Kurztrip nach Tirana: Bunker-Geheimnisse und Stadtleben

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Biohazard

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Flugplan (März 2025)
W45128 – LEJ-TIA
W45105 – TIA-BER

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Maps generated by the Great Circle Mapper (Great Circle Mapper) - copyright © Karl L. Swartz.



Wie so häufig begann meine Reise an der Haltestelle Leipzig MDR, von wo aus es mit der S-Bahn um 14:44 Uhr zum Flughafen Leipzig/Halle ging. Nach 20 Minuten Fahrt kam ich pünktlich an.

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Da Albanien (noch) nicht zum Schengenraum gehört, folgte nach der Security noch die Ausreise aus der EU und um 15:30 Uhr stand ich überpünktlich am Gate 11 und konnte nach einer kurzen Kontrolle eines e-Boardingtickets in den Wartebereich wechseln. Dort ergatterte ich einen der vorderen Sitze und vertrieb mir die Zeit. Um 16:10 Uhr kam dann die Durchsage, dass das Boarding beginnen würde, also standen alle inkl. mir auf und stellten sich vor die verschlossene Glastür. Nach ein paar Minuten kamen zwei Bundespolizisten durch die Tür, zogen einen einzelnen jüngeren Mann heraus, verließen mit eben diesem den Wartebereich wieder und verschlossen die Tür hinter sich. Dann tat sich 10-15 Minuten erst einmal gar nichts – ab und an sah man die zwei BuPols und den Mann ein Stockwerk tiefer am diskutieren. Ausreiseprobleme? Zur Fahndung ausgeschrieben? Nichts genaues weiß man nicht und der Rest der Wartenden wurde natürlich in Unwissenheit gelassen. Irgendwann wurde die Tür geöffnet und das Boarding begann.

Den Weg zur HA-LXN legten wir zu Fuß zurück.

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Mein Sitzplatz 1A befand sich ganz vorne hinter einer Trennwand, durch die ich den restlichen Boardingvorgang gut im Blick hatte. Eine halbe Stunde nach dem offiziellen (nicht-)Boardingbeginn hieß es dann „Boarding completed“, 5 Minuten später folgte der Pushback und da wir zur 26R mussten, überquerten wir einmal die A14.

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Im Cockpit wurde „pedal to the metal“ gemacht und los ging es.

Etwas nördlich von Krakauschatten, Österreich kam uns ein Flieger entgegen und der Mond zeigte sich am Himmel.

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Der restliche Flug verlief ereignislos. Das Pärchen neben mir schlief, die Flugbegleiter spielten ihr Verkaufsprogramm ab, die älteren Damen hinter mir unterhielten sich lautstark und ich lauschte meinen NC-Kopfhörern und las in meinem eBook (Quest – Andreas Eschbach).

Der Touchdown auf Landebahn 17 erfolgte 20 Minuten vor STA (19:05 Uhr) und weil wir mit WizzAir unterwegs waren, wurde auch fleißig geklatscht… Noch während des Rollens aktivierte ich einen Telekom Welcome Pass, welcher mir 48h Datennutzung (1GB) in Albanien erlaubte, und erhielt direkt eine Nachricht von meinem Fahrer, dass er am Ausgang auf mich warten würde. Da ich nur mit Handgepäck unterwegs war, konnte ich nach dem Verlassen des Flugzeugs schnurstracks den Flughafen verlassen. Vorher bog ich jedoch noch zu den ATMs ab, um mir ein paar Albanische Lek zu ziehen. Am ATM traf mich dann der Schock: der ersten Automat wollte 70 EUR Gebühren haben und der zwei sogar 80 EUR. Ne, nicht mit mir, ich bin doch nicht Krösus. Also verließ ich den Flughafen unverrichteter Dinge und hielt nach meinem Fahrer Ausschau. Ich fand ihn mit einem Kollegen quatschend und einem Smartphone mit meinem Namen auf dem Display etwas Abseits des Ausgangs. Der Transfer war im Zimmerpreis – gebucht über booking.com – inkludiert, was es für mich ohne LEK sehr komfortabel machte. Die Fahrt in einem neuen E-Auto der Marke MG war angenehm und dauerte ca. 30 Minuten. Während der Fahrt sprach ich ihn auf die unverschämt hohen ATM Gebühren an und nach wenigen Sätzen erkannte ich meinen Fehler: Ich hatte mich beim Umrechnungswert um den Faktor 10 geirrt. Peinlich.

Umrechnungswert für diesen Urlaub: 1 EUR = 100 LEK

Am Rogner Hotel angekommen, drückte ich dem jungen Mann meine letzten EUR in die Hand und entschwand mit meinem Koffer ins Hotel. Am Check-In war nichts los, weswegen ich nach kurzer Zeit in meinem Zimmer für die nächsten Tage im dritten Stock stand.

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Ich stellte den Koffer in die Ecke, legte den Rucksack ab, packte ein paar Dinge in den Zimmersafe und machte mich dann auf zum Abendessen. Mittlerweile war 20 Uhr und mir knurrte der Magen. Auf dem Weg zum Restaurant kam ich an einem ATM vorbei und zog noch etwas Bargeld für einen guten Umrechnungswert (1:100 statt 1:93 wie im Hotel) und nur 600 LEK Gebühren. Andere ATMs, auch die im Hotel, wollten 700 oder 800 LEK haben.
 

Biohazard

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Im Restaurant Era Blloku wurde mir einer der letzten freien Tisch zugewiesen, Nach einem schnellen Blick in die Karte bestellte ich zuerst ein Bier ..

