistens unter zehntausend Zuschauer. "Consadole" ist ein Kunstwort, auf Hokkaido geborene Personen nennt man "Dosanko", mit umgedrehten Moren kommt "Konsado" heraus, dazu "Olé" und fertig ist der Name.


Von der Aussichtsplattform (verglast) hat man einen schönen Ausblick nach Norden zu den Mashike-Bergen.
Es war eh schon geheizt, zusammen mit der Sonne hieß es wieder: Erst einmal alles ausziehen, viel zu warm hier.


Oder nach Westen, die weißen Bereiche müssten vom Skigebiet am Moiwa-Berg sein. Das Gebäude mit dem blauen Dach davor ist ein zur Soka Gakkai gehörender Kindergarten.


Die Felder südöstlich des Domes gehören zur landwirtschaftlichen Forschungsanstalt. Dahinter schließt sich die Hitsujigaoka-Aussichtsplattform mit den Statuen von Dr. William Clark und dem Sänger / Schauspieler Ishihara Yujiro. Dessen Schlager "Koi no machi Sapporo" (Sapporo, Stadt der Liebe) ist dort auf einer Steintafel verewigt.



Folgt man der Tsukisamu-Straße am Dome entlang noch etwas weiter kommt man zu einem kleinen, feinen Teegeschäft welches unkompliziert nach Deutschland versendet ( https://uji-tea.co.jp/ ). Bestellen, per Paypal bezahlen und der Ankunft harren. Habe hundert Euro für Matcha und Sencha ausgegeben.


Im Odori-Park gibt es einen Münchner Weihnachtsmarkt. Habe eine Tasse gekauft welche nicht spülmaschinenfest ist und schon verblasst. Stehtische mit Plastikwänden dazwischen, damit man sich nicht anspuckt? Es gab auch Zelte mit Stehtischen, dort durfte man nur nach Kontrolle der Körpertemperatur hinein (bei Minusgraden ohne Mütze).


Mit München hatte der Markt nicht viel zu tun.


Gar nicht mal so teuer, verglichen mit dem was man in Deutschland für einen Glühwein zahlt. 600 Yen für ein Erdbeerpaulaner.


Der alte Uhrturm ist das Wahrzeichen von Sapporo. In der schon einmal erwähnten Unterhaltungssendung "Suiyo do desho" gab es ein paar Folgen in denen man Postkarten aus ganz Japan gesammelt und in einen Stapel gesteckt hat. Der Ort der gezogenen Karte musste dann besucht werden. Als der Herr Suzui Takayuki die Postkarte mit dem Uhrturm zog war nach einer beschwerlichen Reise in die Pampas von Ibaraki, welche früh morgens in Sapporo begonnen hatte das Entsetzen groß.


Abends ging es mit meinen Freunden zum Tischgrill ( https://goo.gl/maps/ryYa46XjdvLhZj6f8 ). Die Spezialitäten des Hauses sind selbstgemachtes Kimchi (da könnte ich mich ja reinsetzen) sowie kalte Nudeln nach Morioka-Art. Dieses moderne Restaurant hatte einen leistungsstarken Abzug zur Seite hin, kein Gestank nach Fett und Rauch auf den Klamotten.
 

Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell

Am nächsten Tag ging es früh aus dem Futon. NH 772 verlässt den Flughafen Chitose um 8:25 Uhr. Züge in Richtung Sapporo hatten ca. 20 Minuten Verspätung, es gab einen Zusammenstoß mit einem wilden Hirsch. JR Hokkaido hat aus diesem Grund die Geschwindigkeit auf einigen Strecken reduziert. So wirklich beliebt ist Wild in Japan nicht, habe einmal kurzgebratenes Reh in einer Izakaya probiert, der Geschmack des Fleisches scheint den Japanern nicht zu munden.


Stockdunkel und eiskalt war es. Man wartet im eingehausten Bereich des Bahnhofes bis der Zug einfährt und blockiert auch gern den kleinen, verglasten Bereich direkt vor den Rolltreppen.


Diese 737 sollte mich zum Flughafen Osaka-Itami bringen. Der Flughafen war nicht sehr betriebsam, aus dem Zug heraus hat es mit der Aufgabe des Gepäcks und der Sicherheitskontrolle keine 15 Minuten zum Gate gedauert. Ich war also zu früh.


Wer diesen Reisebericht liest könnte auf die Idee kommen der Verfasser fahre nur für Dosenkaffee in den fernen Osten.


Wie in Japan üblich, Pushback auf die Minute genau dem Flugplan entsprechend. Im Hintergrund das halbmondförmige Passagierterminal mit dem Tower, dahinter liegen die beiden Start- und Landebahnen der Luftwaffenbasis Chitose.


