Ich wäre (zum wiederholten Male) sehr interessiert welche Quellen und Informationen hier für die Punkte
"billigend in Kauf nehmen"
vorliegen.
Werter Juser,
diese Formulierung war der Tatsache geschuldet, dass ich in der Launsch kurz vor Boarding keinen längeren Beitrag über das System LCC verfassen wollte. Gerne hole ich dies nun nach:
Im Wesentlichen beziehe ich mich auf folgende Doku, welche wahrscheinlich bekannt sein dürfte, darin insbesondere auf die Aussagen der beteiligten Piloten:
Ryanair - Profit auf Kosten aller? | WDR
Speziell störe ich mich bei FR, genauso - wenn auch nicht in demselben Maße - auch bei U2, EW usw. an der Tatsache, dass dem Profit ein höherer Stellenwert eingeräumt wird als der Sicherheit.
Konkret fallen mir da Situationen mit zu erwartendem schwierigen Wetter ein, welche nahelegen, etwas mehr extra fuel mitzunehmen. Während dies z.B. bei LH üblich ist, werden Piloten bei FR durch diverse Mechanismen dazu angehalten, so wenig fuel wie möglich zu tanken. Die internen „Bestenlisten“ sowie der Rechtfertigungsdruck, falls man über längere Zeit über dem Durchschnitt liegen sollte, führen bei vielen Piloten zu einer Denkweise, bei der im Zweifelsfall lieber zu wenig getankt wird. Dies begünstigt bei längeren Holdings bzw. Diversions das Auftreten unangenehmer Situationen, wenn FR aufgrund von Spritknappheit landen muss. Noch dazu ist derjenige angeschmiert, der mit entsprechenden Reserven unterwegs ist. Daher muss im konkreten Fall eine LH-Maschine weiterhin Kreise drehen, während FR aufgrund von Treibstoffknappheit landen „darf“. Quelle, wenn auch schon etwas älter:
Sicherheitsmängel: Ryanair-Piloten fliegen mit zu wenig Sprit |ZEIT ONLINE
Des Weiteren stört mich die „pay to fly“-Masche, besonders bei jungen Piloten. Außerdem finde ich die Scheinselbstständigkeit der Piloten bedenklich, welche dazu führt, dass diese bei Krankheit kaum oder gar kein Geld mehr bekommen. Während man bei LH einfach mal ein paar Tage krank sein kann, kann dies bei FR existenzbedrohend werden. Dies begünstigt Situationen, bei denen Piloten auch „unfit to fly“ einsteigen (siehe Interviews in der WDR-Doku).
Diese konkreten Beispiele sollen mal an dieser Stelle genügen, man findet im Internet ja problemlos weitere bedenkliche Aspekte.
Dies alles veranlasst mich zu der Schlussfolgerung, dass FR der Profit letztendlich wichtiger ist als die Menschenleben der Personen an Bord. Es ist völlig legitim, dass ein Unternehmen versucht, Profite zu maximieren, LH macht das ja auch. Da geht es dann aber um „enhancements“ bei M&M, kostenpflichtige Sitzplatzreservierungen oder das Outsourcing der Technik auf die Philippinen (was ich auch problematisch finde, aber darum soll es hier nicht gehen). Es gibt aber rote Linien, wie z.B. die Betankung, die werden bei LH nicht überschritten, bei FR hingegen schon. Gleiches gilt für den Umgang mit Krankheitsfällen und die Arbeitsverträge.
Hier kommen wir nun zum Punkt „billigend in Kauf genommen“: das Management von FR weiß das alles natürlich. Auf dem Papier mögen die Arbeitsverhältnisse usw. nach irischem Recht auch in Ordnung sein, das kann ich nicht beurteilen. Natürlich steht es kranken Mitarbeitern auch grundsätzlich frei, nicht zu Arbeit zu kommen und kein Geld zu bekommen. Beim nächsten Mal werden diese "Problemfälle" dann halt gar nicht mehr eingesetzt.
Die Geschäftsführung um Michael O'Leary hat ein System geschaffen, welches Piloten unter Druck setzt, trotzdem zu kommen. Dasselbe gilt für die Tatsache, dass die Betankung der Flugzeuge natürlich einzig und allein Sache der Piloten ist - solange diese es schaffen, damit im Durchschnitt die nennen wir es mal "ambitionierten" Vorgaben von FR einzuhalten. Dabei entstehen teilweise gefährliche Situationen. Die Führung von FR nimmt diese wenigen Einzelfälle in Kauf, da durch dieses System insgesamt hohe Profite erwirtschaftet werden, und hofft, dass es schon nicht zum Äußersten kommen wird. Genau auf dieses System bezog ich mich.
Im Zweifelsfall wird es dann halt menschliches Versagen gewesen sein, wobei das Management natürlich keine Schuld treffen wird, da der Pilot ja Selbstständiger und alles seine Verantwortung war.
Aus diesen Gründen fliege ich weder FR noch U2 und versuche, EW nach Möglichkeit zu meiden, wobei das immer schwieriger wird. Ich finde die "Geiz ist geil"-Mentalität hat Grenzen, und Sicherheit im Flugverkehr ist eine davon.
So, und jetzt alle auf mich drauf mit dem Sturm der Entrüstung!!!!111einself