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.. und nachdem der erste Durst gelöscht war eine Vorspeise (Roasted Peppers, seasoned with apple vinegar; 470 LEK) sowie den Hauptgang (Meatballs with pistachio and yoghurt; 790 LEK).

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Dazu gab es frisches Brot. Ich war mir meiner Auswahl zufrieden. Die Fleischbällchen aus Kalb, Lamm und Schwein waren saftig und passend gewürzt. Der Joghurt brachte etwas Frische an das Mahl und die Kartoffelspalten waren schön kross frittiert. Dazu noch die süßen, leicht säuerlichen und mit ordentlichen Knoblauch versehenen Paprika – sehr lecker! Über den Preis brauchen wir gar nicht zu reden – klasse P/L Verhältnis!

Ich bezahlte die Rechnung und zog ein paar Straßen weiter ins The Taproom, wo ich mir aus der reichhaltigen Auswahl an Zapfbieren das eine oder andere gönnte.

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Auch hier waren die Preise mehr als in Ordnung. Ein Pint kostete zwischen 300 und 500 LEK, einzig der aus dem Raucherbereich herübergezogene Zigarettenqualm vermieste mir etwas die Stimmung.

Gegen 23 Uhr stand ich dann wieder vor dem Hotel und war bereit für das Bett.

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Einen Wecker brauchte ich nicht. Um 7:30 Uhr wachte ich von alleine auf, schmöckerte noch etwas in meinem Buch, stellte mich schnell unter die Dusche und eine Stunde später war ich auf dem Weg zum Frühstücksbuffet.

Auf dem Weg dorthin fiel mir dieses Schild an einem Meetingraum auf.

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Im Frühstücksrestaurant war nicht so viel los und ich hatte quasi freie Platzwahl. Ich entschied mich für einen Sitzplatz etwas abseits und zog los um das Buffet zu erobern.

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Es gab reichlich Auswahl und so blieb es nicht bei dem einen Teller. Für den Tag gestärkt ging ich zurück auf das Zimmer, packte den Rucksack, kontrollierte noch einmal die Kamera und verließ dann das Hotel.

Die vierspurige Straße vor dem Hotel war gesperrt. Es waren neben Volleyballfeldern auch kleinere Bühnen aufgebaut, überall hingen Girlanden, laute Musik wurde abgespielt, Volksfeststimmung. Warum und wieso war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

Mein erstes Ziel war die Piramida e Tiranës, die 1988 zuerst als Enver-Hoxha-Museum genutzt wurde und mittlerweile ein Kongresszentrum ist.

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Wie man am Foto erkennen kann, war es ordentlich bewölkt. Zwar warm (um 25°C herum), aber halt stark bewölkt. Als dann die ersten Sonnenstrahlen herauskamen, fiel mir auf, dass ich meine Sonnenbrille im Hotel vergessen hatte und lief noch einmal schnell zurück, um diese zu holen.

Dabei kam ich noch einmal an den Volleyballfeldern vorbei und machte Fotos.

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Nachdem ich die Brille im Rucksack bzw. auf der Nase hatte, ging ich wieder in Richtung Innenstadt. Die Ampeln in Tirana haben anstelle der Ampelmännchen den bekannten zweiköpfigen Adler, der auch die albanische Flagge schmückt.

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Zurück an der Pyramide erklamm ich diese und erhielt dadurch einen Blick über die Stadt und auf den Hausberg der Stadt, den Dajti.

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Was mir vor der Reise nicht bewusst war: Albanien ist ein mehrheitlich muslimischer Staat, was dann auch die ganzen Moscheen erklärt; hier die Mosque of Namazgah.

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Je näher in Richtung Innenstadt kam, desto voller und lauter wurde es auf der gesperrten Straße.

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Mittlerweile hatte ich hie und da etwas zum Anlass des Festes gehört. Anlass der Feierlichkeiten ist der Dita e Verës oder auch Sommertag, welcher jedes Jahr am 14. März gefeiert wird und den Beginn des Frühlings einleitet.

The Cloud die vom japanischen Architekten Sou Fujimoto geschaffen wurde.

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Im Inneren des Gebildes tanzten Kinder in traditioneller Kleidung.

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Während ich mir den Tanz anschaute, wurde ich von einer jungen Frau angesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass dies nur die Probe sei und es um 11 Uhr richtig los geht. Ich wurde nahezu eingeladen wiederzukommen, viele Fotos zu machen und ihr diese per Mail zuzuschicken. Nachdem ich ihr meine Rückkehr zugesagt hatte, machten ein junges Mädchen (~10 Jahre) und ein Junge (~8 Jahre) auf sich aufmerksam und zeigten auf meine Kamera. Ich verstand was die beiden wollte und machte ein paar Portraitfotos. Dann verließ ich The Cloud und stattete dem gegenüberliegenden Rinia-Park einen Besuch ab.

Independence Memorial

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Aufgrund des baldigen Beginns des Tanzauftritts machte es für mich keinen Sinn die Location noch zu wechseln oder ein Museum o.ä. zu betreten. Also hielt ich mich bei schönsten Sonnenschein noch etwas im Park auf kaufte mir etwas zu trinken in einem nahen Supermarkt.

Wiener Wurst in Tirana.

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Als das Wetter von sonnig-schön zu regnerisch-ungemütlich wechselte, verließ ich den Park jedoch und lief etwas nach Norden zum Skanderbeg-Platz. Aufgrund des Feiertags war dort einiges aufgebaut und auch Heißluftballons waren zum Greifen nah.