Vorne die Industriestadt Tomakomai, dahinter der Shikotsu-See. Tomakomai ist nach Sapporo, Asahikawa und Hakodate mittlerweile die viertgrößte Stadt Hokkaidos. Kushiro schrumpft seit Jahren und muss sich nun mit dem fünften Platz begnügen.


Die beiden Berge Tarumae und Fuppushi, dahinter der Shikotsu-See.


Rechts der Kuttara-See, links der Toya-See, im Hintergrund der Yotei-Berg mit seinem Vulkankegel.


Hakodate mit der nördlich anschließenden Hakodate-Ebene. Wer genau hinsieht erkennt die gekrümmte Shinkansen-Trasse.


Im Anflug auf Osaka. Hier müsste es sich um die nördlichen Ausläufer der Ikoma-Berge handeln.


Hier waren wir schon einmal. Die schnurgerade Bahntrasse ist die Kintetsu-Bahn nach Nara. Unten der Bahnhof Wakaeiwata, mittig das Rugbystadion von Hanazono, dahinter erklimmt die Bahn die Flanke der Ikoma-Berge um am Bahnhof Ishikiri in den Tunnel nach Nara zu entschwinden.


Am Gepäckband des Flughafens Osaka-Itami. Die Landung war auf die Minute genau im Flugplan. Links eine Werbung für ein Teppichmesser, rechts ein großes Schild welches auf das Verbot von Teppichmessern im Handgepäck hinweist.


Die Busfahrt nach Kyoto verlief ereignislos, vorbei am Park der Weltausstellung von 1970 mit Okamoto Taros Taiyo-Turm. Mit der Bahn ist es vom Flughafen Itami zum Bahnhof Kyoto etwas nervig, man muss mindestens zweimal umsteigen. Gebucht hatte ich das Royal Twin Hotel Kyoto Hachijoguchi, direkt am Südausgang des Bahnhofes ( https://goo.gl/maps/P4FnJoPk5hH6gHP3A ). Nach einigem Grübeln wurde mir bewusst: Noch nie hatte ich in Kyoto ein Hotel gebucht. Vor vielen Jahren mal ein Hostel am Kamo-Fluss, in einem Schlafsaal, die Unterkunft scheint es mittlerweile nicht mehr zu geben.
Der Grund für den Umweg über Kyoto waren Karten für die Abendvorstellung beim Kabuki. Die Zeit bis dahin habe ich mit zwei weiteren Tempeln des Saigoku-Pilgerweges überbrückt. Hier Nr. 18 von 33, der Rokkaku-Do-Tempel.


Rokkaku heißt sechseckig, der Tempel liegt verschachtelt in einem Hinterhof der Karasuma-dori. Habe mir einen Zettel zum Beweis meines Besuches geholt und bin weiter.


Nr. 18 von 33, der Gyoganji-Tempel in der Nähe des alten Kaiserpalastes.


Die Dame im Pilgerbüro pinselte mir wieder ein Datum auf meinen Besuchs-Zettel.
Im Tempel wird eine Holztafel aufbewahrt. Diese zeigt ein Bild von Ofumi, einer jungen Frau welche auf Kinder aufpasste und diesen als Schlaflied ein Pilgerlied sang. Deren Vater war streng gläubig und darüber so erbost dass er Ofumi zu Tode prügelte. Um die Ursache zu vertuschen verscharrte er ihren Leichnam, als Ofumis Eltern im Gyoganji die Totenwache abhielten erschien die Frau mit einem Handspiegel als Geist und teilte den Eltern die Wahrheit mit.


Mittlerweile ist Covid in Japan zu einer normalen Infektionskrankheit heruntergestuft.


Der weitläufige Park um den alten Kaiserpalast. Habe hier keine guten Erinnerungen, es war ein furchtbar heißer Sommertag, man musste sich erst am kaiserlichen Hofamt anstellen, in eine Besucherliste eintragen und wurde dann mit hundert anderen Touristen von einer Führerin welche in japanischem Englisch in ein Megaphon plärrte durch den Palast gescheucht.


Die Kyotoer Ubahn kommt immer recht ungepflegt daher.
Den restlichen Nachmittag habe ich zum Mitbringseleinkauf im Baumarkt genutzt. Da gibt es viele nützliche Sachen, Schreibwaren, interessante Werkzeuge und preiswerte Süßigkeiten.


Dessertzeit: Ein Sandwich mit Sahne und Trauben der Sorte "Shine Muscat", man beachte wie die Dicke nach hinten abnimmt und die Ware nur von vorne verführerisch aussieht sowie ein Gebäck mit süßer Bohne von der Kette "Sizuya", hat mir nicht so geschmeckt. Gozasoro ist besser.


