Bei dieser Gelegenheit kann ich mal über meine Erfahrung mit dem Thema berichten. Vor ein paar Jahren habe ich bei einer deutschen Bank online ein Girokonto eröffnet. Ein paar Tage später erhielt ich eine Email, dass die Eröffnung nun vollzogen sei, verbunden mit der Mitteilung "In Kürze erhalten Sie auf dem Postweg Ihre Kontodaten sowie separat Ihren Zugang zum Internetbanking." sowie "Außerdem erhalten Sie auf dem Postweg Ihre kostenfreie EC-Karte und separat die dazugehörende PIN." Zeitnah kam diese Information auch noch per Brief.
Als nächstes kam, 11 Tage später, ein Brief, in dem die Bank mir ohne Angabe weiterer Gründe und Details für mich vollkommen überraschend lapidar das Konto mit einer Frist von zwei Monaten kündigte und mich in diesem Zusammenhang um Ausgleich bis dahin aufforderte. Ich sandte noch am selben Abend der Bank ein Fax, in dem ich meine Verwunderung zum Ausdruck brachte sowie (der Form halber, wie ich damals glaubte) um eine Bestätigung bat, dass mein Konto ausgeglichen sei. In diesem Zusammenhang erwähnte ich, dass ich weder Bankkarte noch Internet-Banking-Zugangsnummer noch TANs erhalten hatte, sodass es mir nicht möglich war, den Kontostand selbst zu prüfen.
Am nächsten Tag kam dasselbe Kündigungsschreiben nochmals per Einschreiben.
Am Folgetag erhielt sich ein Antwortschreiben von der Bank, in dem sie allerdings nicht auf meine Bitte einging, sondern nur betonte, dass sie keine Kündigungsgründe zu nennen brauche (was ich gar nicht in Zweifel gezogen hatte). Die Bank ging nicht auf meinen Hinweis ein, dass ich keine Karte erhalten hatte. Ich weiß somit nicht, ob sie ihn gelesen und darauf hin tätig geworden war oder nicht.
Erst auf mein erneutes Fax eine Woche später, in dem ich nochmals um Bestätigung der Ausgeglichenheit des Kontos bat, erhielt ich ohne weiteren Kommentar per Post eine Kontenübersicht (weiterhin keinen Kontoauszug oder Transaktionsliste) und ein formloses Anschreiben. Die Übersicht wies für das Girokonto ein Soll von gut 1500 € auf (den Betrag hatte die Bank per Farbstift nochmals markiert). Außerdem war in der Übersicht eine "EC Karte" erwähnt.
Daraufhin dämmerte mir, was passiert sein musste. Ich nahm während der Geschäftszeiten telefonisch Kontakt auf und schilderte der Hotline den Sachverhalt. Sie stellte mich in die Fachabteilung durch, was erstaunlicherweise gut klappte. Die Mitarbeiter waren alle extrem freundlich, engagiert und hatten eine schnelle Auffassungsgabe. Ihnen war sofort klar, dass Karte und PIN auf dem Postweg gestohlen worden sein mussten. Auch verstanden sie, dass ich keinerlei Möglichkeit hatte, auf das Konto zuzugreifen oder den Stand einzusehen.
Das Ende vom Lied war, dass ich online eine Anzeige bei der Polizei erstattete, obwohl ich der Bank natürlich erläutert hatte, dass sie, nicht ich bestohlen worden war (und ich z.B. gar nicht die Details kannte, wo das Geld abgehoben worden war). Natürlich habe ich von dieser Anzeige nie mehr etwas gehört.
Die Bank blieb bei ihrer (ordentlichen) Kündigung, obgleich alle Mitarbeiter, mit denen ich sprach, betonten, dass ihnen klar sei, dass nicht ich den Schaden verursacht hatte, sondern Dritte. Sie versicherten mir, dass sie versucht hätten, die Bank zur Rücknahme der Kündigung zu bewegen, aber das müsse der Vorstand genehmigen, und der weigere sich, "wegen Compliance", da könne man dann nichts mehr machen. Inwieweit das tatsächlich zutraf, vermag ich natürlich nicht zu sagen.
Zum Glück gibt es ja noch weitere Banken auf dem Markt. So hatte ich letztlich keinen finanziellen Schaden, nur etwas Aufwand mit der ganzen Korrespondenz.
Mein Briefkasten wies übrigens keinerlei Anzeichen von Beschädigungen auf.
Offenbar ist es für Banken günstiger, den Versand ihrer (bereits aktivierter!) Karten und Unterlagen per einfacher Post abzuwickeln und im Zweifelsfall den Verlust zu tragen, sofern man ihn nicht auf den Kunden abwälzen kann.
Warum die Bank von Anfang an einen Dispo ungefragt einräumt, bleibt ihr Geheimnis; vermutlich ist sie scharf auf die potenziellen Zinseinnahmen.