Am Abend vor meiner Abreise zeigen mir die Angestellten des Hostels welchen Bus ich am nächsten Tag nehmen muss um zur georgischen Grenze zugelangen. Auch der Weg zum besagten Busbahnhof wird mir genaustens beschrieben. Feste Abfahrtszeiten gibt es nicht wirklich, es heißt einfach auf Gut Glück hin.
So mache ich mich am nächsten morgen relativ früh auf den Weg und finde auch den gleich den richtigen Bus. Noch kurz ein Ticket kaufen und schon sitze ich hinten in der letzten Reihe und warte darauf, dass es losgeht.
Eine halbe Stunde später ist es dann soweit, der Bus setzt sich in Bewegung und ist fast auf jedem Platz belegt. Ich höre etwas Musik und anschließend ist Zeit für ein Nickerchen.
Es vergeht einiges an Zeit, der Bus hält ab und zu und neue Passagiere steigen ein. Nun ist der Bus voll besetzt.
Am nächsten Dorf möchte aber eine weitere Person zusteigen und der Busfahrer setzt einfach einen lockeren, kleinen Sitzhocker ohne Lehne in den Gang wo sich die besagte Person hinsetzt.
Das Erscheinungsbild der "Neueinsteigerin" hätte auch im hippen Berlin für neugierige Blicke gesorgt. Komplett schwarz gekleidet, zur hälfte blau gefärbtes Haar, Piercings im Gesicht und mehrere Tattoos an den Armen und ebenfalls über dem Steißbein.
Nicht mein Stil, aber wem es gefällt, kann sich ja gerne so kleiden..sind meine Gedanken. Die mitfahrenden Menschen sehen dies anscheinend etwas anders and reden böse und verächtlich auf sie ein. Es wird richtig laut. Was genau gesprochen wird verstehe ich nicht, da alle in der Landessprache sprechen, aber ich merke deutlich, dass einige schlimme Worte fallen.
Das Mädchen, geschätzt mitte 20, wird nun von allen Seiten belagert und es kommt fast zu ersten Handgreiflichkeiten.
Dies ist dem Busfahrer nicht verborgen geblieben, der Bus hält abrupt am Straßenrand an. Nun kommt der Busfahrer nach Hinten und spricht wütend auf den Mob ein.
Aus seiner Gestik und der nachfolgenden Reaktion gehe ich davon aus, dass folgende (oder ähnliche) Worte gefallen sind.
"Lasst die Frau in Ruhe. Sie hat genau wie ihr für ihr Ticket bezahlt und bleibt hier im Bus sitzen. Wenn ich noch ein Wort von euch (beziehend auf den "Mob") höre, schmeiß ich euch alle hier in der Pampa raus. Verstanden?"
Nach der Ansage ist zumindest Stille und ich freue mich, dass der Frau vom Busfahrer geholfen wurde. Getuschelt wird zwar immer noch von ein paar Seiten aber ansonsten ist endlich Ruhe eingekehrt und es geht weiter.
Im Nachhinein frage ich mich, ob ich etwas hätte unternehmen sollen/können? Ich gehe davon aus, dass wenn es wirklich zum tätlichen Angriff gekommen wäre, ich schon etwas unternommen hätte.
Da aber bis dato alles nur auf sprachlicher Ebene stattfand, einer Sprache derer ich nicht mächtig bin, waren meine Eingriffs-und Schlichtungsmöglichkeiten dann doch limitiert.
Dann endlich sind wir da, der Bus hält an und ich muss noch ein paar Meter zu Fuß gehen.
Grenzfluss:
Die "rote Brücke"
Sonderlich viel ist nicht los und ich bin schnell bei den Customs.
Der AZ Officer möchte mein E-Visum sehen... mir war nicht bewusst, dass ich dies auch bei der Ausreise brauche. Es dauert bestimmt 2 Minuten bis ich die Mail mit dem Visa finde.
Die Personen hinter mir in der Schlange werden etwas ungeduldig, weil es bei mir so lange dauert. Nachdem er dann noch meinen (fast) leeren Zweitpass genaustens begutachtet hat, bekomme ich den Ausreisestempel und kann meinen Weg fortsetzen.
Ein paar georgische Lari habe ich noch und brauche deswegen nicht zu einem schlechten Kurs an der Grenze tauschen.
Die meisten würden vermuten, dass es für mich jetzt nach Tiflis geht. Liegt ja direkt auf dem Weg.
Falsch gedacht
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Tiflis kommt etwas später. Für mich soll es erstmal auf direktem Wege nach Armenien gehen. Ca. 40km sind es von hier bis zum Grenzpunkt Sadakhlo-Baghratashen.
Ich stehe etwas unentschlossen beim Ausgang. Dies wittern die Taxifahrer vor Ort direkt und belagern mich. Alle wollen mich für einen Freundschaftspreis nach Tiflis fahren.
Ich lehne erstmal ab und überlege ob ich mit Taxi oder per Anhalter fahren soll.
Ich stehe rund 15 Minuten einfach dar und schaue wie viele Autos die Abzweigung nehmen. Es sind nicht viele und ich möchte heute abend noch in Yerevan ankommen.
Also gehe ich zu den Taxifahrern hin und das Einstiegsgebot liegt bei 50 Lari. 1€ war zur damaligen Zeit 2,9 Lari.
Für Deutschland für 40km ein Spitzenpreis, für Georgien aber deutlich zuteuer. Ich rechne mit 20cent den km, mal 40 macht dann 8€.
Dies scheint mir angemessen zu sein und ich biete 25 Lari für den Weg dorthin.
Schnell fällt der Preis und jetzt sind wir am verhandeln ob es 25 oder 30 Lari sein sollen. Ich bleibe bei meinen 25 und die Taxifahrer winken ab.
Also gut, dann halt doch wieder trampen... ich mache mich auf den Weg.
Ein Taxifahrer läuft aber dann doch hinter mir her, sagt 25 ist ok und ich steige in sein Taxi.
Eine knappe Stunde später stehe ich vor dem georgischen Grenzoffizier und ein paar Minuten später vor dem Armenischen. Es ist nicht so viel los und ich komme schnell durch.
Ich lasse die Taxifahrer auf armenischer Seite links liegen und gehe rund 500m weit weg.
Bis nach Yerevan sind es mit dem Auto noch mind. 4 Stunden. Trampen ist hier sehr einfach und schon der erste Wagen hält. Es ist ein Pärchen mit einem Kleinkind, welches auf dem Weg nach Yerevan ist.
Ich kann mit
Wir unterhalten uns über belanglose Dinge und ich verschweige lieber, dass ich gerade noch in AZ war.
Sie erzählen, dass die Frau Russin ist und deswegen nur 180 Tage am Stück in Armenien sein darf. Deswegen fahren sie 2x im Jahr nach Georgien, bleiben dort einen Tag und dann fangen die 180 Tage wieder von vorne an. Ja, so kann man das auch machen.
Zwischendurch halten wir noch einmal an um etwas zu essen und kommen am abend gegen 20:00 in Yerevan an.
Ich bedanke mich sehr bei ihnen und ordere per GG (armenisches Uber) ein Taxi.
Wohin es mich bringen soll, erfahrt ich dann morgen
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