Nach einem Nachmittagsschläfchen musste ich mich auch schon nach Gion aufmachen. Vom Bahnhof Kyoto aus kann man das entweder mit einer Umsteigeverbindung schaffen, oder man läuft zum Bahnhof Kujo und nimmt den 207er Bus. Der eiert an Sanjusangen-do und Kiyomizu-Tempel vorbei nach Gion und spuckt den Fahrgast direkt vor dem historischen Minami-za-Theater aus.


Auf den Holztafeln sind die Namen der auftretenden Schauspieler angeschrieben. Heute lief: "Toshima", ein traditioneller Tanz mit dem Schauspieler Nakamura Tokizo V in der Hauptrolle, etwas träge.
Der zweite Teil bestand aus "Onna goroshi abura no jigoku", "Der Frauenmörder in der Ölhölle" von Chikamatsu Monzaemon. Der nichtsnutzige, großmäulige Yohei wirbt darin um die Gunst der Händlerstocher Okichi und versucht Geld von ihr zu leihen. Am Ende kommt es zu einem Handgemenge zwischen den Beiden im Ölgeschäft ihrer Eltern, Ölfässer fallen um, es spritzt und Okichi wird von Yohei getötet. Yohei wurde von Kataoka Ainosuke VI. gespielt, einem populären Schauspeler der auch in Filmen und Doramas auftritt. Zum Beispiel als der fiese Finanzinspektor Kurosaki in "Hanzawa Naoki". Das Amt für Finanzdienstleistungen hatte trotz der fiktiven Darstellung in Folge ein massives Imageproblem.



Das Theater ist relativ klein, die Sitze eng, ich hatte einen Platz im 1. Stock. Es war nicht ausverkauft. Das durchschnittliche Alter der Besucher liegt bei 60+? Die hohen Eintrittspreise machen die Kunst für junge Zuschauer auch nicht attraktiver. Der englische Audioguide wurde vorerst eingestellt, wer kein Japanisch kann und trotzdem Kabuki sehen möchte muss sich anderswo über den Inhalt informieren. Im Theater wird nur ein Handzettel mit einer groben Zusammenfassung verteilt.

Shochiku verfilmt immer mal wieder Stücke als "Cinema Kabuki" mit einem netten Trailer. Vor einigen Jahren wurde Onna Goroshi Abura no Jigoku mit Matsumoto Koshiro und Ennosuke aufgenommen.



Suchbild: Wer entdeckt die Maiko? Ein sicherlich gut situierter älterer Herr hatte bei der "Mama" eine erkleckliche Summe gezahlt (das "Blumengeld", verwendet man heute noch als Euphemismus für den Lohn einer Prostituierten) um die junge, in einen komplizierten Kimono gehüllte und mit weißer Schminke bedeckte Dame zum Kabuki ausführen zu können. Schwarze Zähne sind heutzutage nicht mehr üblich.


Alles in allem eine gelungene Aufführung und den Umweg über Kyoto wert. Bin dann entspannt über Mos Burger zum Hotel zurückgelaufen, am nächsten Tag war wieder früh aufstehen angesagt.
 

Tsuruhashi

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11.07.2015
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Vvardenfell

Der Wecker klingelte wieder früh (aber immer noch eine dreiviertel Stunde später als an einem regulären Werktag ohne Urlaub). Nichts wie weg aus Kyoto. Das Gedränge am Hauptbahnhof war den Tag zuvor schon wieder wie zu den Zeiten vor Covid gewesen. Jetzt, um kurz nach sechs, hatten noch nicht einmal die Souvenirläden im Shinkansenbereich geöffnet.


Der Fuji, dieses Mal aus einem anderen Winkel.


Von Shinagawa ging es gegen den morgendlichen Pendlerstrom aus dem Shinkansenbahnhof heraus, am JR-East-Bahnhof vorbei zur Keikyu-Bahn nach Kamata.
Für die letzten beiden Nächte hatte ich das Keikyu Ex Inn am Bahnhof Keikyu-Kamata gebucht. Neues Business-Hotel für 8.000 Yen die Nacht mit guter Lage in der Nähe des Flughafens Haneda ( https://goo.gl/maps/jUgjLSee7ghgaY3F9 ). Die Einzelzimmer sind relativ groß, aber: Seltsame Raumaufteilung, am Fenster befindet sich der durch eine Schiebetür vom Schlafbereich mit Bett getrennter Waschraum mit Dusche und WC. Der Nassbereich ist größer als die sonst üblichen Einheitsbäder, der Schlafbereich dafür aber relativ eng. Würde ich nicht mehr buchen. Habe meinen Koffer abgegeben und bin weiter.
Spätes Frühstück: Soba am Bahnhof Keikyu-Kamata.