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Rund um den kleinen Europa-Park fand ein Flohmarkt statt, die Skanderberg-Statue war mit einer albanischen Flagge eingekleidet und das DJ-Pult wurde mit einem Regenschutz vor dem Nass geschützt.

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Zum Ende hin musste ich mich etwas sputen, um noch pünktlich beim Tanz zu sein. Ich ergatterte einen etwas höhergelegenen Stehplatz und um Punkt 11 Uhr ging es los.

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(Aufgrund des öffentlichen Auftritts verzichte ich an dieser Stelle auf das Verpixeln der Gesichter)

Nach dem traditionellem Tanz hatten die Kleinsten ihren großen Auftritt und tanzten zu Popmusik.

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Nach 15 Minuten war die Veranstaltung vorbei und ich besuchte das in direkter Nachbarschaft befindliche BUNK’ART 2 Museum, welches sich in einem ehemaligen Atombunker befindet.

Der Eingang ist entsprechend imposant.

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Der Eintritt kostete 900 LEK.

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Der erste Abschnitt der Bunkeranlage beleuchtete die Entstehung und Entwicklung der Gendarmerie sowie ihre Rolle in verschiedenen historischen Epochen, einschließlich der Monarchie und Kriegszeiten. Zudem wurde die Geschichte der Nationalpolizei und spezialisierter Polizeieinheiten wie der Verkehrs- und Feuerpolizei dargestellt.

In einem Raum wurden das Training des faschistischen Militärs sowie einige der eingesetzten Waffen aus dem Jahr 1938 gezeigt.

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Aus den 80ern: Training der Grenzschutzhunde mit einem Beißschutzanzug.

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Einer der vielen langen Koridore.

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Ein Standard Budapest Telefon als Dekoelement.

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Der zweite Abschnitt der Bunkeranlage thematisierte den Widerstand gegen das Regime durch anonyme Briefe und die Überwachung von Ausländern. Es wurden Internierungen und Verbannungen sowie die Lebensbedingungen in Lagern, Gefängnissen und Arbeitslagern dargestellt. Auch die Vollstreckung von Todesurteilen und das Schicksal der Verschwundenen wurden behandelt.
 

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Einige von der albanischen Polizei genutzte Kommunikationsmittel aus russischer und chinesischer Produktion.

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Ein zum Spionagewerkzeug umgebauter Besen, mit dem die italienische Botschaft zwischen 1985 und 1990 abgehört wurde. Grund der Spionage war die albanische Familie Popa, die sich 1985 während einer staatlichen Parade aufgrund des Todes Enver Hoxhas (Staats- und Parteichef von 1946 bis 1985) in die Botschaft flüchtete und dort politisches Asyl suchte und bekam.

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Die Aufnahme der Geflüchteten führte zu einer diplomatischen Krise; die albanische Regierung forderte ihre Rückkehr, aber Italien weigerte sich. Die Botschaft wurde daraufhin fünf Jahre lang von albanischen Truppen umstellt, und die Geschwister blieben dort, bis die Vereinten Nationen 1990 ihre sichere Ausreise nach Rom verhandelten.

Nachbau eines Systems zum Abhören, welches die Sigurimi – die albanische Geheimpolizei – häufig gegen die Bevölkerung einsetzte.

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Neben dem Abhören war die Sigurimi auch für Bildmanipulationen verantwortlich. So wurden beispielsweise in Ungnade verfallene Personen nachträglich aus Bildern retuschiert um deren Existenz auszulöschen (ganz starke George Orwell 1984 Vibes!).

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Anhand der zerkratzten Gesichter erkennt man den auch noch heute tiefsitzenden Hass gegen den einstigen kommunistischen Diktator.

Das ehemalige Büro des Ministers.

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Die Skulptur Monster of the Dictatorship von Rajmonda Zajmi Avignon, die die inneren Monster thematisiert, die durch Unterdrückung und Manipulation entstehen.

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Eine Lichtinstallation in einer ehemaligen Dekontaminationszelle.

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Zurück an der frischen Luft ging ich zurück zum Skanderberg-Platz und fotografierte die Et’hem-Bey-Moschee (vorne) sowie den Uhrenturm (hinten). Aufgrund des Freitagsgebets war die Moschee gut besucht und viele Gläubige knieten auf Teppichen vor dem Gotteshaus.

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Aufgrund des Festes waren auch einige Bierwagen geöffnet und so liefen hinter den Betenden andere Personen mit einem Bier in der Hand entlang.

Auf dem Platz waren – neben den Heißluftballons – auch Autos ausgestellt.

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Nachdem ich mir die Autosammlung angesehen hatte, zog ich zu meinem nächsten Ziel weiter. Unterwegs kam ich noch an einem öffentlichen Telefon vorbei.

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Der Eintritt ins House of Leaves Museum betrug 700 LEK.

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Einst das Hauptquartier der Geheimpolizei, führt das Museum heute Besucher durch die bewegte Geschichte des Gebäudes. Erbaut im Jahr 1931 als Geburtsklinik, diente es während des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig als Stützpunkt der Gestapo. Das Museum bietet heute einen tiefen Einblick in die dunklen Zeiten der kommunistischen Überwachung und Unterdrückung in Albanien und dient als Mahnmal für die Opfer des Regimes.

Interceptions, checks, spying … that brought arrests, interments, tortures, severe punishments for quite many innocent people … This museum is dedicated to them…

Im Inneren war fotografieren leider verboten, weswegen ich nur ein paar heimliche Schnappschüsse mit dem Smartphone machen konnte.

