um mal auf den eigentlichen Hilfsgütertransport zurückzukommen, ein kleiner Reisebericht:
April 1999, Krieg im Kosovo, jodost war zu der Zeit sehr aktiv im Katastropenschutz des Roten Kreuzes, da klingelt das Telefon: Man bräuchte für morgen kurzfristig Lade-Personal für einen Hilfsgütertransport nach Sofia (von dort aus wurden die Hilfsgüter dann auf dem Landweg weitertransportiert).
Ich also am nächsten morgen mitten in der Nacht mit einem knappen Dutzend Kollegen (teils auch Zivis) nach Köln gefahren, einige aufgeregt (hey, wir fliegen irgendwo hin und wissen nicht, was uns erwartet), anderer etwas ängstlich (geht ja immerhin um Krieg). Im Radio kommen die Nachrichten: In der Vornacht ist eine fehlgeleitete Rakete in Sofia eingeschlagen. Ich sehe, wie im vorderen Bus einer der ohnehin ängstlichen Zivis am liebsten noch auf der Autobahn aussteigen will...
In CGN angekommen ging's in den Cargo-Bereich und da Warten in einer Kantine. Irgendwann nach ein paar Stunden dann die Erklärung: Die Maschine wird gerade beladen, damit haben wir nichts zu tun. Wir sind nur für das Ausladen in Sofia verantwortlich. Je länger man wartet, desto mehr machen Gerüchte die Runde, was uns erwartet. Aus "vermutlich Condor" am Vortag wurde inzwischen eine russische Tupolev, und wenn wir Pech haben, hat die gar nicht genug Sitzplätze, dann müsse man im Laderaum irgendwo auf dem Boden sitzen. Mit gerade 20 Jahren, kaum Flugzeug-Erfahrung, dafür um so mehr schon erlebtem Kopfschütteln hinsichtlich Katrastrophenschutz-Ausstattung bleibt immer ein leichter "ganz ausgeschlossen ist das alles nicht"-Beigeschmack...
Irgendwann später Mittag ging's dann los. Mit einem Crew-Bus über den halben Flughafen, auch am militärischen Bereich vorbei (spätestens, als da nur noch Fahr- und Flugzeuge in Tarnfarben zu sehen waren, hab ich auch eine Tupolev erwartet), das Herz rutschte einigen in die Hose ...
Und dann ging's los. Wir haben geparkt an einem Lufthansa-Airbus, alle Aussteigen, ein paar Fotos mit Piloten und Purser, ein bisschen Smalltalk, hier noch ein Foto vor der Turbine, alles gar kein Problem. Dann rein in die Maschine, da wurde uns unser Einsatzauftrag erklärt: Die meisten Sachen waren im Frachtraum, damit hätten wir nichts zu tun. Lediglich ein paar Hundert Feldbetten lagen in der Economy auf den Sitzen festgeschnallt, die galt es in einer Menschenkette aus dem Flugzeug rauszubringen und dann am Ende der Treppe an das Bodenpersonal zu übergeben.
Wir saßen also zu zehnt in der Business-Class. Cockpit-Besichtigung und da auch lange Fragestunde mit den Piloten, zwei Stunden lustige Unterhaltung mit dem Purser, C-Essen (Purser: "nene, da hat sich Lufthansa nicht lumpen lassen, wir haben wie für normale Passagiere Catering geladen"). Dann in Sofia ungefähr 20 Minuten Arbeit, ein bisschen unten noch in der Sonne stehen, wieder Fotos machen, und dann wieder zurück. Wieder mit Essen, diesmal auch mit Alkohol, und weil wir ja auf dem Hinflug nichts trinken durften, hat uns der Purser noch jedem einen Piccolo in die Hand gedrückt.
War im Endeffekt eines der coolsten Flugerlebnisse überhaupt. Ach ja, eine Dankes-Urkunde von irgend einem Bundesministerium für unsere aufopferungsvolle Arbeit gabs auch noch...
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)