Der Grund für den frühen Shinkansen war die am zweiten Tag gekaufte Karte für das Kabuki-Matinee im Kabuki-Za-Theater auf der Ginza. Von Keikyu-Kamata aus ohne Umsteigen mit der Toei Asakusa-Ubahn zu erreichen. An die neue Form der japanischen Taxis werde ich mich noch gewöhnen müssen. Hat man aus England übernommen, sieht aus wie ein zu kurzer Leichenwagen.


Der Herr Ichikawa Ebizo XI nahm in einer großen "Nahmensänderungszeremonie" den Namen seines 2013 verstorbenen Vaters Ichikawa Danjuro XII an und heißt jetzt Ichikawa Danjuro XIII. Sein Sohn hatte mit neun Jahren die erste Hauptrolle und heißt ab jetzt Ichikawa Shinnosuke VIII. Danjuro spielte 2011 die Hauptrolle in Miike Takashis Neuverfilmung des Samuraifilms "Harakiri" und ist daher vielleicht auch an Japan Interessierten ohne Bezug zum Kabuki bekannt.
2010 musste Danjuro (damals noch Ebizo) zwangsweise pausieren da er schlechte Presse bekam. Er hatte in einer Bar ein Mitglied einer Motorradgang Tequila aus einem Aschenbecher trinken lassen. Mittlerweile ist er rehabilitiert, seine Frau Kobayashi Mao (ehemalige Nachrichtensprecherin) starb 2017 an Krebs und der Umgang mit ihrer Krankheit hat dem Ehepaar damals viel Anteilnahme zuteil werden lassen.


Das heutige Gebäude ist das fünfte Kabuki-Za-Theater, eröffnet 2013.
Im Matinee wurden drei Stücke aufgeführt:
1. "Sayaate", zwei Samurai stoßen mit den Schwertern aneinander und beginnen einen Kampf. Ein unbeteiligter Passant schlichtet. Der Passant war in diesem Fall Kagawa Teruyuki unter seinem Bühnennamen Ichikawa Chusha. Der ist momentan eigentlich kaltgestellt weil er in einem Hostess-Club im Viertel Ginza gegenüber einer Dame handgreiflich geworden ist ( https://www.dailyshincho.jp/article/2022/09080602/?photo=2 ). Ob das Foto gestellt ist oder nicht wird diskutiert, wie üblich gab es dann ein Video mit einer Entschuldigung wo er fast weint, so möchte man das in Japan. Kagawa stammt aus einer alten Familie von Kabukischauspielern, seine Mutter Hama Yuuko (auch Schauspielerin) zerstritt sich mit seinem Vater, nahm Kagawa mit und verbot ihm den Kontakt mit seinem Vater. Zur Aussöhnung kam es dann spät, Kagawa hatte im Alter von 46 Jahren 2011 seinen ersten Auftritt beim Kabuki. Ich war froh ihn mal wieder auf der Bühne zu sehen.
2. Ninin Dojoji, eine Variante des klassischen Tanzstückes "Musume Dojoji" (Das Mädchen am Dojoji-Tempel). Eine Unterhaltungskünstlerin kommt zum Dojoji-Tempel und möchte die neu geweihte Glocke anbeten. Das wird ihr verweigert, sie darf aber einen religiösen Tanz aufführen. Später entpuppt sie sich als Schlangendämon welcher die Glocke zerstören will. Die Besetzung war mit Onoe Kikunosuke und Nakamura Kankuro so hochkarätig wie bei "Sayaate", zudem mit vollem Nagauta-Orchester.

Wer viel Zeit hat und japanischen Tanz mag:

Der Herr Kikunosuke erklärt hier ein paar Stellen des Stücks mit englischen Untertiteln:

3. "Kenuki", auf Prinzessin Nishiki liegt ein Fluch, ihr stehen immer die Haare zu Berge und sie kann so nicht heiraten. Der Detektiv Kumadera Danjo soll ergründen ob es sich wirklich um einen Fluch handelt und deckt dabei eine Verschwörung auf. Der neunjährige Shinnosuke hat seine Sache als Kumadera sehr gut gemacht.



Der Vorhang zur Pause wurde von Uniqlo gesponsert. Covid-bedingt waren die Sitze neben der Hanamichi, das ist der Weg zur Bühne auf der linken Seite, nicht verkauft worden (im Minami-Za-Theater allerdings schon). Zudem ging Personal mit Schildern umher, Maske aufsetzen, beim Essen nicht reden und Omuko (hineinrufen) ist auch verboten. Kabuki ist eine Theaterform bei der man als Zuschauer mitmachen kann, nicht auf der Bühne, aber durch bestimmte Zurufe. Wenn auf der Bühne plötzlich das Licht angeht und die Schauspieler erscheinen könnte man den Namen der Schauspielerfamilie hineinrufen, beim Herrn Danjuro z.B. "Naritaya!".