In toten Winkel der Überwachungskamera: der Raum der Überwachungstechnik :D

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Ein zu der damaligen Zeit typisches albanisches Wohnzimmer.

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Das Treppenhaus mit verzierten Wänden.

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Ein sehr interessantes als auch einschüchterndes Museum, welches meiner Meinung nicht ohne Grund den European Museum of the Year Award 2020 gewonnen hat.

Bei der späteren Recherche habe ich noch herausgefunden, dass sich auf dem Gelände auch eine ehemalige unterirdische Gefängniszelle befindet. Den Eingang habe ich zwar gesehen (und fotografiert), aufgrund fehlender Ausschilderung aber nicht betreten.

Inzwischen war es kurz vor 14 Uhr und ich bekam Kaffeedurst. In der Nähe der Bushaltestelle an der Oper: Silver Head Statue

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Direkt nebenan setzte ich mich ins Plaz'Oro Tirana, bestellte einen Cappuccino und lud die Akkus (meinen und den vom Smartphone) wieder etwas auf.

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Nach dieser kleinen Pause ging es für mich einmal quer über/durch Tirana Castle, einer Festungsanlage aus dem 13. Jahrhundert. Im Jahr 2018 wurde diese umgebaut und beherbergt nun einen traditionellen Markt mit Restaurants und Souvenirläden. Schön und neu, aber authentisch? Ich weiß ja nicht…

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Weiter südlich kam ich zum relativ neuen Marriott Hotel (das mit den roten Fassadenteilen) samt Walflosse (?) im Vordergrund.

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Noch ein Stück weiter südlich, am Mutter-Theresa-Platz, ein Gebäude der Polytechnischen Universität Tirana.

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Die Uni grenzt direkt an den Park und das Stadtwäldchen von Tirana, in welchem ich mir eine ruhige Sitzgelegenheit suchte und etwas im meinem Buch schmöckerte. Zwei Bänke weiter waren zwei Männer mit einer Drohne beschäftigt und ließen diese ein paar (vermutlich) schöne Aufnahmen von oben machen. Insgesamt war, trotz des durchmischten Wetters, viel in dem Park los.

Wieder außerhalb des Parks lernte ich, dass nicht immer unbedingt Strom- und Telefonmasten benötigt werden, manchmal reicht auch einfach ein alter Baum. ;)

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Ich zog noch etwas durch die nähere Umgebung, ohne wirklich einen Plan zu haben. Irgendwann stand ich wieder vor dem Hotel und beschloss, dass ich mich kurz ausruhen wollte. Während der Zeit auf dem Zimmer recherchierte ich nach Restaurants und plante etwas den Abend.

Gegen 18 Uhr verließ ich das Hotel wieder und ging es Restaurant Shije Fshati, welches mehrmals positiv auf Reddit erwähnt und für seine authentische Küche gelobt wurde.

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Beim Eintreten wurde ich darauf hingewiesen, dass aufgrund des Ramadans kein Alkohol ausgeschenkt werden würde, was für mich kein Problem darstellte. Ich bestellte einen Pickle Salad (400 LEK) sowie Lamb Rips (1290 LEK) und etwas Brot (60 LEK).

Nach kurzer Wartezeit stand alles vor mir.

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Lecker, aber leider auch irgendwie langweilig. Ich esse gerne Fleisch, aber so ganz ohne Beilage oder Soße war es doch etwas eintönig, wobei das Fleisch geschmacklich aber wirklich gut schmeckte und der säuerliche Salat gut dazu passte.

Etwa eine Stunde nach Betreten des Lokals war ich auch wieder draußen und lief noch einmal über den zentralen Platz, der mittlerweile weder Heißluftballons noch Autos oder Bierbuden präsentierte.

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Mein Plan für den Abend war identisch zum Vorabend: Ein paar Frischgezapfte trinken. Leider waren alle Sitzplätze in der Bar belegt (Freitag halt) und so zog ich unverrichtete Dinger wieder von dannen.

Gegenüber der Bar machte ich noch ein schnelles Foto eines leider verunstalteten Graffito.

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Trotz eines gewissen Bierdursts wollte ich nicht in eine x-beliebige Kneipe (Irish Pub, Sportsbar, etc.), sondern etwas authentisches, fand jedoch nichts und lief mit ein paar Umwegen zurück zum Hotel, wo ich den Abend ganz in Ruhe ausklingen ließ.

Ein kurzer Ausflug zum ersten Teil des Titels: Bunker

In Albanien gibt es eine bemerkenswerte Anzahl von Bunkern, die während der Herrschaft des kommunistischen Diktators Enver Hoxha errichtet wurden. Diese Bunker sind ein Überbleibsel aus der Zeit des Kalten Krieges und der paranoiden Politik Hoxhas, der das Land gegen mögliche Invasionen schützen wollte.

Hoxha ließ ab den 1960er Jahren ein umfangreiches Programm zur "Bunkerisierung" des Landes starten. Dieses Programm sah den Bau von insgesamt 750.000 Bunkern vor, um die damalige Bevölkerung von etwa 3 Millionen Menschen zu schützen. Das Konzept sah vor, dass für jeweils vier Albaner ein Bunker zur Verfügung stehen sollte. Die Bunker wurden über das gesamte Land verteilt, von den Bergen bis zu den Stränden, um im Falle eines Angriffs durch feindliche Truppen als Verteidigungsstellungen zu dienen.

Bis 1983, kurz vor dem Ende der Hauptbauphase, wurden jedoch lediglich 173.371 Befestigungsanlagen errichtet. Dies entspricht immer noch sechs Festungsbauten pro Quadratkilometer, was bedeutet, dass statistisch gesehen alle 333 bis 500 Meter eine Anlage zu finden ist, einschließlich Gebirge, Wasserflächen und Siedlungen.

