Teil 14 - JFK-CDG
Ich darf den Cliffhanger feierlich auflösen: T8 in JFK ist toll! Ich bin in wenigen Minuten vom Ankunftsgate am Abflugsgate, Priority Boarding läuft gerade noch, ich bin einer der Ersten an Bord und darf die Herzlichkeit einer amerikanischen Cabin Crew erleben. Not. Wir werden auf diesem Flug keine Freunde mehr. Es ist fast schon lustig, was für eine menschliche Beziehung sich in knapp sieben Stunden entwickelt. Blicke sprechen Bände, irgendwas zwischen Missverständnissen, Unverständnissen und der seltenen Einsicht, dass man ja nunmal allen irgendwie einen ähnlichen Service liefern muss. Es stört mich irgendwie gar nicht, aber eigentlich alles ein Unding. Fängt damit an, dass ich keinen Welcome Drink bekomme - bis ich danach frage, wonach es denn geht, wer einen bekommt und wer nicht. Dann bin ich der Einzige, der offenbar einen Adapter möchte, der aus dem lustigen Zigarettenanzünder-Steckdöschen einen brauchbaren Anschluss macht. (I just wanted to ask if you have just American power outlets or European ones as well - Fragendes Gesicht - Because your 737s have both - Antwort: Oh, this is an oooold 767!) Langes Gesuche überall, dann finden sie ihn - er geht natürlich nicht. Was solls, ich schlafe ja eh. Hoffentlich.
Zurück auf Anfang. Wir sind pünktlich drin, ich tausche meinen Fensterplatz mit einem Franzosen, der mit seiner Frau auf 4C und D sitzt. Ich glaube, sie freuen sich. Ich mich auch, denn ich muss nachts nicht über seine Gattin klettern und ihm tut das vielleicht mal wieder ganz gut. In all der AA-Herzlosigkeit sind die beiden aber ein herrlicher Punkt der Zufriedenheit und Dankbarkeit und lächeln die ganze Zeit fröhlich. Wie ein billiges "Bonsoir Madame" doch für viele Stunden Verbundenheit sorgen kann.
Es gibt nun also doch einen Pre-Flight-Drink. Champagner, Gosset Brut Excellence. Kann man trinken, haut aber niemanden um. Der Sitz ist eine Rutsche, die nur recht merkwürdige Schlafpositionen bietet. Zum Sitzen ist er dafür sehr angenehm.
Ja, man vermisst den heute üblichen mindestens-15"-IFE-Bildschirm. Und natürlich gab es sowas schon, als AA die Sitze gekauft hat. Warum man es nicht einbaut? Keine Ahnung. Es gibt auch hier das Galaxy-Tab. Hm, eigentlich gar nicht schlecht, aber es wirkt halt arg improvisiert. Ich kann eine meiner peinlichsten Filmlücken schließen und gucke Forrest Gump. Also die erste Hälfte etwa. Muss wohl dann doch geschlafen haben.
Nach dem Start kommen die warmen Nüsschen und Eis mit ein bisschen Cola.
Die Karte mit dem Essen lag schon auf dem Platz, als ich ankam. Inklusive der vom vorherigen Flug. Gut, sehen aber auch alle gleich aus, ne.
Starter ist als Thunfisch und Salat. Ich muss sagen, es schmeckt. Nothing fancy, aber wirklich in Ordnung. Und selbst als Anglist wieder was gelernt. Pretzel Dough. Wie logisch!
Nach vielen Recherchen habe ich erfahren, dass man sich bei AA vor allem auf das Beef Fillet verlassen kann. Außerdem ist so ein schönes Stück Fleisch jetzt genau das Richtige.
Das geröstete Wurzelgemüse ist nicht nach meinem Geschmack, aber das könnte auch an mir liegen. Der Rest ist allerdings tatsächlich gut, vor allem das Fleisch. Und nur darauf kommt es ja an! Interessant: In der Galley gibt es einen männlichen FA, den ich die ganze Zeit nur dort sehe. Er trägt auch ständig eine Schürze, ist aber nie im Service am Kunden zu sehen. Was soll das? Weiß das jemand?
Als Dessert nehme ich die Käseplatte. Dazu gibt es Tee.
Zwischenfazit: Unfreundlich bis uninteressiert, Essen ganz okay, als Vollzahler würde es mich ärgern.
Ich versuche zu schlafen, was auch recht gut zu klappen scheint. Ich bin zwar zwischendurch immer wieder wach, bekomme aber nicht viel vom Flug mit und werde erst von den Frühstücksgeräuschen geweckt. Voller Vorfreude erhoffe ich mir ein annehmbares Frühstück und bekomme das hier.
Es war bestimmt gut, wenn man sowas mag. Ich hab ein bisschen was vom Omelette gegessen und die kalten Sachen. Aber es ist schon doch sehr mäßig gewesen. Was willste erwarten, wenn die eine Nicht-Frühstück-Nation in die andere fliegt. Knackige Brötchen? Wurst? Obst, das den Namen verdient hat? Nööö.
Inzwischen sind wir schon sehr nah dran an Paris und als ich meine Jogginghose wieder gegen etwas Tragbares austausche, fällt mir auf, wie abgeranzt die Toiletten sind. Das hat ja auch nichts mit dem Alter des Flugzeugs von über 22 Jahren zu tun. Es ist einfach lieblos. Gab es bei Iberia noch verschiedenste Pflegeprodukte auf den C-Klos, holzverkleidete Abdeckungen, etc., sieht es hier aus wie in einem 80er-Jahre-Flugzeugabsturz-Film. Dass da nicht steht, dass man das Klo bitte nicht auf Flughäfen benutzen soll, ist aber auch alles.
Mit äußerst grimmigem Blick sammelt meine FA den nicht benutzten Adapter wieder ein. Dazu die Galaxy Tabs, ich schlummere den Rest bis zur Landung, noch ca. 30 bis 45 Minuten.
Kurz nach dem Start hatten wir die Berechtigungskarten für Access No 1 - die Prio-Lane bei der Immigration - bekommen. Die brauchts allerdings nicht, wir sind mehr als schnell durch die normale Kontrolle, das mag für Nicht-EU-Bürger länger dauern. Nach den knapp 30 Minuten Connection Time in JFK rechne ich nicht mit dem Koffer in CDG. Aber - und das ist wirklich eine große Leistung von AA und JFK - er ist einer der ersten auf dem Band. Am Ende zählt sowas wohl mehr als grimmige FAs. Ich bin sehr angetan davon, dass sie das geschafft haben. In beiden Richtungen hatte ich eine sehr enge AA-Connection und in beiden Fällen hat die Airline das wirklich sehr durchdacht und erfolgreich gelöst. Die wissen, was sie verkaufen.
In CDG angekommen transferiere ich zu Terminal 2G. Mein Rückflug wird mich wegen des geringeren Preises nach CGN statt DUS führen. Daher das Zusatzterminal mit der Hölle aller Lounges. Aber dazu später mehr - im finalen Teil.
EDIT: Ich bitte um Verzeihung für die vielen falsch gedrehten Fotos. Ich stehe damit irgendwie auf dem Kriegsfuß. Ich glaube, mein OS X macht vieles in der Ansicht automatisch richtig, was aber in der zu Grunde liegenden Datei gar nicht so ist...