Nach der Aufführung traf ich mich mit einer Freundin in Shibuya (der vom zweiten Tag) und war leicht verwirrt, der Bahnhof ist schon länger eine Baustelle und ich hätte fast den Hachiko nicht gefunden. Voll war es wie eh und je.


Da sich meine Verabredung etwas verspätete konnte ich ausgiebig den Verkehrsanweisern zusehen welche Busse und private Fahrzeuge auseinanderfieseltem (der Busbahnhof wird ebenfalls umgebaut). Oder Taxis hinterherschrieen, die sollen ihre Kunden nicht hier aussteigen lassen und so den Verkehr aufhalten.


Wir waren beim Shabushabu ( https://goo.gl/maps/c5BqhrmYcM6KB7tEA ) und uns einig, diese Filiale von Shabuzen ist nicht zu empfehlen. Laut, das Personal überfordert und noch dazu relativ teuer. Geht lieber zu Onyasai oder Shabuyo, da bekommt ihr ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.


Die vorletzte Yamate-Bahn gegen den Uhrzeigersinn. Die späteren Züge fahren nur noch bis Osaki, da muss man aufpassen. Bis 2027 sollen die Bauarbeiten in und um Shibuya abgeschlossen sein, nicht dass da noch eine weitere Sagrada Familia draus wird.


Die Keikyu-Bahn hatte den Betrieb schon eingestellt, es blieb die Keihin-Tohoku-Bahn nach Kamata, verbunden mit einem Fußmarsch zum Hotel.


Kamata ist keine so besonders feine Gegend, in den Kaschemmen am Bahnhof war noch Betrieb. Ein paar verzweifelte Kundenwerber waren unterwegs. Alles in allem ein langer Tag, Zeit in's Bett zu gehen.
 
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Tsuruhashi

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Vvardenfell

Der letzte ganze Tag brach erst spät an. Habe einen Dosenkaffee aus dem Automaten gelassen und bin zum JR-Bahnhof Kamata gelaufen.
Ueshima Coffee Co. aus Kobe brachte 1969 mit diesem Milchkaffee den ersten Dosenkaffee in Japan auf den Markt.

Ob der Herr Tabuchi Koichi von den Hanshin Tigers seine ganzen Homeruns der 70er Jahre wirklich dem Konsum von Dosenkaffee zu verdanken hat? Empfehlen kann ich das Getränk bestenfalls aus historischen Gründen, der Geschmack ist nicht so toll, schmeckt nach Zweit- oder Drittaufguss mit viel Zucker.



Bei einem Preis von 80 Yen könnte man misstrauisch werden. Der Fire ist aber gut.


Pläne hatte ich keine und mir wie immer am letzten Reisetag Gedanken gemacht, irgendwo hinfahren und einen Tagesausflug machen? Der JR-Pass war noch gültig. Für Zunda-Mochi (das ist Mochi mit frischen Sojabohnen) nach Sendai fahren? Nach drei Wochen war ich etwas schlapp und hatte keine Lust mehr herumzugondeln.
Im Hintergrund die Tokioter Direktion von JR East am Bahnhof Tabata.


Hatte mir einen Spaziergang herausgesucht, den Pilgerweg der sieben Glücksgötter von Yanaka. Der beginnt Am Togakuji-Tempel in Tabata und führt auf fünf Kilometern nach Ueno.


Nr. 2, der Unpenji-Tempel. Gepilgert wird am Jahresbeginn, dementsprechend verwaist waren die Orte im Dezember. Habe es dann sein lassen und bin über die Yanaka-Ginza, eine Straße mit vielen netten kleinen Läden zur U-Bahn-Station Sendagi gegangen. Vor vielen Jahren hatte ich da mal ein AirBNB gebucht. Ist eine urige Gegend.


Am Kaiserpalast. Die Kaiserin Masako hatte Geburtstag, persönlich zu gratulieren war leider nicht möglich. Am Kikyomon-Tor wartete eine Touristengruppe auf die Führung durch den Kaiserpalast. Vor vielen Jahren hat man mich vor dieser Führung gewarnt, man komme nirgends rein, sehe die Gebäude nur von außen und die Erklärungen seien auch sehr dürftig. Ob das stimmt, keine Ahnung. Da es keine freien Plätze mehr gab war es mir nicht möglich diese Wissenslücke zu schließen.