Die Bunker wurden aus Beton, Stahl und Eisen gebaut und reichten in ihrer Größe von kleinen, ein- oder zweipersonigen Schutzräumen bis hin zu großen unterirdischen Atombunkern für die Parteielite. Die meisten Bunker sind kleine Betonkuppeln, die in den Boden eingelassen sind und gerade genug Platz für ein oder zwei Personen bieten.

Die lokalen Parteizellen organisierten die Reinigung und Wartung der Bunker in ihrer Umgebung. Zivilschutzübungen fanden mindestens zweimal im Monat statt und dauerten bis zu drei Tage. Dabei erhielten alle wehrfähigen Bürger, unabhängig vom Geschlecht, Gewehre, jedoch ohne Munition.

Der Bau dieser vielen Bunker hatte erhebliche Auswirkungen auf Albanien. Jeder Bunker kostete etwa so viel wie eine Zweizimmerwohnung, was die wirtschaftliche Situation des Landes weiter verschärfte und dazu beitrug, dass Albanien zu einem der ärmsten Länder Europas wurde. Die Bunker wurden nie für ihren eigentlichen Zweck genutzt, da keine Invasion stattfand. Stattdessen sind sie heute überall in der Landschaft zu finden und dienen teilweise als Ställe, Lager, Cafés oder sogar als Wohnstätten.

Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Bunkers_in_Albania / https://de.wikipedia.org/wiki/Bunker_in_Albanien
 

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Der nächste Tag begann wieder mit einem ausgiebigen Frühstück. Anschließend machte ich mich auf den Weg in die Stadt.

Skulpturen auf einer der Brücken über die Lana.

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Ohne die Buden, Heißluftballons und Co. wirkte der Skanderbeg-Platz noch einmal viel größer. An der Nordseite des Platzes befinden sich mehrere Hotels, im Hintergrund das goldene (sich noch im Bau befindliche) InterContinental Hotel Tirana und vorne das weiße Tirana International Hotel.

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An der Bushaltestelle angekommen suchte ich den passenden Bus (Linie 11) und aufgrund meines Touri-Auftretens wurde ich auch direkt angesprochen („Where?“). Ich antwortete ebenso kurz und knapp mit „Porcelani!“ (der Name der Haltestelle) und bekam dann einen Fingerzeig auf einen älteren blauen Bus mit der richtigen Busnummer im Display. Beim Zücken des Portemonnaies wurde nur abgewunken und mit dem Kopf geschüttelt. Ich war etwas ratlos; bekäme ich die Fahrt umsonst? Wenn ja, warum – weil ich Touri bin oder an einem Samstag der ÖPNV kostenlos sei? Da ich keine Antwort hatte, stieg ich einfach ein, suchte mir einen Fensterplatz und wartete auf die Abfahrt. Der Bus füllte sich und nahezu alle Sitz- als auch Stehplätze waren am Ende belegt. Und dann kam etwas Unruhe in die Masse, denn ein Ticketverkäufer bahnte sich seinen Weg durch die Stehenden. Zum Glück hatte ich ein bisschen Kleingeld dabei, denn gewechselt werden konnte nicht.

Die Busfahrt kostete 40 LEK.

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Wie der Verkäufer den Überblick behält, welcher Fahrgast schon bezahlt hat, wer noch nicht, wer neu ist, etc. ist und bleibt mir ein Rätsel. Des Weiteren faszinierte mich, dass damit pro Bus zwei Festangestellte eingeplant werden müssen – und es gab nicht unbedingt wenig Busse in Tirana! Auch eine Möglichkeit die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten oder gar zu reduzieren.

Nach knapp 40 Minuten Fahrt – der Verkehr war die Hölle! – stieg ich aus und lief die letzten Meter zu Fuß weiter.

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Durch einen ~170m langen Tunnel den sich Fußgänger als auch Autofahrer teilen (für die Autos ist eine Ampelanlage installiert) ging es zum Ticketoffice. Der Eintritt kostete 900 LEK (als Kombiticket mit dem anderen Bunker in der Stadt günstiger!) und konnte, entgegen der Auskunft im Internet, auch mittels Karte bezahlt werden.

Ich bekam den Hinweis, dass ich nur innerhalb des Bunkers fotografieren dürfe, da das restliche Gelände noch vom Militär genutzt wird und dementsprechend Sperrzone ist.

Nach einem kurzen Fußweg kam ich am Eingang des ehemaligen Atombunkers an.

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Der Bunker ist riesig, verfügt über 300 Zimmer auf 5 Etagen und verteilt sich auf über 3.000m². Zur Orientierung hängen Karten an den Wänden.

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Das ehemalige Arbeits- und Schlafzimmer von Enver Hoxha.

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Als einziger Raum bestehen die Wände aus Fieberglas, was zur damaligen Zeit extrem teuer war aber auch zuusätzlichen Schutz vor Steinsplittern etc. bot. Hinter dem Arbeitsraum (Foto) kommt das Schlafzimmer und dahinter das weiß geflieste Badezimmer.

Einer der vielen langen und schmalen Gänge.

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Die Räume behandelten die jüngere Geschichte Albaniens, beginnend ab dem Ersten Weltkrieg, bis zum Fall des kommunistischen Regimes 1990. In einem der Räume wurde beispielsweise der Absturz eines Flugzeugs im Jahr 1943 gezeigt. Neben einem Originalbauteil war auch das Handbuch des Flugzeugs ausgestellt.

