Mingalar Bar !
Myanmar ist ein grossartiges, einzigartiges Land mit wunderbaren, intelligenten, aufgeschlossenen und warmherzigen Menschen.
Ich kann nur jedem gratulieren, der VOR 2012 dort war und es noch zu moderaten Preisen in ursprünglichem Zustand (was leider für die Bevölkerung hiess und heisst "mühsames, kärgliches Leben") erlebt hat.
Leider wird Myanmar binnen kürzester Zeit zur "Rip-Off" - Destination Nummer 1 in Asien aufsteigen.
Hotelpreise schon um 300% erhöht. Habe im August 2011 im Top-Hotel PARK ROYAL YANGON für 65 $ genächtigt, gebucht bei meinem einheimischen Travel-Agent-Bekannten mit seinem kleinen aber super-zuverlässigen Reisebüro. Heute in 2012, nicht mal 18 Monate später, kostet das Park-Royal um die 250$. Und das Büro meines Bekannten bekommt selbst zu diesen Preisen keine Kontingente mehr - alles aufgekauft von grossen Tourisitik-Konzernen, koste es was es wolle.
Das selbe gilt auch für kleinere, preiswertere Unterkünfte, nicht nur in Yangon sondern auch up-country.
Immer mehr Restaurants und selbst Tea-shops haben jetzt generell "Extra-Speisekarten" für Ausländer auf Englisch, dort zahlt man dann 5000 Kyat, was der Einheimische für 1000-1500 Kyat bekommt (okay das gab's teilweise auch schon früher).
Kontingente sind für kleine Veranstalter und (einheimische) Agenturen praktisch nicht mehr zu bekommen, insbesondere die Nachfrage aus Ostasien (Japan, Korea, Taiwan, aber auch VR China) ist dermassen gestiegen. Praktisch alle asiatischen Airlines haben ihre Frequenzen nach Yangon verdoppelt oder gar verdreifacht (Air Asia), oder haben Yangon erst jetzt ganz neu ins Programm aufgenommen, und schaufeln Touris ins Land, ohne daß dies die Infrastruktur in irgendeiner Weise bewältigen kann.
Eine "Goldgräber-Stimmung" und -Mentalität tut selten gut und geht selten gut, aber genau das passiert jetzt grade in Myanmar.
Wie gesagt, 2010 / 2011 wäre das ideale Jahr zum Besuch gewesen, als sich das Land schon leicht öffnete, aber von der Touri-Masse noch gemieden wurde.
Obwohl im Nachbarland ansässig, habe ich selbst Myanmar lange gemieden, was eigentlich völliger Unsinn war. Die einfachen Menschen, Händler, Tea-shop-Betreiber, Souvenir-Verkäufer, haben von den wenigen Besuchern genauso profitiert wie die Junta (und im Verhältnis eher sogar noch mehr).
Und macht Euch da mal keine falschen Vorstellungen, auch wenn ich THEIN SEIN durchaus als Gorbatchov Südostasiens sehe und seine Reformbemühungen geradezu sensationell anmuten, wenn man das Land und seine Strukturen kennt, die Kohle geht nach wie vor in die Taschen (jetzt erst recht!) der ehemaligen Junta und der Junta-Cronies, die das Land jahrzehntelang ausgeplündert haben, und die ihre Reichtümer (hunderte von Millionen $) jetzt nach Singapur und KL verschafft haben, wo auch ihre Sprösslinge heutzutage in den Eliteuniversitäten studieren. Wer z.B. AIR BAGAN fliegt, oder in einem AUREUM-HOTEL absteigt, unterstützt den ehemaligen Diktator mehr oder weniger unmittelbar, da das alles seinem Schwiegersohn TAY ZA gehört - dem gehört praktisch das halbe Land und mehr (auch sämtliche Tankstellen des Landes). Jede Airline hat irgendwelche Verbindungen zu der ehemaligen JUNTA - sonst würde die gar keine Lizenz bekommen.
Die Ticketerträge für Zugfahrten in den Luxuszügen gingen auch unmittelbar in die Taschen der Generäle, ohne daß irgendetwas in den Erhalt oder gar Verbesserung des Schienennetzes re-investiert wurde. Nur private Bus-Unternehmen waren und sind zum Teil auch wirklich "privat", und es gibt da mittlerweile auch sehr komfortable neue Koreanische Busse im Einsatz (z.B. bei der YAR ZAR TUN - Company), aber ist eben nicht jedermanns Sache und anstrengender und zeitraubender.
In jedem Falle gilt auch heute für Myanmar noch: Sein Geld mit FINGERSPTZENGEFÜHL ausgeben und sich vorab INFORMIEREN.
Und wenn's geht, lieber einen kleine, ortsansässige Agentur in Anspruch nehmen, wo das Geld dann auch im Lande bleibt und der einheimischen Bevölkerung zu gute kommt, als ein grosses ausländisch geleitetes Büro zu nutzen, das eine vielfach höheren Aufschlag berechnet, ohne deswegen seine einheimischen Mitarbeiter besser zu bezahlen.
Und wer dann irgendwann so 10-12 Euro (!!!) vor Ort für ein Essen ausgibt, dem möchte ich nur mal als Info mitgeben, daß ein normaler Lehrer kaum mehr als 30 Euro im Monat verdient. Nur um die Relationen ein bisschen klarzustellen......
In 2012 war ich nicht im Land, und ich weiss nicht ob ich 2013 hingehen werde, denn auf RIP-OFF's reagiere ich generell allergisch. Das Land wird sich sicher verändern, aber für die einfache Bevölkerung hat sich zumindest bislang so gut wie gar nix geändert. Die leben nach wie vor in einfachsten und ärmlichsten Verhältnissen (habe viele Privat "Häuser" oder eher Hütten in Myanmar gesehen und besucht, die Leute haben sich zunächst so geschämt). Das Touri-Geld kommt (noch) nicht bei den normalen Leuten an.
Sicherlich ist die Perspektive jetzt nach der Öffnung langfristig viel besser, und ich kenne viele junge Leute, die sich beruflich in die Touristik orientieren wollen.
Irgendwann wird's dann auch grosse Shopping-Malls geben, neue Strassen (und nicht nur nach Nay Piy Taw wie bislang), neue Autos, neue Züge, neue Krankenhäuser (oder überhaupt welche), neue Schulen. Die morbide, zerfallende Altstadt von Yangon (so zerfallen und morbide wohl wie nur noch Havanna auf diesem Planeten - und Myanmar und Kuba waren ja bis vor Kurzem auch so was wie "Brüder im Geiste") wird abgerissen werden - wohl müssen, da die Bausubstanz in den meisten Fällen nicht mehr zu retten sein dürfte, neue Hochhäuser schiessen schon jetzt aus dem Boden
Und viele Touris werden dann sagen "ach, das ist ja gar nicht mehr so ursprünglich, wie schade.....". Aber den Einheimischen wird es gut tun, wenn das beschwerliche Leben ein klein wenig leichter wird, wenn endlich Perspektiven da sind.
Ich werde das "alte" Myanmar auch vermissen, keine Frage, vor allem diese unglaubliche positive spirituelle Atmosphäre (dabei bin ich eigentlich in keinster Weise religiös), aber ich werde es leichten Herzens "and with a smile on my face" vermissen, denn ich weiss, das "neue" Myanmar" wird besser für seine wunderbaren Menschen........
AMEN......
ermmmm...... sorry wenn das jetzt alles ein bisschen durcheinandergeschrieben war, aber mich verbindet trotz meiner eher wenigen Besuche etwas Emotionales mit dem Land..... {~_~}
weitere Fragen willkommen ;-)