Die Gebäude von Marunouchi spiegeln sich mit den Ginkgo-Bäumen im Herbst hübsch im Babasaki-Graben.


Der Herbst ist meine persönliche Lieblings-Reisezeit für Japan.


Der Bahnhof Tokyo.


Herbstlaubfärbung, dahinter das Hauptpostamt.


Matcha mit Süßigkeit im Untergeschoss des Matsuya-Kaufhauses bei Chanoha ( https://goo.gl/maps/NTpsCjQGT769Mvht7 ). Die Suche nach einer Matcha-Schale war nicht erfolgreich, Chanoha selbst verkauft keine Keramik, zwei danach besuchte Ateliers hatten nur hochwertige Schalen für hundert Euro aufwärts. Als Gebrauchsgegenstand war mir das zu teuer. Habe in einem alteingesessenen Geschäft für Haushaltswaren in Kamata dann eine Schale für fünfzehn Euro erworben.


Dieses Geschäft für Erwachsenenbedarf in Kamata verspricht es habe "Das", der Laden war bis obenhin vollgestopft mit Schweinkram, die Gänge so eng dass man nicht mehr aneinander vorbeikam. Der in Japan nach wie vor große Markt für Zeitschriften fasziniert mich. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.


Fugu, bisher nur in frittierter Form von mir konsumiert. Schmeckt roh angeblich nach nichts.


Im Gepäck war noch zollfreier Platz für eine Flasche Sake. Der Laden pries Krombacher aus Deutschlands Brauerei Nr. 1 an. Dazu lief ein Werbespot in Dauerschleife.


Kuromubachha Waitsenu!


Das Löwenbräu wird laut Dose in Lizenz in Südkorea gebraut.


Beim abschließenden Souvenireinkauf in einem nahen Supermarkt kamen diese Produkte nicht in den Einkaufskorb. Dafür die ein oder andere Soße, Curry, Dashi, Süßigkeiten und Knabberzeug für die Kollegen im Büro.


Was isst man am letzten Abend? Natürlich das Leibgericht. In der Hauptfiliale des Tonkatsu-Geschäftes Aoki ( https://goo.gl/maps/oqGUgtwAvaqUaUn46 ), mit Anstellen und draußen bestellen damit es am Platz schneller geht. Das Restaurant ist ein klassischer Schlauch, Theke mit ca. 10 Sitzen, die Küche direkt daneben. Spezialität ist rosa frittiertes Schweinefilet, der Chef war so freundlich es ganz durchzugaren. Im Gegensatz zu den Kettenrestaurants wie z.B. Wako sind Reis und Weißkraut hier nicht kostenlos nachbestellbar.


Der Curry-Laden daneben sah auch sehr verführerisch aus, aber ich war nun wirklich satt. Habe noch einen Spaziergang durch das Kneipenviertel vor dem Bahnhof gemacht und bin in's Hotel zurück. Sämtliche Einkäufe aus drei Wochen mussten noch auf zwei Koffer aufgeteilt werden, die 2 x 23 kg wurden nicht erreicht, ein Koffer ließ sich allerdings nur durch behutsames darauf setzen schließen.


Von Kamata wird man in der Regel die Keikyu-Bahn zum Flughafen Haneda nehmen. Der Bahnhof hat sechs Gleise auf zwei Etagen, Züge zum Flughafen verkehren von beiden Stockwerken. Ist etwas verwirrend. Mit zwei Koffern in den vor Covid oft vollen Zügen, da muss es doch noch eine andere Möglichkeit geben. Taxi? Nein, ein regulärer Linienbus.


Der Bus eiert gemütlich an der Bahnlinie entlang in 20 Minuten zum Flughafen. Wobei, gemütlich und japanische Busfahrer, das passt nicht zusammen.


Mit zwei Koffern im Linienbus, die anderen drei Fahrgäste hatte da zum Glück noch genügend Platz sich auszubreiten.
Am Flughafen gab es am Lufthansa-Checkin schon eine kleine Schlange. Da der Checkin für Passagiere der Flüge nach München und Frankfurt war wurde es recht schnell voll, Öffnung ab 9 Uhr. Beim ANA-Flug nach München war immer der große Vorteil dass man den Koffer auch schon Stunden vorher abgeben konnte, bei LH leider nicht möglich. Oder hat es jemand mal mit LH-Ticket beim ANA-Baggage-Drop-Off probiert?