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Rechts an der Wand: das eben erwähnte Originalbauteil.

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Zur Geschichte: Am 8. November 1943 stürzte eine Douglas C-53D Skytrooper (DC-3) der United States Army Air Force (USAAF) in einer abgelegenen Gegend Albaniens ab. Das Flugzeug war aufgrund eines schweren Sturms und der Verfolgung durch deutsche Messerschmitt-Flugzeuge gezwungen, eine Notlandung durchzuführen. An Bord befanden sich 30 Personen, darunter Piloten, Funker, 13 Krankenschwestern und 13 Sanitäter. Trotz des Absturzes überlebten alle Insassen unverletzt.

Um nicht von den deutschen Streitkräften verfolgt zu werden, wurde das Flugzeug von den Dorfbewohnern und Partisanen demontiert und versteckt. Einige dieser Teile wurden fast 80 Jahre lang von den Einwohnern der Region aufbewahrt.

Quelle: https://asn.flightsafety.org/asndb/340588

Nur original mit dem Roten Stern aus chinesischer Produktion: Ein Notfallatemgerät.

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Ich habe leider keine Beschreibung mehr, aber der Kasten sollte im Notfall Atemluft produzieren/freisetzen/filtern, weswegen alle paar Meter so ein Kasten zu finden war.

Der Raum eines Offiziers. Die Uniform, Möbel und das Militärequipment sind Originale.

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In einem Raum wurde auch das Thema Giftgas behandelt.

Albanien war eines der Länder, das während des Kalten Krieges über chemische Waffen verfügte. Ab 1990, nach dem Regimewechsel, wurden etwa 200.000 Tonnen Munition, einschließlich chemischer Substanzen, in Militärdepots gelagert. Dazu gehörten auch chemische Kampfstoffe wie Senfgas, das erstmals 1915 in einem bewaffneten Konflikt eingesetzt wurde.

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Ob und wie gut die Pferdemaske funktionierte weiß ich nicht.

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Eine kleine Sammlung verschiedener Bunker.

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Stickersammlung. Wer erkennt einen?

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Darstellung eines damaligen Lebensmittelhändlers.

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Ich kam ein ganz Stück weiter unterhalb des Weges wieder ans Tageslicht und hatte somit nur einen kurzen Weg runter vom Gelände. Trotz bewölktem Himmels war es ordentlich warm.

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Nach kurzem Fußweg kam ich an der Talstation der Dajti Seilbahn an.

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Die Return-Fahrt kostete 1.400 LEK.

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Neben vielen anderen Touristen waren auch Familien unterwegs – ein kostspieliges Erlebnis für eine vierköpfige Familie. Nach kurzer Wartezeit, die Kabinen wurden mit max. 6 Personen befüllt, ging es hinauf zur Bergstation.

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Die Fahrt dauerte ca. 25 Minuten und war zwischenzeitlich ordentlich windig. Oben angekommen orientierte ich mich und erkundete dann die Gegend.

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Blick auf Tirana.

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Der Gipfel ist nach wie vor militärische Sperrzone und darf nicht betreten werden.

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Ich suchte mir eine Bank, knabberte etwas an den mitgebrachten Snacks und las in meinem Buch. Auch ohne Sonne war es gut auszuhalten, jedoch war der Wind eisig kalt und zwang mir schnell wieder die Jacke über.

Wie im Winterurlaub: Die Gondeln der seit 2005 in Betrieb befindlichen Gondelbahn.

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Im Vergleich zu Deutschland war der Frühling in Tirana bereits angekommen und die ersten Blüten zeigten sich.

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Auf dem Weg zurück zur Talstation überfuhren(-schwebten?) wir eine Ziegenherde samt Ziegenhirt.

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Es folgte eine Rolle rückwärts: zu Fuß zur Bushaltestelle, mit der 11 zurück in die Stadt, über den Platz in die Nähe des Rinia-Parks auf eine kurze Pause in eine Filiale der Mulliri-Kaffeehauskette.

Red Velvet Muffin und einen Americano für 240 LEK.

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Auf dem Weg in Richtung Hotel musste ich noch einmal über die Lana und kam dabei an einem Open Air Buchhandel vorbei.

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Ich kam an ein paar Botschaften (Russland, Schweiz) vorbei, durchquerte noch einmal das Blloku-Viertel und stand nach einiger Zeit wieder vor dem großen Park.

Taxi und Wandgraffitis.

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Im Park selbst war viel los und ich bekam nur eine Bank im hinteren Bereich. Aber es tat gut die Schuhe auszuziehen und etwas zu sitzen. Die Zeit im Park nutzte ich zum Lesen oder einfach nur die Gedanken schweifen zu lassen. Nach dieser zweiten Pause ging ich zurück ins Hotel.

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Noch einmal ein Blick auf den Mutter-Theresa-Platz und das Marriott.

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Im Hotel verbrachte ich etwas Zeit am Laptop und durchsuchte diverse Quellen nach einem guten Ort für das Abendessen – und entschied mich für eine Pizzeria in der Nähe.

Im Artigiano at Vila angekommen bekam ich einen Katzentisch zwischen zwei Türen, was mich jedoch weniger störte. Mit dem Getränk kam auch etwas Brot (leider ohne Butter o.ä.).

