Ryanair wird mit Sicherheit die recht mutige Offensive von Wizz Air im Auge haben und gut beobachten. Aber das man nach Georgien zum kleinen Preis wirklich rentabel fliegen kann glaube ich kaum. Denn selbst Wizz Air hat ja Probleme. Die Flüge von Katowitz werden eingestellt und Warschau dünnt man auf einen Flug pro Woche aus.
Stattdessen versucht Wizz jetzt das Glück im "Westen". Also Berlin 2x pro Woche, Zypern 2x, Mailand 2x, Memmingen 2x, Sofia 2x, Tessaloniki 2x. Also insgesamt 12 Hin- und 12 Rückflüge pro Woche mit einem Flugzeugtyp der 180 Passagiere fasst. Auf einen Schlag. Im Jahr wären das bei voller Auslastung 220.000+ Passagiere. Und nimmt man die durchschnittliche Auslastung von Wizz als Grundlage, so bleiben noch immer 200.000 Passagiere übrig. Das wäre mit anderen Worten mehr als eine Verdoppelung der Passagierzahlen von Kutaisi in nur einem Jahr (2015 nur 182.954 Passagiere). Da wird man ganz bestimmt die wohl anstehende EU-Visafreiheit für Georgier im Blickwinkel haben. Und das eine Schaar Georgier in den Westen reist um dort legal oder illegal Arbeit aufzunehmen. Allein mit Touristen lassen sich die Flüge nicht füllen.
In einem Monat wird Dortmund-Kutaisi aufgenommen. Die Flüge der ersten Woche sind momentan gerade einmal zu 40 Prozent gefüllt. Kurzfristig muss man hier noch schnell gute 80 Tickets pro Termin verkaufen damit man auf die durchschnittliche Auslastung von Wizz kommt. Die liegt bei 88,2 Prozent. Die Preise sind jedoch schon im Keller. Vor den Herbstferien in NRW kann man Tickets für knappe 40 Euro (Return) kaufen. Etliche Daten sind noch für 10 Euro One-Way drin. Dazu gab es lokal schon ein paar Berichte in den Zeitungen und in Essen (aber wohl auch in anderen Städten) hat man fleißig Werbegeschenke verteilt. Mehr an Promotion geht wohl kaum. Was fehlt sind momentan einzig und allein die Passagiere.
Nur: Für 10 Euro kann man nicht rentabel fliegen. Allein die Luftverkehrabgabe dürfte bei 23,43 Euro liegen. Da buttert Wizz also schon drauf. Bei Ryanair habe ich mal in einer Statistik gelesen, dass ein Flugkilometer Kosten in Höhe von 3,6 Cent pro Passagier verursacht (2014). Für einen One-Way von Dortmund (oder Weeze) nach Georgien wären das schon gute 100 Euro. Dazu sind die Flugzeuge recht lange unterwegs (mindestens vier Stunden). So das sich beim "Rund um die Uhr fliegen" nicht einmal zwei Returns pro Tag durchziehen lassen. Das ist schon eine andere Hausnummer als mal eben zwischen London, Paris, Bergamo und Weeze zu verkehren.
Ein anderer Kostenpunkt ist der Airport selbst. Saakaschwili hat ja gesagt, es wäre ein Fehler gewesen das Flughafen-Management in Tbilisi komplett an die Türken abzugeben. In Odessa soll dieser Fehler nicht wiederholt werden. Denn die fahren eine Hochpreis-Politik. Ryanair liebäugelt bekanntlich auch mit der Ukraine. In Lviv werden momentan 17 Euro pro Passagier berechnet. Ryanair verhandelt auf Basis von 3,40 Euro (wenigstens wollen die überhaupt ein paar Euro zahlen). Nur zu einem Abschluss konnte man sich bis jetzt nicht durchringen. In Georgien werden Ryanair und Wizz Air bestimmt auf ähnlicher Basis die Verhandlungen führen. Also in der Nähe von "0".
Aus diesen Gründen sehe ich eigentlich für die Wizz Air Flüge momentan kein großes Potential. Vor allen Dingen nicht für "Billig-Flüge". Und für Ryanair ebenfalls nicht. Georgien ist immer noch ein relativ exotisches Ziel. Allerdings kann es natürlich sein, dass z.B. der Staat Wizz Air mit ein paar Millionen unter die Arme greift und Beihilfen zahlt. Was der Sache dann den nötigen Auftrieb verleiht.