"Meine" A350 nach München. Dass mir der Umstieg in Frankfurt erspart blieb, dafür werde ich dem LH-Chat-Bot auf ewig dankbar sein. Die Freundin aus Nagoya war geschäftlich in Tokyo und hatte am Vormittag frei, sie war so nett nach Haneda zu kommen und wir hatten noch einen gemeinsamen Tee. Zudem hatte ich vergessen den mobilen Internetrouter zurückzuschicken was sie zum Glück für mich übernahm. Die Zeit im airside-Bereich war dementsprechend kurz, bin eine Stunde vor Abflug zur SiKo, nach 15 Minuten durch die Ausreise durch und direkt zum Gate.


Unten Urayasu, mittig der Skytree. Die PE war voll, am Gate war mir die Gruppe japanischer Geschäftsleute aufgefallen die den Flug in Anzug und Kostüm antraten. Wo die am Samstagabend nach der Ankunft wohl noch hin mussten?


Die PE in der A350 ist mit 21 Sitzen übersichtlich, die Beleuchtung aber nicht den Sitzen angepasst. Die Reihe 14 hat daher kein eigenes Licht direkt über sich, womit zwei den ganzen Flug über eine Präsentation zusammenschusternde Herren nicht zufrieden waren. Die Business war voll bis auf den letzten Sitz, die Economy nur zur Hälfte.


Zum Abschluss noch einmal der Fuji mit Blick über Tokyo. Die Route zurück nach Europa ging an den Aleuten vorbei über Alaska und Grönland. Habe mir die Zeit wieder mit alten Krimiserien auf dem Tablet vertrieben und dieses Mal bestimmt eine halbe Stunde geschlafen. 14 Stunden Flugzeit sind schon lang. Der Sandkuchen bei der Firma Hansen war wie immer vorzüglich.


Ankunft am Franz-Josef-Strauß im Erdinger Moos. Wetter wie in Rumoi. Das Gepäck ließ eine dreiviertel Stunde auf sich warten. Mein Freund von der Insel Sado meinte mal, egal wie lang der Flug ist, es ist immer noch Urlaub. Das macht es erträglicher. Der Urlaub war toll, fast alle Freunde getroffen, viel Bekanntes und auch ein bisschen was Neues gesehen, den guten Wechselkurs genutzt und ein paar Yen für den nächsten Besuch bereits abgehoben.

In diesem Sinne: Danke fürs dabeisein. Mit ~350 Bildern ist es doch etwas ausgeartet. Sollte jemand eine Inspiration für einen Besuch in Fernost gefunden haben freut es mich :).
 

UrawaGirl

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28.07.2017
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Vielen Dank für den Bericht. Schön mal ein paar andere Bilder von Japan zu sehen als die üblichen "Ersttäter" Fotos 😊
 
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plotz

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26.05.2015
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Ich fand das super, vor allem die kleinen Käffer. Außerdem habe ich nach jedem neuen Teil wieder Hunger bekommen. Mit Tonkatsu (-Ramen), Curry und Dosenkaffee deckst Du einige meiner Schwächen sauber ab!
Du schreibst sehr unterhaltsam, das macht die Lektüre ebenfalls sehr spannend, inkl des unnützen Wissens dazwischen.
2024 soll es mit kleinem Kind und Kegel auch wieder hingehen. Die erste Runde von Tokyo bis Kagoshima hat mich 2018 völlig überzeugt. Mal schauen, wie es mit Kleinkind dann wird.
 
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Travel_Lurch

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15.09.2009
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Ich schließe mich dem Fazit an: schöne Ecken weitab vom Touripfad, gut fotografiert und sehr unterhaltsam geschrieben.
Vielen Dank dafür!
 
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Batman

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18.11.2017
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Hamburg
Vielen Dank fürs mitnehmen! Bleibt ein Ziel was es noch zu besuchen gilt. Schon als Jugendlicher mit Stopover in Tokio hat mich das Land faszinier. Leider bisher nicht geklappt. Obwohl im vorherigen Leben für japanischen Unternehmen tätig.
 
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LH711

Reguläres Mitglied
Vielen lieben Dank für diesen unfassbar interessanten, kenntnisreichen und unterhaltsam geschriebenen Reisebericht! Ich selbst war im November 2022 für zwei Wochen beruflich dort - damals als einer der letzten Reisenden noch mit der MySOS App. Deine Vorliebe für "Katsu" teile ich, mag aber fast noch lieber die frittierten Leckereien ("-furai") aus dem Meer. Beim Reservieren ist mir aufgefallen, dass anscheinend immer mehr Hotels keine Zimmer mehr - oder nur zu überhöhten Tarifen - über die großen Plattformen wie Booking oder Jalan (mein Favorit wegen der Bonuspunkte und einer ganz guten App) anbieten, sondern man besser direkt auf den Webseiten der jeweiligen Hotels buchen kann. Ein japanischer Kollege meinte, das liege daran, dass immer mehr Nutzer auf Verdacht Zimmer blockierten, die sie dann kurz vor Ablauf der kostenlosen Stornierungsfrist wieder annullieren würden.
Mein nächster Trip dorthin geht im April, MUC-HND-MUC, allerdings leider erst nach Ende der Kirschblütenzeit, wobei ich an diese Zeit keinerlei schöne Erinnerungen habe, weil sämtliche Pläne, die ich mit Hanami jemals hatte, buchstäblich ins Wasser gefallen sind. Darf ich noch fragen, welchen Pocket-WiFi Anbieter du genutzt hast und ob du zufrieden warst?
 
