Der Traum vom Fliegen
Das Handeln des Wolfgang Prock-Schauer scheint geprägt vom Denken seines Vorgängers Hartmut Mehdorn: Klotzen, nicht Kleckern. Bereits Hartmut hatte den Mut sich der einzig wahren Luftfahrtallianz anzuschließen, die auch mit Eine-Welt-Läden im Einzelhandel mehr als erfolgreich ist. Daher führt der Weg von Palma nicht direkt nach Düsseldorf. Nennt man AirBerlin heute in einem Atemzug mit Luftfahrtgrössen wie S7-Airlines oder SriLanKan, so darf und muss auch Iberia zum Zuge kommen!
Zuvor braucht der Reisende jedoch mehr allen Mut, schließlich handelt es sich um eine Codeshare-Verbindung und es darf bezweifelt werden ob Helga und Karl-Heinz sich hier zurecht gefunden hätten.
Exkurs: Bereits in Düsseldorf hatte man mich für den Flug PMI-MAD auf einen nicht zu wechselnden Gangplatz eingecheckt (sorry auf das System von IB haben wir keinen Zugriff), genauso wie es in meinem Profil nicht vermerkt ist. In Palma dann kann der Platz gewechselt werden. Dafür braucht es mehrere Telefonate, auch um mich im folgenden für MAD-DUS einzuchecken. Exit-Row, XL-Seat for purchase? frage ich weltmännisch. Sorry, this is a diffrent system - tönt es unisono bei IB und auch AB. Dann möchte ich zumindest den Iberia-Flug upgraden - sorry, not with TopBonus, not with Avios, not for purchase - a diffrent System, sorry. Naja, ist halt ne Pauschalreise - da verbietet schon der Name die Sonderausgaben!
Nun wird ein weiteres Ritual fällig: Duty Free! Erst der Einkauf verbilligter Genussmittel macht ein pauschaliertes Urlaubserlebnis rund: Ermöglicht Duty Free doch einen Teil des Reisepreises durch Konsumvorteile zurück zu gewinnen. Gleich tut man es den Vorfahren, die Weihrauch, Curry und Senf aus der Ferne mitbrachten - Rauchware ist auch heute noch angesagt. Auch hierfür ist Zeit genug in den drei Stunden, die man sich - unterstützt von Neckermann - naturgemäß vor der geplanten Abflugzeit am Flughafen einzufinden hat. Und so fällt es nicht schwer den Flieger nach Madrid zu erreichen. Iberia befördert mich im Vorgängermodell des gestrigen Flugzeugs, dem dreihundertzwanzigsten Airbus (angeblich gibt es bereits 380 davon). Und Iberia lehrt, Reisen erfordert Demut und Bescheidenheit, insbesondere was Platz angeht.
Im Zeichen derer, die sich auf der Suche nach dem Glück, und unter Aufgabe sämtlicher Ansprüche an Komfort, in die vierte Klasse der Titanic einkauften, fühle ich auf 28zölligem Raum Verbundenheit zu den furchtlosen Vorfahren. Vermutlich haben wir auch die Einmaligkeit der Reise gemeinsam - wenn auch mit glücklicherem Ausgang.
Frei von störendem Servicegedöns geht es nach Barajas, der Spanier verzichtet liebevoll auf Vokale und spricht vom Aeroport Bchchchs.
Spätestens hier wären Helga und Karl-Heinz vor Ehrfurcht zusammengesunken: Terminal vier, Kathedrale der Weltreisenden, architektonisches Meisterwerk und logistische Verpflichtung zugleich. Wie gerne wäre ich durch den basarartigen, marktplatzgleichen Gebäudetrakt geschlendert, allein ein Pflichtbesuch im SalaVip der Iberia vereitelt dies.
Der Umstieg gelingt und ich darf erneut Platznehmen, dieses Mal im 737. Flugzeug der Marke Boeing - ein Jubiläumsflug, der achthundertste, wenn ich es richtig verstanden habe. Die Maschine nicht voll, die XL-Sitze verweist, ich fühle Wehmut mit Wolfgang, und als Anteilseigner zugleich die Verpflichtung meinen ersten Mitarbeiter in seinem unermüdlichen Schaffen, die Weltreisenden in ihrer Passion zu unterstützen, zu unterstützen! (Satz nicht verstanden? Dann lies noch mal, der stimmt so!).
Also erstehe ich für schmales Geld ein Panini aus dem Hause Sansibar - nichts wofür man eine Brieftaube nach Sylt entsenden müsste, oder neudeutsch, nothing to write home about. Dazu genießt man hoch über den Wolken gekühlten Rotwein, den Wolfgangs Schergen in Sansibar/Tunesien vermutlich selbst ausgesucht haben.
Und so bleiben die letzten Minuten - es dünkt mich wir überquerten die Biscaya - um das Erlebte zu reflektieren. Voller Eindrücke werde ich wochen- ja vielleicht monatelang von dieser Reise zerren und gleichsam meiner Umgebung berichten. Eines Tages, da werde ich es wieder wagen, und dann auch die Abenteuer Tagesausflug, Werbeverkaufsveranstaltung, Rollermiete und Abendanimation genießen. Aber bis dahin wird noch viel Kerosin in den Äther geblasen.
Und so verbleibe ich in tiefster Dankbarkeit und in Gedenken derer die die Welt für uns urbar gemacht haben, sowie in tiefer Bewunderung für diejenige und denjenigen, der kostbarste Zeit darauf verwendete durch diese Zeilen an meiner Expedition teilzuhaben. Eines fernen Tages melde ich mich zurück, bis dahin aber gilt ebenso an die Seefahrer auf dem Meer wie an die Fahrenden auf dem Land: keep traveling, happy flighting und allzeit gute Fahrt!