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Die Prima Stella Pizza in Sternenform ⭐ mit folgendem Belag: The star points are filled with mozzarella and hot salami; The center with prosciutto, grana cheese, arugula, marinated mushrooms and dried tomatoes

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Sehr lecker und ein toller Pizzateig! Die getrockneten Tomaten waren mir etwas zu geschmacksintensiv, aber ich war mit meiner Wahl sehr zufrieden. Mit einem zweiten Bier lag die Rechnung bei 1.380 LEK.

Da der Abend noch jung war, ging ich nur ein paar Türen weiter in die Komiteti Bar, welche ebenso wie das Restaurant mehrmals positiv auf Reddit erwähnt wurde.

Die Bar verfügt über eine größere Liste an Raki in diversen Geschmacksrichtungen – da konnte ich natürlich nicht Nein sagen.

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So probierte ich an diesem Abend drei verschiedene Raki (Baked, Grape Raki Aged In Walnut Wood und Plum Raki), die mir allesamt sehr gut schmeckten. Die Raki kamen zu je 150 bis 300 LEK, was ein guter Preis für 4cl ist.

Später am Abend stand die Welt schief.

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Der Wecker am nächsten Morgen klingelte um 6:30 Uhr. Zwei Minuten später stand ich unter der Dusche und pünklichst(!) war ich beim Frühstücksbuffet, welches um 7 Uhr öffnete.

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Da zu dieser frühen Zeit am Sonntagmorgen noch niemand anderes unterwegs war, konnte ich in aller Ruhe Fotos vom Buffet machen.

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Besonders gut fand ich die Möglichkeit sein Frühstücksei selbst zu kochen.

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Frisches Brot ist für mich ein Qualitätsmerkmal – hier war ich mit der Qualität und auch der Auswahl sehr zufrieden.

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Ich lud meinen Teller nicht so voll wie noch am ersten Tag, beließ es aber nicht bei nur einem Gang zum Buffet. ;)

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Ich hatte bereits ausgecheckt und meinen Koffer am Empfang deponiert, weswegen ich mir nur noch ein Taxi riefen ließ und auf dieses vor dem Hotel wartete.

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Gegen 7:40 Uhr stand das Taxi vor mir, der Koffer wurde in den Kofferraum verladen und los ging die ca. 20 minütige Fahrt zum Flughafen. Aufgrund von Bauarbeiten wurde ich nicht direkt am Eingangsbereich abgesetzt, sondern in einer sich fortbewegenden Autoschlange am Ende des Parkplatzes. Immerhin war die Fahrt günstig...

Kleine Anekdote: Fahrt mit dem Taxi aus der Stadt (Pyramide, Prime Minister's Office die Ecke) zum Flughafen. Bezahlung mit Karte, das Taxameter zeigte 2270 LEK. Aufgrund der frühen Uhrzeit hat sich der Fahrer vermutlich vertippt und statt 22,70 EUR halt 22,70 LEK ins Gerät eingegeben. Bei einem Umrechnungskurs von 1:98,7 kam ich mit 0,23 EUR ziemlich günstig bei weg. Tut mir leid für den Fahrer bzw. das Taxiunternehmen.

Am Flughafen dann der normale Ablauf: Security, zum Gate gehen und warten. Ich erhaschte einen der wenigen freien Sitzplätze am Gate und wartete auf das Boarding. Um 9:20 Uhr wurde ebendieses ausgerufen, wir mussten jedoch draußen bei voller Sonneneinstrahlung warten, da das Deboarding noch lief und anschließend die Betankung des A321 (HA-LXR) durchgeführt werden musste.

Irgendwann waren die Maßnahmen dann abgeschlossen und wir wurden zum Flugzeug gelassen. Mein Sitzplatz 12F hatte aufgrund der Exitreihe keinen anderen Sitz vor sich, was mir natürlich gefiel. Um 9:55 Uhr kam Boarding completed, 15 Minuten später erfolgte der Pushback. Über die 17 ging es nach Süden in die Luft und die nächsten 1,5h überspringen wir jetzt einfach im Schnellvorlauf.

Geschlossene Wolkendecke über Ungarn.

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Keine Wolken über Tschechien. Mit einem guten Auge kann man die 21st Tactical Air Force Base erkennen.

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Tagebau Reichwalde in Sachsen von oben.

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Ca. 20 Minuten vor STA (12:30 Uhr) landeten wir auf 25R – meine erste Flugbewegung am (nicht mehr ganz so) neuen BER. Und natürlich wurde auch bei dieser Landung wieder fleißig geklatscht. :D

Wir rollten zum Terminal 2, wo das Deboarding etwas chaotisch ablief. Noch während des Rollens standen die ersten Passagiere auf und marschierten nach vorne – der mir gegenübersitzende FA schüttelte nur mit dem Kopf, widmete sich dann aber wieder seinem Smartphone. Da ich nur mit Handgepäck war lief ich schnellen Schrittes zur Einreise (wenig los) und stand nach kurzem Fußweg am Gleis 2 wo der RE 8 mit Abfahrt 12:44 Uhr in Richtung Berlin Hbf bereits wartete und buchte auf der Fahrt ein Ticket für den ICE 1711 (Abfahrt 14:27 Uhr) zurück nach Leipzig. Am Hauptbahnhof angekommen bahnte (haha) ich mir meinen Weg zur Premium Lounge und machte mich über die Speisekarte her.

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Nebenbei genoss ich den Blick nach draußen.

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Da die Auslastung des Zuges in der App als hoch angezeigt wurde (es war Sonntagnachmittag), verließ ich die Lounge mit etwas mehr Puffer als üblich. Am Gleis angekommen, rollte der Zug gerade ein und stoppte dankenswerterweise mit dem Abteil der Status-Sitzplätze direkt vor meiner Nase. Da ich einer der ersten einsteigenden Passagiere war, bekam ich noch einen Sitzplatz und konnte die nächste Stunde etwas ruhen. In Leipzig dann der übliche Ablauf, bis ich zu Hause war.
 