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crossfire

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15.04.2012
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396
Auch von meiner Seite ein herzliches Dankeschön für den so anderen, erstaunlich unprätentiösen und wahrscheinlich daher für mich so lesenswerten Reisebericht!
Toll die Bilder, welche eben nicht nur die faszinierenden Blicke zeigen, sondern häufig den „morbiden Charme“, der für mich oft im krassen Gegensatz zu dem allgemeinen Japanbild steht.
Nochmals: Chapeau für Deine Mühe,
 
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Tsuruhashi

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11.07.2015
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1.679
Vvardenfell
Darf ich noch fragen, welchen Pocket-WiFi Anbieter du genutzt hast und ob du zufrieden warst?

Den Router hatte ich über Mobal.com bestellt und innerjapanisch nach Utsunomiya schicken lassen. Das System ist etwas seltsam, man muss einen 3-Monats-Vertrag abschließen nach dessen Erfüllung man den Router behalten kann. Vorher kündigen ist auch möglich, dann kann man den Router entweder behalten oder ihn zurückschicken und eine Erstattung bekommen. Für Details müsste ich die Abrechnungen heraussuchen.
Da der Router noch bei meiner Freundin in Nagoya liegt (hoffentlich findet sie ihn wieder) ist es möglich diesen beim nächsten Besuch wieder zu nutzen. Mal sehen ob das im April dann so funktioniert.

Die Netzabdeckung war gut, vermutlich unterscheiden sich die verschiedenen Anbieter gar nicht so großartig.
 
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MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Gibt's eigentlich irgendwelche Empfehlungen für Mobilrouter? Denke mal dass ich so ein Ding brauchen werde.
 

Travel_Lurch

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15.09.2009
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Gibt's eigentlich irgendwelche Empfehlungen für Mobilrouter? Denke mal dass ich so ein Ding brauchen werde.
Ein altes Handy aus der Schublade tut es auch. Alternativ könnte ich mir auch lokale eSIM als 2 Karte vorstellen. Aber mit eSIM fehlt mir noch die Erfahrung.
 
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Batman

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18.11.2017
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Hamburg
Esim hate ich auf den Philippinen letztes Jahr das erste Mal und würde ich in Zukunft als erstes wieder eruieren. Einfach weniger Schlepperei und recht einfach. Aber dazu benötigt es natürlich eines kompatiblen Gerätes und es ist glaube ich noch nicht überall möglich das so zu nutzen.
 
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15.09.2009
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Esim hate ich auf den Philippinen letztes Jahr das erste Mal und würde ich in Zukunft als erstes wieder eruieren. Einfach weniger Schlepperei und recht einfach. Aber dazu benötigt es natürlich eines kompatiblen Gerätes und es ist glaube ich noch nicht überall möglich das so zu nutzen.
Habe gestern Abend noch mal ein bisschen nachgelesen und einen erheblichen Nachteil von eSIM gefunden: man kann keinen Hotspot damit bauen. Somit untauglich bei Verwendung von mehreren Geräten.
 
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Batman

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18.11.2017
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Habe gestern Abend noch mal ein bisschen nachgelesen und einen erheblichen Nachteil von eSIM gefunden: man kann keinen Hotspot damit bauen. Somit untauglich bei Verwendung von mehreren Geräten.
Mhhm. Ich meine, dass ich +1 über die eSIM auf den Philippinen Internet ab und zu gegeben hatte. Oder liegt das an den Anbietern in Japan?

Bin hier aber weiß Gott kein Fachmann...
 
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Travel_Lurch

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15.09.2009
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Mhhm. Ich meine, dass ich +1 über die eSIM auf den Philippinen Internet ab und zu gegeben hatte. Oder liegt das an den Anbietern in Japan?

Bin hier aber weiß Gott kein Fachmann...
Hmmmm....das könnte durchaus an den Anbietern in Japan liegen. Bei einem von denen habe ich das gelesen.
Ansonsten schließe ich mich komplett Deinem letzten Satz an....ich auch nicht ;-)
 
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