Biohazard

Erfahrenes Mitglied
29.10.2016
7.293
7.917
LEJ
Fazit:

Mein Ausflug nach Tirana war sehr angenehm und die drei Übernachtungen haben zeitlich gut gepasst. Die Stadt bietet für zwei Tage ausreichend Sehenswürdigkeiten, aber mehr Tage könnten schnell langweilig werden. Albanien ist preislich unschlagbar günstig und die Menschen sind freundlich – mit Englisch kommt man gut zurecht.

Was mich gestört hat, waren die vielen getunten Autos – insbesondere AMG, M und S/RS Modelle – die mit lautem Auspuff und gelegentlichen Straßenrennen auffielen. Ich frage mich bis heute, woher all diese Autos kommen. Auch das viele Rauchen, selbst in Restaurants, war unangenehm.

Bei der Recherche für diesen Trip hat sich gezeigt, dass es wunderschöne Strände und beeindruckende Bergregionen gibt. Für den Rest des Landes sollte man sich mehr Zeit nehmen. Albanien ist also definitiv eine Reise wert, besonders wenn man die Vielfalt des Landes entdecken möchte.
 

Dirkster

Erfahrenes Mitglied
09.12.2017
514
1.004
LBC/HAM
Danke für Mitnehmen. Ja, Tirana ist definitiv einen Wochendtrip wert. War im September 2021 dort, als es nach Covid mit dem Reisen wieder so langsam losging.

Zur Frage nach den Autos: Das Geld dafür kommt von Verwandten im Ausland. Es leben mehr Albaner im Ausland als in Albanien selbst. (Und ein Tourguide erklärte mir damals scherzhaft, die meisten von ihnen arbeiteten als Fußballprofis in der Schweiz. 😅) Außerdem war der Privatbesitz von Autos in Albanien bis 1991 verboten, was einen gewissen Nachholbedarf erklärt und vielleicht auch den dort üblichen Fahrstil.
 
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Oliigel

Erfahrenes Mitglied
02.03.2019
562
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Vielen Dank für den Bericht!

In der Komiteti Bar gibts auch "Bretter" mit zehn versch. Raki. War im Februar mit Kumpels dort, als jeder eines hatte war`s dann auch genug :ROFLMAO:
Freue mich schon an Pfingsten meinen Eltern Tirana zeigen zu können, ist definitiv einer meiner Liblingsstädte.
 

Biohazard

Erfahrenes Mitglied
29.10.2016
7.293
7.917
LEJ
Außerdem war der Privatbesitz von Autos in Albanien bis 1991 verboten, was einen gewissen Nachholbedarf erklärt und vielleicht auch den dort üblichen Fahrstil.
Ah, das kann natürlich einiges erklären. Ich fand es aber auch interessant, dass der Sprit nahezu auf deutschem Niveau ist bei viel geringerem Einkommen. Aber die albanische Mafia soll ja auch sehr groß sein und entsprechend viele "Mitarbeiter" haben - die haben wohl Geld. Wobei ich nicht jedem AMG-Fahrer etc. unterstellen will, dass er Mitglied des organisierten Verbrechens ist. ;)
In der Komiteti Bar gibts auch "Bretter" mit zehn versch. Raki. War im Februar mit Kumpels dort, als jeder eines hatte war`s dann auch genug :ROFLMAO:
Japp, hatte ich gelesen und auch eins vor Ort gesehen. War mir alleine aber zu viel - auch vor dem Hintergrund, dass ich am nächsten Tag früh aufstehen musste. Beim nächsten Mal! 🍻
 

Tesla

Aktives Mitglied
13.12.2016
232
620
AKL
Vielen Dank für deinen Bericht! Habe Tirana/Albanien schon länger im Auge, und jetzt eine erste Idee.

Albanien ist preislich unschlagbar günstig [...]
Schon, aber nicht so günstig wie ich gedacht hätte...vor COVID hieß es noch "günstigstes Reiseland Europas", aber 8 - 12 € für ein Hauptgericht zahlst du in bspw. Portugal auch.

Auch das viele Rauchen, selbst in Restaurants, war unangenehm.
Scheint ein Balkan-Ding zu sein, dass immer und überall geraucht wird.
 
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Biohazard

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29.10.2016
7.293
7.917
LEJ
Habe Tirana/Albanien schon länger im Auge, und jetzt eine erste Idee.
Viel Spaß und falls Fragen zu Tirana sind, vielleicht habe ich ja eine Antwort! :)
Schon, aber nicht so günstig wie ich gedacht hätte...vor COVID hieß es noch "günstigstes Reiseland Europas", aber 8 - 12 € für ein Hauptgericht zahlst du in bspw. Portugal auch.
Portugal zählt ja auch zum Balkan oder Osteuropa. ;) https://www.reddit.com/r/PORTUGALCYKABLYAT/
Scheint ein Balkan-Ding zu sein, dass immer und überall geraucht wird.

Nach den ersten Wiederöffnungen in 2020 schaut der Staat aber nicht mehr hin und es reißt in Tirana seitdem wieder ein.
Richtig nervig! 🙊 Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt und mag es auch nicht mehr. Früher konnte man in Kneipen und Discos kaum 50cm weit sehen, so verraucht war alles - und mittlerweile gehen mir kleinste Rauchschwaden tierisch auf den Nerv.
 
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